Köhler | Die Online-Dating-Falle | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

Köhler Die Online-Dating-Falle

Warum Tinder und Co nicht die Lösung sind – und wie Sie trotzdem glücklich werden
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-68932-006-5
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Warum Tinder und Co nicht die Lösung sind – und wie Sie trotzdem glücklich werden

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

ISBN: 978-3-68932-006-5
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Für viele Menschen ist Online-Dating inzwischen die wichtigste Art, jemand kennenzulernen. Doch es herrscht Frust: 'Online-Dating ist kaputt', so die Klage der Nutzer von Tinder, Bumble und Co. Was sind die Ursachen? Dieses Buch wirft einen Blick hinter die Kulissen des Marktes für Online-Dating. Es zeigt, warum viele Versprechen niemals aufgehen können, warum die scheinbar unendliche Vielfalt an möglichen Partnern eher Problem als Lösung ist und warum User am Ende häufig allein und unglücklich bleiben. Es zeigt außerdem, welche Risiken für Nutzer drohen können, wenn es dann doch mal klappt mit einem 'Match', und wie man sich schützen kann. Es liefert Wege aus der 'Online-Dating-Falle', die jeder von uns gehen kann. 

Thomas Köhler war Softwareunternehmer, Unternehmensberater und Hochschullehrer. Er ist bekennender Technikoptimist, verschließt seine Augen aber dennoch nicht vor dem, was schiefgeht bei den großen Technologiekonzernen, die zunehmend unser Leben bestimmen. Köhler tritt vehement für digitalen Verbraucherschutz ein - und das immer mit Blick auf den praktischen Nutzwert.
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Weitere Infos & Material


01
EINE KLEINE GESCHICHTE DES „DATINGS“


Wir leben in besonderen Zeiten. Fragt man Historiker und schaut man in die Geschichtsbücher zu der Frage „Wer mit wem?“, so kommt fast immer eine eindeutige Antwort. Die romantische Liebe, so wie wir sie kennen, wäre eine reine Erfindung der Neuzeit und über die Geschichte der Menschheit hinweg wären wir erst vor wenigen Generationen frei geworden in der Wahl unserer Partnerbeziehungen. Das stimmt im Großen und Ganzen, zumindest, wenn es um die abendländische Kultur geht. Wer sich nun darüber beklagen mag, wie schwierig das alles ist mit Dating und vor allen Dingen mit Online-Dating, der sei daran erinnert, was die Alternative sein könnte: arrangierte Partnerschaften und Ehen, wie sie auch heute noch in vielen Kulturkreisen üblich sind. Für die meisten Leserinnen und Leser dürfte es eine absurde Vorstellung sein, dass die Eltern oder Verwandten den Partner oder die Partnerin auswählen.

Doch die heute übliche eigenständige Partnerwahl ist nicht vollständig von externen Einflüssen frei. Die Erwartungen des eigenen sozialen Umfelds sorgen für gedankliche Leitplanken, aus denen die meisten Menschen nicht ausbrechen können oder wollen. Als wäre die Aufgabe noch nicht anspruchsvoll genug, bringt das Social-Media-Zeitalter neue Erfahrungen und liefert einen neuen Rahmen für Online-Dating in seinen verschiedensten Formen. Nach anfänglicher Euphorie kriselt es hier gerade massiv und schon ist in den Medien vom „Dating-App-Burn-out“ die Rede und davon, dass sich Nutzer im großen Stil von den noch vor wenigen Jahren gehypten digitalen Plattformen abwenden.

Doch so einfach ist es nicht. Ähnlich wie Google, Instagram oder WhatsApp sind Tinder, Bumble oder Parship längst fester Bestandteil im Leben der meisten Menschen in der Altersklasse 18+. In Deutschland hat etwa knapp ein Drittel aller jungen Menschen ab 18 Jahren bereits mindestens einmal ein Dating-Profil angelegt2 und praktisch jeder kennt Paare, die sich im Internet gefunden haben. Anders gesagt: Am Online-Dating kommt man kaum noch vorbei. Für viele von uns entwickelt sich daraus eine Art Hassliebe ob des gefühlten Kontrollverlustes. Wie wir mit diesen digitalen Erfahrungen umzugehen lernen und wie wir ein Stück weit die Kontrolle über unser Dating-Leben zurückbekommen können, hängt auch davon ab, wie gut wir verstehen, was „da draußen“ am Dating-Markt wirklich los ist. Denn das Bild, das in den Medien gezeichnet wird, ist vielfach geprägt von den PR-Aktivitäten der großen Plattformen und steht auffällig oft im Gegensatz zu unserem persönlichen Erleben.

