E-Book, Deutsch, Band 37, 320 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Planetenroman
Kneifel Planetenroman 43 + 44: Am Rand des blauen Nebels / Die goldenen Menschen
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-3296-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zwei abgeschlossene Romane aus dem Perry Rhodan Universum
E-Book, Deutsch, Band 37, 320 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Planetenroman
ISBN: 978-3-8453-3296-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die frühe Geschichte der Menschheit ist die der Ausbreitung in der Galaxis. Dabei verläuft nicht immer alles nach Plan. Manchmal werden Terraner durch unvorhergesehene Umstände in weit entfernte Teile des Universums geschleudert - ohne Aussicht auf Heimkehr. So geschieht es auch den 42 Männern und Frauen der JUMPING KANGAROO: Als sie aus dem Transitionsschock erwachen, befinden sie sich in einem fremden Sternennebel, den noch kein Mensch vor ihnen erreicht hat. In dieser fremden und feindlichen Umgebung können sie nur überleben, wenn sie ihre irdischen Körper aufgeben ... Im zweiten Band treffen wir die Verschollenen der JUMPING KANGAROO wieder - zehn Jahre nach ihrem Unfall. Mit einem kosmischen Nebelwesen gelingt dreien von ihnen die Rückkehr zur Erde - doch als sie in Terrania landen, werden sie unter Feuer genommen ... Diese beiden Klassiker wurden von Hans Kneifel geschrieben und 1965 veröffentlicht - es waren die ersten Beiträge des beliebten Autors zum PERRY RHODAN-Kosmos.
Autoren/Hrsg.
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1.
Die Herbstnacht war sternenklar und kalt. Zwischen den Büschen stieg dünner Nebel auf und begann sich zu verteilen. Die Gegend war einsam, und nur drei breite Highways kreuzten sich einige Hundert Meter von der Energiestation entfernt. Ein Wagen schoss in rasender Fahrt vorbei; seine Scheinwerfer rissen für kurze Momente Bäume, Schilder und Hauswände aus dem Dunkel – dann herrschten wieder Ruhe und Einsamkeit. Ein Käuzchen begann zu schreien, hoch und klagend. Es klang wie das Weinen eines Kindes.
Eine Lampe schaltete sich automatisch ein – die visuelle Weckanlage.
Aus dem gläsernen Kasten, der zwischen der Straße und dem weiten Hof der Energiestation stand, drang Licht auf den schwarzen Asphalt. Der Mann vom Nachtdienst schüttelte verschlafen den Kopf, sah auf seine Uhr und schwang die Beine von der Liege herunter. Die Schuhe standen auf dem Radiator der Heizung und waren warm. Die Hand des Mannes griff nach einer Zigarettenschachtel; Sekunden später flammte das Feuerzeug auf und beleuchtete ein blasses, unrasiertes Gesicht.
»Ein Uhr«, sagte der Mann halblaut zu sich, ging zu dem kleinen Radio-Visiphon hinüber und schaltete es ein. »Wecken wir die Brüder auf!«
Er blieb vor der gläsernen Tür stehen, reckte sich, nahm eine große Stablampe auf und drehte den Schlüssel herum. Die Tür ging auf, und die kalte Nachtluft machte den Mann vollends wach.
Der Energiewart schloss hinter sich sorgfältig ab, warf einen kurzen Blick auf die Energiesäulen, deren Zifferblätter hell erleuchtet und in Nullstellung waren. Dann bewegte er sich langsam quer über den dunklen Hof, auf den mächtigen Antigravschlepper zu, der in einer Ecke stand und alle Maschinen stillgelegt hatte. Die Ladefläche mit einem Maschinenaggregat, das eine zerrissene Segeltuchplane verdeckte, stand auf den breiten Stützen und schwebte nicht wie sonst kniehoch über dem Boden.
Der Mann ging langsam um den Lastzug herum, stellte seinen Fuß auf die unterste Sprosse einer Metalleiter und zog sich hoch. Die Lampe warf ihren Lichtkegel in das Innere der Fahrerkabine. Das Licht wanderte über Armaturen, blinde Schirme und erloschene Kontrollen, über das große Steuerrad und über die schlafenden Gestalten zweier junger Männer, die in den Klapplagern ruhten.
