E-Book, Deutsch, 320 Seiten, E-Book
Köhle / Verkuil / Schulte Didaktik der BWL
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7910-6271-6
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Neue Konzepte interdisziplinären Lernens
E-Book, Deutsch, 320 Seiten, E-Book
ISBN: 978-3-7910-6271-6
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ivan Köhle Prof. Dr. Ivan Köhle ist Studiengangleiter des Studiengangs BSc in Betriebsökonomie der Hochschule für Wirtschaft an der Fachhochschule Nordwestschweiz der FHNW. Arie Verkuil Prof. Dr. Arie Verkuil ist Professor für Leadership, Innovation und Entrepreneurship, Leiter des Instituts für Unternehmensführung IfU sowie Leiter der AACSB Fächergruppe Corporate Management an der FHNW. Volker Schulte Volker Schulte ist Professor für Leadership, Personal- und Gesundheitsmanagement an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er studierte Geschichte und Sozialwissenschaften an den Universitäten Tübingen, Bochum und Göttingen. Er war Fulbright-Stipendiat an der New York University und hat in Politikwissenschaften promoviert. Er arbeitete für die Direktion für Gesundheitserziehung bei der Weltgesundheitsorganisation und als Vizedirektor der Gesundheitsförderung Schweiz. Im Rahmen eines Forschungsstipendiums befasst er sich mit Achtsamer Führung und Interkulturalität.
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Weitere Infos & Material
Hochschuldidaktik als Zeichen der Hochschulkrise – ein Plädoyer der Verfasser
Ivan Köhle, Arie Hans Verkuil & Volker Bernhard Schulte
Abstract
Die Einleitung gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Didaktik und enthält Empfehlungen, wie zukünftig Lehre stattfinden sollte. Zudem wird beschrieben, welche digitalen Fertigkeiten mit moderner Didaktik einhergehen. Schließlich führt die Einleitung in die verschiedenen Beiträge des Buches ein.
Keywords
Qualifikation Lehrende, private Hochschulen, Praxisorientierung
Vor Ihnen liegt ein Buch über die Didaktik der Betriebswirtschaftslehre (BWL) an deutschsprachigen Hochschulen. Die Autoren beabsichtigen mit diesem Werk, die Tragweite der Didaktik im Hinblick auf die Hochschulpolitik darzustellen. Gute Didaktik ist der Schlüssel zu einem innovativen Image und damit zu höheren Studentenzahlen.
Was ist unsere Zielsetzung? Erstens geht es uns darum, am Studienfach BWL Interessierten aufzuzeigen, was der heutige State of the Art der Didaktik in der BWL sein sollte. Wir geben ihnen einen Überblick über gute innovative Didaktik in den verschiedenen Teilbereichen des Faches. Manche Ansätze sind komplett neu und werden hier zum ersten Mal vorgestellt. Also, liebe Studentinnen und Studenten, schauen Sie rein, welcher Teilbereich der BWL wie und mit welchen Mitteln vermittelt werden sollte. Wir sprechen absichtlich hier nicht von unterrichten. Das Wort ist altmodisch, es kommt vom mittelhochdeutschen »underrihten«, was so viel wie anweisen oder auch zurechtweisen bedeutet. Das passt nicht mehr in die Zeit autonomen Lernens und partizipierender Wissensvermittlung.
Gut zu wissen
Technologie ist nur so gut wie die potenziellen Anwender:innen auch geschult sind, diese zu benutzen.
