Klinger | Giovanni, du stinkst | Buch | 978-3-218-01495-3 | www.sack.de

Buch, Deutsch, 200 Seiten, Paperback, Format (B × H): 135 mm x 205 mm

Reihe: K&S Kremi

Klinger

Giovanni, du stinkst

Tod am See - Sinovats ermittelt - Antikrimi
Erscheinungsjahr 2026
ISBN: 978-3-218-01495-3
Verlag: Kremayr und Scheriau

Tod am See - Sinovats ermittelt - Antikrimi

Buch, Deutsch, 200 Seiten, Paperback, Format (B × H): 135 mm x 205 mm

Reihe: K&S Kremi

ISBN: 978-3-218-01495-3
Verlag: Kremayr und Scheriau


Und am Ende der Straße stehen Häuser am See

Es könnte ein schönes, ruhiges Leben sein. Hier am verträumten Badesee im kleinen Paradies, wie es von den Menschen im Dorf liebevoll genannt wird. Wäre da nicht dieser sonderbare Badeunfall, mit dessen Aufklärung Abteilungsinspektor Giovanni Sinovats betraut wird. Und der nicht nur die Idylle, sondern auch die vermeintliche Harmonie der nur auf den ersten Blick eingeschworenen Dorfgemeinschaft gehörig aus dem Gleichgewicht bringt.

Schon bald bleibt kein Stein auf dem anderen im kleinen Paradies am See. Sogar Erdbeben sowie ein profitgeiler Grundbesitzer werden da zur absoluten Nebensache.

Zu allem Überfluss treibt auch noch Mama Sinovats mit ihrem Italienfaible alle in den Wahnsinn. Allen voran Giovanni selbst…
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Autoren/Hrsg.


