Kleudgen | Lovecrafts Schriften des Grauens 15: Cthulhu Libria Neo | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2115, 284 Seiten

Reihe: Lovecrafts Schriften des Grauens

Kleudgen Lovecrafts Schriften des Grauens 15: Cthulhu Libria Neo


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-925-6
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2115, 284 Seiten

Reihe: Lovecrafts Schriften des Grauens

ISBN: 978-3-95719-925-6
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



'Nach jahrelangem Bestehen als Geheimtipp für die Freunde dunkler Phantastik findet das CTHULHU LIBRIA NEO-Magazin mit seiner zehnten Ausgabe ein neues Zuhause im BLITZ-Verlag. Mit seinem Schwerpunkt Die Poe-Rezeption in der deutschen phantastischen Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Markus K. Korb und begleitenden Beiträgen sowie Erzählungen von Uwe Voehl, Jörg Kleudgen, Christopher Müller und E. L. Brecht enthält das Magazin auch diesmal die gewohnten Rubriken Genius Loci, Der vergessene Bücherschrank und vieles mehr.'

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2. Begriffsbestimmung „Phantastik“
2.1 Forschungsstand
Die literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema „Phantastik“ hat in den letzten drei Jahrzehnten zu einer Fülle von Theorieansätzen geführt, wie denn nun der Begriff „Phantastik“ zu definieren sei. Louis Vax legt seine Begriffsbestimmung im ersten Kapitel seines Buches „L’Art et la litterature fantastiques“ folgendermaßen dar:
Die phantastische Erzählung liebt es dagegen, uns Menschen, wie wir es sind, vor Augen zu führen, die sich in unserer Alltagswelt bewegen und auf einmal mit dem Unerklärlichen konfrontiert werden. Während das Märchenhafte eine Welt aufbaut, die sich außerhalb der Wirklichkeit befindet und in der das Unmögliche, der Skandal, also nicht existieren kann, findet das Phantastische gerade seinen Ursprung in den Konflikten zwischen dem Realen und dem Möglichen.
Vax pendelt an dieser Stelle zwischen drei Begriffen „das Unmögliche“, „der Skandal“ und „das Mögliche“, was seiner Theorie zu keiner klaren Linie verhilft und seine These verwischt. Trotzdem wurde sie zur Grundlage weiterer Definitionsversuche. Roger Caillois greift die These auf und formuliert seine Behauptung wesentlich klarer:
Das Phantastische dagegen offenbart ein Ärgernis, einen Riß, einen befremdenden, fast unerträglichen Einbruch in die wirkliche Welt.
Und weiterhin sei das Phantastische „[...] das Unmögliche, das unerwartet in einer Welt auftaucht, aus der das Unmögliche per definitionem verbannt worden ist.“ ­Caillois sieht das Phantastische in unmittelbarer Nähe zum Märchen, wenn er sagt:
Es ist notwendig, die Eigenheiten des Phantastischen aus einer Konfrontation mit denen des Märchens zu bestimmen.
Hans Richard Brittnacher greift diese These an, indem er die Nähe des Phantastischen zum Märchen negiert und an dessen Stelle die Sage setzt:
[...] das Beängstigende und Entsetzliche der Phantastik hat eher in der Sage seinen Platz.[...] Das Märchen hat als stoffliche Quelle für die Phantastik nicht einmal sekundäre Bedeutung [...] Auch in formanalytischer Hinsicht sowie im Hinblick auf Erzählebene, Wahrheitsanspruch, Handlungsverlauf, im Ausgang des Geschehens, in der Zeichnung des Protagonisten und der Atmosphäre ist die phantastische Literatur eher der Sage als dem Märchen verwandt.
Dem ist zuzustimmen, denn Brittnacher weist zurecht auf Besonderheiten hin, die für die phantastische Literatur evident und mit den Ausdrucksformen der Sage weitgehend deckungsgleich sind. Die weiteren Schlußfolgerungen Caillois’ sind ebenfalls kritisch zu beleuchten, wenn er behauptet:
[...] daß die Phantastik das Märchen abgelöst hat und die Science Fiction allmählich die Phantastik in der Art des letzten Jahrhunderts ablöst.
Für diese These ist von Caillois kein empirischer Beweis vorgelegt worden und erweist sich daher als Spekulation. Ein Blick in die Bestsellerlisten oder Verlagskataloge ist Gegenbeweis genug. Offensichtlich ist das Interesse an der Phantastik, auch von seiten der Autoren, ungebrochen. Die obige Feststellung widerlegt auch die Behauptung Todorovs, der als Schlußfolgerung seiner Ausführungen über die Psychoanalyse festschreiben will:
[...] die Psychoanalyse hat die phantastische Literatur ersetzt und damit überflüssig gemacht. Man hat es heutzutage nicht mehr nötig, auf den Teufel zurückzugreifen, um über eine exzessive sexuelle Begierde sprechen zu können.
Stanislav Lem hat in seiner teilweise überspitzten Gegendarstellung zu Todorov folgendermaßen erwidert:
[...] ad extremum geführt, bedeutet Todorovs These, daß das Phantastische eigentlich von der Zensur erschaffen wurde, denn es stellt ein Umgehungsmanöver ihrer Schranken dar.
Anhand von de Sades „Juliette“ zeigt Lern die Koexistenz von Phantastischem und Obszönem auf, was ja nach der Todorovschen Definition undenkbar wäre. Die weitere Forschung kommt in einem Punkt zu einer Übereinkunft, so z.B. wenn Tzvetan Todorov im zweiten Kapitel seiner Monographie „Einführung in die fantastische Literatur“die Definition des Fantastischen vornimmt:
In einer Welt, die durchaus die unsere ist, die, die wir kennen, eine Welt ohne Teufel, Sylphiden oder Vampire, geschieht ein Ereignis, das sich aus den Gesetzen eben dieser vertrauten Welt nicht erklären läßt.
Ähnlich liest sich die These Georges Jacquemins’, wenn er das Phantastische als den Ort klassifiziert, „[...] an dem sich Ereignisse vollziehen, die von der Ratio nicht analysiert werden können [...]“. Dieter Penning faßt diesen Konsens folgendermaßen zusammen und ordnet so die verschiedenen Auffassungen unter eine Definition von Phantastik ein:
Die Zentralthese lautet bei den meisten [...], daß das Phantastische der Konflikt zweier vom Standpunkt der Rationalität aus unvereinbarer Ordnungen bzw. Logiken ist, nämlich einer empirischen und einer spirituellen [...]
Über die Art jedoch, wie sich das Phantastische manifestiert, gehen die Meinungen auseinander. War es bei Caillois noch ein „Riß“, so vollzieht sich die Manifestation bei Dieter Penzoldt „[...] Schritt für Schritt [...]“. Das Phantastische ist für Penzoldt eine Klimax, wobei „[...] der Autor ihn [den Leser, MK] aus seiner Alltagswelt in das Gebiet der reinen Phantasie [...]“führt. In ähnlicher Weise äußert sich Thomas Owen in einem Interview:
Beim Phantastischen gibt es eine Korrosion des Alltäglichen. Nicht so sehr der Riß ist phantastisch, sondern vielmehr dieses allmähliche Zerfallen, diese Korrumpierung, die sich langsam ausbreitet [...]
Der Grundkonsens der Forschung über zwei divergierende Darstellungsebenen bleibt jedoch bestehen. Als weiteres Konstituens der phantastischen Literatur legt Todorov die „Unschlüssigkeit“ fest:
Das Fantastische ist die Unschlüssigkeit, die ein Mensch empfindet, der nur die natürlichen Gesetze kennt und sich einem Ereignis gegenübersieht, das den Anschein des Übernatürlichen hat.
Die Unschlüssigkeit wird noch genauer definiert, wenn Todorov weiter ausführt:
Zuerst einmal muß der Text den Leser zwingen, die Welt der handelnden Personen wie eine Welt lebender Personen zu betrachten, und ihn unschlüssig werden lassen angesichts der Frage, ob die evozierten Ereignisse einer natürlichen oder übernatürlichen Erklärung bedürfen. Des weiteren kann diese Unschlüssigkeit dann gleichfalls von einer handelnden Person empfunden werden; so wird die Rolle des Lesers sozusagen einer handelnden Person anvertraut und zur gleichen Zeit findet die Unschlüssigkeit ihre Darstellung, sie wird zu einem der Themen des Werks; im Falle einer naiven Lektüre identifiziert sich der reale Leser mit der handelnden Person.
Weiter legt Todorov die Unschlüssigkeit als Funktion des Textes fest, die einem implizierten Leser zugeschrieben wird, der im Verlauf seiner Thesen jedoch immer mehr dem realen Leser ähnelt, bis er sogar Funktionen übernimmt, die nur ein realer Leser zu leisten imstande ist.
Todorov siedelt die Phantastik an der Grenze zweier Gattungen an, wenn er davon spricht, daß der Leser am Ende der Lektüre eine Entscheidung über die Ereignisse der Handlung zu fallen habe und sie dann in eine andere Kategorie überführe. Die Gattungen teilen sich nach ­Todorov wie folgt auf:


