E-Book, Deutsch, 126 Seiten
Kastenholz / Ap Cwanderay DAS HÖLLISCHE ERBE DER PENELOPE STEINGRUBER
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7487-9804-0
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 126 Seiten
ISBN: 978-3-7487-9804-0
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
»Was ... bist du?« Seine Stimme war nur ein Hauch, ein leises Flüstern, geboren aus Angst und Hoffnungslosigkeit. »Dein Verderben«, flüsterte das Wesen genau so leise zurück. Voller Entsetzen sah der Redakteur, wie das Funkeln in den Augen der Kreatur zu einem alles verschlingenden Flammenmeer anwuchs. Wie feurige Dolche bohrten sich die verzerrenden Blicke in seine Augen, ließen sein Blut kochen, seine Augäpfel platzen, sein Fleisch verschmoren. Er starb mit einem nicht enden wollenden Schrei der Qual auf den Lippen ... Brutale Morde rufen Montague McGallagher und Sunny auf den Plan. Im Kampf gegen einen höllischen Rachegeist werden sie mit Schrecken konfrontiert, die ihren Ursprung in dem zerstörten Ort Glainach haben. Und die zu einer Bedrohung für ganz Klagenfurt werden könnten...
Autoren/Hrsg.
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1
Einsam stand das Haus auf der windgepeitschten Klippe. Dunkle Wolken zeichneten sich am Firmament ab und verliehen der kühlen Sommernacht etwas Bedrohliches. Selbst zu dieser ansonsten milden Jahreszeit war das Klima hier, an der Küste Nordirlands, rau und unbeständig. Das störte den Mann, der sich der Hütte näherte, jedoch nicht weiter. Als gebürtiger Schotte war er das gewohnt. Sein schulterlanges, weißgraues Haar wurde vom Wind zerzaust, und seine leichte Sommerjacke wehte wie das Cape eines Superhelden in seinem Rücken. Die eisgrauen Augen des Hünen fixierten die Behausung vor ihm. Der Weg hierher war beschwerlich gewesen und hatte oftmals quer über Fels und grasbedeckte Hügel geführt. Wer hier lebte, musste schon verdammt gut zu Fuß sein. Die nächstgelegene Ortschaft war der das Fischerdorf Dunfanaghy, einige Kilometer weit entfernt und am Fuße der Klippen, nahe der Sheephaven Bay, gelegen. Als der Mann die Hütte erreichte, blieb er stehen und sah sich aufmerksam um. Als suche er etwas. Oder jemanden … Er fixierte mit seinen Blicken einen Punkt in der Dunkelheit hinter der Hütte. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, dann hob er seine Faust und klopfte energisch an die massive Holztür. Es vergingen einige Augenblicke in völliger Stille, nur durchbrochen vom Rauschen des Windes. Dann waren auf der anderen Seite der Tür leise, schlurfende Schritte zu vernehmen. Der Schotte konnte hören, wie ein metallener Riegel zurückgezogen wurde. Dann öffnete sich die Tür langsam mit einem knarrenden Geräusch. Der Hüne musste grinsen bei dem Gedanken, dass hier so fast jedes Klischee einer Gruselgeschichte bedient wurde. Fehlte nur noch die warzennasige Hexe mit der schwarzen Katze auf dem Buckel. Ganz so extrem war der Anblick dann doch nicht, der sich ihm in der offenen Tür bot. Keine Warzennase, kein Buckel und definitiv keine schwarze Katze. Dafür eine Frau mittleren Alters in einem schlichten, hellgrünen Kleid. Hohe Wangenknochen und smaragdgrüne Augen dominierten ein feingeschnittenes Gesicht. Eine Flut ungebändigter roter Locken machte das Klischeebild der hübschen Irin vollkommen. Ohne ein Wort zu sagen starrte die Frau den großen Mann mit festem Blick an. Dabei musste sie den Kopf leicht in den Nacken legen, da er sie um gut einen Kopf überragte. »Schönen guten Abend, werte Dame«, begann der weißhaarige Mann. »Es ist kurz vor Mitternacht«, unterbrach sie ihn mit kühler Stimme. »Was wollen Sie?« Anstelle einer Antwort schob sich der Schotte einfach an ihr vorbei und betrat die kleine Hütte. Ein einfach eingerichtetes Zimmer empfing ihn. Die Behausung war nicht sehr groß und bot eigentlich nicht mehr als diesen einen Raum. Daher befanden sich Schlafstätte, Kochecke und Wohnbereich gleichermaßen hier. Ein großer Kamin nahm fast die ganze Stirnseite des Zimmers ein und sorgte mit seinem flackernden Feuer für angenehme Wärme. Zwei Fenster, eines rechts, eines links, gewährten Ausblicke auf die jetzt im Dunkeln liegende Küstenlandschaft. Vor dem Kamin befanden sich ein Tisch und zwei Stühle. Eine offene Flasche Wein und ein halbvolles Glas standen neben einem Teller mit einem angeschnitten Laib Brot, Weintrauben und etwas Käse darauf. Die Frau hatte sich wohl gerade einen Mitternachtssnack gegönnt. Ungefragt setzte sich der nächtliche Besucher hin und nahm sich ein Stück Käse. »Du weißt genau, was ich will«, richtete er das Wort an die Rothaarige, die noch immer bei der offenen Tür stand. Dabei klang seine Stimme weiterhin höflich, obwohl sie jetzt einen leicht bedrohlichen Unterton inne hatte. Langsam drückte die Irin die Tür ins Schloss, verharrte aber weiterhin dort. »Und du weißt auch genau, wer ich bin«, fuhr der Hüne fort und warf dabei eine einzelne Weintraube in die Luft, um sie dann geschickt mit dem Mund aufzufangen. »Montague McGallagher, der Monsterschlächter«, stieß die Frau hervor. »Der letzte TORwächter.