Zweitens beabsichtigen wir, einen Appell an all die Kolleginnen und Kollegen zu richten, die den Unterricht dennoch in traditioneller Weise in Form des Frontal- und Präsenzunterrichts vollziehen. Wir können nicht mehr unterrichten wie vor 100 Jahren. Sie werden nicht darum herumkommen, neue Formen der Wissensvermittlung und Aneignung einzuüben. Die besten neuen Technologien nutzen nichts, wenn die Qualifikation der Lehrenden zur Nutzung der Technologievorteile gar nicht vorhanden ist: »Technology can amplify great teaching, but great technology cannot replace poor teaching«, wie es in einem OECD-Bericht heißt (OECD, 2015). Dies bezieht sich auf neue Formen des hybriden Unterrichts wie auch auf die Form praktischen Übens über Workshop- und Atelierkulturen. Hier seien einige wenige angesprochen, wie World Café, Fishbowl, Lego Serious Play, Open Space, Informationsparcours, Flüstergespräche und vieles mehr. Außerdem beobachten wir den Wunsch der Studierenden, flexibel und zeitpunktunabhängig auf Vorlesungen etc. zurückzugreifen. Hier können die Fernuniversitäten, die viele Jahre ein Nischendasein pflegten, kompetitive Vorteile erlangen.
Drittens möchten wir mit diesem Buch auch einen hochschulpolitischen Aspekt ansprechen. Gute Didaktik ist heute mehr denn je abhängig von einer guten digitalen Infrastruktur. Damit möchten wir betonen, dass – gerade in den öffentlichen Hochschulen – entsprechende finanzielle Mittel in die Hand genommen werden müssen, um in Zukunft auch für die Studierenden attraktiv zu bleiben. Dies gilt auch und gerade für Deutschland, wo öffentliche Hochschulen unter finanziellem Druck stehen und häufig bezüglich Infrastruktur nicht das gleiche Niveau bieten wie die privaten Hochschulen. Was nun den Innovationsschub anbelangt, kam uns ausgerechnet eine Pandemie zur Hilfe. Die COVID-19-Krise, die vor fünf Jahren begann und sich über zwei Jahre hinzog, brachte den Hochschulen einen unglaublichen, kaum vorstellbaren technologischen Innovationsschub. Innert Wochen wurden überall die Unterrichtsformate von Präsenz- zu Onlineunterricht umgestellt (Kansal et al., 2021).
Freilich geschah dies zu Beginn noch amateurhaft. Im Laufe der Zeit aber hat sich eine technologische Infrastruktur etabliert, ohne die moderne Wissensvermittlung und moderne Kommunikation innerhalb und außerhalb der Hochschulen nicht mehr vorstellbar sind.
Unabhängig von den Studienfächern, bei denen teilweise die Studierendenzahlen, z.?B. in klassischen philologischen Fächern, zurückgehen (Tagesanzeiger, 2024), sind wir in der Hochschullandschaft aber auch mit einem ganz neuen Problem konfrontiert. Allgemein gehen aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren die Studierendenzahlen zurück. In Deutschland war der Peak an Immatrikulationen 2011/2012 erreicht. Seither gehen die Zahlen kontinuierlich zurück. (Hochschuldaten, 2024). Der Rückgang wirkt sich auf Hochschulen und Fächer regional unterschiedlich aus, im Trend liegen Sozialwesen, Informatik, Psychologie und Gesundheitswissenschaften.
Gut zu wissen
Für die öffentlichen Hochschulen entsteht eine harte Konkurrenz durch die privaten Hochschulen. Es gilt, schneller Lehrpläne anzupassen und Infrastruktur und Technik zu modernisieren.
Das Problem erreicht die öffentlichen Hochschulen nun aus einer ganz neuen Ecke. Den öffentlichen Hochschulen stellt sich zunehmend eine Konkurrenz durch private Hochschulanbieter, die den Markt penetrieren. Während die staatlichen Universitäten deutlich verlieren, können die privaten Hochschulen ihre Studienanfänger:innenzahlen entgegen dem allgemeinen Trend sogar erheblich steigern. Diese neuen Mitbewerber bringen Investitionen, anwendungsorientierte Lehrpläne, gute IT-Infrastrukturen und sehr professionelle praxisorientierte Lehrkräfte mit. Damit erwachsen den öffentlichen Hochschulen neue lukrative und alternative Konkurrenten, die den ohnehin schon schrumpfenden Markt zu ihren Gunsten abschöpfen.
