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E-Book

E-Book, Deutsch, 268 Seiten

Reihe: Systemische Therapie

Kindl-Beilfuß Einladung ins Wunderland

Systemische Feedback- und Interventionstechniken

E-Book, Deutsch, 268 Seiten

Reihe: Systemische Therapie

ISBN: 978-3-8497-8328-0
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Trockene Sammlungen mit systemischem Handwerkszeug für Therapie und Beratung gibt es inzwischen reichlich. Viele davon lassen einen entscheidenden Punkt außer Acht: Professionelle Helfer müssen ein hohes Maß an Kreativität aufbringen, um ihre Klienten und Patienten erfolgreich unterstützen zu können.

Carmen Kindl-Beilfuß führt mit diesem Buch durch ein „Wunderland“ fantasievoller, überraschender und hoch wirksamer Feedback- und Interventionstechniken, das man als Leser gar nicht mehr verlassen möchte. Der Weg führt dabei über alle Stationen des Beratungs- bzw. Therapieprozesses: von der Stoffsammlung durch Fragen über das Bilden von Hypothesen und die Planung von Interventionen bis zur Architektur von Lösungen und der Struktur von Kommentaren und Feedback.

Die vorgestellten Interventionen, Übungen und Techniken sind einerseits ausgefeilt und praxiserprobt, sodass sie 1:1 in die eigene Praxis übernommen werden können. Gleichzeitig sind sie so offen und flexibel angelegt, dass sie Therapeuten, Coachs und Beratern den Zugang zu eigenen Einfällen und Lösungen erschließen. Folgen Sie einfach dem weißen Kaninchen!
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Zielgruppe


