E-Book, Deutsch, Band 0541, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
Kaye Verführt im Harem des Scheichs
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86494-165-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0541, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
ISBN: 978-3-86494-165-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Sie meinen, ich soll in Ihrem Harem leben?' Schockiert senkt Lady Celia den Blick vor Scheich Ramiz. Was, wenn es wahr ist, was Schehezerade in 1001 Nacht über den geheimnisvollen Ort erzählt? Auf purpurner Seide harren die Haremssklavinnen unschuldig und unbekleidet ihres Herrn und ... Gewiss, ihre Erziehung als Lady untersagt weitere Fantasien. Aber fern von England, allein mit einem faszinierenden Wüstenprinzen ... Fragend blickt Celia wieder auf und entdeckt ein Glitzern in Ramiz' dunklen Augen, das sie erschauern lässt. Und hoffen, dass Schehezerade nicht gelogen hat ...
Marguerite Kaye ist in Schottland geboren und zur Schule gegangen. Ursprünglich hat sie einen Abschluss in Recht aber sie entschied sich für eine Karriere in der Informationstechnologie. In ihrer Freizeit machte sie nebenbei einen Master - Abschluss in Geschichte. Sie hat schon davon geträumt Autorin zu sein, als sie mit neun Jahren einen Wettbewerb in Poesie gewann. 30 Jahre später hatte sie mit einem Historical Roman den Durchbruch.
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1. KAPITEL
Sommer 1818
Oh George, komm her und sieh dir das an!“ Vor Aufregung beugte Lady Celia Clevenden sich gefährlich weit über den Rand des kleinen Seglers.
Das Schiff, eine Dau, hatte den Hafen fast erreicht. Die Matrosen zogen bereits das Segel ein und riefen sich dabei in ihrer Muttersprache Befehle zu oder vielleicht auch nur freudige Bemerkungen über das bevorstehende Ende der Reise. Celia mochte den Klang der fremden Worte. Er passte zu der exotischen Umgebung, zu all den wundervollen Dingen, die sie in ihrem neuen Leben erwarteten!
Jetzt schob die Dau sich zwischen den anderen Schiffen, darunter viele Feluken, hindurch. Gleich würde sie anlegen.
Mit einer behandschuhten Hand umklammerte Celia die hölzerne Reling. Mit der anderen hielt sie ihren Hut fest, an dem ein leichter Schleier befestigt war. Durch den dünnen Stoff hindurch beobachtete sie genau, was um sie her vorging. Wie ein Schwamm nahm sie alles in sich auf, was es zu sehen und zu hören gab. Wie bunt alles war! Wie ungewohnt! Wie ganz anders als in ihrer Heimat England!
Celia trug ein hochgeschlossenes, langärmliges Kleid aus grün gemustertem Musselin. In London hätte es des Schnitts wegen nicht als modisch gegolten, obwohl es durchaus elegant wirkte. Sie hatte es speziell für die Reise schneidern lassen. Auch all ihre anderen Kleider waren in einem ähnlichen Stil gehalten, denn sie hatte aus sicherer Quelle erfahren, dass es in Ägypten und den benachbarten arabischen Ländern unumgänglich war, auf tiefe Ausschnitte und kurze Ärmel zu verzichten.
Man hatte ihr zudem geraten, ihr Gesicht und vor allem ihr auffälliges kupferfarbenes Haar unter einem Schleier zu verbergen. Auch diesen Rat hatte sie befolgt. Dennoch zog sie mit ihrer schlanken Figur und ihrer hellen samtenen Haut – auch wenn diese nur gelegentlich und nur an Handgelenken und Hals zu sehen war – die Aufmerksamkeit der orientalischen Männer auf sich. Jetzt in diesem Moment folgten ihr die Blicke der Fischer und Schiffer ebenso wie die der Lastträger und anderer Arbeiter, die vom Kai aus die fremdländische Gestalt bemerkt hatten.
