Kellermann / Weidner | Das Federleicht-Prinzip | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Kellermann / Weidner Das Federleicht-Prinzip

Das Geheimnis der entspannten Karriere
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-593-44856-5
Verlag: Campus Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Geheimnis der entspannten Karriere

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-593-44856-5
Verlag: Campus Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wäre es nicht schön, ganz entspannt im richtigen Job erfolgreich zu sein? Wenn es keine Stressfaktoren und Selbstzweifel mehr gäbe und die Arbeit wirklich Spaß machte? Laura Kellermann und Jens Weidner helfen Frauen, genau das zu verwirklichen, und gehen dem Federleicht-Gefühl auf den Grund: Der erste Teil ihres Ratgebers vermittelt fundiertes Wissen darüber, warum Hochstapler-Syndrom und Perfektionismus einer entspannten Karriere im Weg stehen. Der Praxisteil macht es Leserinnen einfach, diese Erkenntnisse auf ihr Leben anzuwenden, in ihrem Denken eine neue Leichtigkeit zu gewinnen, gute Entscheidungen zur beruflichen Orientierung zu treffen - und so mühelos erfolgreich zu sein.

Laura Kellermann, Jahrgang 1989, ist Psychologin und Coachin. Sie begleitet Frauen auf dem Weg zum entspannten Erfolg.
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2: Das Impostor-Syndrom


Als Kriminologe dachte ich (Jens) logischerweise direkt an Betrüger, als ich den Begriff »Impostor-Syndrom« beziehungsweise »Hochstapler-Syndrom« zum ersten Mal hörte. Mir kam Felix Krull aus Thomas Manns Roman in den Sinn Ich erinnerte mich an die überführte und verurteilte Hochstaplerin Anna Sorokin, die in der New Yorker High Society unterwegs war und die Leute reihenweise zum Narren hielt. Mir fielen Heiratsschwindler ein, die einsame Herzen finanziell aussaugen, und Investment-Jongleure, die das Geld ihrer Kunden nicht anlegen, sondern im Schneeballsystem verbraten, bis sie eines Tages auffliegen. Solche Hochstapler sind frei von Selbstzweifeln und kokettieren sogar mit ihrer betrügerischen Genialität, wie der gelernte Briefträger und Fake-Arzt G. Postel, der nicht nur seine Approbation fälschte, sondern in seinem medizinischen Bewerbungsvortrag das Thema »Die pseudologica phantastica – Die Lügensucht im Dienste der Ich-Erhöhung« wählte.9 Den Mumm muss man erst mal haben!

Doch kriminelle Hochstapler haben nichts mit dem oder zu tun, von dem hier die Rede ist. Davon werden Menschen geplagt, die ihren Job seriös und gewissenhaft erledigen und dennoch von Selbstzweifeln zerfressen werden. Sie sind davon überzeugt, dass sie auf ihrer Position eine Fehlbesetzung sind, und leben in der ständigen Angst, dass schon bald alle Kolleginnen und Chefs diese Tatsache ebenfalls erkennen werden. Sie denken, sie könnten nichts Bedeutendes tun oder bewirken. Sie geben ihrer Stimme kein Gewicht, denn sie sind sich sicher, dass sie bald durchschaut und als Hochstapler enttarnt werden. Sie glauben, dass die Aussage »Mehr Schein als Sein« auf sie voll und ganz zutrifft. Deswegen verpulvern sie ihre Zeit und Energie bei dem Versuch, ihre vermeintlichen Inkompetenzen zu verbergen. Sie können keine Komplimente annehmen, geschweige denn genießen, weil sie ihre eigenen Leistungen ins Bedeutungslose herunterspielen. Weil sie sich selbst kleinmachen, können sie ihre Erfolge nicht richtig feiern.

Beispiel

Susanne ist befördert worden, worüber sie sich im ersten Moment freut. Es ist ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter. Sie fühlt sich geschmeichelt und genießt ihren Erfolg. Aber nur für einen kurzen Augenblick, denn schon im nächsten Moment schlagen ihre Selbstzweifel gnadenlos zu. Schafft sie das? Was, wenn sie versagt? Was, wenn sie sich blamiert und allen anderen klar wird, dass sie eigentlich gar nichts kann? Ihre anfängliche Vorfreude wird im Keim erstickt. Stattdessen drehen sich ihre Gedanken nun im Kreis, und die Gedankenspirale wird immer negativer. Susanne fühlt sich zunehmend gestresst, wie gelähmt und unter Druck.

Pauline Rose Clance und Suzanne Imes sind die Entdeckerinnen des Impostor-Syndroms. Die beiden sind Professorinnen für klinische Psychologie an der Georgia State University und haben bereits in den 1970er-Jahren das Zusammenspiel von guten Leistungen und starken Selbstzweifeln entdeckt. Es klingt auf den ersten Blick verrückt, aber objektive Spitzenleistungen im Job führten bei den Probandinnen nicht zu dem Gefühl, wirklich zu etwas fähig zu sein.10 Selbstkritisch meinten sie, ihr Erfolg sei nur ihrem Charme, ihrem Glück oder anderen Zufällen zu verdanken, aber nicht ihrer harten Arbeit und ihrer Intelligenz.

