Kerr Die Fremde - Du darfst nicht leben


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-0888-3
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 3, 384 Seiten

Reihe: Frauen in Gefahr - Psychologische Thriller mit starken weiblichen Charakteren

ISBN: 978-3-7517-0888-3
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Traue niemandem, nicht einmal dir selbst

Schwer verletzt erwacht Klara Kallenbach im Krankenhaus. Sie und ihre Schwester wurden angeschossen, die Eltern ermordet. Jemand wollte die Kallenbachs auslöschen - aber warum? Klara ist an ihr Bett im Krankenzimmer gefesselt, während immer tiefere Abgründe ihrer vermeintlich intakten Familie zum Vorschein kommen. Wie gut kennt Klara ihre Verwandten und Angestellten wirklich? Wem kann sie überhaupt noch vertrauen? Der Mörder hat sein Werk noch nicht beendet, und Klara ahnt nicht, wie nah die Gefahr wirklich ist ...

Beklemmend, nervenaufreibend und tiefgründig - dieser psychologische Thriller ist spannend bis zum Schluss. Für Leserinnen und Leser von Patricia Walter, Rose Klay und Claire Douglas.

'Fesselnder Thriller mit Suchtpotenzial.' (Ghostrider 908, Lesejury)

'Eine mega spannende und ziemlich nervenaufreibende Geschichte - durch perfekt überraschende Wendungen! Hervorragende Unterhaltung!' (Buchliebe4, Lesejury)

'Unerwartete Wendungen, falsche Fährten und sehr gut charakterisierte Personen lassen diesen Thriller zu einem wahren Lesevergnügen werden, bei dem kaum etwas so ist, wie es scheint.' (Clematis, Lesejury)

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!



Leslie Kerr ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Sie lebt in München und schreibt Romane sowie Sachbücher.

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Autoren/Hrsg.


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1


Seine Hand fühlt sich kalt an. Warum betatscht David meinen Arm und lässt mich nicht in Ruhe schlafen? Ich ärgere mich, noch bevor ich richtig aufgewacht bin. Unbeholfen stoße ich ihn weg, ohne die Augen zu öffnen oder etwas zu sagen. Doch dann ist da dieser fremde Geruch, den ich wahrnehme, steril und kalt. Meine Lider sind so schwer. Ich bringe nicht die Kraft auf, meine Augen zu öffnen oder etwas zu sagen. Warum lässt David mich nicht in Ruhe? Als ich ihm mit dem linken Arm einen Seitenhieb versetze, sagt eine Frauenstimme: »Ganz ruhig. Ich messe nur Ihren Blutdruck.«

Ich reiße die Augen auf. Mein Blick geht zur Zimmerdecke. Ich sehe viereckige Deckenplatten. Als ich mich hastig umschaue, begreife ich, dass ich in einem Krankenhauszimmer bin. Neben mir steht eine Krankenschwester und lächelt mich an. Es ist ein gezwungenes Lächeln. Mein Kopf tut weh, als ich ihn in ihre Richtung wende. Sie ist etwa vierzig, sieht erschöpft aus, oder leicht verbittert. Ich kann im Moment nicht den Unterschied ausmachen. Ihr blonder Pagenkopf ist perfekt gestutzt.

»Was ... wo bin ich?« Meine Stimme klingt rau und krächzend.

Sie löst den Kreppverschluss des Blutdruckgeräts und legt behutsam ihre Hand auf meinen Arm. »Ich bin Schwester Diana. Wie ist Ihr Name?«

»Sabrina Feiler«, antworte ich.

Ihr Lächeln verschwindet, und im selben Moment legen sich kleine Sorgenfalten auf ihre Stirn. Mehrere Sekunden vergehen, in denen wir einander abschätzen.

»Welcher Tag ist heute?«

»Dienstag«, antwortet die Krankenschwester. Sie schiebt ihr Kinn nach vorne und ergänzt: »Der vierte März.«

Langsam hebe ich die rechte Hand, um meinen Kopf zu berühren. Dabei entdecke ich, dass mein rechter Arm in Gips steckt, der vom Handgelenk bis zum Ellenbogen reicht. Mein Kopf fühlt sich schwer und taub an. Ich taste vorsichtig mit der anderen Hand über meine Stirn und fühle eine Art Verband, der um meinen Kopf gewickelt wurde.

