Klüver / Rückert Professor Zamorra - Folge 1052
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7325-0224-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Feuer in El Paso
E-Book, Deutsch, Band 1052, 64 Seiten
Reihe: Professor Zamorra
ISBN: 978-3-7325-0224-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Angst rückt näher und näher, und Zamorra bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Welt zu retten. Scheinbar konnte er Finn Cranston auf seine Seite ziehen, doch ganz so klar scheint das nicht zu sein. Hat dieser doch Verbindungen zu einer geheimnisvollen Anwältin an einem Ort, den Zamorra nur zu gut kennt ...
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Zentrale der Blauen Städte
Die Szenerie wirkte auf unbestimmte Weise irreal. Im Vordergrund befanden sich die drei Mitglieder des Triumvirats vom Sternenreich Almoth. Bei ihnen befanden sich Botschafter Kiddring und der gefangene Leprechaun Gwydd ap Olwuun.
Im Hintergrund befanden sich ihre Leibwächter. Drois waren humanoide Halbandroiden, deren Sehkraft, Muskeln und Knochen mit technischen Mitteln verstärkt worden waren. Sie besaßen zwei Gehirne, ihr ursprüngliches organisches sowie ein künstliches auf Tronikbasis. Die haarlosen, weißhäutigen Drois mit den silbernen Uniformen besaßen eine Standardgröße von einem Meter und neunzig Zentimeter. Es handelte sich ausschließlich um Drois der L-Klasse, was bedeutete, dass sie überdurchschnittlich gut ausgebildete Leibwächter und Einzelkämpfer waren – sozusagen die Elite von der Elite.
Sie hätten bedenkenlos die eigene Existenz gegeben, um die Mitglieder des Triumvirats zu schützen. Das war ihr einziger Lebenszweck, für ihn waren sie geschaffen worden. Und den erfüllten sie besser als jedes andere Wesen des Sternenreichs Almoth.
Und dennoch hatte Fürst Chandor zuvor den Drois mit einer Geste angezeigt, zurückzutreten, dann aktivierte er ein Akustikfeld, damit für die Leibwächter nicht hörbar wurde, was die drei Fürsten mit Kiddring besprachen. Das Triumvirat traute keinem, noch nicht einmal sich selbst.
Botschafter Kiddring, ein kleiner dürrer Koryde mit einem Gesicht, das einer Bulldogge Ehre gemacht hätte, zeigte auf die Drois. Die Leibwächter, die bisher stumm dem Geschehen beigewohnt hatten, drehten sich um und bildeten eine Gasse.
Ein unwirkliches Wesen stand auf einmal an der Tür und bewegte sich auf die fünf Personen unter dem nicht mehr intakten Akustikfeld zu.
Das Wesen war durchsichtig. Dennoch konnte man ihn als sehr gut aussehenden Almother erkennen. Die ersten Drois versuchten ihn zu ergreifen, doch ihre Hände glitten durch ihn hindurch.
Der Durchsichtige lächelte spöttisch und ließ sich in keiner Weise von seinem Weg abbringen. Nach wenigen Sekunden stand er vor dem Kontursitz, auf dem ihm der Leprechaun Gwydd ap Olwuun entgegen blickte.
»Da habt ihr wohl den Falschen verhört«, sagte der Durchsichtige. Die Versammelten waren nicht sicher, ob sie die Worte akustisch vernahmen, oder ob sie telepathisch in ihren Köpfen entstanden.
Er drehte sich um und hob die Hände. Die Fürsten Gesdon, Chandor und Llyanor wichen zurück, sie fürchteten sich erkennbar vor dem Fremden. Ihre Schutzschirme bildeten kein Hindernis für den Durchsichtigen. Er streckte Chandor, dem jüngsten des Triumvirats, eine Hand entgegen, und obwohl der Fürst zurückwich, griff sie tief in seinen Körper hinein.
Der Fürst schaute ungläubig auf die Hand in seiner Brust. Er war unfähig, sich zu rühren. Dann wurden seine Augen noch größer, als der Durchsichtige die Hand wieder zurückzog.
»Ich habe nichts gespürt«, hauchte Chandor verwundert.
»Ihr könntet mich nicht aufhalten, falls ich etwas gegen euch vorhätte«, erklärte der Fremde.
»Wer bist du?«, wollte Fürst Gesdon wissen.
»Euer guter Geist«, spottete der Unbekannte. »Oder derjenige, der euch die großen Fehler der Vergangenheit verrät.«
»Verschwinde von hier!«, befahl Gesdon. Er war der ruhigste der Fürsten und sorgte stets für einen Ausgleich zwischen seinen Partnern.
Der Durchsichtige lachte laut auf.
»Ein guter Witz«, sagte er. »Du solltest als Komiker arbeiten.«
»Erhabene, wir haben eine Meldung erhalten«, meldete sich Szahar, der Anführer der Drois, erstmals zu Wort. »Das Akustikfeld …« Er legte eine kurze Pause ein.
»Was ist damit?«, zischte Fürst Llyanor.
»Es existiert nicht mehr«, berichtete der Anführer. »Außerdem wurde alles von einem Unbekannten mit einem Überrangbefehl in das ganze Sternenreich abgestrahlt.«
Die Fürsten sahen aus, als hätte sie jemand mitten in der Bewegung eingefroren.
»Oh, das war ich«, gestand der Durchsichtige. »Wir wollen doch alle die Wahrheit erfahren!«
Fürst Gesdon griff nach dem Desintegrator, den er in der Innentasche seiner Uniform bewahrte. Er zog die Hand zurück und schrie. Die Waffe polterte auf den Boden. Sie schien mit einem Mal glühend heiß zu sein.
