Klöpping | Im Schatten von Xibalba | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 382 Seiten

Klöpping Im Schatten von Xibalba

und andere Mayapunk-Storys
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95765-974-3
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

und andere Mayapunk-Storys

E-Book, Deutsch, 382 Seiten

ISBN: 978-3-95765-974-3
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



538 nach Christus an der Spree: Mit außerirdischer Hilfe haben die Maya Amerika und weite Teile Europas erobert. Wo später einmal Deutschlands Hauptstadt errichtet werden würde, liefern sich Germanen, Slawen und Mayakrieger nun erbitterte Schlachten. Zwischen den Fronten wechseln Prinzessinnen und Bauernjungen die Seiten ... und teilen manchmal sogar die Betten. Das Kind heißt Mayapunk - mit Storys aus einer blutigen, herausfordernden Alternativwelt ... 

Sven Klöpping, Jahrgang 1979, schreibt schon seit seiner Kindheit Lyrik und Science Fiction. Seit der Jahrtausendwende entwickelt er ein eigenes Universum, in dem viele seiner Storys angesiedelt sind: MegaFusion. Neben dem Schreiben beschäftigt er sich auch mit dem Publizieren anderer Autoren.

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Herr LÿÐmann: Zähmer und Züchter
    Augen klar, Zähne in Ansätzen vorhanden, Schuppen sauber. Ernst begutachtet Nebosja die winzige Echse. »Milena, bitte schreib mit!« Ihre Assistentin unterbricht ihr wildes Spiel mit den anderen Echsenjungen im Nest und stolpert an ihren Schreibtisch zurück. »Stamm: Großer D. sumatranus, Südostasien, viereinhalb Zentimeter. Diese Züchtung spricht positiv auf eine sanfte Zähmung, wie beispielsweise das Ausstrahlen von Selbstbewusstsein, ruhiges Atmen, Schließen der Augen und leichtes Berühren der …« Milena räuspert sich und spielt unschuldig an ihren purpurnen Haarbändern, die sie unordentlich in ihre honigbraunen Haare geflochten hat. »Kannst du das bitte noch mal wiederholen?« Nebosja atmet genervt aus. »Draco. S-u-m-a-t-r-a-n-u-s.« Eifrig fährt ihr Stift über das Blatt. »Und wie groß werden die?« Nebosja setzt die Echse wieder zu ihren Geschwistern, blind lecken sie ihre vernarbte Hand. »Ungefähr so groß wie ein Pferd.« »Und können sie fliegen?« Sie hebt vorsichtig den Arm einer Echse an. Darunter kommen kleine, zusammengefaltete Flügelchen hervor. »Sie können damit über kurze Strecken gleiten.« Milena wirkt enttäuscht, verärgert fügt Nebosja hinzu: »Wenn sie sich von einem Baum oder Felsen stürzen, fliegen sie; quasi.« Milena zuckt mit den Schultern. »Man hört, Maya fliegen auf riesigen Echsen, deren Urväter Drachen gewesen sein sollen. Sie gleiten nicht.« Sie widmet sich wieder ihrer Kritzelei auf dem Brutbericht: einem singenden Mann mit flaschengrünen Augen. Nebosja kneift sich in ihren Unterarm, um nicht auszurasten. In Kriegszeiten sollte man sich nicht wegen Kleinigkeiten aufregen, schon gar nicht im letzten Echsenzuchtbetrieb der Heveller. Sorgsam räumt sie die Unterlagen zusammen; Zuchttabellen ihrer Mutter und einige Thesen ihres Vaters zur Lebensweise von Gleit- und Flugechsen. Eines von vielen Themen, über das sich ihre Eltern ständig stritten. Ihr Vater, auf der Suche nach unbekannten Echsen, die er zähmen und durch die Hand seiner