Knebel | Freundschaft im Abseits | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 244 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 190 mm

Knebel Freundschaft im Abseits


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98641-115-2
Verlag: Mentoren-Media-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 244 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 190 mm

ISBN: 978-3-98641-115-2
Verlag: Mentoren-Media-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Tanja, Journalistin und Feministin, und Bowling, ehemaliger Skinhead und Ex-Knacki. Sie gehen sich ganz schön auf die Nerven, aber brauchen beide Geld. Also gründen sie ein Detektivbüro. Ihre Erwartungen sind hoch, doch das Ergebnis ist frustrierend: So gut wie niemand möchte mit ihnen arbeiten. Alles scheint hoffnungslos, bis ein Auftrag nicht nur Geld in die Kasse spült, sondern zusätzlich ihre Beziehung auf den Kopf stellt.

Schwungvoll, laut und ausgesprochen unkonventionell: Das ist der neue Roman von Gerd Knebel vom Erfolgsduo BADESALZ. Unterstützt und gecoacht wurde er dabei von der Mehrfach-Autorin, Musikerin und Comedienne Claudia Brendler.

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Autoren/Hrsg.


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Kapitel 1 Lieber nach vorn schauen
Tanja, 23. Januar 2020 Das glaub ich jetzt nicht! Das glaub ich jetzt einfach nicht! Ich konnte nichts anderes denken als diesen einen Satz, immer wieder, in Endlosschleife. Doch es half nichts, änderte nichts. Ich hatte den Summer schon gedrückt, gedacht, es wäre der Paketbote mit dem Buch von Marshall Rosenberg, bestellt vor mindestens drei Tagen. Für drei Euro fünfzig, ohne Porto. Und wer kam stattdessen die Treppe herauf? Bowling, der einen anderen Typen vor sich herstieß. Den hatte ich mit Sicherheit nicht bestellt. Dieser Kerl kam mir gleich bekannt vor, doch wusste ich nicht woher, nur, dass es eine unangenehme Bekanntschaft war. »Hoppla!« Bowling verpasste dem Kerl einen weiteren Stoß, hielt ihn gleich darauf am Kragen fest. Der wehrte sich nicht, winselte nur. Unscheinbar. Mickrig. Strähnige, dünne Haare. Schon viel Grau im Braun. Trotzdem wahrscheinlich jünger als ich, auf jeden Fall jünger als Bowling, der seine Schildkappe ins Gesicht gezogen hatte und den Kerl – Jackett, Hemd mit Blutflecken, geplatzte Lippe – direkt zu mir schleppte, ihm einen Schubs gab und ihn wieder festhielt, im letzten Moment, bevor er umkippte. Gelernt war gelernt! »So, das ist er.« »Guten Morgen.« Cool bleiben, einfach nur cool bleiben. Bowling begegnete man am besten mit Höflichkeit, damit konnte er schlecht umgehen. »Waren wir verabredet?« »Oh Mann!« Bowling schubste den Winselnden in meine Richtung. »Das ist der Arsch, der mit dem Auto, weißt schon. Als du mit dem Rad … der Arsch, der dich … na, sag noch mal«, er zog den Kerl zu sich heran, »sag doch, wie hast du sie gleich genannt?« In diesem Moment erinnerte ich mich. Vor ein paar Tagen. In einer Seitenstraße in Höchst. Als ich mit dem Rad vom Bordstein heruntergefahren war, im Regen, war ich abgeschmiert, auf die Straße geraten, einem Auto in die Quere gekommen, der Fahrer hatte bremsen müssen. Der hatte dann das Fenster heruntergelassen und den Kopf nach draußen gestreckt. »Na los, wiederhol deinen Satz! Sie hat’s mir erzählt, du Wichser! Sie ist mit dem Rad nur den Bordstein runtergekommen, sonst nichts, und du hast dich aufgespielt und hast gerufen: ›Da vorn ist ’ne Ampel, da kannst du bei Grün über die Straße, du blöde, blonde …‹ Na, was war das Wort mit V noch? Wir wollen das von dir hören!« »Schreibt man das nicht mit F?« Eine rhetorische Frage. Ich war mir in diesem Moment ganz sicher, dass man Fotze mit F schrieb, Rechtschreibreform hin oder her. Unabhängig von meinem Deutsch-Leistungskurs und abgebrochenem Germanistikstudium … das tat hier nichts zur Sache. Doch dieser mickrige Typ schoss dann wirklich den Vogel ab. »Ich glaub, das geht beides.« Ganz kurz wünschte ich mir, Bowling würde ihm jetzt wirklich in die Fresse hauen. Gleich darauf fragte ich mich, wie ich mir überhaupt so was wünschen konnte? Ich war, verdammt noch mal, gegen Gewalt! Und immer noch blond. Kein graues Haar. Du blöde, blonde … Wie bescheuert war das denn? Mir hatte es gefallen, dass dem Arschloch das aufgefallen war. »Du machst den Mund nur auf, um dich zu entschuldigen, ist das klar?« Bowling schüttelte den Kerl nun heftiger, und ja, ich fand es okay. Oder fast gut. Dann lächelte er. »Siehst du, ich habe ihn ausfindig gemacht. Nur aufgrund deiner Beschreibung des Autotyps und ein paar Äußerlichkeiten. Ich würde sagen, ich hab’s drauf, oder ich bin der Meisterdetektiv.« Genau in diesem Moment klingelte der Paketbote. Natürlich drückte ich auf den Summer. Er kam herauf, komplett ungerührt, vielleicht hatte er schon ganz andere Sachen erlebt als einen kleinen Hirschkampf zweier Männer vor der Tür einer Frau. Der mickrige Kerl, der in Sachen Fotze so tolerant oder indifferent war, dass er zwei Schreibweisen zuließ, wischte sich mit der freien Hand etwas Blut von der Lippe. Bowling hielt ihn fest am Kragen. Der Paketbote ließ mich unterschreiben, gab mir das verpackte Buch und wünschte uns einen schönen Tag. »Was liest du?