E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Koitschev / Limberger Kurzlehrbuch Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-437-29355-9
Verlag: Elsevier Health Science
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Reihe: Kurzlehrbücher (Urban & Fischer)
ISBN: 978-3-437-29355-9
Verlag: Elsevier Health Science
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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1.5 Klinik des Mittelohrs
Annette Limberger 1.5.1 Fehlbildungen
Fehlbildungen des Mittelohrs kommen häufig gemeinsam mit Fehlbildungen des äußeren Ohrs (Kap. 1.4.1) und des Gesichtsschädels vor. Bei Kindern sind – besonders bei beidseitigen Fehlbildungen – die frühzeitige Diagnostik und die rasche Intervention mittels Operation oder Hörsystemversorgung entscheidend für die weitere Entwicklung. 1.5.2 Verletzungen
1.5.2.1 Trommelfell Direkte Verletzungen des Trommelfells durch: • eingebrachte Gegenstände wie Streichhölzer, Stricknadeln, Wattestäbchen etc. • Verätzungen oder Verbrennungen • sog. Schweißperlenverletzung (beim Schweißen gelangen Tropfen heißen Metalls auf das Trommelfell) • iatrogen, z. B. bei der Parazentese, bei der das Trommelfell im vorderen unteren Quadranten inzidiert wird, um Sekret hinter dem Trommelfell abzulassen. Indirekte Verletzungen des Trommelfells durch: • ausgeprägte Druckänderungen, wie z. B. bei einer Ohrfeige, bei Aufprall der Ohrmuschel auf Wasser oder sehr lauten Schallereignissen (Explosionen) • Einreißen atropher Narben beim Schneuzen oder Valsalva-Versuch • Komplikation bei Ohrspülungen Symptome Stechender Schmerz, Schwerhörigkeit, Tinnitus, evtl. Schwindel, Blutung. Diagnostik • Inspektion • Stimmgabelprüfung • Audiometrie Therapie Kleine, frische, nichtinfizierte Perforationen werden mit Silikonfolie unter mikroskopischer Sicht geschient. Bei Schweißperlenverletzungen mit Sekretion lokale antibiotische Therapie. Bei zusätzlichem Innenohrtrauma Behandlung wie beim Hörsturz (Kap. 10.8). Komplikationen Jede Trommelfellperforation birgt das Risiko einer Otitis media und einer zusätzlichen Fraktur der Gehörknöchelchenkette. Daher müssen eine genaue Inspektion und ggf. gründliche Ohrtoilette erfolgen. Praxistipp Nach Schienung des Trommelfells muss darauf geachtet werden, dass über 2 Wochen nicht geschneuzt wird, kein Wasser ins Ohr kommt oder Ohrentropfen verwendet werden. 1.5.2.2 Gehörknöchelchenkette Wird zusätzlich zur Trommelfellverletzung die Gehörknöchelchenkette luxiert, ist es wichtig, die normale Funktion wiederherzustellen (Tympanoplastik, Kap. 1.5.6). 1.5.2.3 Felsenbeinbrüche Je nach Verlauf des Frakturspalts unterscheidet man Felsenbeinlängs- und -querbrüche. Felsenbeinlängsbrüche Die Verletzung entsteht durch direkte Gewalteinwirkung auf den seitlichen Schädel. Die Frakturlinie verläuft durch Mittelohr, Mastoid, Tegmen tympani, Trommelfell, Gehörgang, Tube und/oder den tympanalen oder mastoidalen Fazialiskanal (Abb. 1.22).
