Klavan | Todeszelle - Was dir niemand glauben wird | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 439 Seiten

Klavan Todeszelle - Was dir niemand glauben wird

Thriller | Für seine Tat soll er sterben - doch ist er wirklich schuldig?
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-178-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Thriller | Für seine Tat soll er sterben - doch ist er wirklich schuldig?

E-Book, Deutsch, 439 Seiten

ISBN: 978-3-98952-178-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine schreckliche Wahrheit: Der Psychothriller »Todeszelle - Was dir niemand glauben wird« von Andrew Klavan jetzt als eBook bei dotbooks. Vor sechs Jahren soll er ein schwangeres Mädchen erschossen haben. Jetzt ist der Tag seiner Hinrichtung gekommen. Frank Beachum bleibt nichts mehr, als sich von seiner Familie zu verabschieden, seinen Frieden mit Gott zu machen - und ein letztes Interview mit Reporter Steve Everett zu führen, der ihn im Hochsicherheitsgefängnis besucht. Everett soll eigentlich nur einen kleinen Artikel über Beachums letzten Tag verfassen - doch als er mit dem Verurteilten spricht, kommen ihm langsam Zweifel an dessen Schuld. Soll heute ein Mann zu Unrecht sterben? Fest entschlossen, die Wahrheit aufzudecken, verfolgt Everett die Spuren von damals - ein Wettlauf gegen die Zeit, denn ihm bleiben nur noch wenige Stunden, wenn er Beachum vor dem Henker retten will ... »Ein großer, furchterregender Spaß. Füllen Sie die Kaffeekanne auf und verschließen Sie die Türen, bevor Sie beginnen.« Stephen King Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der packende Thriller »Todeszelle - Was dir niemand glauben wird« von Bestsellerautor Andrew Klavan wird alle Fans von Steve Cavanagh und Michael Robotham begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Andrew Klavan wuchs in New York City auf und studierte Englische Literatur an der University of California. Danach arbeitete er als Reporter für Zeitungen und das Radio, bevor er sich ganz dem Schreiben seiner Spannungsromane widmete. Heute gilt Klavan als einer der großen Thriller-Experten der USA. Mehrere seiner Bücher sind mit dem begehrten Edgar-Award ausgezeichnet, für weitere Preise nominiert und/oder verfilmt worden. Die Website des Autors: andrewklavan.com/ Der Autor bei Facebook: facebook.com/aklavan/ Bei dotbooks veröffentlichte der Autor seine Thriller »Todeszelle -Was dir niemand glauben wird«, »Angstgrab - Die Schuld wird nie vergessen sein«, »Todeszahl - Was tief begraben liegt«, »Hilfeschrei - Die Dunkelheit in uns«, »Opferjagd«, »Totenbild« und »Todesmädchen«.
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Kapitel 2


Das Auge Gottes und das Auge der Medien werden häufig miteinander verwechselt, vor allem von den Medien selbst. Doch ob ersteres nun über Frank Beachum wachte oder nicht, eine Vertreterin letztgenannter Zunft hatte ihn jedenfalls fest in ihrem Visier.

Michelle Ziegler von den St. Louis News war eine eindrucksvolle Person. Jung, eigentlich fast noch ein Mädchen, erst dreiundzwanzig. Doch man merkte ihr die Unsicherheit nicht an, im Gegensatz zu ihrem guten Aussehen, das offensichtlich war, und einer verführerischen, intelligenten und erbarmungslosen Arroganz, die die Herzen der Männer in Angst und Schrecken versetzte und Frauen zu neidischer Verachtung provozierte. Was mich betrifft, ich mochte sie irgendwie. Sie hatte ein weiches ovales Gesicht mit einer römischen Nase und großen braunen Augen, die genug sahen, um einen ins Schwitzen zu bringen. Sie kleidete sich, wie sie war: eine Überfliegerin vom College, die man auf die Welt losgelassen hatte. Eine Bluse mit Knöpfkragen, die ihre Figur betonte – einen Körper, den man wohl anmutig genannt hätte, als das noch ein Begriff war. Und so kurze Röcke, daß die unreiferen männlichen Mitarbeiter der News regelmäßig Wetten auf die Farbe ihrer Slips abschlossen. Ich hatte einmal den Jackpot geknackt und vierzig Dollar gewonnen, als ich dreimal hintereinander auf Pink getippt hatte.