Sonja Rohrmann, Professorin für differentielle Psychologie, war nach ihren Interviews mit Führungsfrauen und -männern im Jahr 2018 von dem Ergebnis überrascht, dass nahezu der Hälfte das Impostor-Syndrom vertraut war. Kritisch sieht sie dabei den Begriff »Syndrom«, da dieser ein psychisches Störungsbild assoziiert. »Aber es ist nichts per se Krankhaftes. Es handelt sich um ein […] Persönlichkeitsmerkmal, das von ganz gering bis sehr stark ausgeprägt sein kann. Bei einer sehr starken Ausprägung besteht ein erheblicher Leidensdruck, der Krankheitswert besitzen kann. Aber das ist wirklich nur im Extrembereich der Fall. Ich nenne das Phänomen daher lieber Impostor-Selbstkonzept.«11 Sie weist darauf hin, dass dieses Selbstkonzept nicht frauenspezifisch ist, sondern bei Männern genauso häufig vorkommt – was ich (Jens) aus meinen Begegnungen mit männlichen Führungskräften nur bestätigen kann. So manches aufgeblähte Ego kaschiert Selbstzweifel mit einem übertrieben dynamischen Auftritt.

Rohrmann betont zudem, dass »insbesondere westliche leistungs- und wettbewerbsorientierte Gesellschaften sich begünstigend auf die Entwicklung eines solchen Selbstkonzepts auswirken, da hier der persönliche Wert an der erbrachten Leistung gemessen wird«.12 Die ungeschriebenen Selbstmarketinggesetze unserer Gesellschaft spielen dem Hochstapler-Syndrom in die Hände: »Unsicherheiten werden überspielt, Fehler verschwiegen und das eigene Können bestmöglich dargestellt. Das kann unter Umständen so erlebt werden, dass man anderen etwas vormacht, nicht authentisch ist.«13 Die Unsicherheiten der Selbstzweifler werden durch diese Inszenierungen befeuert, wenn sie nicht als Inszenierungen durchschaut und für bare Münze genommen werden.

Der Lauf des Lebens


Das Leben ist wie ein Marathon. Wir alle starten an der gleichen Linie, sind aber unterschiedlich ausgestattet. Und niemand weiß im Vorfeld, was noch so alles kommen wird. Also laufen wir los und schauen uns neugierig um. Was uns wohl erwartet? Welche Wege und Strecken es wohl gibt? Das ist irgendwie aufregend und beängstigend zugleich. Es gibt Phasen, in denen wir schneller laufen, auch mal einen kleinen Sprint einbauen, etwa bis zum nächsten Baum oder zur nächsten Parkbank. Und so manches Mal spüren wir dann, dass wir schneller atmen oder sogar nach Luft ringen, weil wir uns zu sehr verausgabt haben. Dann laufen wir wieder etwas langsamer, legen eine Verschnaufpause ein, atmen durch, betrachten die Umgebung, unterhalten uns vielleicht sogar mit anderen Läufern oder absolvieren einen Teil der Strecke gemeinsam, bis sich unsere Wege wieder trennen.

Wir entdecken ein Ziel, das wir gerne ansteuern wollen – fokussiert, konzentriert, willensstark. Mal ist eine Etappe kürzer, mal länger. Die Beine brennen, die Lunge schreit nach Luft, doch wir laufen weiter, bewältigen diese Etappe. Und die nächste. Und die nächste. Wir verschnaufen wieder, atmen tief durch. Wir nehmen uns einen Moment Zeit und betrachten die Umgebung. Was wir schon alles geschafft haben! Wir genießen den Augenblick und zockeln dann langsam weiter, traben bergab, genießen die Dynamik.

Unsere Leistungsgesellschaft

Diesen Lauf des Lebens in unserem Tempo zu laufen, ihn bewusst zu absolvieren und ganz bei uns zu bleiben, das sollte unser eigentliches Ziel sein. Doch Höchstleistung erbringen und Funktionieren werden in unserer Gesellschaft großgeschrieben. Disziplin, Ehrgeiz und Biss haben, etwas erreichen und bewirken wollen, all das wird von vielen positiv assoziiert. Und wir lernen es spätestens in der Schule: Gute Noten bringen uns weiter, sehr gute Noten an die Spitze. Sie ermöglichen es uns, aus einer Vielzahl an hoch angesehenen zulassungsbeschränkten Studiengängen auszuwählen. Ist die Studienhürde genommen, gilt es, sich neben einer Vielzahl anderer Studierender zu beweisen – und dann ab auf den Arbeitsmarkt und die Karriereleiter hinauf. Schneller, höher, weiter! Stillstand ist nicht gewünscht und wird eher mit Rückschritt in Verbindung gebracht.

Dabei die Balance zu halten und sich nicht permanent zu verausgaben, ist schwierig, manchmal nahezu unmöglich. Denn während Leistung, Zielstrebigkeit und Anstrengung anerkannt sind, werden Pausen, Auszeiten, Kreativität, Passivität und Loslassen nicht sonderlich gerne gesehen. Dabei haben sie alle ihre Daseinsberechtigung!

Beispiel

Mara ist 32 Jahre alt und arbeitet als Juristin in einer großen Kanzlei. Es ist ihr Traumjob. Schon ihre Eltern haben immer wieder betont, wie wichtig Ehrgeiz und Leistung seien. Das Studium hat Mara überaus erfolgreich abgeschlossen, aber sie selbst empfindet das nicht als besonders herausragend. Danach konnte sie direkt...



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