„George!“, rief sie dem Mann, der unter einem Sonnensegel Schutz gesucht hatte, noch einmal zu. „Komm doch her und sieh dir das an! Auf dem Boot dort drüben steht ein Esel, der ein schrecklich böses Gesicht macht. Er erinnert mich sehr an meinen Onkel Simon. Du hast ihn auf der Hochzeit kennengelernt. Erinnerst du dich? Er ist Mitglied im House of Lords. Und wenn eine Abstimmung anders verläuft, als er es sich erhofft, dann schaut er so finster drein wie dieser Esel.“
Lord George Clevenden, mit dem sie seit etwas mehr als drei Monaten verheiratet war, rührte sich nicht. Er war ebenso elegant gekleidet wie seine Gattin, aber im Gegensatz zu dieser offensichtlich nicht in der Stimmung, sich über irgendetwas zu amüsieren. Das mochte damit zusammenhängen, dass er die Hitze am Roten Meer nicht gut vertrug. Seit Tagen litt er nun schon unter Kopfschmerzen und Schweißausbrüchen. Dennoch war er nicht bereit, Zugeständnisse bei seiner Kleidung zu machen. Der dunkelblaue Gehrock, die gestreifte Weste, die Wildlederbreeches entsprachen zwar der neuesten Mode, waren aber nicht für das ägyptische Klima geeignet. Sein Krawattentuch war, ebenso wie sein Haar unter dem Biberfilzhut, schweißnass.
Er musterte seine junge Gemahlin, die erstaunlicherweise so kühl wirkte wie ein Tautropfen am Morgen, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, der entfernt an Abneigung erinnerte. „Welch eine Hitze!“, stöhnte er. Und setzte dann in vorwurfsvollem Ton hinzu: „Komm her, Celia! Du bist die Gattin eines britischen Diplomaten und solltest dich nicht wie ein kleines Kind benehmen.“
Himmel, wie oft hatte sie in den letzten Wochen diese Ermahnung gehört! Sie beschloss, ihren Mann einfach nicht zu beachten und sich weiterhin dem Schauspiel zu widmen, das das geschäftige Hafenleben bot. In der kurzen Zeit ihrer Ehe hatte sie es bereits zu wahrer Meisterschaft in der Kunst des Ignorierens gebracht.
Einen Tag bevor George Clevenden sein Heimatland hatte verlassen müssen, um als englischer Gesandter zu seinem ersten Einsatz im Ausland zu reisen, waren sie in London getraut worden. Natürlich hatte sie darauf bestanden, ihn nach Ägypten zu begleiten, wo große Aufgaben auf ihn warteten. Als Tochter eines angesehenen britischen Diplomaten gefiel Celia die Vorstellung, ihrem Gatten zur Seite zu stehen.
Zu ihrem Erstaunen und ihrer nicht geringen Enttäuschung hatte sie allerdings feststellen müssen, dass ihr Gemahl sich umso mehr veränderte, je weiter sie England hinter sich ließen. Aus dem klugen und verlässlichen Sekretär ihres Vaters war mittlerweile ein ständig unzufriedener und oft ungeschickter Mann geworden.
Celia, die selbst über keinerlei Erfahrung als Weltreisende verfügte, hatte sich gezwungen gesehen, sich um alles zu kümmern. Das war nicht einfach gewesen, denn sie führten eine Menge Gepäck mit sich, und die Reise war lang. Von England ging es an Gibraltar vorbei ins Mittelmeer, wo sie in Malta, Athen und Rhodos das Schiff wechseln mussten.
Der Aufenthalt auf Rhodos hatte sich als besonders unangenehm erwiesen. Denn dort war nicht nur das Schiff, auf dem sie bereits Plätze gebucht hatten, nie eingetroffen, sondern man hatte ihnen auch einen Teil ihres Gepäcks gestohlen.
Dafür, ebenso wie für jedes andere noch so kleine Missgeschick, hatte George sie verantwortlich gemacht. Ob es sich nun um schmuddelige Bettlaken handelte oder darum, dass es gar keine Bettlaken gab, ob der Wein schlecht oder das Essen ungewohnt war, stets hatte er behauptet, sie habe bei der Planung einen Fehler gemacht. Selbst daran, dass er von Insekten gestochen wurde, trug seiner Meinung nach sie die Schuld.