»Sie haben eine Kopfverletzung, sollte aber nichts Schlimmes sein«, erklärt Schwester Diana.

Sollte? Was meint sie damit? Wie komme ich überhaupt hierher?

»Und Ihr Schlüsselbein wurde operiert, um die Kugel zu entfernen.« Ihre Stimme klingt fest und klar, aber ich höre auch ein wenig Mitleid heraus.

»Kugel entfernen«, wiederhole ich monoton, dann noch einmal: »Kugel entfernen«, und klinge dabei wie eine Schwachsinnige. Plötzlich tauchen Erinnerungsfetzen auf. Ich sehe, wie ich mit Louisa das Haus betrete. Ich sehe die Schuhe meiner Eltern im Flur. Ich höre einen Schuss. Ich sehe den schockierten Ausdruck auf den Gesichtern von Louisa und meinem Vater. Ich sehe das Weinglas meines Vaters zu Boden fallen ...

Nichts als Bildfetzen, die in Bruchteilen von Sekunden an die Oberfläche kommen und dann wieder verschwinden.

Jemand war im Haus!

Mein Herz klopft plötzlich in schnellen und dumpfen Schlägen gegen meine Brust. Für einen Augenblick setzt meine Atmung aus, als wäre ich von der Wasseroberfläche in die Tiefe gezogen worden.

»Was ist mit meiner Schwester und meinen Eltern?«, rufe ich hysterisch. Ich packe den Arm der Krankenschwester, als wolle ich mich an ihr festhalten. Geduldig löst sie meine Finger von ihrem Arm, dann legt sie behutsam meine Hand wieder zurück aufs Bett.

»Ich hole Doktor Reischel. Bleiben Sie bitte ruhig liegen.« Sie wendet sich ab und geht mit großen Schritten zur Tür, kerzengerade und mit einer Haltung, die von natürlicher Autorität zeugt. Es klingt verrückt, aber ich traue mich in diesem Moment nicht, noch mal zu fragen, was mit meiner Familie ist.

Ich versuche, mich zusammenzureißen und irgendwie abzulenken, um nicht den Verstand zu verlieren. Gehetzt blicke ich mich im Zimmer um. An der Wand hinter mir gibt es links eine Tür, wahrscheinlich das Bad. An der rechten Wand ist ein großes Fenster mit zwei azurblauen Vorhängen auf beiden Seiten. Auf den ersten Blick sehe ich, dass der Stoff dieser Vorhänge so schmal ist, dass er lediglich als Dekoration dient.

Etwa zwei Meter vor mir ist ein Fernseher, dessen Halterung an der Decke befestigt ist. Links davon stehen ein Tisch und zwei Stühle. Das farbenfrohe Bild über dem Tisch erinnert mich an Malen nach Zahlen. Eine Berghütte inmitten einer Blumenwiese. Großer Gott. Wäre meine Mutter hier an meiner Stelle, würde sie darauf bestehen, das Ungetüm entfernen zu lassen, weil es eine Beleidigung für alle Künstler sei. Ja, so in etwa würde sie es sagen, glaube ich.

Wenn in der nächsten Minute kein Arzt kommt, kreische ich einfach los, so laut ich kann. Was bleibt mir anderes übrig. Sie können mich doch nicht einfach so im Unklaren lassen. Irgendjemand soll mir bitte sagen, was mit meinen Eltern und Louisa passiert ist! Vielleicht hat Schwester Diana mich vergessen? Möglicherweise kam ein Notfall herein und ich werde in zwei Stunden immer noch hier liegen und warten.

Ein Blick an mir hinab zeigt, dass ich ein Krankenhausnachthemd trage. Es ist weiß mit blauem Muster und geht mir bis übers Knie. Noch nie in meinem Leben habe ich ein Nachthemd getragen. Normalerweise schlafe ich mit Slip und T-Shirt.

Mühsam versuche ich, mich mit den Händen aufzurichten, aber wegen des Gipses an meinem rechten Arm ist das nicht möglich. Stattdessen rolle ich halb auf die linke Seite und versuche, mit ausgestrecktem Arm den Klingelknopf zum Schwesternzimmer zu erreichen. Doch vergeblich, er hängt zu hoch. Resigniert lasse ich meinen Arm fallen und mache im selben Moment den Mund auf, um meine Frage hinauszuschreien, was mit meiner Familie geschehen ist. In diesem Moment ist mir alles egal. Wenn sie sich darüber aufregen, werde ich sie fragen, was sie denn an meiner Stelle getan hätten.