Wie aus der schematischen Darstellung erkenntlich wird, befindet sich die Phantastik nach Todorov als Grenzphänomen zweier Gattungen zwischen dem Fantastisch-Unheimlichen und dem Fantastisch-Wunderbaren. Die Phantastik als Gattung wird somit von Todorov gelöscht, sie erscheint als Grenzphänomen.
Die Todorovsche Bedingung der Ambiguität, respektive der Unschlüssigkeit, ist nach Meinung Cersowskys zu inflexibel gefaßt, wie er in seinen Bemerkungen zu Poe nachweist.Demnach gibt es Texte, denen eine „potenzierte Unbestimmtheit“ zu eigen ist, und die auch zur Gattung der phantastischen Literatur zu zählen sind. Diese Behauptung weist einen richtigen Weg, der an dieser Stelle beschritten werden soll. In ähnlicher Weise spricht auch Andrzej Zgorzelski über die textimmanenten Bedingungen der phantastischen Literatur:
Jede in einem literarischen Werk geschaffene Welt bildet eine Art Realität. Die Gesetze, die eine solche Realität beherrschen, mögen mit denen der empirischen Realität ähnlich oder unähnlich sein, sie sind nie mit ihnen identisch.
Das Phantastische trete dann in Erscheinung, wenn „[...] die Gesetze der fiktiven Welt zerbrechen“ [Hervorhebung von A.Z.]. Dieser Ansatz hat den Vorteil, nicht mehr zwingend mit außerliterarischen Elementen arbeiten zu müssen und sich konkret am vorliegenden Text zu orientieren. Doch die Ausklammerung der empirischen Realität führt zu der Problematik der Rezeptionsästhetik. Zgorzelski gesteht dem Erzähler, dem Protagonisten...



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