«, fragte Bowling. »Lass mich raten. Irgendwas von Marx? Oder diesem Förster, der die Welt rettet?« »Nein, Marshall Rosenberg. Weißt du doch. Gewaltfreie Kommunikation.« »Apropos gewaltfrei.« Bowling verpasste dem Typen einen Tritt. »So, du entschuldigst dich jetzt und verpisst dich. Und wir beide, Tanja, gehen einen Kaffee trinken. Ich hab nämlich eine Überraschung. Wegen dem Büro.« »Wegen des Büros! Genitiv. Stirbt aus, sollte aber unter Artenschutz gestellt werden.« Da glotzten mich alle drei Männer an. Übrigens würde sich meine Annahme später als richtig herausstellen. Duden.de. Nur mit F. Keine andere Schreibweise. Wir hätten den Kaffee auch bei mir trinken können, aber Bowling wollte mich einladen, also liefen wir ein Stück die Straße herunter, vorbei an den kleinen weißen Ex-Arbeiterhäuschen und den Vorgärtchen, die alle exakt gleich aussahen, bis zum cooleren Teil von Bornheim. Cool, weil: Parkplatzprobleme, Altbauhäuser, ein mehr oder weniger hippes oder wahlweise auf alt getrimmtes Café neben dem anderen. Wir gingen direkt in das erste Café, und gleich an der Theke saß Frank und las die Frankfurter Rundschau. Ich wäre fast rückwärts wieder hinausgegangen, aber Bowling war schon vorgeprescht. Frank und ich nickten uns zu und natürlich konnte er dabei seinen Blick nicht von Bowling lassen. Die Schildkappe, die prollige Bomberjacke und darunter das T-Shirt mit irgendeinem Bandnamen, auf Englisch, aber mit gotisch anmutenden Lettern … sicher eine Skinhead-Band. Um den Eindruck zu vervollständigen, griff sich Bowling dann auch noch die BILD-Zeitung aus dem Ständer und breitete sie aus. Er wusste eben genau, wie er mich provozieren konnte, wann er mir peinlich wurde. »Was willst du mit der Blöd-Zeitung?« »Sei mal offen, stehen doch interessante Sachen drin.« Auf der Rückseite ein riesengroßer Aufmacher mit Geflüchteten. Flüchtlinge, schrieb die BILD. Frank hatte sich wieder seiner Rundschau zugewandt. Was immer er jetzt von mir dachte, ich wollte es nicht wissen. Und wir kannten uns nicht gut genug, dass ich es ihm einfach hätte erklären können: Pass auf, Bowling ist einfach jemand, der bei mir hängengeblieben ist, ein Ex-Freund einer Freundin meiner Schwester. Wir sehen uns hin und wieder. Und so verrückt es klingt, wir haben ein paar Gemeinsamkeiten. Unter anderem kommen wir beide aus dem Gallusviertel. Jeder weiß, was das heißt. Mir sieht man es nicht mehr an, ihm schon. Ja, ich weiß, er kann einen wahnsinnig machen mit seiner Scheißprovokation. Wenn er wenigstens seine Kappe abgenommen hätte. Diese prollige Kappe. Obwohl, vielleicht wäre er mir ohne Kappe noch peinlicher. Ich beugte mich zu Bowling vor, die Stimme gedämpft. Nicht provozieren lassen, immer bei mir selbst und meinen Gefühlen bleiben! Das würde Marshall Rosenberg mir zumindest raten. »Was ist eigentlich los mit dir, Bowling? Erst bringst du mir diesen Kerl, okay, das war auch … na ja, irgendwie …« »Süß von mir?« »Irgendwie ganz geschickt von dir, wollte ich sagen. Aber auch ein bisschen aggressiv. So an der Grenze, oder?« »Ich weiß auch nicht, hin und wieder kommt meine alte Aggressivität hoch.« »Das hab ich gemerkt.« »Tut mir leid.« »Hoffentlich.« Warum mussten diese Kekse zum Cappuccino auch immer so klein sein? Warum konnte Bowling keinen Moment stillsitzen? Zum Glück stand Frank jetzt auf und verschwand Richtung Toilette. Bowling klappte die BILD-Zeitung zusammen. »Ist das einer von deinen tollen linken Freunden?« Ruhig bleiben. Auf keinen Fall durfte ich Bowling irgendwelche politischen Anschuldigungen ins Gesicht klatschen. »Nein, ein Kollege. Schreibt fürs Journal. Nützlicher Kontakt.« Bis jetzt jedenfalls. Scheiße. Aber egal, was meinen Job betraf, war es seit einiger Zeit dermaßen schlecht gelaufen, dass ich mir Bowlings verrückte Idee zumindest angehört hatte. Darüber nachgedacht hatte ich auch. Ich hatte mich sogar im Netz umgesehen, was für Voraussetzungen man brauchte, um ein Detektivbüro zu gründen. Erstaunlich wenige. Und Bowling wusste das genau. Ich sagte so ruhig und freundlich wie möglich: »Weißt du, wenn wir wirklich zusammen diesen Detektivjob machen wollen, oder wie immer wir es nachher nennen werden, sollten wir schon drauf achten, mit den Leuten … na ja … achtsam umzugehen.« »Mit welchen Leuten?« »Unseren Kunden, verdammt noch mal, stellst du dich jetzt so dumm oder bist du’s wirklich?« »Sieh an, du kannst es ja noch.« »Was kann ich?« »Fluchen wie ein Rohrspatz.« Er nahm die Kappe ab, fuhr sich über den rasierten Schädel, setzte sie wieder auf. Ich ließ den winzigen Keks in den Cappuccino fallen. »Seit wann fluchen Rohrspatzen? Was ist das überhaupt für ein Ausdruck, von deiner Oma oder woher?« »Zu meiner Zeit fluchten die noch. Heute sind sie ja leider ebenso vom Aussterben bedroht wie dein Genitiv.« »Oh, du hast wohl das neue Buch von Peter Wohlleben gelesen.« Zuzutrauen wäre es ihm. Er hatte einfach manchmal solche Anwandlungen, zugeben konnte er es aber nie. »Also, Mädchen,...