»Nicht doch«, tadelte der Durchsichtige. »Wir wollen alle die Wahrheit erfahren, dass das Triumvirat eine Mitschuld an der Katastrophe der verschwundenen Del’Alkharams hatte. Ebenso besitzen sie eine Mitschuld an der Verhaftung und Verbannung von Kurodaan von Tranboon. Die größte Schuld haben sie auf sich geladen, als sie die Untergebenen des Sternenbarons foltern und töten ließen.«
Mit dem Begriff Del’Alkharam bezeichneten Almother die Blauen Städte, die gegenwärtig um den Mond Frosttod kreisten. Auf einer davon befanden sie sich, und zwar auf der Zentralstadt.
»Bist du Kurodaan von Tranboon?«, verlangte Chandor zu erfahren.
Der Fremde verzog die Lippen zu einem Lächeln und legte den Kopf etwas schief.
»Sagen wir so: Ich bin sein größter Sympathisant.«
Er hob eine Hand und drehte sich im Halbkreis um die eigene Achse. Dabei deutete er auf die Fürsten, die Drois, den Botschafter und den Gefangenen. Seine folgenden Worte schlugen unter den Versammelten ein wie eine Bombe. Ein zweites Verschwinden der Blauen Städte hätte keine größere Aufmerksamkeit hervorbringen können.
Alle blickten ihn aus großen Augen an, als er sagte: »Der Sternenbaron Kurodaan von Tranboon befindet sich in diesem Raum, mitten unter uns!«
Zentrale der Blauen Städte
Unterkunft der Gäste
»Beim ORTHOS und beim verfluchten Land Grex!«, schimpfte Thorgaard. Leicht verunsichert darüber, dass der Geist seiner ehemaligen Gefährtin im Schwert Caliburn verschwunden war, strich der Zweimetermann die mehr als schulterlangen dunklen Haare zurück. Er trug eine Art kurze Hose aus Fell sowie die dazugehörigen Stiefel. Ein bis zu den Waden reichender Umhang aus Syntho-Tex von Tasinth vervollständigte die Kleidung. Ein Dolch und ein Halbschwert steckten in dem breiten Lederband, das sich von einer Schulter bis zu den Hüften zog.
Der ORTHOS war einst in der Straße der Götter Heimstatt der dunklen Götter gewesen. Dunkle Götter – so hatten sich die Dämonen auch nennen lassen. Grex selbst hingegen galt als das Land der Bösen. Und das war Grund genug für Bewohner des OLYMPOS wie Thorgaard, die Bezeichnung »Grex« als Schimpfwort zu gebrauchen und ein »verflucht« voranzustellen.
Der ehemalige Krieger befand sich seit Jahren auf der Suche nach seiner Gefährtin Sáirana. Bei der Zerstörung ihrer Heimatwelt wurden die wenigen Überlebenden der Straße der Götter in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Insgesamt 253 ehemalige Bewohner des OLYMPOS hatte er bisher finden und wieder zueinander führen können. Nur diejenige, die ihm am meisten am Herzen lag, nicht: Sáirana.
Bisher hatte sich diese Hoffnung nicht erfüllt, aber vor über einem Vierteljahr hatte sich auf dem Planeten Falun etwas Eigenartiges ereignet. Mitten in der Wildnis des düsteren Planeten war ihm Sáirana erschienen. Sie hatte kurz mit ihm gesprochen und war wieder verschwunden.
Angeblich befand sich ihr Bewusstsein in einem Schwert, das Thorgaard aus der Straße der Götter kannte. Er wusste noch nicht einmal zu sagen, wie er an das Schwert gekommen war. Es hatte Tharial gehört, der Statthalterin von Gortkanis. Nach der Gefangennahme von Gwydd und der Abreise von Gortkanis – wobei der ganze Trupp in einer Zwischendimension gelandet war, bevor sie auf Falun ankamen – hatte Thorgaard den Schwertgriff unter seinen wenigen Habseligkeiten entdeckt.
Die Klinge des Schwertes war gewachsen, während er sie damals betrachtete. Zuerst dachte Thorgaard an eine optische Täuschung, aber dem war nicht so, das hatte er nach den ersten Zentimetern bemerkt. Mittlerweile besaß das Schwert wieder seine ehemalige Länge.
Leider hatte sich Sáirana seit dem einmaligen Treffen nicht mehr gemeldet, sosehr Thorgaard auch ein weiteres Treffen mit seiner Gefährtin herbeisehnte. Immer wieder dachte er an die letzten Begegnungen mit ihr. Vor Kurzem hatte er während ihres Aufenthalts auf Kasooun versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen, doch das Schwert, in dem sie angeblich lebte, ließ sich seine Geheimnisse nicht entreißen.
Ohne seinen Freund, den Irrwisch Chourun, hätte er sich bei seinem letzten Versuch rettungslos in dem Schwert verloren. Doch das kleine ehemalige Höllenwesen war auf der Hut, es hatte seine magischen Kräfte ausgespielt und Thorgaard vor dem Verderben gerettet.
»Das verfluchte Land Grex hilft dir auch nicht weiter«, behauptete Thorgaards Begleiterin Vali nun. Die Silbermond-Druidin trug – wie meistens – einen schwarzen Pullover und eine schwarze Hose, die beide ihre schlanke Figur betonten und auf die Haarfarbe abgestimmt waren. »Das Fluchen erleichtert dich höchstens.«
Thorgaard hob die Schultern und blickte unzufrieden drein. Die Druidin befand sich ebenfalls nicht unbedingt in bester Stimmung. Erst vor einer Stunde waren Sáirana und ein unbekannter Koryde namens Theronn erschienen und gleich darauf wieder verschwunden.
»Mein Name ist Theronn, ich war Malham mehrerer Del’Alkharams. Als ich starb, hat mich der Durchsichtige gerettet«, hatte der Koryde behauptet.
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