Frau aufziehen lassen konnte, verweilte oft wochenlang im Ausland. Ihre Mutter glaubte nicht, dass er ihr trotzdem noch treu war; wie er aber immer wieder beteuerte. Als sie ihn dann nach Jahren der Eifersüchteleien tatsächlich mit einer anderen erwischte, vergiftete sie ihn. Die Tat konnte ihr, trotz Vorsichtsmaßnahmen, nachgewiesen werden und sie wurde zum Tode verurteilt. Ihre Strafe konnte sie jedoch nie wirklich antreten, da sie bereits im Kerker jämmerlich verdurstete. Nebosja und Debroslav fiel, nicht einmal volljährig, der Betrieb einer Echsenzucht und Dressurschule zu. Seitdem hatte Nebosja nicht mehr viel zu lachen.   Wumps! Vor Schreck lässt Nebosja die Tabellen fallen, als die Tür zur Brutkammer aufgestoßen wird. Eine ausgewachsene, grasgrüne Gleitechse steckt den Kopf durch den Türspalt zur Kammer hinein und beschnuppert aufgeregt das Zimmer. Auf ihrem Rücken sitzt Nebosjas Bruder Debroslav, dessen Augen mit den Schuppen der Echse um die Wette funkeln. »Ich kann es kaum erwarten! Wann kommt der Postbote?« Während er im Sattel sitzt, versucht er hektisch seinen Schuh zuzubinden. »Er kommt« – genervt sammelt Nebosja die Unterlagen wieder auf – »wie jeden Tag gegen Mittag.« Er schaut hoffnungsvoll aus dem Fenster, während seine Echse aufgebracht im Nest wühlt. Nebosja schreitet ein: »Debroslav, sie soll aufhören, das ist nicht ihr Gelege!« Ihr Bruder zieht geistesabwesend am Zügel und starrt weiter aus dem Fenster. Auf dem Hof fegt seine Assistentin Amankaya. Ihr langes Haar hat sie bei der Hitze mit zartrosa Spangen hochgesteckt, sodass ihr schmaler Nacken freiliegt. Man kann die Ansätze ihrer Tätowierung erahnen, die noch von ihrer Zeit als Sklavin bei den Maya stammt. Debroslav war ihr von Anfang an verfallen, kaufte sie und schenkte ihr die Freiheit. Die Echse knurrt in die Eierschalen, die Jungen quietschen auf. »Debroslav!« Statt ihres Bruders reagiert die Echse. Sie springt vom Nest zurück und zischt Nebosja wütend an, die ängstlich zurückweicht. Debroslav lacht und beruhigt das Tier. »Wovor hast du denn Angst? Die tut doch nichts!« Nebosja knirscht mit den Zähnen: »Du weißt genau, warum!« Stets hatten die Echsen, die ihr Bruder anschleppte, sie gebissen, gekratzt oder umgerannt. Die Neueste bildete da keine Ausnahme. »Sie ist nicht aus meiner Zucht, ich vertraue ihr nicht!« Sie wirft einen verächtlichen Blick auf ihren Bruder. »Und hör endlich auf, Amankaya nachzustellen. Sie ist deine Schülerin, verdammt noch mal!« Debroslav grinst angriffslustig und wendet seine Echse geschmeidig in Richtung Tür. »Ich werde auf dem Hof auf den Postboten warten.«   Tatsächlich kommt der Postbote heute früher und ist nicht wie sonst allein. Er wird begleitet von einem königlichen Abgesandten. Eine furchterregende Mayaklinge ist auf seinen Rücken geschnallt, gezackt und aus glänzendem Metall: wahrscheinlich Kriegsbeute oder Diebesgut. Mayawaffen gelten als absolut tödlich und sind mit Giften beschmiert, die unterschiedliche Wirkungen entfalten. Dabei munkelt man, das Gift sei das Blut von Wesen, die vom Himmel fallen. Neugierig beobachtet Nebosja die Szenerie. Als der Abgesandte feierlich ein Hologramm startet, schwant ihr Schlimmes. Milena quetscht sich neben sie ans Fenster. »Debroslav Branca …« Ungelenk verbeugt sich ihr Bruder vor dem Abgesandten und dem digitalen Bildnis des Königs, Amankaya hört auf zu fegen, »Ihr Gesuch auf Ausführung der Ausschreibung König Rogwolods des schwarzen Bären, zur Gefangennahme und Zähmung einer kürzlich entdeckten Flugechse, wurde aus zahlreichen Bewerbungen auserwählt.