Wie so oft hilft auch hier ein Blick in die Geschichte, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft aktiv zu gestalten, zumindest ein wenig. Daher fangen wir zunächst mit einer kleinen Zeitreise an, bevor wir uns den aktuell drängenden Problemen mit den großen Dating-Anbietern im Detail widmen.

Partnersuche – eine Entscheidung für die ganze Familie


Eigentlich ist es ganz einfach. Über weite Teile der Menschheitsgeschichte waren Liebe und Partnerwahl kein „großes Ding“, zumindest nicht für die Betroffenen, denn das eigene familiäre Umfeld regelte das. Die passende Partnerin oder der passende Partner wurde von den eigenen Angehörigen identifiziert und inspiziert. Nach erfolgreichem Austausch mit der Familie des potenziellen Partners wurden die Konditionen festgelegt und der „Deal“ besiegelt. Widerstand zwecklos.

So richtig viel gab es ja nicht zu suchen, denn das mögliche Zielgebiet im Vor-Digitalzeitalter war in dörflichen Strukturen auf ein paar Dutzend Familien und ein paar Hundert Personen im eigenen Dorf und in den Nachbardörfern beschränkt. Unterschiede gab es bestenfalls bei der Frage, wer wem zahlungspflichtig war. Ob ein Brautpreis, die berühmten „30 Kamele“, zu entrichten war oder – quasi als Gegenteil davon – eine Mitgift anstand. Mitgift bedeutet, die Eltern der Braut sorgen dafür, dass ihre Tochter mit materiellen Gütern in die Ehe geht. Die Aussteuer – ein anderes Wort für Mitgift – war in ländlichen Regionen vielfach bis ins Detail geregelt, von der Bettwäsche bis zum Porzellangeschirr reichte die Bandbreite. Teilweise halten sich derartige Traditionen in anderer Form bis heute, etwa bei der Frage, wer die Hochzeit finanziert.

Die Antike nach Ovid


Das alte Rom ist in vielerlei Hinsicht prägend für unsere Kultur. Viele Vorstellungen, die antike Philosophen geäußert haben, sind bis heute bedeutend für die Art und Weise, wie wir unsere Welt verstehen. Spannend ist daher, wenn wir einen Einblick bekommen in die ganz private Lebenswelt. Vor dem Hintergrund dieses Buches spielt der römische Dichter Ovid eine besondere Rolle. Und das bis heute. Im Jahr 2 nach Christus erschien sein Werk „Ars amatoria“ als Lehrgedicht und es ist weit mehr als eine „Sammlung von Beischlaftechniken“, als die das Buch, das heute noch gern genutzter Lesestoff in Schulen mit Lateinunterricht ist, oftmals verunglimpft wird.

Es liefert nämlich einen seltenen Einblick in das Liebesleben im alten Rom und gibt – und das ist für uns besonders interessant – Tipps für das Kennenlernen. Ganz ohne Online-Dating, es ist aber doch in vielerlei Dingen aktuell, denn Ovid gibt Tipps, wo man am besten Frauen kennenlernen kann (im Theater, beim Zirkus oder bei Gastmählern) und wie man am besten ein Gespräch mit der Sitznachbarin anfangen kann (indem man ihr das Sitzpolster zurechtrückt, ihr Luft zufächelt oder die Enden des Kleids aus dem Staub hebt). Er warnt dabei vor zu viel Alkoholkonsum, denn dieser könnte das Urteilsvermögen beeinträchtigen, und stellt fest, dass es vor allen Dingen Selbstvertrauen braucht und Kreativität: „Kunst steuert Schiffe, die mit Segel und Ruder angetrieben werden, Kunst lenkt leichte Wagen, Kunst muss auch Amor lenken.“3

Eine aktuelle deutsche Übersetzung ist für wenige Euros bei Reclam unter dem Titel: „Ovid: Die Kunst der Liebe“ erschienen. Die amüsante und bis heute empfehlenswerte Lektüre beschreibt jedoch nur einen kleinen Teil dessen, was die römische Gesellschaft ausgemacht hat. Der lockere Lebenswandel war nur für wenige in der Gesellschaft möglich, denn im römischen Reich standen – durchweg im frühen Alter – arrangierte Ehen hoch im Kurs mit einer klaren Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Angehörige der höchsten Gesellschaftsschichten – Senatoren und Ritter – waren per Gesetz verpflichtet zu heiraten. Mindestens drei Kinder pro Ehe war das staatlich vorgegebene Ziel. Immerhin: Die römische Frau durfte sich, da sind sich Historiker einig, in der Gesellschaft recht frei bewegen und eben auch an den von Ovid genannten Theater- und Zirkusaufführungen teilnehmen.

