E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Kinsky Ich bin so wild nach deinem Erdbeerpudding
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-13990-2
Verlag: Knaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mein Familienleben mit 7 Kerlen
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-641-13990-2
Verlag: Knaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Als die gebürtige Römerin Margie Kinsky, Tochter einer böhmischen Gräfin und eines Italieners, 1983 ihren Bill heiratet, ahnt sie nicht, worauf sie sich da einlässt. Gut 30 Jahre später und nach dem großen Erfolg von Ehemann Bill Mockridges Je oller, je doller packt nun Margie Kinsky aus. Mit ihrem unverwechselbaren Humor gibt sie uns tiefe Einblicke in das turbulente Leben eines italo-deutsch-kanadischen Künstlerhaushalts. Sie verrät, wie man erfolgreich sechs wilde Jungs bändigt und dem Ehemann trotzdem die beste Ehefrau von allen ist. Ihre Geschichten, Tipps und Mama-Tricks machen einfach nur eins: gute Laune.
Mit jeder Menge Bonusmaterial: Listen zum Rausreißen, Faltanleitungen, Notizen und Kritzelbildchen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Auf die Plätze,
Pudding, los!
1 … 2 … 3 … Stella!
… fünf, vier, drei, zwo, eins … Happy New Year!
Während es draußen knallt und bummst, bleiben der Holzfäller und ich an Silvester ja traditionell stocknüchtern, weil wir schon Wochen vorher als Fahrdienst gebucht werden. Sechs Kinder, sechs Feten, im dümmsten Fall also sechsmal durch die Nacht kutschieren.
Beim Bleigießen hatte ich was, das sah aus wie ’ne Vier. Vier neue Handtaschen im nächsten Jahr? Viermal zum Friseur? Vier voll ausverkaufte Vorstellungen? Hm, das konnte ich mir nicht erklären.
Dann klingelt das Telefon. Unser Jüngster will abgeholt werden. Die Motto-Party ist nicht so sein Ding, jetzt steht er schon draußen in Shorts und Hawaiihemd und friert sich den Arsch ab. Ich schwing mich schnell in die Jacke, Hausschlappen an, dann düse ich zum Auto. Kein Schwein auf der Straße, also trete ich schön aufs Gas, bevor das arme Kind noch so lange in der Kälte rumstehen muss. Komisch, denk ich mir, die Schlappen sind so groß, hab ich vielleicht aus Versehen die vom Holzfäller erwischt? Und – schwupps – da bin ich auch schon über die rote Ampel drüber! Dann sehe ich im Rückspiegel, wie einer im Auto hinter mir mit irgendeinem Ding aus dem Fenster winkt.
»Dir auch Prost Neujahr!«, denke ich mir, kurble das Fenster runter und winke zurück. Dann sehe ich, dass es oben auf dem Auto blau blinkt. Und dann sind sie auch schon neben mir.
»Sie wissen, dass Sie gerade eine rote Ampel überfahren haben?«
»Ja, das tut mir auch leid, aber ich muss jetzt ganz dringend meinen Sohn abholen, der steht draußen und friert!«
»Wissen Sie, jeder, den wir anhalten, muss gerade ganz dringend jemanden irgendwo abholen …«
»Ich schwöre, es stimmt wirklich! Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie ja mitfahren!«
»Das machen wir auch, da können Sie ganz beruhigt sein.«
Ich fahre also los, die Polizei schön brav hinter mir her. Und wer steht nicht da, wo er stehen sollte? Rate mal! Ich also raus aus dem Auto, und auf dem Weg zur Haustür des Kumpels höre ich einen Polizisten rufen: »Was haben Sie denn da für Schlappen an? Die sind ja viel zu groß! Gute Frau, das geht nicht, beim Fahren ist geeignetes Schuhwerk zu tragen!«
Ich merke schon, wie mir der Kamm schwillt, und als ich grade anfangen will, was Passendes zurückzublöken, kommt das Kind aus der Tür.