« »Genau der. Immer wieder schön zu sehen, dass das Marketing funktioniert.« Ein Lächeln umspielte die Lippen des Schotten. Auf den ersten Blick wirkte es belustigt. Doch seine Augen blieben davon unberührt. Eindringlich fixierte er sein Gegenüber. »Du weißt, was ich will …« »Niemals wirst du es bekommen, Monsterschlächter!« Die Stimme der Rothaarigen schwoll zu einem lauten Kreischen an. Und dann verwandelte sie sich. Ihre rote Mähne richtete sich auf, als würden ihre Haare unter Strom stehen. Eine grau-grüne Blässe überzog ihre Haut, und dünne schwarze Adern sprossen über ihren gesamten Körper. Die Hände der Irin formten sich zu Klauen, die Fingernägel zu langen, schwarzen Krallen. In den einstmals grünen Augen schien nun ein dämonisches Höllenfeuer zu lodern, und das weit aufgerissene Maul präsentierte zwei Reihen dolchartiger Zähne. Zwischen ihnen wand sich eine lange schwarze Zunge wie ein schleimiger Aal. Das ehemals hübsche Gesicht war jetzt zu der ausgemergelten Fratze einer dämonischen Bestie geworden. Zu dem einer Banshee! Wild riss die Kreatur die Arme empor. Ein Sturm schien sie zu umtosen, blitzartige Entladungen tanzten über ihr grünes Kleid, die Luft knisterte vor Elektrizität. Ihr Maul öffnete sich immer weiter, als besäße es kein Kiefergelenk. Die Haut spannte sich, als würde sie jeden Moment zerreißen. Ein reißzahnbewehrter Schlund, der bereit war, seine tödliche Magie auf den Schotten loszulassen. Montague blieb von dem ganzen Höllenspuk, den die Gestalt entfesselte, weitestgehend unberührt. Noch immer saß er am Tisch und nahm jetzt genüsslich einen Schluck Wein. Dann steckte er zwei Finger in den Mund und ließ einen durchdringenden Pfiff ertönen. Lächelnd lehnte er sich zurück und harrte der Dinge, die da kommen würden. Und nicht kamen. Hatte das Höllengeschöpf vor ihm bei dem Pfiff im ersten Moment irritiert innegehalten, so zeigte sich jetzt ein triumphierendes Leuchten in den glühenden Augen. »Da scheint wohl etwas nicht so zu laufen wie geplant«, stieß es höhnisch hervor und verteilte dabei ätzenden Geifer im ganzen Raum. Siegessicher begann das Wesen auf ihn zuzugleiten und das Maul wieder aufzureißen. Nach der nicht erfolgten Reaktion auf seinen Pfiff war der TORwächter aufgesprungen und wich jetzt langsam zurück. So war das definitiv nicht geplant gewesen. Erneut stieß Montague einen lauten Pfiff aus und starrte dabei in den schwarzen Schlund der Kreatur vor ihm. Jeden Augenblick konnte daraus der tödliche Schrei der Banshee erklingen und ihm das Gehirn grillen. Ihre Klauen schlossen und öffneten sich in freudiger Erwartung, ihr ausgemergelter Brustkorb schwoll an, als sie tief Luft holte … und dann zerbarst das Fenster zur Rechten mit einem lauten Knall und ein lohfarbener Schemen fegte in den Raum! Erleichtert atmete Montague auf. Er sah, wie seine treue Gefährtin Sunny die Banshee zu Boden warf und dann ihre Zähne in den Oberarm der Höllenkreatur vergrub. Endlich erklang der Schrei der Banshee – jedoch nicht als Todesschrei, nun war es ein Schrei der Schmerzen und der Qual. Ein Zittern und Beben durchlief ihren Körper. Es sah aus, als hätte sie einen Elektroschock erhalten. Ein letztes Aufbäumen – dann lag sie wie erstarrt da. Das einstige Triumphieren in den Augen war schierer Panik gewichen, als die Banshee den Schotten ansah. Langsam kam er auf sie zu. Sanft tätschelte Montague den Kopf der großen Hündin, die mit gefletschten Zähnen neben der Banshee Position bezogen hatte. »Am Timing müssen wir aber noch ein bisschen arbeiten, hm?« Die Antwort der Hündin bestand lediglich aus einem leisen Schnauben. Ungerührt fixierte die Leonberger-Schäfer-Mischlingshündin die dämonische Kreatur zu ihren Pfoten. Die Zähne des Tiers hatten tiefe Wunden im Oberarm hinterlassen. Rinnsale schwarzen Blutes traten aus und bildeten eine kleine Pfütze unter dem Leib des Höllengeschöpfes. Leicht angewidert verzog Montague das Gesicht, als ihm der faulige Gestank des Blutes in die Nase drang. Trotzdem ging er neben der Banshee in die Hocke. »Was … was hast du … mit mir … gemacht …?«, stieß die Kreatur schmerzerfüllt hervor. Jedes Wort, jede Silbe schien sie ungeheure Anstrengung zu kosten, jede Zelle ihres Körpers schien die Lähmung, die sie überkam, zu bekämpfen. »Ich noch gar nichts«, antwortete der Schotte lapidar. »Das ist bisher allein Sunnys Verdienst. Ihr Biss hat auf Kreaturen der Anderswelt eine lähmende – und sehr schmerzhafte – Wirkung.« »Dann … dann bring es … endlich zu Ende … Monsterschlächter! Töte mich … und erlöse mich«, keuchte die Banshee. Stinkender Geifer rann aus ihren Mundwinkeln. Der Schmerz verzerrte ihre an sich schon unmenschlichen Gesichtszüge ins Groteske. »Oh, ich...