Kotte | Raubsache Leipzig | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Blutiger Osten

Kotte Raubsache Leipzig

und vier weitere Verbrechen
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95958-717-4
Verlag: Bild und Heimat Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

und vier weitere Verbrechen

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Blutiger Osten

ISBN: 978-3-95958-717-4
Verlag: Bild und Heimat Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Heinrich Wilhelm Künschner soll den Tod durch das Fallbeil sterben. Er wird beschuldigt, am 3. November 1865 den allseits geachteten Kaufmann August Markert ausgeraubt und heimtückisch ermordet zu haben. Noch vor seinem Scharfrichter beteuert der junge Mann seine Unschuld … Während der Leipziger Frühjahrsmesse 1976 wird ein Brand im Centrum-Warenhaus gelegt - Menschenleben in Gefahr! Geschah es aus Rache eines abgesetzten Mitarbeiters, einem Akt der Westspionage oder doch aus reiner Habgier?
Virtuos nimmt Henner Kotte die Spur der Täter und Ermittler auf und rekonstruiert aus Vernehmungsprotokollen, Tatortberichten, Presseartikeln sowie privaten schriftlichen Zeugnissen aufsehenerregende Verbrechen aus zwei Jahrhunderten - packend und authentisch!

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Die frühe Merkel Eine Illustration zur Geschichte der deutschen
Arbeiterbewegung »Dem Legen der Schienen gehen enorme Arbeiten voraus. Die Erdwerke, 70.000 Kubikyard per Meile, würden einen Raum von 550 Millionen Kubikyard füllen. Aufgeworfen in der Form einer Pyramide, betrüge ihr Durchmesser eine halbe (englische) Meile, ihre Höhe anderthalb Meilen – ein Erdberg, woneben die St. Paulskirche zum Liliputaner zusammenschrumpft. Der ewige Weg, wie die Engländer die Eisenbahn taufen, ist keineswegs unsterblich. Er unterliegt einem steten Stoffwechsel. Das Eisen, das durch Verschleiß, Oxydation und Neufabrikation fortwährend verlorengeht, erheischt immer frischen Ersatz. Aber die Schiene bildet den Knochen und bedarf viel langsamerer Reproduktion als das Holzwerk, das die Schiene stützt. Der hölzerne Apparat des Netzes erheischt eine jährliche Neuzufuhr von 300.000 Bäumen, die einen Raum von 6.000 Acres Land zum Wachstum brauchen. Wenn vollendet, bedarf die Eisenbahn zu ihrer Exploitation der Lokomotiven, Kohlen, Wasser, Eisenbahnwagen, endlich des Arbeiterpersonals.« Karl Marx: »Statistische Betrachtungen über das Eisenbahnwesen« Leipzig war/ist Universitäts-, Musik- und Buchstadt, zweite Hauptstadt Sachsens mit wichtiger Wirtschafts- und Finanzfunktion und vor allem Handels- und Messestadt. Sie erlebte ihr rasantes Wachstum in Zeiten der industriellen Revolution. Wohnten 1825 in dieser Stadt 30.000 Menschen, überschritt ihre Zahl 1864 bereits die 100.000, und 1925 waren es 720.000. Leipzig war die drittgrößte Metropole Deutschlands, konkurrierte mit München und Köln. Neue Stadtviertel entstanden und Industrieanlagen. »Nach dem Aufstieg zur kapitalistischen Großstadt mit bedeutender Industrie wurden im Wirtschaftsleben der Stadt die Metall verarbeitende Industrie und der Maschinenbau führend, daneben behielt das polygraphische Gewerbe weiterhin große Bedeutung, gefolgt von der Textilindustrie, dem Baugewerbe, der chemischen Industrie und später dem elektrotechnisch-feinmechanischen Gewerbe.« Menschen und Güter wurden im beginnenden Industriezeitalter beweglicher. Straßen erhielten feste Oberfläche. Es entstand der Plan eines Elster-Saale-Kanals, der die Stadt mit den Weltmeeren verbunden hätte. Eine bis heute unausgeführte Privatinitiative. Privatinitiative auch die erste Ferneisenbahn auf dem europäischen Kontinent. Sie fuhr 1839 von Leipzig nach Dresden. 