»Mama, du bist schon da? Menno, grade wird’s wieder cool, darf ich noch ’n bisschen bleiben?«
Währenddessen sehe ich im Augenwinkel, wie die Polizisten um mein Auto schleichen, das Kennzeichen durchfunken und irgendwas notieren.
»Das Taxi zahlste aber dann von deinem Taschengeld!«
Als ich grade zu Hause zur Tür reinkomme, klingelt das Telefon. Bill geht ran, und ich höre ihn fragen: »Wer bist du denn? Tobias? Wir haben keinen Tobias! Und du willst abgeholt werden? Hast du keine eigenen Eltern?«
Natürlich haben wir unseren Jüngsten dann doch noch von der Party abgeholt, ’ne Stunde später, das hat dann Bill gemacht.
Als ich ein paar Tage später die Post aufmache, verstehe ich auch plötzlich, was die Vier beim Bleigießen zu bedeuten hatte: Ich bin jetzt für VIER Wochen den Lappen los, zahle VIERhundert Tacken Strafe und kriege noch VIER Punkte in Flensburg. Ich sag mal: Happy New Year!
Und so geht’s bei uns heiter weiter, hier ist nie Ruhe im Karton!
Dass ausgerechnet ich irgendwann mal ein Buch schreibe, das hätte ich nie gedacht! Hin und wieder kommt zwar immer mal jemand nach der Vorstellung zu mir und sagt: »Mensch, Frau Kinsky, schreibense dat doch mal alles auf!«
Aber ich hab immer gedacht, so was Besonderes sind wir ja nun auch wieder nicht – und ich hatte auch schon ohne Bücherschreiben genug um die Ohren!
Aber jetzt habe ich das einfach mal gemacht. Vielleicht ist es ja doch für euch ganz wissenswert – und wenn nicht, dann macht’s wenigstens Spaß! War auch gar nicht so schwer! Und weil ich ja nicht alleine bin, erzähle ich das Leben von meinen sieben Kerlen, von meinen Freundinnen und unserer Omma einfach gleich mit!
Und nicht nur das! Dieses Buch hier ist ein Mitmach-Benutz-Bastel-Ratgeber – Geschichtenbuch und ein Gute-Laune-Macher für Frauen dies- und jenseits der fünfzig.
Ein Survival-Guide für geplagte Muttis mit Geschichten, Anekdoten, Tipps und Bonusmaterial zum Basteln, Rausreißen und Spaßhaben.
Damit ihr gleich den Überblick habt, um wen’s hier in diesem internationalen Italowestern-Bollywood-Schinken geht – hier erstmal unser Kinsky-Mockridge-Cast:
Eine temperamentvolle, füllige, meistens gut gelaunte italienische Charakterdarstellerin, die Anna Magnani von Bonn-Endenich: MARGIE
Der nicht mehr ganz so jugendliche Liebhaber, Ehemann und Vater der sechs Söhne, John Wayne aus Toronto, ein Holzfällerhemd kommt selten allein: BILL
Die sechs hoffnungsvollen Nachwuchsdarsteller (nach Alter geordnet):
Keanu Reeves und Charmeur, unsere Nummer 1: NICK (Jahrgang 1984)
Dagegen ist Schwarzenegger eine Ballettmaus, unser Bodybuilder: TEO (1986)
Der große Blonde mit der noch größeren Schnauze: LUKE (1989)
Unser Musiker – da bleibt kein Auge trocken, wenn er erst mal seine Gitarre auspackt: LENNY (1991)
Kreischobjekt und einmal Klaus Kinski heiß gewaschen: JEREMY (1993)
Mädchenschwarm und komplette Boyband in einem: LIAM (1997)
Nominiert für die besten Nebenrollen:
Unsere böhmische Omma, die Freundinnen Maria, Tinchen und Marita Nettekofen
Kamera: Ein Blick durch unsere dreckigen Fenster
Licht und Ton: Bei uns sind immer alle Lampen an, wahlweise auch Handy- und Computerdisplays, es wird gebrüllt, die Telefone klingeln, Radio und Glotze laufen, und irgendeiner quatscht immer rein!