Sie war eine gute Reporterin oder würde es eines Tages werden. Sie hatte Autorität, und die Leute redeten mit ihr; ich glaube, sie hatten Angst, es nicht zu tun. Außerdem war sie von einer großen, kompromißlosen sozialen Vision beseelt, die alle möglichen Skrupel bezüglich ihrer Methoden auslöschte. Sie war bereit zu flirten, zu lügen, zu erpressen, Terror auszuüben oder zu stehlen, um an Informationen zu kommen. Jede Information: Wenn sie an einer Geschichte dran war, sammelte sie jedes Detail, jedes Dokument, jedes Zitat von jeder irgendwie beteiligten Person, das sie auftreiben konnte – das meiste davon verwendete sie nie wieder, sondern lagerte es in Pappkartons, die sich überall in dem verrückten Loft, das sie bewohnte, stapelten. Sie war keine besonders gute Schreiberin, ihre College-Ideologien waren meistens so dick und glühend aufgetragen, daß die Redakteure, die ihre Geschichten umschreiben mußten, ihnen den Spitznamen »Depeschen der Flammenden Michelle« gegeben hatten. Aber wenn man den ganzen Kram wegstrich – und das taten die Redakteure zum Glück meistens –, hatte sie immer alle Fakten zusammen, unsere Michelle, jedes Mal.

Sie war vor etwa einem halben Jahr auf den Fall Beachum angesetzt worden: ein Zeichen, daß auch Bob Findley ihr Talent zu würdigen wußte. Sie hatte einen Presseausweis für die Hinrichtung, und es war ihr sogar irgendwie gelungen, ein allerletztes persönliches Interview mit dem Verurteilten zu verabreden. Dieser Interviewtermin – ich muß schon sagen, er nötigte mir Respekt ab. Es war ein Verstoß gegen die Strafvollzugsvorschriften, die am Tag der Hinrichtung ab sechzehn Uhr jeden Kontakt des Gefangenen mit der Presse, selbst per Telefon, ausdrücklich verboten. Ich hatte schon persönlich mit Luther Plunkitt, dem Direktor von Osage, zu tun gehabt, und bei diesen Anlässen hatte er sich bezüglich derartiger Vorschriften in etwa so flexibel verhalten wie Granit. Michelle muß sich bis aufs Hemd ausgezogen haben, um die Genehmigung für dieses Interview zu bekommen – was sie im Notfall auch getan hätte; sie war absolut skrupellos. Ich mag das bei einem Menschen.

Am Abend vor ihrem Termin im Gefängnis – an jenem Sonntagabend – kam Michelle durch die Lokalredaktion auf meinen Schreibtisch zumarschiert, um mit mir eine kollegiale Konferenz über einige Aspekte des Falls abzuhalten. Sie pflanzte ihre anmutige Faust auf meine Schreibtischplatte und schenkte mir eines jener Lächeln voll trockenem Zorn, das selbst hartgesottene Redakteure vor Angst erzittern ließ.

»Die können mich mal am Arsch lecken«, fauchte sie.

Ich seufzte. Es war ein langes Wochenende gewesen – ständig erschossen sich die Leute gegenseitig –, und ich freute mich auf meinen freien Tag. Ich hatte mich gerade in meinem Stuhl zurückgelehnt, um ein letztes Mal gegen das Rauchverbot in den Redaktionsräumen zu verstoßen, bevor ich mich auf den Heimweg zu meiner kleinen Frau machte. Ich schob meine Brille hoch und rieb mir die Nase. Mir fehlte die Kraft für eine ernsthafte journalistische Diskussion.

»Aber damit bin ich durch«, fuhr Michelle fort. »Es ist mein Ernst.« Sie stolzierte den Gang hinter mir auf und ab. »Ich gehe zurück auf die Uni. Ich mache meinen Doktor. Ich hab die Schnauze voll von diesem Mist. Ich werde Sachen schreiben, die etwas bedeuten.«

»Michelle«, erwiderte ich, »ich sag dir das nur ungern, aber du bist erst dreiundzwanzig: Du weißt nichts von Sachen, die etwas bedeuten.«

Wieder dieses trockene Lächeln, trotzdem lachte sie. »Du kannst mich ebenfalls mal am Arsch lecken, Ev«, sagte sie.

Ich lachte auch, trotzdem. Ich mochte sie wirklich. »Also gut«, sagte ich, »was haben sie gemacht?«

»Er. Alan. Mann.« Drei Sätze für einen einzigen Typen. Sie war reichlich geladen. »Der Große Weiße Männliche Herrscher des Universums. Er hat meinen Kommentar über den Fall Beachum gekippt. Ich habe zwei Wochen daran gearbeitet. Er hat Bob einfach überstimmt. Hat ihn – einfach überstimmt. Es war das Beste an der ganzen Story.«

Ich versuchte, mitleidsvoll auszusehen, was mir nicht leichtfiel. Ich hatte ihren Kommentar im Computer überflogen. Absolut klassische Flammende-Michelle-Schreibe. Ihr Aufhänger war, daß wir nur deswegen so ausführlich über Beachums Hinrichtung berichteten, weil er weiß war, während wir die zahlreichen Schwarzen, die im Todestrakt saßen, vernachlässigten und gleichzeitig Beachums schwangeres Opfer idealisierten, um die patriarchalischen Strukturen zu überdecken, die eben jene Gewalt, der die Frau zum Opfer gefallen war, erst hervorgebracht hatten. Ich persönlich fand, daß Alan ungewöhnliche Zurückhaltung bewiesen hatte, indem er den Kommentar einfach gekillt hatte. Ich hätte ihn vorher gefoltert.

