E-Book, Deutsch, Band 9, 200 Seiten
Reihe: Year of Passion
Kenner / Steinhäuser Year of Passion. September
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-641-23725-7
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 9, 200 Seiten
Reihe: Year of Passion
ISBN: 978-3-641-23725-7
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jetzt will ich sie.
Die Nacht mit Selma hat in meinen Träumen fortgelebt. Und seit sie mit ihren blitzenden Augen und ihrem sinnlichen Körper in mein Leben zurückgestürmt ist, wünsche ich mir nichts sehnlicher als neue heiße Erinnerungen an sie.
Aber jetzt bin ich im Wahlkampf und darf mich nicht mit einer Frau einlassen, die sich nicht an die Regeln hält. Und die mich derart verrückt macht, dass ich nicht mehr von ihr loskomme.
Bleibe ich auf dem schmalen Pfad der Rechtschaffenheit? Oder stürze ich mich in die heißeste, wildeste Affäre meines Lebens mit der erotischsten Frau, die mir je begegnet ist?
Über »Year of Passion«
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...
***
Mit einer Bonusgeschichte zu Nolan & Shelby!
Weitere Infos & Material
1
»Und?«, fragte Selma Herrington und neigte den Kopf, um Elena Anderson ihr neuestes Tattoo zu zeigen. Elena war neu als Kellnerin im The Fix on Sixth – und zudem die Tochter des Inhabers. Wichtiger allerdings war, dass Selma und Elena entdeckt hatten, wie sehr sie beide Whiskey, Flohmärkte und Liebesromane mochten, und darüber Freundinnen geworden waren.
Um zehn Uhr morgens hatte das The Fix noch geschlossen, und die beiden waren ganz alleine in dem riesigen Gastraum. Später, zur Mittagszeit, würde sich das Lokal füllen, und wenn der Abend kam, würde es überquellen vor Gästen, die sich die wöchentliche Runde im Wettbewerb Mann des Monats um den Titel des Mr. August anschauen wollten. Selma wusste, dass Elenas Vater Tyree und seine drei Geschäftspartner den Wettbewerb gestartet hatten, um der Bar Aufmerksamkeit zu verschaffen und den Umsatz zu steigern. Selma kannte zwar die Einzelheiten nicht, aber wenn sie daran dachte, wie voll die Bar jeden zweiten Mittwoch war – und wie viele neue Gesichter sie dann jedes Mal unter den Gästen sah –, war sie sich sicher, dass die Idee wunderbar funktionierte.
Bis jetzt hatte sie nur zwei Mann-des-Monats-Wettbewerbe gesehen, aber sie wollte auch diesen Abend dabei sein, weil sie von ihrem Bruder Matthew gehört hatte, dass Landon Ware, mit dem sie beide seit der Highschool befreundet waren, sich angemeldet hatte. Landon war Polizist und eigentlich nicht der Typ, der seine Bauchmuskeln auf einer Bühne vorführte, sodass Selma sich fragte, was wirklich dahintersteckte. Als sie neulich hinter der Bar mit Tyree dessen Bestellung von zwei Kisten Bourbon besprochen hatte, war ihr aufgefallen, dass sich Landon mit Taylor unterhielt, die nicht nur Stammgast im The Fix war, sondern auch als Bühnenmanagerin für die Show arbeitete. Vielleicht konnte sie ihn ja kurz fragen, bevor es heute Abend losging.
Jetzt stand Selma an der langen Theke aus poliertem Eichenholz neben Elena, die damit beschäftigt war, Bestecke in Servietten einzuwickeln. Sie legte die nächste Rolle auf den Stapel und betrachtete dann Selmas Schulter. »Ach, das ist schön«, sagte sie. Man hörte ihrer Stimme an, dass ihr das Tattoo wirklich gefiel. Mit einem Finger zog sie einen Träger von Selmas schwarzem Tanktop mit dem Aufdruck Free-Tail Bat Bourbon beiseite, um das Starburst-Muster im Retrostil freizulegen, das auf Selmas blasser Haut explodierte. »Dein wievieltes Tat ist das? Das siebte? Wann hast du’s stechen lassen?«
»Das achte«, korrigierte Selma und fuhr sich mit den Fingern durch ihre kurze dunkle Strähnchenfrisur. Die Spitzen hatte sie kürzlich kobaltblau gefärbt. »Vor ein paar Tagen.«
»Wie bist du drauf gekommen?«, fragte Elena mit verschmitztem Grinsen. Ihre schokoladenbraunen Augen funkelten vor Vergnügen. Elena, eine hochgewachsene Schwarze mit Pixiefrisur, perfektem Teint und hohen Wangenknochen, hätte auch als Model arbeiten können. Selma versuchte sie tatsächlich gerade zu überreden, ein Shooting für sie zu machen, um die Bilder in einer geplanten Werbekampagne für Bat Bourbon zu verwenden, die auf Frauen zielte.
