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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Koch Freda

Historischer Stendal-Roman

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-7568-0633-1
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Roman beleuchtet das Leben in einer reichen, brandenburgischen Stadt an der Schwelle des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit. In lockerer Weise greift er die Ereignisse aus dem vorhergehenden Roman "Der Fremde aus Spanien" auf. Vertraute Figuren treten wieder auf und wieder geht es auch um eine Mordserie die die beschauliche Stadt erfasst.
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Freitag, 11. Juli
Das Klirren der Töpfe und Pfannen, die am Wagenende baumelten und unregelmäßig aneinander schlugen, war nahezu das einzige Geräusch. Dazu kam nur noch das stetige Mahlen der großen Räder, die sich durch den lockeren Sand des unebenen Waldweges quälten. Dunkel und unheimlich wirkte das Dickicht des Waldes auch jetzt am Tage. Vereinzelt rief ein Eichelhäher oder das kiwitt, ki-witt eines Kibitz ertönte. Dunkel und mächtig säumte dieser Wald den unebenen Fahrweg. Freda schob am hinteren klobigen, kunterbunten Kastenwagen zusammen mit Marten. Auch der vordere große Planwagen musste angeschoben werden. Etzel und Klaus, barfüßig wie auch Freda und Marten, mühten sich verzweifelt an diesem heißen Julitag des Jahres 1519. Hauptsache, die beiden Gefährte kamen ja nicht zum Stehen. Lediglich der Chef der Theatertruppe, Simon Thamson, saß hoch oben auf dem großen Wagen, der den Männern bei ihren Vorstellungen zugleich als Bühne diente. Und immer wieder versuchte Thamson, Minna, das einzige Pferd, mit der Peitsche anzutreiben. Den Kastenwagen, in welchem sämtliche Kleidungsstücke und Requisiten verstaut waren, zog Hannes, ein gutmütiger, kräftiger Esel. Diese vermeintliche Abkürzung zu nehmen, entpuppte sich längst als falsche Entscheidung. Seit Stunden zogen sie nun schon durch diesen nicht enden wollenden Wald. Nahm diese Tortur überhaupt kein Ende? Es war nicht nur beschwerlich für die Theatertruppe, sondern so lange sie sich im Wald befanden, bestand auch die Gefahr, Wegelagerern oder gar mordlustigen Räubern zu begegnen. Immer wieder hing Freda zwischendurch ihren eigenen Gedanken nach. Erst seit drei Monaten begleitete sie diese Gauklertruppe. Natürlich konnte sie selbst als Frau nicht Theater spielen, doch sie machte sich auf andere Art nützlich für die Männer. Essen besorgen, kochen, Kleidung waschen, ausbessern und flicken, Requisiten wieder herrichten und vieles mehr. Glücklich fühlte sie sich freilich nicht, doch sie war in Bamberg der Hölle entkommen und sie hatte nun Marten an ihrer Seite. Der junge Mann, der wie sie den schweren Wagen anschob, schielte immer mal wieder hinüber zu der hübschen, jungen Frau und hoffte, ein Lächeln von der schlanken, braunhaarigen Freda zu erhaschen. Ihre Blicke kreuzten sich des Öfteren. Marten Kreuzer hatte sich wirklich sehr dafür eingesetzt, dass Simon die junge Frau aufnahm bei ihnen. Freilich war da schon ein Hintergedanke dabei, denn Marten fühlte von Anfang an etwas ganz Besonderes in seinem Herzen. Er war jetzt 25 Jahre alt, doch Erfahrungen in der Liebe hatte er noch keine gemacht. Fredas Anblick löste bei ihm eine immer stärker werdende Leidenschaft aus. Die junge Frau spürte das wohl und auch sie mochte diesen muskulösen, gut gebauten Burschen. Freda blieb jedoch vorsichtig. Ihr ging es zunächst darum, möglichst schnell und weit weg von Bamberg zu kommen. Ein zweiter Gedanke nahm allerdings rasch klare Formen an. Nämlich, dass Marten ihr später in Stendal vielleicht behilflich sein könnte. Sie sehnte sich nach einer vertrauten Person. Immerhin hatte er geäußert, ebenfalls in der reichen, kurfürstlichen Stadt bleiben zu wollen. Marten war auch der Einzige, dem sie sich nach und nach anvertraut hatte, dem sie immer mehr aus ihrem Leben und von ihren Plänen erzählte. Freda war fast 29 Jahre alt, hatte dunkle, verführerische Augen. Sie trug ein einfaches hellbraunes Leinenkleid, ein dunkelbraunes Mieder und eine weiße Schürze. Ihr langes, dunkles Haar trug sie offen. Da, wieder trafen sich ihre Blicke. Ja, Marten Kreuzer war schon ein liebenswerter und einfühlsamer Mann. Trotzdem wollte Freda noch nicht zu viel preisgeben von sich. Burg Rabenstein versteckte sich inmitten dichter Wälder an einer Flussbiegung. Einstmals diente das alte Gemäuer als gefürchtetes Raubritternest des Calow von Schanz und seiner blutrünstigen Mannen. Rücksichtslos und machthungrig überzogen sie das Land mit aller Härte und Unnachgiebigkeit, verbreiteten Angst und Schrecken. Nach dem Tod des tollwütigenden Haufens blieb die weitläufige Burganlage in den folgenden Jahrhunderten wegen seiner Abgeschiedenheit ein beliebter Rückzugsort für adlige Herrschaften. Im Laufe der Zeit erweiterten seine wechselnden Besitzer die Burg immer mehr, und jetzt war sie ein bevorzugter und beliebter Aufenthaltsort des Markgrafen und