Michelle stand da, sah mich wütend an und wartete, die Faust wieder auf meinen Schreibtisch gestemmt, auf eine Antwort. Um sie aufzuheitern, sagte ich schließlich: »Na ja, wenigstens darfst du dir die Hinrichtung morgen ansehen. Das ist immer ein echter Kick.«

Sie wurde rot, schloß die Augen und klappte den Mund auf, ihr Zeichen dafür, daß ich mich jenseits jeden menschlichen Verständnisses begeben hatte.

»Nein, es ist mein Ernst«, sagte ich. »Ich hab mal eine in Jersey mitgemacht. Es ist aufregend. Und, verdammt noch mal, wenn man die Typen bedenkt, mit denen sie es machen, ist es doch ein echt sauberer Spaß, meinst du nicht?«

Den Mund noch immer offen, trommelte sie mit den Fingerknöcheln auf meine Schreibtischplatte. »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, warum ich noch mit dir rede«, sagte sie schließlich, als hätte sie den guten Vorsatz gebrochen, sich dieses Vergnügens in Zukunft zu enthalten. »Ich weiß nicht, warum ich überhaupt noch mit dir rede.«

Woraufhin sie tief einatmete, um ihren Zorn zu zügeln, mich wortlos sitzenließ und im Zickzack zwischen den Schreibtischen davonstapfte.

Ich legte die Füße auf meinen Schreibtisch und rauchte weiter. Ehrlich gesagt hatte auch ich keine Ahnung, warum sie noch mit mir redete. Aber sie tat es. Vermutlich war es einfach ein weiteres der vielen Rätsel des Lebens.

An jenem Abend muß Michelle in einer ihrer schwärzeren Stimmungen nach Hause gefahren sein. Etwa drei Stunden lang lag sie in ihrem Loft auf dem Bett und brütete vor sich hin, während draußen das letzte Licht des Sommertages erstarb. Nach einer Weile rauchte sie einen Joint, um ihre angespannten Nerven zu lockern.

Ihr Loft war, wie gesagt, eine verrückte Behausung, riesig, düster und wie ihre Studentenzimmer möbliert mit Kartons, Staubflocken, Stapeln von alten Zeitungen, halb gelesenen Büchern und Traktaten. Es befand sich im zweiten Stock eines alten Lagerhauses aus Backstein, in dem bis zu seiner Einstellung der Globe-Democrat seine Redaktionsräume gehabt hatte. Das Schild der Zeitung mit dem Weltkugel-Logo hing noch draußen über der Tür. Nur ein weiteres Loft in dem Gebäude war bewohnt; die von Tankstellen, Parkplätzen und Fast-food-Restaurants gesäumte Straße, an der das Haus lag, schlug eine Schneise durch ein nichtssagendes Gewerbegebiet, das sich bis zu den Slums im Norden erstreckte. Doch Michelle liebte dieses Loft inniglich, liebte es, diese Wände um sich zu spüren: wegen des Weltkugel-Logos und weil es nur einen Block vom PostDispatch und eineinhalb Blocks von der News entfernt lag. Weil es für sie erfüllt war mit dem Duft und der schimmernden Aura von Zeitungen. Zeitungen, das große romantische Ideal ihrer Studentenzeit. Agenten gesellschaftlicher Veränderung, Orte erlebter Geschichte, Schlachtfelder der politischen Meinung. Sie hatte den ganzen Unsinn geglaubt. Sie liebte Zeitungen. Selbst jetzt noch. Sie liebte sie noch immer.

Aber heute deprimierte sie ihre Wohnung nur noch mehr. Während sich die gelben Streifen der untergehenden Sonne durch die Schlitze der Jalousien zurückzogen und langsam verblaßten, zog sie an ihrem Joint und betrachtete durch den Qualm die im ganzen Zimmer verstreuten Kartons. Kartons gefüllt mit losen Zetteln, Notizblöcken und zerknitterten Unterlagen. Kartons, die von Fakten geradezu überquollen, von den vergessenen Details der Geschichten, an denen sie arbeitete. Fetzen, die sie mit dem hilflosen Instinkt eines Eichhörnchens im Herbst gesammelt hatte. Sie wollten sie darin begraben, sagte sie sich. Alan Mann. Bob Findley. Sie wollten sie in Details, Belanglosigkeiten und Nichtigkeiten...



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