Zumindest hatte sie das versucht. Selma war drauf und dran, die Austin Free-Tail Distillery zu verkaufen, um sich in neue Abenteuer stürzen zu können, und damit würde das Problem, ihre Kleinserien-Whiskeys richtig zu bewerben, bald an jemand anderen übergehen.
Trotzdem würde sich Elena auf einer Werbetafel an der IH-35 verdammt gut machen.
»Selma?«
Selma fand stirnrunzelnd in die Gegenwart zurück. »Entschuldige. Ich war mit den Gedanken woanders. Was hast du gefragt?«
»Was war der Grund für das Starburst-Tat?« Selma und Elena waren in der kurzen Zeit, die sie einander erst kannten, sehr enge Freundinnen geworden – zumindest, wenn man nach Selmas gnadenloser Definition von »eng« ging. Eng genug zumindest, dass Selma Elena bereits anvertraut hatte, dass alle ihre Tats spontane Entschlüsse gewesen waren – den Grund für diese Entschlüsse aber hatte Selma dann doch nie erwähnt. Nicht ein einziges Tattoo war geplant gewesen, und wenn es nach Selma ging, würde das auch so bleiben.
»Ich habe im Room Service herumgestöbert«, erzählte sie Elena jetzt. Room Service war ihr Lieblingströdler. »Und mir ist das Dekor auf ein paar antiken Schüsseln aufgefallen. Ich fand es so schön, dass ich gleich auf dem Heimweg bei True Blue Tattoo am Airport Boulevard vorbeigeschaut und es mir stechen lassen habe.«
Sie erzählte weder, dass sie auch die Schüsseln gekauft hatte, noch, dass ihr der Anblick regelrecht ins Herz geschnitten hatte. Sie hatte kaum Erinnerungen an ihre Kindheit, aber sie wusste noch, wie sie und ihr Bruder bei der Großmutter immer überbackene Käsesandwiches von Tellern mit einem solchen Starburst-Muster gegessen hatten.
Die Erinnerung war verschüttet gewesen, bis sie die Schüsseln gesehen hatte, und dann war auf einmal alles wieder da gewesen. Der Duft des Toastbrots in der Pfanne, das Brutzeln des geschmolzenen Käses, wenn er von den Brotscheiben auf das heiße Gusseisen gelaufen war. Die Art, wie ihre Großmutter beim Kochen immer My Darling Clementine vor sich hingesummt hatte. Matthews andauernde dämliche »Klopf-klopf«-Witze.
Diese seltenen Ausblicke in eine verlorene Vergangenheit waren zu kostbar, um sie wieder verloren gehen zu lassen. Deswegen hatte Selma das getan, was sie immer tat: Sie hatte eine Erinnerung geschaffen. Dieses Mal hatte sie sich diese auf die Schulter inken lassen, damit ihre Großmutter immer bei ihr sein würde.
Elena wusste das alles natürlich nicht, hauptsächlich, weil Selma nicht einmal ihrer Freundin anvertraut hatte, dass sie ein Adoptivkind war, und schon gar nicht, dass ihre leibliche Mutter ihre zehnjährige Tochter und ihren elfjährigen Sohn in der Lakeline Mall ausgesetzt hatte, mit Rucksäcken im Partnerlook als einzigem Gepäck, an denen ein Zettel klebte.
Das würde sie niemals erzählen. Es gab schließlich Grenzen. Wenn man einander zu nahe kam, wurde alles zu kompliziert. Und zu schmerzhaft.