»Ein Uhr«, sagte der Mann. »Aufstehen!«
Er öffnete die breite Tür, auf der eine verwaschene Schrift angebracht war. Die Nachtluft drang in die Kabine, und einer der Schläfer begann unruhig zu werden.
»He!«, rief der Energiewart lauter und rüttelte an der Schulter des Fahrers, »ihr habt lange genug geschlafen!«
Nachdem die Lampe ihm ins Gesicht leuchtete, jemand unaufhörlich sprach und außerdem seine Schulter gepackt hielt, wachte der Fahrer auf und sah den Mann verständnislos an.
»Was ist denn los?«, fragte er heiser, dann erinnerte er sich. »Verdammt«, sagte er, »ist es schon wieder soweit?«
»Jawohl«, sagte der andere. »Ihr könnt jetzt fahren. Wenn ihr euch waschen und rasieren wollt ... dort drüben. Wir haben sogar warmes Wasser. Kaffee gibt es bei mir im Büro.«
»In Ordnung«, antwortete der Fahrer, »wir kommen gleich. Gibt es bei dir Zigaretten?«
»Drüben an der Mauer ist ein Automat.«
»Danke.«
Der Mann vom Nachtdienst ließ die Kabinentür geöffnet, ging in sein Büro zurück und drückte den Knopf der Kaffeemaschine. Dann drehte er an den Abstimmschrauben des Visiphons und schaltete eine weitere Lampe ein.
Er wartete eine Viertelstunde.
Dann kamen zwei jüngere Männer durch die Glastür und blieben neben dem Schreibtisch stehen. Sie trugen Rollkragenpullover und Leinenhosen und hatten Zigaretten zwischen den Fingern. Drei müde, unausgeschlafene Männer sahen sich an. Aus dem Lautsprecherteil des Bildgerätes kam Musik.
»Drei Kaffee«, sagte der größere der beiden.
»Drei?«, fragte der Mann hinter dem Schreibtisch. Er stellte drei Plastiktassen vor sich auf die Schreibtischplatte und schob die erste unter den Hahn der Maschine. Ein Strahl kochend heißen, schwarzen Kaffees lief ein.
»Für dich die dritte«, sagte der kleinere.
»Danke.«
Eine Weile war es still. Die Männer rührten in den Tassen, der Rauch der Zigaretten stieg vom Aschenbecher in die Höhe, dann fragte der Fahrer:
»Du siehst nicht nach einem richtigen Energiewart aus, Junge.«
»Bin ich auch nicht«, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch. »Student in Semesterferien. Für ein paar lumpige Solar schlage ich mir hier die Nächte um meine großen Ohren.«
»Wir auch – aber ohne Bezahlung«, stellte der kleinere fest und polierte mit dem Pulloverärmel ein kleines Metallschild, das er an der Brust trug.
Der Energiewart erkannte das Emblem der Technischen Universität von El Paso. Die Antigrav-Energiestation lag am Rand der Wüste; zwischen Roswell und Artesia. Nicht ganz achtzig Meilen entfernt hörte jede Vegetation auf, und die Staked Plains begannen. Dort starteten auch die Raumschiffe, dort wohnten alle die Menschen, die rings um den Raumhafen beschäftigt waren.
»Was ist das für ein Monstrum, das ihr geladen habt?«, fragte der Energiewart.
»Ein als schrottreif gekauftes Rechengehirn«, sagte der Fahrer. »Wir haben uns in den Kopf gesetzt, einen alten Raumer auf Hochglanz zu polieren, zu reparieren und zu starten. Die Anlage ist beinahe das letzte Stück, das uns noch fehlt«, sagte der Fahrer und grinste, als er das verblüffte Lächeln des Mannes hinter dem Schreibtisch bemerkte.
»Ihr wollt ein Schiff ...?«, fragte er.
»Wir werden«, erklärte der Fahrer mit Nachdruck. »Leider dürfen die schweren Antigravschlepper nur nachts fahren, sonst wären wir schon längst dort. Man wartet auf uns. Was kostet der Kaffee?«
»Neunzig Soli. Ihr habt ein ganz hübsches Stück abgebissen. Hoffentlich verschluckt ihr euch nicht daran. Solche Sachen sind meist sehr kostspielig. Ich hatte einmal einen uralten Wagen ...«
»Wir sind über vierzig Leute, davon allein die Hälfte Techniker von Paso Tech, wie Aner hier. Wir schaffen es. Herzlichen Dank fürs Wecken. Die zehn Soli gehören dir.«
Kopfschüttelnd sah der Energiewart den beiden Männern nach, wie sie das Büro verließen und etwas steifbeinig über den Platz gingen.