Celia fühlte sich ungerecht behandelt und litt darunter. Überhaupt war ihre Ehe bisher sehr enttäuschend verlaufen. Daheim war sie der Überzeugung gewesen, einen ausgeglichenen, selbstständigen Mann zu heiraten. Während ihrer Verlobungszeit hatte sie George für seine Tatkraft ebenso bewundert wie für seine Besonnenheit. Gab es einen Grund, gab es eine Entschuldigung dafür, dass davon nun nichts mehr zu spüren war? Sie versuchte sich einzureden, dass die Veränderungen im Verhalten ihres Gatten auf die Unannehmlichkeiten der Reise zurückzuführen seien. Gewiss würde alles sich zum Besten wenden, wenn sie ihr Ziel erst erreicht hatten!
So war es ihr trotz aller Probleme gelungen, einigermaßen zuversichtlich zu bleiben und sich auch in schwierigen Situationen ihre Lebensfreude zu bewahren. Doch gerade das schien George gegen sie aufzubringen. Einmal, als sie sich auf einem Schiff befanden, das außer altem Schiffszwieback und einem dauernd betrunkenen Kapitän nicht viel zu bieten hatte, hatte er sie angeschrien, es gäbe keinen Grund, immer so fröhlich zu sein.
Aus diesem Vorfall hatte sie nur einen Schluss gezogen: Meistens war es besser, wenn sie George nicht zeigte, wie faszinierend sie alles Fremde fand. Sie machte ihn weder auf die Delfine aufmerksam, die eine Zeit lang das Schiff begleiteten, noch unterhielt sie sich mit ihm darüber, wie sehr sie den beständigen Sonnenschein in diesen südlichen Regionen mochte. Sie schwieg, wenn ihr die Augenklappe eines Matrosen auffiel oder wenn sie nachts Sternschnuppen bemerkte, die sie stets als ein Symbol für zukünftiges Glück betrachtet hatte. Auf das bunte Treiben im Hafen hatte sie ihn nur aufmerksam machen wollen, weil sie annahm, das bevorstehende Ende der beschwerlichen Schiffsreise würde seine Stimmung heben.
Nun, offenbar hatte sie sich geirrt. Wahrscheinlich wäre er lieber in Kairo geblieben, das sie von Alexandria per Kutsche erreicht hatten. In der lebhaften Stadt am Nil gab es zumindest einige gebildete Europäer und ein paar gute Hotels. Doch sein diplomatischer Auftrag hatte ihn von Kairo auf eine beschwerliche Reise über Land ans Rote Meer geführt. Denn dort lag A’Qadiz, ein winziges, aber für Großbritannien wichtiges Land, in dessen einzigen Hafen sie nun einfuhren.
„A’Qadiz“, sagte Celia leise. Das Wort allein schien eine gewisse Magie auszuströmen. Sie dachte an geschlossene Innenhöfe, in denen wunderschöne Blumen blühten, an die Hitze der Wüste, an schimmernde exotische Gewänder aus bunter Seide, an Gewürze und Parfüms. An all das eben, was ihre Fantasie ihr vorgegaukelt hatte, als sie mit ihrer Schwester Cassandra, die von allen nur Cassie genannt wurde, die Märchen aus 1001 Nacht verschlungen hatte.
Es hatte sich um ein Buch in französischer Sprache gehandelt, das sie durch Zufall in ihrem Lieblingsbuchladen in London entdeckt hatten. Sie hatten bereits von Scheherezades Geschichten gehört, doch noch hatte niemand sie ins Englische übertragen. Ihren jüngeren Schwestern hatten Celia und Cassie nur eine bereinigte Version der Märchen erzählt, denn einiges, was sie gelesen hatten, schien unmissverständlich auf dekadente Vergnügungen hinzuweisen.
Und nun war sie in Arabien! Hier wirkte alles noch viel exotischer, als sie es sich ausgemalt hatte. Von der Dau aus betrachtete sie fasziniert das bunte Gewimmel von Eseln, Kamelen, Pferden und natürlich Menschen an Land. Die Männer schienen alle gleichzeitig zu reden, wodurch ein ständiges Stimmensummen die Luft erfüllte. Die Frauen trugen weite bunte Gewänder und waren ausnahmslos tief verschleiert.
Wenn sie die Freude und das Staunen über das, was sie sah, doch nur mit Cassie hätte teilen können!
Oh, das war gewiss etwas, das eine verheiratete Frau nicht denken durfte! Immer und überall hätte ihr...