1840 unterzeichneten die Regierungen Sachsen, Sachsen-Altenburgs und Bayerns einen Staatsvertrag, aufgrund dessen die Sächsisch-Bayerische Eisenbahn-Compagnie gegründet wurde. Im Südosten vor den damaligen Stadtgrenzen wurde nach Plänen von Eduard Pötzsch Leipzigs Bayerischer Bahnhof errichtet. Schon am 19. September 1842 fuhr von da ein erster Zug gen Altenburg. Das Bahnhofsgebäude harrte zum Termin noch seiner Fertigstellung. »Wir erblicken zur Rechten der fünf aus der Halle auslaufenden Gleise die Maschinengebäude, und zwar –das Gebäude zum Heizen und Reinigen der Locomotiven, –das eigentliche Maschinengebäude für die Hülfsmaschinen, –das Gebäude zur Reparatur der Locomotiven, –die Wagenreparaturanstalt, –das Schmiedegebäude, –das Gebäude der Aufbewahrung von Coaks und sonstigen Baumaterialien. Von besonderer Wichtigkeit ist die zweckmäßige Zusammenstellung dieser Gebäude.« Neben dem Bahnhofsportikus, durch den die Lokomotiven zum Rangieren fahren, »präsentiert sich zur Linken G) die Güterhalle, zur Rechten H) die Wagenhalle. Während man sich auf anderen Bahnhöfen allein der Personenhalle zur Unterbringung der Personenwagen zur Sicherung gegen Wind und Wetter bedient, hat man es auf diesem, und mit Recht, vorgezogen, eine besondere Wagenhalle zu errichten. Die Güterhalle hat man bis zur Vollendung der I) Personenhalle einstweilig dem Personenverkehr eingeräumt.« Dieser Bayerische Bahnhof war bis zur Inbetriebnahme des Leipziger Hauptbahnhofes der meistfrequentierte Eisenbahnknotenpunkt Deutschlands. Mehr als eine Million Passagiere stiegen jährlich ein und aus den Zügen. Im September 1874 auch Karl Marx mit seiner Tochter Eleanor. Sie nächtigten nahbei im Hotel Hochstein. Im Umfeld dieser »Kathedrale des technischen Fortschritts« entstanden Straßen, Plätze und weitere Verkehrs­anbindungen. Gen Süden zog man eine Magistrale und benannte sie Bayerische Straße. Sie führt von Bahnhof und neuer Peterskirche vorbei an Gericht und Gefängnis zu den Industrieprojekten Schlachthof und der Gasanstalt. Beeindruckende Bauten mit Superlativcharakter. »Man gehe abends, wenn die Dämmerung alle Gestaltungen vereinfacht, am Rande der Großstadt! Straßen Villen, Kirchen, Schulen und dazwischen ein formloser Koloß, die Gasanstalt. Dieses Riesentier läßt mich nicht los. Die einen nennen es häßlich, die anderen sagen, es sei jenseits von Schön und Unschön; auch ich kann nicht behaupten, daß es in seinem heutigen Bestand schön sei, aber es hat einige Linien, die mir wertvoller sind als alle Wiederholungen alter Renaissancemotive und als alle schön entworfene Neugotik. Das, was ich sehe, ist noch kein Stil, aber es sind Linien, die keiner der bisherigen Stile hat. Große Möglichkeiten ahnt das Auge, wenn es leise und zaghaft den Koloß umstreicht. Ein neues Gefühl für Konstruktionsbau stellt sich ein, so neu, daß es Zeit braucht, sich einzuleben. Man mute uns zu, die Wahrheit neu zu sehen, und es wird nicht zwei Jahrzehnte dauern, bis wir die Wahrheit schön finden!« Diese Entwicklung wurde »begleitet vom Aufstieg der neuzeitlichen Marktgesellschaft, von Liberalisierungs- und Individualisierungstendenzen, von einer soziostrukturellen Ausdifferenzierung der Gesellschaft, von Bevölkerungswachstum und Mobilisierung sowie von der entstehenden Arbeiterbewegung.« Zeiten im Umbruch. Unter der Führung Ferdinand Lassalles konstituierte sich am 23. Mai 1863 in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein ADAV. »Der Arbeiterstand muß sich als selbständige politische Partei konstituieren und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht zu dem prinzipiellen Losungswort und Banner dieser Partei machen. Die Vertretung des Arbeiterstandes in den gesetzgebenden Körper Deutschlands – dies ist es allein, was in politischer Hinsicht seine legitimen Interessen befriedigen kann.