Die privaten Hochschulanbieter sind den öffentlichen in vielen Dingen weit voraus. Abgesehen von den bereits erwähnten materiellen Assets sind sie auch agiler in der Curriculaentwicklung und in der Vorbereitung der Studierenden auf die Verhältnisse und Anforderungen des Marktes. Wenn die öffentlichen Hochschulen nicht aufpassen, laufen ihnen mittelfristig die Studierenden davon. Dies, obwohl die privaten Anbieter teilweise üppige Studiengebühren verlangen. Die Praxisorientierung drückt sich nicht zuletzt in der engen Verzahnung privater Hochschulen mit der Privatwirtschaft aus. Durch diese hervorragende Vernetzung ist es für Studienabsolvierende – zumal bei den Vollzeitabsolventen – einfacher, den ersten entscheidenden Schritt in den Arbeitsmarkt zu gehen. Das Vertrauen der Studierenden in die privaten Hochschulen ist daher größer als in die öffentlichen (Diermeier & Geis-Thöne, 2023). Wir sind aus diesem Grund gut beraten, entsprechende Schlüsse für die Hochschulstrategie und für das Hochschulprofil zu ziehen.
Werfen wir nun noch einen Blick auf die im Buch präsentierten Beiträge. Der erste Teil des Buches beschreibt didaktische Erkenntnisse in den Bereichen neue Unterrichtsmethoden, KI und didaktische Fragen der Führungsausbildung. Der zweite Teil fokussiert auf innovative Didaktik in Teilfächern und Disziplinen der BWL. Im ersten Teil befassen wir uns mit allgemeinen Trends in der Fachdidaktik, im zweiten Teil mit fächerspezifischen didaktischen Anregungen.
Teil 1: Allgemeine fachdidaktische Trends und Methoden
Im ersten Beitrag geben die Autoren Brido Schuler und Michael Pülz Tipps und Tricks bei der Umstellung von traditionellem Frontalunterricht auf asynchrones E-Learning, angereichert um Erkenntnisse aus weiteren asynchronen E-Learning-Durchführungen, die sowohl für Studierende wie auch für Lehrende von großem Interesse sind.
Tina Wölfl wirft in ihrem Beitrag einen Blick in die Zukunft des Blended Learning (BL). Die Autorin beschreibt die verschiedenen Facetten dieses didaktischen Ansatzes. Dabei verdeutlicht sie sowohl das Potenzial als auch die Komplexität dieser Methode, sofern es qualifizierte Lehrkräfte gibt, vor allem im Bereich der Mediendidaktik. Die Autorin ist der Überzeugung, dass BL ein vielseitiges Konzept ist, das sich an die Bedürfnisse der Lernenden anpassen lässt. Die Potenziale, die KI bieten kann, könnten BL zukünftig zu einem effektiven und effizienten Lernformat machen. Die größte Herausforderung bestehe jedoch darin, Lehrende mit den Kompetenzen auszustatten, die für ein solches zukunftsfähiges Format benötigt werden.
Carol Demarmels und Andreas Flückiger befassen sich ebenfalls mit den Auswirkungen verschiedener Unterrichtsmodi, nämlich Online- versus Präsenzunterricht, auf die Lernzielerreichung von Studierenden. Die in ihrer Studie gezeitigten Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede, was darauf hindeutet, dass zumindest bezogen auf das Erreichen der Lernziele qualitativ guter Unterricht matchentscheidend ist gegenüber der gewählten traditionellen oder innovativen Didaktik.
Thomas Müller und Andreas Mühlhäuser stellen ein neues Service-Leadership-Programm für Lehrende vor. Sie gehen davon aus, dass Führungstechniken bereits im BWL-Studium anzueignen sind, zumal viele Studierende, die ein Teilzeitstudium realisieren, bereits Führungspositionen innehaben. Der Ansatz der beiden Autoren geht dahin, aufzuzeigen, dass selbstorganisiertes Lernen auch Service Leadership fördert. Selbstorganisiertes Lernen führt demnach zu mehr Innovationsfähigkeit und Kreativität, Fertigkeiten, die in der Wirtschaft sehr gefragt sind.
Die Autorin Tina Wölfl und ihre Kollegen Bastian Brechtelsbauer und Sven Laumer widmen sich...