Kastenholz / Tippner / Ap Cwanderay | Seine allererste Liebe | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 165 Seiten

Kastenholz / Tippner / Ap Cwanderay Seine allererste Liebe


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7487-7323-8
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 165 Seiten

ISBN: 978-3-7487-7323-8
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Als Monika Volker Brand kennenlernt, der sich auf ihrer Station nicht zurechtfindet, glaubt sie zunächst an eine Begegnung von vielen. Erst als sie mit ihm ins Gespräch kommt und von ihm erfährt, wen er sucht, erwacht Interesse in ihr. Interesse an Volkers Geschichte über sein Leben. Er sucht seine allererste Liebe - und die liegt hier irgendwo im Krankenhaus ... Monika beginnt ihm zu helfen und beginnt zu verstehen, was eine Beziehung wirklich bedeutet. Eine Beziehung, wie die ihre, die kurz davor steht zu zerbrechen.

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Roman
    Das Leben, heißt es, schreibe die merkwürdigsten Geschichten. Geschichten, die man nicht kommen sieht. Egal, ob es die erste Liebe in einer Disco ist, der unerwartete Anruf eines längst vergessenen Freundes oder die Begegnung mit einem völlig Fremden, der einen dennoch nachhaltig beeinflusst. Der es sogar schafft, wenn man abends neben seinem Ehe- oder Lebenspartner im Bett liegt, darüber nachzudenken, was er gesagt oder gemeint hat. Dass man in den Momenten merkt, dass er einen Punkt in einem berührte, den man bisher gar nicht bei sich kannte. Da liegt man dann in der schummrigen Dunkelheit, den Blick zur Decke gerichtet, ein merkwürdig fremdes, einem noch nie aufgefallenes Lächeln auf den Lippen, und denkt bei sich: Er hat recht gehabt. Es stimmt wirklich. Eben die Gedanken waren es, die einen dazu brachten, über all das nachzudenken, was man bisher erlebt und erreicht hatte oder noch schaffen wollte. Es waren die Gedanken, die einen erahnen ließen, was es bedeutete, am Leben zu sein. Da war plötzlich keine Angst mehr, man könnte sich irgendetwas nicht leisten. Keine Sorge, man könnte einen Urlaub zu wenig gemacht oder die falschen Menschen kennengelernt haben. Alles verlor sich irgendwie. Nur ein Gefühl blieb, das einen zur Seite schauen ließ, dorthin, wo der Mensch schlief, für den man sich entschieden hatte. Mit dem man den Rest seines Lebens verbringen wollte. Der Mensch, der einen dort stärkte, wo man Schwächen hatte. Der einem dort half, wo man nicht weiterkam. Der Mensch … … der immer für einen da war, wenn man ihn brauchte. Dennoch beschlich einen ein merkwürdiger, ein absonderlich nagender Zweifel, der einen darüber nachsinnen ließ, wie es einem ergangen wäre, hätte man sich damals für jemand anderen entschieden. Hätte man auf das Werben des einen, unvergesslich ersten Moments vertraut, den man dann, aus Furcht, sich zu früh zu binden, verstreichen ließ. Warum Monika, die am Schreibtisch des Stationszimmers saß und damit beschäftigt war, am Computer die Pflegeaktivitäten des Vormittags abzuhaken, eben dieser Gedanke kam, wusste sie selbst nicht. Sie merkte nur, als sie den alten, unsicher aus dem Fahrstuhl tretenden Mann sah, dass in ihr unbewusst auf einen Knopf gedrückt worden war, der sie innerlich abschweifen ließ. Dass der Mann da etwas in ihr bewegte und sie sanft den Kopf schütteln ließ, weil sie diese Art der inneren Zweifel seit Jahren … ach was!, dachte sie, seit Jahrzehnten nicht mehr kannte. Bisher war alles perfekt gelaufen. Sie hatte einen liebevollen Mann, drei freche Jungen, aber es waren Kinder, die ihr nie und nimmer hätten besser gelingen können. Im Großen und Ganzen fühlte sie sich in ihrer Haut und in ihrem Leben wohl. Dennoch schaute sie nun über den Rand der zahlreichen Aktenordner auf dem Tisch hin zu dem älteren Herrn, der vorsichtig, beinahe so, als habe er Angst, den falschen Weg einzuschlagen, aus dem Fahrstuhl gekommen war. Auch jetzt, da er zwei wackelige Schritte auf das Stationszimmer zu machte, mit der linken Hand am Handlauf, wirkte er verloren. Sie meinte damit weder seinen Gang noch die Schritte, die er langsam, in der einem alten Mann typischen Art machte, sondern vielmehr seine Körpersprache. Sie hatte viel darüber gelesen, interessierte sich brennend dafür, wie man in den Gesichtern, der Mimik und Gesten von Menschen lesen konnte. Und eben weil ihr Interesse so groß war, glaubte sie, bei dem Alten etwas zu erkennen, das sie noch nicht richtig einordnen konnte. Ihr war, als würde er nicht zu jemandem wollen, der ihm vertraut war. Beinahe so, als suche er einen alten Kumpel aus Schulzeiten auf, den er nach dem letzten Ferientag niemals wieder gesehen hatte. Eben diese Beobachtung ließ Monika darüber grübeln, wieso er solch eine Macht über sie hatte. Wobei Macht sehr hoch gegriffen war. Vielleicht, und mit dem Wort fühlte sie sich gleich viel wohler, bedeutete es auch nur Faszination ihrerseits. Weil ich Krankenschwester bin und ein Auge für alte Menschen habe?, kam ihr eine unangenehme, eine kalt wirkende Stimme in den Sinn, die sie stets verabscheut hatte. Eine Stimme, die all ihre Gefühle, Emotionen und Empfindungen beiseiteschieben und sie kontrollieren wollte. Die ihre eben gemachten Beobachtungen rational und ohne nervendes Gedanken-Sperrfeuer erklären wollte. Eine beschissene, unangenehme Logik, die immer dann in ihr emporstieg, wenn sie merkte, emotional unsicher zu werden. So wie damals, als sie Mark kennenlernte. Da war sie auch zurückgeschreckt, als wäre sie gegen eine Mauer geprallt. Alles in ihr hatte laut »VORSICHT!