« In Nebosjas Ohren rauscht es. Ihr Daumennagel bohrt sich leicht in ihren Unterarm. »In Kriegszeiten ist Mut von größter Wichtigkeit, daher steuert die Krone ein Viertel zur Ausrüstung Ihrer Unternehmung bei.« Ihr Daumen bohrt sich tiefer in ihr Fleisch. »Der König erwartet Sie am Zweiten des nächsten Monats, um Sie zu verabschieden, bevor er sich erneut an die Kriegsfronten begibt.« Der Gesandte beendet das Hologramm. »Eine Verzögerung oder Ausfallen der Mission durch Krankheit oder Tod Ihrerseits wird nur entschuldigt, wenn Sie für gebührenden Ersatz sorgen.« Debroslav nickt heftig, seine Wangen glühen. Als der Abgesandte sich vom Hof wendet, nimmt der auserwählte Debroslav jauchzend Amankaya in den Arm und wirbelt sie in die Luft. Nebosja indes nimmt endlich den Druck aus ihrem Arm. Sie blutet. »Was hast du dir dabei gedacht?!« Wutentbrannt rennt sie auf ihren Bruder zu, der sich nur ungern aus Amankayas Umarmung schält. »Du willst eine riesige Flugechse zähmen, wobei dir das nicht mal bei einer Gleitechse gelingt?« Er verschränkt die Arme. »Du hast keine Ahnung von meinen Fähigkeiten! Ich bin der Beste!« »Und wer zum Teufel kümmert sich um unseren Echsenbestand? Wer reitet die Tiere ein, wenn du weg bist? Soll das Amankaya alleine machen?« Wild fuchtelt Nebosja in der Luft herum, ein bisschen Blut bespritzt den trockenen Boden. »Amankaya wird auch mitkommen.« Auch Amankaya scheint überrascht. »Das kann nicht euer Ernst sein!« »Doch, ist es!« Ihr Bruder baut sich vor ihr auf. »Ich will es so!« Nebosja schüttelt fassungslos den Kopf und kehrt wortlos zu ihren Echsenjungen zurück.   Einige Tage vergehen. Nebosja ignoriert ihren Bruder hartnäckig, obwohl er ihre Hilfe bei der wochenlangen Vorbereitung der Reise gut gebrauchen könnte. Dabei beobachtet sie argwöhnisch, dass Debroslav und Amankaya immer länger bis in die Nacht hinein zusammensitzen. Sie hofft inständig, dass sie lediglich die Reise gewissenhaft vorausplanen und verdrängt die bösen Vorahnungen, die von schreienden Debroslav-Drillingen handeln.   Am Tag des Reisebeginns wartet Nebosja mit Milena auf dem Hof darauf, dass sie sich endlich auf den Weg zur Abschiedsfeier machen. Sie hat ihr schwarzes Kleid angezogen, auf welchem eine blutrote Echse prangt, das Logo ihrer Zucht. Debroslav, behangen mit billigem Gold, steckt in einer unsäglichen, grün schimmernden Puffhose und prescht voll bepackt auf den Hof. Auf seiner Brust sind die grünen Insignien seiner Dressurschule gemalt. Amankaya sitzt hinter ihm auf dem Sattel. Sie wirkt angespannt und besorgt. Nebosja will sie gerade darauf ansprechen, als ihr Bruder sie von oben herab anspricht. »Lass dir ruhig Zeit; mit dem Kleid solltest du erst auftauchen, wenn alle betrunken sind.« Er lacht und reitet mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen davon. Fuchsteufelswild wirft Nebosja einen Stein nach...



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