Berater, Therapeuten, Ärzte, Coachs, Sozialpädagogen, im sozialen Bereich Tätige


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2Der Zusammenhang zwischen Hypothesen, Fragen und Interventionen
Systemisches Arbeiten ist ein Prozess, in dem gesteuert von der Neugier die Wahrnehmung der Klienten im professionellen Kontext beim Therapeuten fortwährend zu neuen Eindrücken, damit einhergehenden Fragen und anregenden Ideen bezüglich ihres Anliegens führen. Wie in allen therapeutischen Prozessen ist die Frage entscheidend: Worauf richtet sich primär die Aufmerksamkeit des Therapeuten? Die Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf folgende Sachverhalte: den Kontext von Beratung und Therapie die Entwicklung eines stimmigen Ziels des Klienten Zeichen von Offenheit und Kooperationsbereitschaft. Die Kompetenzen des Klienten
Hier geht es weniger um Eigenschaften des Klienten als um seine Fähigkeiten, sein Leben selbstständig zu gestalten, ständig dazuzulernen, Hindernisse zu überwinden, Probleme zu lösen und Beziehungen befriedigend zu führen, d. h., sich auf seine individuell einzigartige Weise durch seine Lebenszeit zu bewegen und immer wieder Phasen von Zufriedenheit und Glück zu erleben. Der Therapeut richtet seine Wahrnehmung auf die Lebenserfahrung, die Bereitschaft zum Lernen, Entwicklungsschritte und Bereitschaft zur Veränderung, die Vielfalt der Beziehungslandschaften, Resilienzfaktoren, insbesondere Umgang mit Verlusten und Scheitern, gelebte Kreativität, den Anteil und die Qualitäten des gelingenden Lebens innerhalb der gegenwärtigen Situation, Ideen und Bemühungen zur Veränderung der aktuellen Situation, die Beschreibung der Situation aus dem Blickwinkel anderer wichtiger Beziehungspartner, deren Bemühungen, gewährte Unterstützung und Ideen zur Veränderung, weiterführende Fragen und Lebenszusammenhänge, die den Klienten beschäftigen, Visionen von einem gelingenden Leben, Bindungsmuster, Gestaltungskraft und Freude am Geben in Beziehungen. Ein Gespräch ist daher immer eine Reise durch das Leben des Klienten: Die Reise beginnt in der Gegenwart, lädt ein, die Chancen für die unmittelbare Verbesserung des Lebens zu prüfen, bedient sich der umfangreichen Lebenserfahrung des Klienten und setzt diese immer in Relation zu einer weitreichenden Entwicklungsperspektive – einer Art Panoramablick auf das Leben. Abb. 1: Verknüpfungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Entwicklungsweg Wahrnehmen – Überlegen – Fragen formulieren und bereits Hinweise planen sind Markierungen eines sehr komplexen Denkens und Handelns aufseiten des Therapeuten. Der Therapeut stellt einen Rahmen zur Verfügung, in dem er dem Klienten vor allem zwei wesentliche Dinge anbietet: Vertrauen und Sicherheit Impulse zur Veränderung und Entwicklung In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Prozesssteuerung seitens des Therapeuten betont, ein Begriff, den Schweitzer und von Schlippe (2010) relativieren und als »Mit-Steuerung« oder »Bei-Steuern« sehen. Diese Akzentuierung wird uns allen in der Praxis vor allem durch die Tatsache bewusst, dass egal wie gut die Rahmenbedingungen gestaltet sind, egal wie gut Vorbereitung, Aufmerksamkeit und Zugewandtheit seitens des Therapeuten sind, das Ergebnis zu großen Teilen der Klient bestimmt. Die »Selbstorganisation« unserer Klienten kann bei gleichbleibendem Engagement auf unserer Seite ebenso zu wünschenswerten wie zu enttäuschenden Ausgängen führen. Eine Fifty-fifty-Chance ist es jedoch nicht, sondern sehr viel mehr. Ebenso wie wir an unsere Klienten »ankoppeln« (»joining«), koppeln diese auch an uns an. Sie beschäftigen sich mit uns, testen unsere Art, Kontakt aufzunehmen, unsere Stimmungs- und Energielage und unser professionelles Standing. Es könnte also gut sein, dass Sie »einfach so« überzeugen und damit Ihre Chancen zur »Mit-Steuerung« drastisch erhöhen. Eine gute Vorbereitung lohnt sich aus meiner Erfahrung heraus in jedem einzelnen Fall. Wer ein sicherer, kompetenter Begleiter sein möchte, sollte sich einiger Hilfsmittel bedienen, um die Aufnahme und die Abgabe von Informationen sowie sein eigenes Verhalten einigermaßen ideengeleitet, bewusst und zielführend steuern zu können. Es bedarf einer Grundstruktur, die dem Therapeuten erlaubt, die extreme Komplexität der Situation angemessen zu reduzieren und sein eigenes Verhalten daran auszurichten. Während also der Therapeut anhand seiner Wahrnehmungen und Hypothesen ständig neue Fragen kreiert und damit verschiedenste Erfahrungsfelder des Einzelnen oder des Systems (Paar, Familie, Arbeitskollegen etc.) bereist, schreibt er sorgfältig auf, was