Kurfürsten Joachim I. und seines Gefolges. Von seiner Lieblingsburg zog er mehrmals im Jahr ins Land hinaus, doch die Wintermonate verbrachten er und seine edlen Familien wieder auf Rabenstein. Frigga saß an diesem schönen Sommertag oberhalb des etwas abgelegenen Teiles der Burg und beobachtete ihre neunjährige Tochter Anna, wie sie mit den gleichaltrigen Edda und Solveig spielte. Wie sie dort unten so befreit und sorglos herumtobte, machte Frigga freilich glücklich, und doch merkte sie ihrer Tochter oft an, dass sie sich nach ihrem Häuschen in Stendal zurücksehnte. Für das fröhliche Mädchen bot das Leben an diesem Ort nicht besonders viel Abwechslung, aber Anna hatte zumindest einige Freundinnen gefunden. Dafür wenigstens war Frigga sehr dankbar. Ihr schönes, schwarzes Haar verbarg Frigga unter einer weißen Haube. Die dunklen Augen verrieten die slawische Herkunft der schönen Frau, die jetzt 40 Jahre alt war. Sie hatte zwar stets einen Blick für ihre Tochter, doch ihre Gedanken schweiften wieder einmal ab, hin in ihre eigene Kindheit und Jugend, die sie in einem kleinen Dorf in Silesia zu Füßen der hohen Berge verbracht hatte. Es war eine unbeschwerte, wundervolle Zeit damals. Das Leben abseits der großen Städte und Handelswege war geprägt von Ruhe, Harmonie und Unbeschwertheit, zumindest für die beiden Schwestern Frigga und Dalia. Ihr Vater arbeitete als Holzfäller, später dann als Köhler, brachte die Familie lange Zeit auch gut durch die schweren Hungerjahre. Als Frigga jedoch 16 Jahre alt war, zogen ihre Eltern mit den beiden Töchtern in die große Stadt. Unter vielen Tränen und trotz heftiger Proteste fügten sich die beiden Schwestern schließlich und sie schworen, dass sie wieder zurückkehren würden, später, wenn sie erwachsen waren. Zuerst fand sich die junge Frigga kaum zurecht in diesem neuen Leben. In dieser riesigen Stadt wimmelte es vor Menschen. Zu Tausenden lebten sie hier. Die Sehnsucht nach dem alten Zuhause schmerzte Frigga und ihre Schwester Dalia. Nach etwa einem Jahr aber kehrte das Glück zu der jungen Frigga zurück. Sie war kaum 18 Jahre alt, da begegnete sie an einem warmen Sommertag, der so herrlich wie der heutige war, einem jungen, gutaussehenden Rechtsgelehrten, der in der Stadt seine erste Anstellung gefunden hatte. Mit diesem Jonas Gretzko war sie ihrer großen Liebe begegnet und von nun an begann ein ganz neues Leben. Schon nach nicht einmal einem Jahr heirateten die Beiden. Sie lebten zwar etwas ärmlich, doch sie waren trotz allem glücklich. Einige Jahre später dann zog es Jonas und Frigga in die reiche, aufblühende Stadt Stendal in der Mark Brandenburg, wo ihr Gatte die Stellung eines Scriptors angenommen hatte. Schöne, harmonische Jahre folgten für das verliebte Paar. Dann kam ihre Anna zur Welt und die glückliche, kleine Familie bezog ein schönes Haus mit einem hübschen Garten dahinter. Ja, das Leben meinte es gut mit ihnen. Jonas stieg einige Jahre später zum Oberamtmann auf, was eine gesicherte, sorglose Zukunft für die Familie Gretzko bedeutete. Ihr Leben war geprägt von einem schönen, sorglosen Miteinander. Vor anderthalb Jahren dann wurde ihr Jonas an den Hof des Markgrafen und Kurfürsten berufen. Für ihn bedeutete diese Stellung bei Joachim I. eine glückliche Fügung und eine Bestätigung für seine unermüdliche, hoch angesehene Arbeit als Oberamtmann. Meist lebte die Familie Gretzko seitdem hier auf Rabenstein. Frigga hate dieses höfische Leben. Ihre Wohnräume waren dunkel und kalt. Selbst jetzt im Sommer fröstelte es Frigga oft. Neid, Intrigen und Heuchelei bestimmten in dieser Zeit das Leben der Familie hier am Hofe. Frigga machte Jonas jedoch niemals Vorwürfe, denn sie wusste um die Verantwortung und den Stolz, den ihr Mann empfand. Nicht selten fuhr man aber auch mit Joachims Entourage durchs Land ... in immer andere Burgen und Städte. Frigga sehnte sich zurück in ihr Haus in Stendal, zu den sorglosen Jahren dort. Morgen in aller Frühe würde Jonas aufbrechen, um seinen Freund Andreas Mendel in Stendal zu besuchen. Frigga zog ihre Schultern hoch und verschränkte ihre Arme. Angespannt und unendlich traurig sah sie hinunter zu Anna. Ihr ganzer Trost blieb ihre Tochter. Cornelius hatte es sich in der äußersten Ecke der Schenke am Marktplatz bequem gemacht. Zurückgelehnt, seine Arme hinter dem Kopf verschrenkt und die Beine auf dem vor ihm stehenden Hocker ausgestreckt, saß er hier und ließ sich den >Hypokras< schmecken. Genüsslich durchdachte er den heutigen Tag noch einmal und war äußerst zufrieden mit sich. Es war ein arges Verhandeln gewesen mit dem Markmeister der Stadt. Schließlich hatte Cornelius die...


Koch, Detlef
Der Autor Detlef Koch ist 1960 in Stendal geboren worden und lebt bis heute in der altmärkischen Stadt. Seit über 40 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit der Geschichte seiner Heimatstadt. In den letzten Jahren sind einige regionale Bücher von ihm erschienen, darunter z.B. "Stendals Straßen".


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