Abb. 1.22 Felsenbeinfrakturen, Blick von kranial auf die Schädelbasis. Die blau eingezeichneten Linien zeigen die Frakturverläufe. [L157] Symptome • Hämatotympanon (Blutansammlung in der Paukenhöhle) • Blutung aus dem Gehörgang • bei Durazerreißung auch Otoliquorrhö • bei Gehörgangsverletzung Stufenbildung • bei Trommelfellverletzung und Verletzung der Gehörknöchelchenkette Schallleitungsschwerhörigkeit • Parese des N. facialis (10–20 % der Fälle, meist Spätparese) Diagnostik • Otoskopie • bildgebende Verfahren: CT, MRT • Hörprüfungen: Stimmgabelprüfung, Audiogramm, Stapediusreflex Therapie Ohr steril abdecken, Gabe liquorgängiger Antibiotika, Bettruhe. Besteht mehrere Tage lang eine Liquorrhö, ist eine Duraplastik indiziert. Bei primärer Fazialisparese operative Revision, bei sekundärer Fazialisparese konservative Therapie. Bei persistierender Schallleitungsschwerhörigkeit im Intervall: Tympanoplastik (Kap. 1.5.6). Komplikationen • aufsteigende Meningitis • posttraumatisches Cholesteatom Felsenbeinquerbrüche Die Verletzung entsteht durch temporoparietale oder latero-parietale Gewalteinwirkung. Die Frakturlinie verläuft durch die Felsenbeinpyramide und das Labyrinth (Abb. 1.22). Eine irreversible Schädigung des Labyrinths ist die Folge. Das Trommelfell wird nicht verletzt. Symptome • Ertaubung • Drehschwindel mit richtungsbestimmtem Nystagmus zur gesunden Seite durch den Labyrinthausfall • evtl. Hämatotympanon • Fazialisparese (Sofortparese) in etwa 50 % der Fälle • Ist die Dura eingerissen, fließt Liquor durch die Tuba auditiva ab: Pseudorhinoliquorrhö. Diagnostik • Otoskopie • bildgebende Verfahren: CT, MRT • Hörprüfungen: Stimmgabelprüfungen; Audiogramm: irreversible Taubheit auf dem betroffenen Ohr • Glukosestreifen, besser ß2-Transferrin-Test zum Nachweis der Liquorrhö Therapie Liquorgängige i. v. Antibiotikatherapie, Bettruhe. Falls die Liquorrhö nicht zum Stillstand kommt, ist eine Duraplastik indiziert. Bei Fazialisparese operative Exploration, ggf. Versuch der End-zu End-Anastomose oder Nerventransplantat. 1.5.2.4 Fazialisverletzungen Einteilung/Diagnostik Unterschieden werden zentrale und periphere Fazialisparesen: • Zentrale Fazialisparese: Die Schädigung liegt auf Höhe der Kerne im Hirnstamm. Kennzeichen: Stirnrunzeln ist weiterhin möglich, da der Kernanteil für den Stirnast von beiden Großhirnhälften aus innerviert wird. • Periphere Fazialisparese: Die Schädigung liegt peripher des Hirnstamms. Kennzeichen: Stirnrunzeln ist nicht möglich. Bei traumatischen Schädigungen wird außerdem unterschieden zwischen: • Primärer Fazialisparese: Die Lähmung tritt sofort nach der Schädigung ein. Sie bildet sich meist nur unvollständig zurück, da häufig eine Durchtrennung oder starke Dehnung des N. facialis zugrunde liegt. • Sekundärer Fazialisparese: Die Lähmung tritt mit einer Latenz von einigen Tagen auf. Sie bildet sich meist vollständig zurück. Häufig ist der Nerv gequetscht, z. B. durch ein Hämatom. Therapie/Prognose Primäre Fazialisparesen werden möglichst operativ behandelt (Dekompression, ggf. Nervenanastomose), dann sollte der Patient Physiotherapie bzw. eine Anleitung zum Training der mimischen Muskulatur bekommen. Schließt das Auge der betroffenen Seite nicht mehr, ist darauf zu achten, dass es nicht austrocknet, z. B. mit einem Uhrglasverband und Augentropfen oder -gel. Im Verlauf ggf. Einsatz von Lidimplantaten. Die Prognose hängt...