Bereits unmittelbar nach Erscheinen waren die Verse von Ovids „Ars amatoria“ ein veritabler Erfolg in der römischen Gesellschaft und sollen maßgeblich dazu beigetragen haben, dass der Dichter wenige Jahre später in eine römische Kolonie ans Schwarze Meer verbannt wurde. Zensur auf Römisch. Es sollte noch Hunderte von Jahren dauern, bis das „Dating“ in der Form, wie es Ovid beschreibt, wiederkehrte. Ovids „Ars amatoria“ ist aber bis heute lesenswert.

Mittelalter und Minnesang – Ritterlichkeit als Prinzip


„Minnesang ist eine Form der Liebeslyrik, die im hohen Mittelalter gepflegt und von Sängern mündlich vorgetragen wurde. Es handelt sich um eine literarische Ausdrucksform des Adels. Die Zeit des Minnesangs dauerte ungefähr von 1150–1300.“4

Der Minnesang muss häufig als Beleg dafür herhalten, dass es so etwas wie Dating schon lange vor der heutigen Zeit gab. Und in der Tat war – historisch betrachtet – das Mittelalter eine Zeit der Veränderungen, auch und gerade im Verhältnis zwischen der Kirche und ihren prägenden Moralvorstellungen einerseits und weltlichen Ideen anderseits. Doch beim Minnesang (oder Minnegesang) von einer Frühform des Datings zu sprechen, wäre grundfalsch. Denn in dieser sich im Mittelalter entwickelnden Kunstform geht es praktisch immer um die Idealisierung einer unerreichbaren Liebe. Praktische Erfüllung ist – mehr oder weniger – ausgeschlossen. Geblieben ist von jener Zeit aber eines: die Vorstellung von Ritterlichkeit. Und daran dürfen wir uns vielleicht wieder einmal erinnern, mehr als 800 Jahre später, gerade wenn es beim Online-Dating manchmal heiß hergeht.

Das Bürgertum der Neuzeit und die romantische Liebe


Die Idee von der romantischen Liebe ist eine Vorstellung, die erst mit dem Aufkommen des Bürgertums wirkliche Verbreitung fand. Als Idee war romantische Liebe natürlich bereits vorher in der Welt, aber blieb meistens Literatur und endete zudem meist tragisch, wie etwa bei „Romeo und Julia“, dem 1597 von William Shakespeare veröffentlichten zeitlosen Drama um Liebende, die nicht zueinanderfinden können.

Das darin behandelte Motiv der unerfüllten oder unerfüllbaren Liebe taucht immer wieder in der Geschichte auf – auch bereits lange vor Shakespeare. Es lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Doch „Romeo und Julia“ war vor allen Dingen eines: Literatur. Substanziell verändert haben sich die Verhältnisse erst lange nach Shakespeare. Treibend für diese Entwicklung waren – neben dem Aufstieg des Bürgertums – in erster Linie Autoren der sogenannten Romantik, Ende des 18. Jahrhunderts. Gefühle standen plötzlich im Mittelpunkt: „Freundschaft ist eine Verbindung für die Erde, Liebe für die Ewigkeit“, schreibt etwa Friedrich Schlegel (1772 bis 1829) und...


Köhler, Thomas R.
Thomas Köhler war Softwareunternehmer, Unternehmensberater und Hochschullehrer. Er ist bekennender Technikoptimist, verschließt seine Augen aber dennoch nicht vor dem, was schiefgeht bei den großen Technologiekonzernen, die zunehmend unser Leben bestimmen. Köhler tritt vehement für digitalen Verbraucherschutz ein – und das immer mit Blick auf den praktischen Nutzwert.

Thomas Köhler war Softwareunternehmer, Unternehmensberater und Hochschullehrer. Er ist bekennender Technikoptimist, verschließt seine Augen aber dennoch nicht vor dem, was schiefgeht bei den großen Technologiekonzernen, die zunehmend unser Leben bestimmen. Köhler tritt vehement für digitalen Verbraucherschutz ein – und das immer mit Blick auf den praktischen Nutzwert.



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