Knebel, Gerd
Wenn man betrachtet, was Gerd Knebel schon so alles gemacht hat, ist das ein bisschen so, als würde man durch einen riesigen Garten laufen, in dem es von verschiedenen Früchten und Pflanzen nur so wimmelt. Nur, dass es sich eben um die Früchte eines Künstlerlebens handelt: jede Menge selbstkomponierter Musikstücke, kombiniert mit dazu passenden eigenen Texten, mindestens genauso große Mengen an Sketchen unterschiedlichster Couleur, Bühnenprogrammen, Kurzgeschichten, selbst geschriebenen Fernsehserien und Kinofilmen, Gastauftritten in Filmen von anderen, diverse Musikprojekte bis hin zu einem spanischsprachigen Album und und und. Sei es als Gründungsmitglied der seinerzeit gefeierten Comedy-Rock-Formation Flatsch! (später dann Die Groben Junggesellen), als Sänger und Texter bei weiteren Bands wie Angst vor Clowns, Giftdwarf, den Netten Rabenvätern, unter spanischem Pseudonym als Gerdo Sintrenza, und natürlich als eine Hälfte von Badesalz, dem hessischen Comedy-Duo, das immer noch in diversen Bereichen unverändert aktiv ist!
Was also auf den ersten Blick nach einem gigantischen Gemischtwarenhandel aussehen mag, erweist sich bei genauem Hinschauen als durchaus schlüssiges Gesamtwerk. Weil nämlich all diese Dinge, ob jetzt visueller, akustischer oder geschriebener Natur, eines gemeinsam haben: denselben Gärtner! Und so verbindet all seine Produkte immer diese Mischung aus eigenen, interessanten Gedanken und Ideen, einem guten Maß an Skurrilität, Fantasie und natürlich Humor!
Und dazu passt jetzt auch Gerd Knebels neueste Kreation: Freundschaft im Abseits. Ein wunderbar absurder, unkonventioneller Roman über ein ungleiches Paar in Form einer Journalistin und einem Ex-Knacki, die aus der Not heraus gemeinsam ein Detektivbüro gründen. Wie immer mit all den Zutaten, die die Dinge aus Knebels Garten ausmachen!
Henni Nachtsheim



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