« Die SPD feiert dies alljährlich als ihren Gründungsakt. Louise Otto-Peters, Auguste Schmidt, Henriette Goldschmidt initiierten am 18. Oktober 1865 den Leipziger Frauenbildungsverein mit der »Aufgabe, für die erhöhte Bildung des weiblichen Geschlechts und die Befreiung der weiblichen Arbeit von allen ihrer Entfaltung entgegenstehenden Hindernissen mit vereinten Kräften zu wirken«. Das Viertel der Leipziger Südvorstadt expandierte aller Seiten. Bald wohnten mehr als 40.000 in den Häusern. Oft hausten mehr als zehn Personen in drei Zimmern. Dazu kamen Schlaf- und Kostgänger, die die Betten in unbelegten Stunden nutzten. Die Verhältnisse waren beengt und belasteten. Arbeiter und ihre Familien lebten in »halboffenen Strukturen, in denen sich keine Intimsphäre herausbilden konnte«. »Der tiefste Niederschlag der relativen Überbevölkerung endlich behaust die Sphäre der Armut. Abgesehen von Vagabunden, Verbrechern, Prostituierten, kurz dem eigentlichen Lumpenproletariat, besteht diese Gesellschaftsschicht aus drei Kategorien. Erstens Arbeitsfähige. Zweitens: Waisen- und Armenkinder. Drittens: Verkommene, Verlumpte, Arbeitsunfähige. Es sind namentlich Individuen, die an ihrer durch die Teilung der Arbeit verursachten Unbeweglichkeit untergehen, solche, die über das Normalalter eines Arbeiters hinaus leben, endlich die Opfer der Industrie, Verstümmelte, chronisch Kranke, Witwen etc. Die Armutsbevölkerung bildet das Invalidenhaus der aktiven Arbeiterarmee und das tote Gewicht der industriellen Reservearmee.« Karl Marx: Das Kapital »Über die am 29. Januar 1876 in hiesiger Stadt verübte Mordthat entnehmen wir den Leipziger Nachrichten die nachstehenden Einzelheiten. Eine schaudererregende That ist am 29. Jan. (1876) Vormittag in dem Hause Bayerische Straße 8b, IV Etage, verübt worden. Dort fand man die daselbst dienende 23jährige Therese Emilie Merkel aus Eilenburg mit zerschmettertem Kopfe todt vor einem Bette liegend auf. Nach sofort angestellten Erörterungen unterliegt es keinem Zweifel, daß hier ein Raubmord vorliegt, denn man fand, daß mehrere Koffer erbrochen und daraus eine Summe von ca. 500 Mark gestohlen worden sind. Außerdem hat der Mörder noch eine Uhr und einen vollständigen Anzug gestohlen und seine alten Kleider am Ort der That zurückgelassen. Jedenfalls hat das Mädchen, welches zuvor eine kurze Zeit aus dem Hause abwesend gewesen, den Dieb auf der That ertappt, und dieser ruchlose Mensch hat das Mädchen mit einem Hammer, den man noch bei der Leiche vorfand, auf den Kopf geschlagen. Der erste Schlag an die Stirn ist wahrscheinlich nicht tödtlich gewesen, und hat dieser Unmensch noch einen zweiten, wuchtigeren Hieb gegen das Mädchen geführt und demselben die Hirnschale des Hinterkopfes eingeschlagen. Die Recherchen nach dem Raubmörder, von welchem im ganzen Hause niemand eine Wahrnehmung gemacht hat, werden eifrig fortgesetzt; hoffentlich gelingt es bald, denselben der wohlverdienten Strafe zuführen zu können. Von anderer Seite erhalten wir über das vorstehend geschilderte Verbrechen noch folgende...


Henner Kotte studierte Germanistik in Leipzig, Moskau und Dresden und arbeitet heute als Schriftsteller, Redakteur und Theaterkritiker. Er lebt in Leipzig. Zuletzt erschien im Verlag Bild und Heimat in der Reihe Blutiger Osten Schüsse im Finsteren Winkel (2013).



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