« gerufen und sie wegen den Tausenden Bildern schwindelig werden lassen, die ihr durch den Kopf geschossen waren. Bilder, die ihr völlig abstrakte und kaum zu beschreibende Szenarien vorgaukelten, wie ihr Leben ab sofort verlaufen würde, wenn sie sich hier und jetzt in diesen wirklich attraktiven und ausgesprochen freundlichen Kerl verlieben würde. Szenarien, wie sie heute wusste, die lächerlicher nicht sein konnten. Aber damals waren sie so prägnant gewesen, so unausweichlich und wie in ihrem Kopf festgetackert, dass sie sich wirklich auf einer Müllhalde nach Essen suchen sah. Und nur deshalb, weil sie den vielen Ideen und Träumen Marks immer wieder nachgegeben hatte, anstatt auf ihren Wünschen zu bestehen. Oder das andere, das ihre Seele bis heute erschütternde Drama, alleine zuhause sitzen zu müssen, mit fünf oder sechs Kindern, von ihrem Kerl verlassen, weil er fand, dass sechs Kinder eindeutig zu viel waren, und er ihren inzwischen fetten Arsch und ihre bis zum Bauchnabel hängenden Brüste nicht mehr anziehend fand. Was wiederum lächerlich war, da ihre Brüste so klein und handlich waren, dass sie niemals, selbst nach zwanzig Kindern, bis zu ihrem Bauchnabel gereicht hätten. Damals aber hatte sie eben genau diese Bilder im Kopf gehabt, und sich ernsthaft gefragt, wie sie nur immer wieder auf solch einen Blödsinn kam. … Was wiederum dazu geführt hatte, dass sie sich den ersten Abend, an dem sie Mark kennenlernte, wie ein Trottel benommen hatte, wie es ihn kein zweites Mal auf Erden gab – sah man einmal von Jerry Lewis in seinen Filmen ab. So aber hatte sie Mark unabsichtlich ein Glas aus der Hand geschlagen, hatte sich lässig auf einer nassen und mit Alkohollachen bedeckten Tischplatte abstützen wollen, um dann davon abzurutschen. Oder sie war so heftig gegen ihn geprallt, als sie ihn locker mit der Hüfte anstupsen wollte, dass er ins Straucheln geriet und fast zu Boden gestürzt wäre. Bei dieser Erinnerung musste sie schmunzeln und begriff, dass es eben genau der alte Mann war, der ihr diese Gedanken in den Kopf katapultiert hatte. Gedanken, wie sie jetzt feststellte, die von ihrer ekelhaften Logik gar nicht beeinflusst werden brauchten – nicht beeinflusst werden mussten, weil es etwas Gutes hatte. Es zeigte ihr, und davon war sie überzeugt, als sie sich von ihrem Stuhl erhob, dass man im Leben niemals die beste aller Entscheidungen treffen konnte, aber doch die beste für sich. Deswegen trat sie an das Schwesternzimmer heran, lehnte sich gegen den Türrahmen und fragte ihn noch nicht, ob sie ihm helfen konnte. Nein, sie stand einfach nur da und ließ seine ganze Erscheinung noch einmal auf sich wirken. Sie sah da einen älteren Mann, der noch immer wusste, wie man sich gut anzog. Da war nichts von einer hässlichen, grünen Cordhose, einem rosa schimmernden Hemd oder einer alten, abgetragenen Regenjacke zu erkennen, so wie bei vielen anderen. Obwohl das Alter deutliche Spuren in seinem Gesicht hinterlassen hatte und seine Knie nicht mehr richtig wollten, hatte er bei seiner schiefen Körperhaltung doch noch immer etwas Adrettes. Es wirkte charmant, so wie er seine Jeans trug und den schwarzen Pullover locker über den Saum seiner Hose fallen ließ. Und er hatte, ungeachtet der tiefen Falten und den rissig gewordenen Lippen, noch immer den letzten Hauch seiner einst jugendlichen Attraktivität. Was, wie sie meinte, wohl auch daran lag, dass sein graues Haar nicht sämtliche Dunkelheit von einst verloren hatte. Außerdem, und das war ihr das Wichtigste, konnte man in seinen braunen Augen noch immer all die Freude und Lebenslust von einst erkennen. Auch wenn sie jetzt ein wenig gedämpft war, von einer Spur Unsicherheit durchzogen und … … und das verwirrte Monika zusätzlich … … Trauer! Sie fand, dass man sich schnell darin verlieren konnte. Ja, dass man in ihr versank und man gar nicht genug davon bekam. Sie musste schmunzeln, als sie seine Blicke bemerkte, die suchend durch den Gang streiften. Für ein ungeübtes Auge befanden sich dort allerhand merkwürdige Dinge. Ganz gleich, ob es der Pflegewagen war, das abgedeckte Bett mit dem »Galgen«, das gleich in ein Zimmer geschoben werden sollte, wo es gebraucht wurde, oder der Verbandswagen, der noch inmitten des Flurs stand, weil zwei von Monikas Kollegen hinunter auf die Geriatrie mussten, um dort zu helfen, eine aus dem Bett gefallene ältere Dame zu stabilisieren. Erst als der Mann wieder aufsah, nachdem er kurz stehen geblieben war, fragte sie: »Kann ich Ihnen...



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