»Bist du deswegen heute so früh gekommen? Um es mir zu zeigen?« Elena schob Selma den Stapel Serviettenrollen zu. »Oder wolltest du mir helfen?«
»Eigentlich wollte ich mit deinem Dad reden.«
»Über den Warenbestand?«
»Auch.« Selma hatte vor etwas mehr als fünf Jahren mit viel Schwung und wenig Kapital die Austin Free-Tail Distillery gegründet, die sich inzwischen zu einer kleinen Spezialitätenbrennerei mit landesweitem Ruf gemausert hatte. Sie hatte sie nach der berühmten Kolonie mexikanischer Bulldoggfledermäuse benannt – Free-tail bats auf Amerikanisch –, die in Austin nisteten, und nannte ihre Whiskey-Kleinserien zum Beispiel Bat Bourbon (»Fledermaus-Bourbon«) und Dusk Flight Rye (»Dämmerungsflug«).
Allerdings war The Fix mit seinem Besitzer Tyree Johnson schon ein treuer Kunde und eine Stütze des Geschäfts gewesen, bevor Free-Tail die Szene aufgemischt hatte. Er hatte sogar eigens eine Whiskeyverkostung für Selma und ihre Firma veranstaltet, lange bevor jemand in Austin – geschweige denn im Rest der USA – von ihr gehört hatte.
»Ehrlich gesagt«, sagte Selma zu Elena, während sie mithalf, Bestecke in Servietten zu rollen, »wollte ich ihm etwas erzählen und ihn um Rat fragen.«
»Erzählen? Hat Free-Tail wieder einen Preis gewonnen?«
»Nein, aber danke für deine hohe Meinung.«
»Jetzt sterbe ich vor Neugier. Warte mal.« Sie ging den Tresen entlang bis zur Durchgangsklappe. Anstatt sich damit aufzuhalten, sie zu öffnen, schlüpfte sie darunter hindurch, nahm sich zwei Highball-Gläser aus dem Regal und hielt sie Selma hin. »Mein Plan ist, dich mit Alkohol abzufüllen, damit du’s mir vor meinem Dad erzählst. Noch zu früh für Bourbon?«
»Dann füll mich mal ab. Du weißt ja, wovon ich meine Rechnungen bezahle – was mich angeht, ist es nie zu früh für Bourbon.«
Elena warf einen golfballgroßen Eiswürfel in jedes Glas und goss ihnen beiden je einen der vormittäglichen Stunde angemessenen Schuss Bourbon hinterher. Anstatt die Gläser Selma über den Tresen zuzuschieben, nahm sie sie allerdings mit zu einem der Zweisitzertische, wo sie sie abstellte und sich selbst auf einen Stuhl warf. »Okay. Erzähl.«
Selma gehorchte nicht gerne Befehlen, aber sie brannte schon seit Tagen darauf, ihre Freundin einzuweihen, und hatte gehofft, sie heute Morgen in der Bar anzutreffen. »Also, kurz und gut: Ich ziehe nach Schottland.«
Elena hatte ihr Glas gehoben, setzte es jetzt aber wieder ab, ohne daraus zu trinken. »Was?«
Selma neigte den Kopf und sah ihre Freundin an. Sie wusste, dass Elena nicht schwerhörig war.
»Wow«, sagte Elena schließlich und gönnte sich jetzt wirklich einen Schluck. »Seit wann das denn? Hast du dir das alles auch gut überlegt? Wie willst du die Destillerie weiterbetreiben?«
Selma reagierte gereizt. Einen Moment lang wollte sie das Thema ganz fallen lassen. Dann sagte sie sich, dass Elena es nicht böse gemeint hatte, auch wenn sie ein wenig zu sehr wie Selmas Adoptivmutter klang. Allison Herrington hatte jahrelang darauf bestanden, dass Selma das beste kleine Mädchen der Welt sei. Oder es zumindest wäre, wenn sie ein bisschen weniger impulsiv wäre.
»Natürlich habe ich mir das gut überlegt. Ich habe mir da drüben fürs Erste einen Job gesichert, und wenn der gemacht ist, kann ich mit dem Geld ungefähr ein Jahr durch Europa reisen. Vielleicht reicht’s sogar noch für Asien oder Australien.«
»Ja, aber Schottland? Wer leitet dann Free-Tail? Und wieso auf einmal jetzt? Ich meine, es ist gut und schön, für ein Konzert bis nach Montana zu fahren.« Selma hatte das kürzlich getan, und Elena...