Kostüm: Viele Socken mit noch mehr Löchern, ein Haufen dreckiger Wäsche und ’ne Menge Turnschuhe
Location: Eine Bonner Villa Kunterbunt – dagegen hat Pippi Langstrumpf eine aufgeräumte Bude!
Catering: Alles, was schnell geht und satt macht – Pizza, Pasta, Bratkartoffeln – und natürlich Erdbeerpudding!
Special Effects: Die Möpse Kenzo und Möppie
Nominiert in den Kategorien: Bestes Drehbuch, bestes Chaos, beste Haupt- und Nebendarsteller
Wisst ihr übrigens, was das Geile an Pudding ist? Einfach alles! Wo’s Pudding gibt, da ist es sofort gemütlich! Pudding ist pappig süß und richtig schön ungesund, Pudding geht schnell, Pudding macht glücklich, Pudding ist billig, hat man immer im Haus, oder wenn man ihn selbst nicht da hat, haben die Nachbarn garantiert noch ’nen Beutel. Pudding ersetzt locker ein Abendbrot und manchmal auch ’ne ganze Beziehung. Pudding tröstet, Pudding wärmt, und wenn man ihn garniert – mit Erdbeeren oder Gummibärchen, mit Minzblättchen oder mit Sahne –, dann wird aus der 2,50-Packung ratzfatz ein Galamenü!
Koch dir doch mal wieder ’nen Pudding! Ich warte so lange. Pudding am Start? Prima! Dann können wir loslegen!
Mein Leben vor den sieben Kerlen
Ich bin am 21.4.58 in Rom geboren. Meine Mutter wurde von ihrer Freundin in ’nem alten VW Käfer in die Klinik gefahren, ins Santa Prisca, oben auf dem Aventin, einem der sieben Hügel Roms.
Mamma Genilde Gräfin Kinsky mit Papa Filippo Dozzi und Margie an einem Sonntag irgendwann in den Sechzigern in Rom
Und so kam ich, halb böhmisch, halb italienisch, römisch-katholisch-neurotisch zur Welt. »Padre ignoto« hat meine Mutter in die Geburtsurkunde eingetragen, das heißt so viel wie: Vatter jibt es nich! Aber den gab es sehr wohl: der italienische Journalist Filippo Dozzi – groß, breit, haarlos wie ein nackter Bär. Meine Eltern hatten sich beim Jobben im RAI kennengelernt, beide waren Radiomoderatoren. Geheiratet wurde allerdings nicht – dafür war Pippo der böhmischen Gräfin viel zu wenig standesgemäß!
Margie am Strand in Viareggio
Meine Mutter wäre 1948 eigentlich lieber im böhmischen Schloss geblieben – wäre da nicht die neue Regierung gewesen, mit der sie nicht wirklich gut klarkam. Und ihr erster Ehemann, mit dem sie sechzehnjährig von ihrem Vater verheiratet worden war. Ihr Vater besaß eine Landkarte, auf der die besonders guten, adeligen Partien für seine Tochter mit Fähnchen markiert waren! Richtig gepasst hatte es mit dem Gatten nicht, und so kam sie mit ihren beiden kleinen Söhnen aus der damaligen Tschechoslowakei über die Schweiz, wo sie unter anderem in einem Hotel und einer Konditorei gearbeitet hatte, nach Rom. Fremdsprachen hatte sie als Adlige zur Genüge gelernt, und den endgültigen Zuschlag hatte Rom 1953 mit dem Film »Ein Herz und eine Krone« bekommen, in dem sich die blaublütige Audrey Hepburn in den Journalisten Gregory Peck verknallt. Wenn das mal keine Vorsehung war!
Zwei Windhunde und ein Mops: Harry (l.) und Venda (r.) mit dem neuen Schwesterchen 1958 in Rom
Venda und Margie und die Hollywoodschaukel
Mit vollem Namen heiße ich Maria Grazia Alice Eleonora Kinsky. Viel zu lang, um’s mal eben zu rufen. Also wurde das Ding...