er gehört und gesehen hat, und entwirft bereits während des Gesprächs eigene Ideen zur Veränderung der Situation. Diese Ideen sind erste gedankliche Pfade zur Planung der Intervention im Anschluss an das Gespräch. Die Struktur des idealtypischen Interviews1 Problem – Frage – Auftrag (Gegenwart) Angenommen, die Dinge entwickeln sich gut, was wäre für Sie ein guter Schritt nach vorn? Visionen – Ziele (Zukunft) Wenn ich Sie in einem halben Jahr wiedersehe und ich erlebe Sie äußerst zufrieden in Ihrer Familie, was berichten Sie mir, was Sie geschafft haben? Familiäre Erfolgsszenarien als Vorlagen für neue Ideen (Vergangenheit) In welcher Situation haben Sie als Familie bereits gezeigt, dass Sie gemeinsam stark sind? Wo passiert Lösung bereits jetzt? (Vergangenheit/Gegenwart) Welche engagierten Schritte haben Sie bereits gemacht, die in diese Richtung führen? Welche Bemühungen haben Sie schon gestartet? Was war erfolgreich, was weniger? Wozu ist das gegenwärtige Problem, der Zustand nützlich oder sinnvoll (wichtig oder gar produktiv)? (Gegenwart) Welche wichtigen Erfahrungen sammeln Sie gerade jetzt in dieser schwierigen Situation? Möglichkeiten der Verschlimmerung der Situation (Zukunft) Angenommen, wir kommen trotz aller Bemühungen nicht voran und die Situation bleibt unverändert, wie werden wir Sie in drei Monaten erleben? Falls wir – trotz der bereits spürbaren Belastungen – den Tiefpunkt noch nicht erreicht haben, was wäre Ihre Vorstellung, wie sich die Lage weiter verschlimmern könnte? Wenn XY es darauf anlegen würde, die Situation weiter zu verschärfen, wie könnte er das hinkriegen? Was soll unbedingt so bleiben/weitergehen? (Gegenwart/Zukunft) Was möchten Sie sich unbedingt erhalten? Was in der Familie schenkt Ihnen das Gefühl von bleibender Gemeinsamkeit? Woran merken Außenstehende, dass Sie als Familie trotz Schwierigkeiten und Herausforderungen ein gutes Team sind? Was soll wie anders werden? (Zukunft) Wie sieht es genau aus, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben? Was gibt es besonders zu feiern, wenn Sie besser als erwartet vorankommen? Woran merken Sie, dass Ihr Ziel zum Greifen nah ist? Was wäre ein nächster Schritt? (Gegenwart) Welches ist Ihre Startidee? Wann genau soll es losgehen? Was wollen Sie umsetzen/ausprobieren? Was wäre zusätzlich einen Versuch wert? Woran merken wir, dass Sie gut zusammenarbeiten? Wer wird Sie (wie?) unterstützen? Welches ist die Variante B? Was ist die beste Unterstützung, die wir geben können? Die Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Wenn Sie sich ein gelungenes Interview wie eine Zeitreise vorstellen, so starten wir in der Gegenwart, werfen einen Blick in die gelungene, aussichtsreiche Zukunft, holen uns wertvolle Erfahrungen sowie Talente, Mut und Kraft aus der Vergangenheit, nutzen diese für eine konkretere, handlungsbetonte Zukunftsbeschreibung, schauen, welche Aktivitäten und Bemühungen in diese Richtung bereits gestartet wurden und Erfolg haben, würdigen den Status quo (Modus der Nichtveränderung) in seinen wertvollen, gelingenden und in seinen anstrengenden Seiten, kümmern uns um Ambivalenzen und entwerfen den Start nach der erfolgreichen Beratung. Zusätzlich können Hindernisse, besondere Wege, ein bestimmtes Tempo der Veränderung und das Ausprobieren mehrerer Möglichkeiten vorweggenommen werden. Der Beginn der Arbeit mit so viel Komplexität ähnelt dem Erlernen einer Sportart. Nehmen wir z. B. das Skifahren. Am Anfang ist man froh, auf den zwei verlängerten Füßen überhaupt stehen und ein paar Meter rutschen zu können. Die volle Konzentration wird benötigt, wenn die erste Kurve...


Carmen Beilfuß, Dr. phil., Dipl.-Psych.; Psychologische Psychotherapeutin, Lehrtherapeutin, Supervisorin; seit 1987 im Bereich Einzel-, Paar- und Familientherapie in ambulanten und stationären Kontexten tätig; Forschungsprojekte und Lehraufträge an der Fachhochschule und der Universität Magdeburg zu den Themen Systemische Therapie, Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie und Klinische Hypnose; Gründerin und Leiterin des Instituts für systemische Forschung, Therapie und Beratung (ISFT) Magdeburg; Lehrtherapeutin des Helm-Stierlin-Instituts Heidelberg (hsi); seit 1996 eigene psychotherapeutische Praxis; seit 2013 Leiterin der Ambulanz für seelische Gesundheit in Magdeburg. Veröffentlichungen u. a. „Fragen können wie Küsse schmecken. Systemische Fragetechniken für Anfänger und Fortgeschrittene“ (10. Aufl. 2021) und „Einladung ins Wunderland. Systemische Feedback- und Interventionstechniken“ (3. Aufl. 2021)


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