Doch dann geht die Tür auf. Eine attraktive, große und dunkelhaarige Frau kommt auf mich zu. Hinter ihr folgt Schwester Diana, die sich wieder an die linke Seite meines Bettes stellt. Die andere Frau steht zu meiner Rechten, zwischen meinem Bett und dem Fenster. Mein Blick fällt auf das Namensschild an der Brusttasche ihres weißen Kittels. Dr. Sonja Reischel. Aber sie ist doch kaum älter als dreißig?

»Ich bin Doktor Reischel. Sie sind hier in der chirurgisch-«

»Bitte! Sagen Sie mir zuerst, was mit meiner Familie ist!«, unterbreche ich sie.

Die Ärztin zögert, dann fragt sie: »Können Sie sich daran erinnern, was passiert ist?«

»Jemand ... war im Haus ... meiner Eltern«, stammle ich.

Sie nickt.

»Und es wurde geschossen! Was genau ist passiert?«

Doktor Reischel holt einmal tief Luft, als würden sie die folgenden Sätze große Überwindung kosten. In diesem Augenblick ist mir klar, dass das nur etwas Schlimmes bedeuten kann.

»In das Haus Ihrer Eltern wurde eingebrochen. Ihre Schwester hat es geschafft, den Notruf zu wählen. Sie hat sich totgestellt, nachdem sie getroffen wurde. Ihre Schwester hat überlebt, genau wie Sie.« Doktor Reischel versucht zu lächeln, doch es wirkt aufgesetzt.

»Wie geht es meiner Schwester?«

»Sie wurde operiert. Die Kugel war, wie bei Ihnen, in der Schulter, nur seitenverkehrt. Sie wurden auf der rechten Seite getroffen, Ihre Schwester auf der linken. Nachdem Sie angeschossen wurden, haben Sie sich beim Sturz einen Armbruch und eine Kopfverletzung zugezogen. Sie sind mit Ihrem Kopf auf einen Nachttisch aus Glas gefallen, wie es Sanitäter und Spurensicherung bestätigt haben. Das hatte eine Gehirnerschütterung zur Folge.«

»Und wie geht es meinen Eltern?«, will ich wissen.

Sie sieht mich einen Augenblick verunsichert an, dann sagt sie: »Es tut mir leid.« Das ist alles. Ich hoffe so sehr, dass sie noch etwas ergänzt, wie: ... dass Ihre Eltern ebenfalls operiert werden mussten, oder: ... dass Ihre Eltern noch eine Weile im Krankenhaus bleiben müssen. Aber mein Verstand sagt mir, dass ihr »Es tut mir leid« nur eines bedeuten kann. Das Entsetzliche. Das Allerschlimmste. Das, was ich nicht aushalten kann. Nein! Sie muss es aussprechen, damit ich es glauben kann. Ich will es hören. Ich will es nicht hören. Ich kann es nicht hören.

»Was tut Ihnen leid?«, frage ich. Vielleicht habe ich es doch falsch interpretiert und die Ärztin meint etwas ganz anderes.

»Ihre Eltern wurden erschossen. Sie waren sofort tot.« Nachdem sie es ausgesprochen hat, beißt sie sich auf die Lippen.

Ich starre sie an. Sehr lange starre ich einfach in ihr Gesicht. Sie wendet den Blick nicht ab. Dann lasse ich mich ins Bett sinken, verliere die Anspannung und kann mich kurz darauf nicht mehr bewegen. Ich bin wie gelähmt. Gefühle vermischen sich, wechseln sich ab und überlappen einander: Wut, Ohnmacht, Traurigkeit ohne Tränen.

Es vergeht eine ganze Weile, in der Doktor Reischel und Schwester Diana schweigend neben meinem Bett stehen.

»Ich kann nicht ermessen, wie Sie sich fühlen«, sagt die Ärztin und ihre Stimme klingt angemessen freundlich. »Sie brauchen Ruhe und Zeit, um sich zu fassen. Aber ... die Polizei möchte so bald wie möglich mit Ihnen sprechen. Wir sollen sie verständigen, sobald Sie...


Kerr, Leslie
Leslie Kerr ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Sie lebt in München und schreibt Romane sowie Sachbücher.

Leslie Kerr ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Sie lebt in München und schreibt Romane sowie Sachbücher.



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