Sie wichen den dicken, weißen Hochspannungskabeln aus, die wie Schlangen dalagen und darauf warteten, an Energiespulen angeschlossen zu werden. Kurz darauf ließ ein dumpfes Brummen die großen Scheiben erzittern; die Maschinen des Antigravschleppers liefen an. Der Energiewart trat in die Nacht hinaus.
Langsam hob sich die runde Plattform der Ladefläche, bis sie sieben Handbreit über dem Asphalt zum Stehen kam. Die schweren Feldplatten stellten den Abstand her; ein Kieselstein, den ein Schwerefeld traf, schwirrte durch die Dunkelheit davon und traf die Mauer. Dann strahlten die Scheinwerfer, die Rücklichter und die grünen Positionslampen auf. Brummend und mit dem Zischen der Druckluftanlage wendete der Schlepper. Fast zwei Meter über der Fahrbahn konnte man die Silhouetten der Fahrer ausmachen. Aner winkte dem Energiewart zu, dann glitt der Schlepper, immer schneller werdend, aus dem Hof auf die Highway hinaus.
Die Lichter verschwanden, als das Fahrzeug unter einem Viadukt durchfuhr und in die Kurve ging. Wieder senkte sich Ruhe über die Energiestation.
»Verrückte Vögel – aber sie scheinen ihr Hobby ernst zu nehmen«, brummte der Mann, ging hinein und schloss das Büro hinter sich ab. Von ein Uhr bis gegen fünf kamen wenige oder keine Kunden; er würde schlafen können.
Als ihn um zwanzig Minuten nach fünf der erste Schleppzug weckte, hatte er die nächtliche Begebenheit fast vergessen. Er sollte später daran erinnert werden.
Sie nahmen es ernst, sehr ernst.
Jared Coln drehte das Lenkrad um einen Zoll nach rechts und wartete, bis der Schlepper die weite Kurve der Straße nachgefahren hatte. Die Last, das Rechengehirn, lag ruhig auf der Ladefläche. Die stählernen Klammern hielten es fest. Coln wog hundertfünfzig Pfund, war ein Meter neunzig groß, hatte hellblaue Augen und war fast kahl. Jared war unter seinen Freunden bekannt als ein Mann, der viele Prinzipien hatte – sie aber sehr schnell den Umständen anpassen konnte.
Mit anderen Worten:
Er war ziemlich gerissen und geschäftstüchtig.
»Noch sechzig Meilen«, sagte er leise. Die Asche der Zigarette fiel auf den Kabinenboden. Aner Saltykow, der Techniker, antwortete nicht. Er versuchte, auf dem Visiphon einen Sender einzustellen. Langsam stabilisierte sich das Bild aus einer Vielzahl wirrer und farbiger Linien, bis eine Bühne erschien, auf der eine Show abrollte.
»Eigentlich nicht teuer gewesen, das Maschinchen«, sagte Jared etwas lauter und deutete mit der linken Hand nach hinten. Aner drehte seinen Kopf herum.
»Willst du hören, dass du ein gerissener Geschäftspartner bist, wenn es gilt, Schrotthändler übers Ohr zu hauen? Meinetwegen. Du warst einfach großartig. Wir verdanken dir vermutlich, dass die JUMPING KANGAROO das billigste Raumschiff ist, das jemals einen terranischen Hafen verlässt – vorausgesetzt natürlich, dass sie überhaupt fliegt ...«
»Du, mein Freund«, sagte Jared und lächelte sarkastisch, »gehörst auch zu den Leuten, die niemals hinter meinen wahren Charakter sehen werden. Ich habe mich freiwillig und gern in den Dienst der Sache gestellt und versuche seit drei Jahren, meine Talente für ebendiese Sache auszunutzen. Ich bin kein schlechter Mathematiker; ich rechne nächtelang Daten, Stärkeverhältnisse und sogar Finanzierungspläne aus. Ich setze mein Leben aufs Spiel, indem ich diesen Schlepper fahre, der jeden Moment...