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Als Abteilungsinspektor Sinovats ins LKA in der Polizeidirektion
zurückkehrt, sind in seiner Abteilung nur mehr Marlies Kracher und Gusti
Berlakovits da. Sie hänseln den behäbigen Kollegen, der zwar weniger Sterne auf
seinem Kragenspiegel hat als die beiden, aber dafür einen aus Gold. In die
Uniform muss sich Sinovats jedoch zum Glück nur bei offiziellen Anlässen
hineinzwängen, und auch da hat er zuletzt beim Landeshauptmann nur Anzug
getragen, darunter immerhin ein Hemd und nicht das ausgewaschene T-Shirt von
The Offspring, das er vor einigen Jahren am Nova Rock gekauft hat. Mehr oder
weniger das einzige nicht von der Mutter spendierte Kleidungsstück, jetzt
leider ausgewaschen.
Sinovats geht an den beiden vorüber. Die sitzen vor dem
Computer und sehen sich auf YouTube ein Video vom letzten Zeltfest in Oggau an.
Mit wackeliger Kameraführung sieht man ein paar schwankende Jugendliche, die zu
einem Lied eines bekannten italienischen Deejays ausländerfeindliche Parolen
grölen, dabei die winkenden Arme in die Höhe reißen und sich den Zeigefinger
der linken Hand quer über die Oberlippe legen. „Schau, das ist der Kasi, der
woar scho in der Schul’ so deppert“, kichert die Marlies los und deutet auf
einen der Betrunkenen.
Die Farben des Bildschirms spiegeln sich in den leuchtenden Augen von Gusti,
der den Arm auf Marlies’ Schulter ruhen hat. „Und des is’ der Herbie mit’m
Flachsi, mit de zwa woar i a scho kegeln. Die san so lustig.“
„Und das da ganz rechts ist der Kollege Haslinger. Wenn das gemeldet wird, hat er ein
Disziplinarverfahren oder eines wegen Wiederbetätigung.“ Sinovats teilt die
Belustigung seiner Kollegen nicht.
„Manst du des jetzt ernst?“, fragt der Gusti ungläubig.
„Die sind blunzenfett“, führt die Marlies zur
Verteidigung an, als würde der Alkohol dieses Verhalten legitimieren.
Sinovats schüttelt den Kopf. „Ich hab genug Schreibkram
mit dem Toten da vom See.“ Inspektor Berlakovits dreht sich im Sessel um und
fragt: „Und, haben wir einen Pensionistenmörder?“
Sinovats macht eine wegwerfende Geste. „Schaut’s euch
weiter die Trotteln im Video an. Ich kann noch gar nichts sagen, solange ich
von der Gampenreiter kein Ergebnis der Obduktion habe.“ Sinovats legt ein
Protokoll an und hält darin in recht freier Darstellung fest, was ihm die
befragten Nachbarn alles erzählt haben. Einzig bei der Witwe Wolk versucht er
sich etwas genauer zu erinnern. Notizen hat er keine gemacht. Wie immer. Nur
die Personalien aufgenommen, wie immer, aber die stimmen wenigstens.
„Gemma doch noch auf ein Bier ins Sailer-Stüberl“,
schlägt Marlies vor und streckt dabei den beiden Kollegen ihre Cowboystiefel
entgegen.
„These boots are made for walking…”, beginnt Gusti den Hit von Nancy Sinatra zu
intonieren. Der Gusti ist begeistert, doch Sinovats winkt ab. Zunächst.
Am Ende lässt er sich dazu breitschlagen, dass er nachkommen werde. Aber er hat
nicht vor zu kommen. Eine Finte, um die nervenden Kollegen loszuwerden.
Nachdem sie abgezogen sind, greift er zum Hörer des
Diensttelefons. Er wählt die Nummer. Nach zweimaligem Läuten hebt sie ab und
meldet sich: „Doktor Gampenreiter.“
„Du, also ich…“, stammelt Sinovats ins Telefon.
„Ich hab deine Nummer erkannt, sonst hätte ich um die
Zeit nicht mehr abgehoben.“
„Also,“ Sinovats macht eine zu lange Pause, aber immerhin
stottert er nicht mehr.
„Du willst wissen, ob es schon ein Ergebnis gibt?“
„Ja, das auch.“ Jetzt ist ihm die Antwort leichtgefallen.
Er nimmt einen Schluck Wasser aus dem Glas auf seinem Schreibtisch, hofft, dass
damit die Worte aus seiner feuchten Kehle flutschen, setzt das Glas aber
schnell wieder ab, als er sich ausmalt, wie viel Staub und Sonstiges an kaum
sichtbarer Materie sich darin angesammelt haben muss in den letzten Stunden.
Manchmal ist er von einem Anflug an Tiefgründigkeit beseelt. Aber selten, wenn
es um die Arbeit geht, das erschwert sie nur.
„Aha, oder willst du vielleicht auch fragen, ob es so
etwas wie eine Wiederholung zwischen uns geben könnte?“
Sinovats spürt, wie eine Hitzewallung durch seinen Körper
schießt, als hätte jemand in seinen Venen Zündschnüre entfacht, so schnell
steigt sie auf. Im geröteten Gesicht treten kleine Schweißtröpfchen durch die
Poren, sein Shirt klebt am Körper. Das ist der Moment, in dem seine Mutter
zuhause sagen würde: „Giovanni, du stinkst, geh duschen!“ Dabei stinkt er doch
nie. Immerhin geht er zweimal am Tag duschen, und das alle 365 Tage im
Jahr, außer es ist ein Schaltjahr, dann sind es 366.
Sinovats nickt ganz leicht mit dem Kopf, nein, er nickt
mit dem gesamten Oberkörper. Er wippt wie eine Weide im Wind, doch bevor er
eine Antwort findet, die Worte kleben ihm bamstig auf seiner Zunge, hat die
Gampenreiter sie schon für ihn gegeben: „Vergiss es. Ich hab mir gleich
gedacht, als ich festgestellt hab, dass wir wieder eine Leiche miteinander
haben, dass du dir vielleicht Hoffnungen machst, aber noch einmal, das wird
nicht passieren. Und zu dem Toten kann ich dir frühestens morgen etwas sagen.
Guten Abend.“
Aufgelegt, denkt sich Sinovats und starrt den Hörer an.
Er greift sich an den Ausschnitt seines Shirts. Der Stoff
um den Hals schneidet ihm die Luft ab und pickt auf seiner Haut, er will jetzt
nur noch nach Hause. Zum Glück hat er nicht weit. Die Wohnung, die er mit
seiner Mutter teilt, ist vor wenigen Jahren etwas außerhalb des Zentrums auf
einem brachliegenden Acker von der Gemeinde errichtet worden. Zu Fuß sind es
keine zehn Minuten weg von der Direktion. Aber wer geht im Burgenland schon zu
Fuß?
Er parkt den Wagen auf einer der gekennzeichneten Stellflächen
vor dem Haus und fährt mit dem Lift in den dritten Stock.
„Giovanni, bist du es?“, hört er seine Mutter aus dem
Wohnzimmer, als er die Eingangstür aufsperrt.
„Wer denn sonst, Mama?“ Sinovats betritt das Wohnzimmer,
wo seine Mutter sich auf dem Sofa vor dem Fernseher ausgebreitet hat. Sie trägt
ein für ihr Alter unpassendes Kleid. Zu kurz und zu tief ausgeschnitten.
Offenbar vom World Wildlife Fund, denn mehr freie Wildbahn für Mutters Busen
gibt es nicht.
„Und wenn’s mein Liebhaber wär?“, fragt sie kokett. Er
beugt sich zu ihr hinab, vermeidet den Blick aufs Unvermeidliche (er
scheitert– das üppige Fleisch offenbart sich ihm wie eine Sünde aus
Dantes Inferno) und drückt ihr einen Kuss auf die Wange.
„Giovanni, du stinkst. Geh duschen!“
Er kann es nicht mehr hören. Er spürt, wie es in seinem
Inneren zu brodeln beginnt. Wie in einem Vulkan, der kurz davor ist,
auszubrechen.
Einem Feuersturm gleich lodert es in ihm. Doch an die
Oberfläche kommt nur ein kleines Bläschen, das sofort platzt. „Ist gut“, sagt
er und verschwindet im Bad.


Klinger, Christian
Christian Klinger, geboren 1966 in Wien, ist seit gut 20 Jahren als eines der ersten Mitglieder der krimiautoren.at fixer Bestandteil der österreichischen Krimilandschaft. Bekanntheit erlangte Klinger durch seine in Triest angesiedelten Romane, er veröffentlichte zudem auch Rätselkrimis in der Presse am Sonntag und Fortsetzungskrimis in der Kurier Freizeit-Beilage sowie Beiträge in Anthologien, erhielt 2005 den Luitpolt-Stern-Förderungspreis und war im Jahr 2011 auf der Auswahlliste des Agatha-Christie-Krimipreises.

Christian Klinger, geboren 1966 in Wien, ist seit gut 20 Jahren als eines der ersten Mitglieder der krimiautoren.at fixer Bestandteil der österreichischen Krimilandschaft. Bekanntheit erlangte Klinger durch seine in Triest angesiedelten Romane, er veröffentlichte zudem auch Rätselkrimis in der Presse am Sonntag und Fortsetzungskrimis in der Kurier Freizeit-Beilage sowie Beiträge in Anthologien, erhielt 2005 den Luitpolt-Stern-Förderungspreis und war im Jahr 2011 auf der Auswahlliste des Agatha-Christie-Krimipreises.



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