Kerckhoven / Lipps Fragilität der Existenz

Phänomenologische Studien zur Natur des Menschen
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-495-86041-0
Verlag: Verlag Karl Alber
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 329 Seiten

Wie dereinst Descartes den Versuch unternahm, "die Leidenschaften der Seele" gewissermaßen zu sezieren, so unterzog der Mediziner Lipps die menschlichen Grundsituationen - vor allem solche, die von Scham und Angst bestimmt sind - einer minutiösen Untersuchung. Weder kritisch-entlarvend wie die französischen Moralisten noch - wie Kant - "in pragmatischer Hinsicht" darauf achtend, was der Mensch als frei handelndes Wesen aus sich selbst macht, sind es die "Einstellungen, Haltungen von Existenz", in denen der Mensch Fassung gewinnt, die von Lipps "wie wohl von keinem andern so gesehen sind". Das Differenzierte dessen, was am Menschen Erfahrung wird, ist allerdings kein massiver "Selbstvollzug von Existenz". Die unterschiedlichen Wendungen bezeugen jeweils die "fragile Differenz" (K. Meyer-Drawe), die im Spaltbreit der Ausbiegungen und Verzerrungen "zwischenperzipiert" wird. In konzentrierter Form bezieht die "mikrologische" Analyse sich auf das im "Psychologie-Manuskript" (1938) schärfer konturierte Profilbild; dieses Nachlassmanuskript von Hans Lipps wird in diesem Buch erstmals veröffentlicht.

Autoren/Hrsg.

Kerckhoven, Guy van

Lipps, Hans

Inhaltsverzeichnis

1;Inhalt;8
2;Einleitung;12
3;I. Guy van Kerckhoven: Facetten der Existenz. Phänomenologische Mikrologien;20
4;In Verlegenheit geraten. Die Befangenheit des Menschen als existentielle Affektion;22
4.1;1. Hans Lipps' Frage nach dem Menschen;22
4.2;2. Der Zwiespalt der Verlegenheit;27
4.3;3. Zerbrechliche Einheit im Zwielicht. Der Ausdruck der Verlegenheit;32
4.4;4. Die Befangenheit des Menschen;43
5;Die Zerbrechlichkeit des Menschen. Zur Textur des Schamphänomens;48
5.1;1. Die Wache der Scham;48
5.2;2. Das Schaltbrett der Scham;50
5.3;3. Der existentielle Spalt;55
5.4;4. Auch-Sein;59
5.5;5. Die Grundsituation des Menschen;66
6;Grenzfälle der Schaltung. Leiblichkeit und manische »Ideenflucht«;70
6.1;1. Affekt-Ich und Affekt-Welt;70
6.2;2. Zu-Mute-Sein und Mitgenommen-Werden.;73
6.3;3. Die Wonne der Zerstreuung und der Raub der Angst;76
6.4;4. Sperrung: die Platzangst;78
6.5;5. Verschüttung: schematische Rudimente;82
6.6;6. Kurze Verbindungen und Abspältiges;88
7;Stachel des Daseins. Formen spezifischer Nichtmächtigkeit des Menschen;96
7.1;1. Ausbrüche der Angst: das Treibhaus der Phobien;96
7.2;2. Ausbiegungen der Angst: die Salvation der Pedanterie;102
7.3;3. Verkrüppelung des Menschen: die Wurzel des Geizes;110
7.4;4. Verstellte Angst: die Ausschließlichkeit der Eifersucht;113
8;Ferne und Fremde. Wandlung von Existenz;118
8.1;1. Im Abgründigen Stehen;118
8.2;2. Wandlung von Existenz.;124
8.3;3. Der freie Horizont;130
8.4;4. Schattierungen des Ungewissen;135
9;Das Gespann der Intention. Der Haß;139
9.1;1. Gerichtetheit und Gedanke;139
9.2;2. Der »typische Gang« des Hasses;147
9.3;3. Befeindung;160
9.4;4. Tinktionen;167
10;Schritte zu sich selbst. »Unverkürzte Wirklichkeit« des Menschen;171
10.1;1. »Ergriffenheit«: der philosophische Affekt;172
10.2;2. Angriffspunkte des »Bewußtseins«;174
10.3;3. Die Mitte der eigentlichen Situation;184
10.4;4. Trübung, Verlust, Verschüttung, Dämmerung und Emphase;194
11;Bibliographischer Nachweis;196
12;II. Hans Lipps: Das erste Psychologie-Manuskript: Die menschliche Natur (1938);198
13;Lipps, Hans: Vorform MS Die menschliche Natur;200
13.1;1. (Verlegenheit und Haltung);202
13.2;2. (Schüchternheit);209
13.3;3. (Verlegenheit durch das Verhalten der Andern);209
13.4;4. (Scham);211
13.5;5. (Maske);214
13.6;6. (Blöße);215
13.7;7. (Nacktheit);220
13.8;8. (Schamlosigkeit, Prüderie);222
13.9;9. (m. Bleist.) Tabu;225
13.10;10. (Selbstbewußtsein);231
13.11;11. (Unterbewußtsein);238
13.12;12. (Reflexivität des Bewußtseins);244
13.13;13. (Eindruck und Empfinden);246
13.13.1;Zusatz;256
13.14;14. (Modalitäten des Empfindens);257
13.15;15. (Stimmung und Ideenflucht);259
13.16;16. (Affekte);262
13.17;17. (Haß);265
13.18;18. (Angst);269
13.18.1;a. (Platzangst);269
13.18.2;b. (Zwangsvorstellungen);271
13.18.3;c. (Pedanterie);272
13.18.4;Zusatz.;274
13.18.5;d. (Geiz);275
13.18.6;e. (Eifersucht);277
13.19;19. (Erlebnis);279
13.19.1;a. (Zeuge);280
13.19.2;b. (»Geschichte«);281
13.19.3;c. (Lebenserfahrung);282
13.19.4;Zusatz.;283
13.19.5;d. (Begegnis);284
13.19.6;e. (Abenteuer);287
13.19.7;f. (Spieler, Sensation usw.);291
13.20;(oben am Bl., m. Bleist.:)Nachträge?;295
13.20.1;(Lebendiges);295
13.20.2;(Begreifen);296
13.20.3;(Charakter);297
13.20.3.1;(I.);297
13.20.3.2;II.;298
13.20.4;Zusatz.;300
13.20.5;Reflexion;321
13.20.6;(Traum);324

Über Autor(innen)

Guy van Kerckhoven (Promotion Philosophie ès Lettres, Leuven 1985) ist seit 1997 Professor für Philosophie am Department Architektur (Brüssel&Gent) der Assoziierten Fakultät für Architektur und Kunst der Universität Leuven. A. von Humboldt Stipendium 1986-87. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. zu Wilhelm Dilthey, Edmund Husserl und Eugen Fink.

Hans Lipps (1889-1941) gehörte zum Göttinger Kreis um Husserl. Nach dem Studium der Philosophie und der Medzin mit doppelter Promotion habilitierte er sich 1921 mit "Untersuchungen zur Philosophie der Mathematik". 1928 wurde er Professor für Philosophie in Göttingen, 1936 in Frankfurt am Main. Als Arzt wurde er 1939 zur Wehrmacht eingezogen. 1941 fiel er in Russland.