Krämer | Der Tod der Bienenkönigin | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 15, 448 Seiten

Reihe: Westerwald-Krimi

Krämer Der Tod der Bienenkönigin

Ein Westerwald-Krimi
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8271-9762-7
Verlag: CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Westerwald-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 15, 448 Seiten

Reihe: Westerwald-Krimi

ISBN: 978-3-8271-9762-7
Verlag: CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Michaela König verschwindet 1990 nur einen Tag nach ihrem Abiball. Hat die junge Frau ihre Pläne von der Reise in die weite Welt tatsächlich spontan in die Tat umgesetzt? Vieles deutete damals darauf hin. Vierunddreißig Jahre später findet der neue Besitzer des ehemaligen Bienenhauses der Familie König Michaelas sterbliche Überreste unter den morschen Fußbodendielen. Die Bienenkönigin, wie ihre Freunde sie nannten, hat den Westerwald niemals verlassen. Schritt für Schritt recherchieren Kriminalhauptkommissarin Nina Moretti und ihr Team Michaelas letzte Wochen, Tage und Stunden. Was ist in der Nacht nach der Abifete tatsächlich passiert?

'Mit Micha Krämer hat ein neues Talent die Szene betreten. Ich mag seine Schreibe. Er kann etwas, das langsam aus der Mode kommt: eine Geschichte erzählen und uns fesseln', schrieb Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf einst über Micha Krämer. Dieses Talent demonstriert der Kultautor und Musiker aus dem Westerwald nicht nur in seinen zahlreichen Romanen und Jugendbüchern, sondern auch bei seinen Lesungen, die mittlerweile ganze Hallen füllen. Wer einmal mit dem Mythos Nina Moretti angefixt ist, den lassen die Geschichten rund um die junge Kommissarin nicht mehr los.
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Kapitel 1

Samstag, 13. Juli 2024, 10:02 Uhr
Neue Straße, Kausen/Westerwald

Thomas Kübler saß auf der überdachten Veranda hinter dem Haus, nippte an seinem Kaffee und ließ seinen Blick über das Tal mit dem Naturschutzgebiet Seifer Wald schweifen. Mit seiner linken Hand kraulte er Oscar, den kleinen, wuscheligen pechschwarzen Schäferhundmischling, aus Kroatien, der neben ihm auf der bequemen Hollywoodschaukel ruhte, hinter den Ohren. Vor ihm auf den Holzdielen lag die weiße Herdenschutzhündin Alba und beobachtete durch die Streben des gedrechselten Holzgeländers die Kühe und Pferde, die friedlich auf ihren Weiden grasten.

„Sag mal, Mausbär, wolltest du heute Morgen nicht den Hang mähen?“, fragte seine Frau Alexandra, trat neben den großen weißen Hund und sah auf die verwilderte Fläche hinter dem Geländer, wo üppig blühende Disteln, Brennnesseln und anderes undefinierbares Gestrüpp wucherten.

„Seit wann willst du, dass ich den Hang mähe? Ich dachte, du magst es, wenn es so urwüchsig ist“, wunderte er sich.

Thomas mochte es ordentlich. Was nicht nur mit seinem Beruf als deutscher Kriminalbeamter zu tun hatte. Nein, bereits als Kind war es ihm immer wichtig gewesen, dass die Dinge klare Strukturen und ihre Ordnung hatten.

Seine Frau Alexandra war da anders. Die war mehr so eine Ökohippietussi, der es zum einen nicht bunt genug und auch nicht Natur genug sein konnte.

Im Grunde, wenn er so darüber nachdachte, passten sie beide eigentlich so gar nicht zueinander. Doch vielleicht war gerade dies das Geheimnis ihrer perfekten Partnerschaft. Ja, sie beide waren wie der sprichwörtliche Topf mit dem passenden Deckel.

„Wegen mir musst du das auch nicht mähen. Aber du hattest gesagt, dass du es wolltest“, stellte sie klar und verscheuchte dann mit einem „Tüt tüt“ Hund Oscar von der Hollywoodschaukel.

„Lust hab ich auch eigentlich gar keine“, gab er zu und balancierte die Tasse in seiner Rechten aus, während Alex sich neben ihn plumpsen ließ.

Nein, wenn er ehrlich war, würde er am liebsten einfach nur hier sitzen, Kaffee trinken und die Ruhe genießen. Wobei es samstagsvormittags niemals ruhig in diesem Dorf und den umliegenden Wäldern war.

Nein, allerweilen tuckerte irgendeiner der Dorfbewohner mit seinem Traktor vorbei. Diese Vehikel aus den Fünfzigern, Sechzigern oder Siebzigern gab es in so einem Westerwalddorf wie Kausen gefühlt in jedem zweiten Haushalt. Viele heizten hier noch mit selbst geschlagenem Holz aus den umliegenden Wäldern. Das musste ja irgendwie nach Hause gebracht werden. Thomas vermutete auch, dass nicht wenige der Traktorfahrer aus purer Freude ihren Trecker ausführten.

Hinzu kamen das samstägliche Knattern von Rasenmähern, Freischneidern und das Heulen von Motorsägen. Ruhe kehrte in so einem Dorf dann erst wieder am Abend zur Dämmerung ein.

„Dann lass es. Wiese mähen wird eh vollkommen überbewertet“, seufzte sie und hielt plötzlich eine ihrer selbst gedrehten, medizinischen Kippen in der Hand.

„Ach Bärchen, muss das hier sein?“, stöhnte er genervt.

„Ja, das muss sein“, erwiderte sie, ließ das Feuerzeug klicken, entzündete den Joint, nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch in den wolkenlosen Himmel.

„Mausbär, du solltest das auch mal probieren. Du wirst sehen, wie dich das entspannt“, fand sie wie so oft und hielt ihm die Zigarette hin.

„Ich bin entspannt“, antwortete er wie bereits so oft zuvor.

Kübler wusste, wie das jetzt laufen würde. Sie nahm noch ein paar Züge, begann irgendwann albern zu kichern, wurde immer flapsiger und dann ziemlich anhänglich. Meistens endete es dann damit, dass sie beide übereinander herfielen. Was er jetzt aber eigentlich gar nicht so schlimm fand.

„Wo sind eigentlich die Kinder?“, erkundigte er sich und blickte sich um.

„Linus ist zum Feuerwehrhaus, und Leah wollte zu Emma und Emilia“, erklärte sie und lehnte sich bei ihm an.

Thomas nickte wissend, nahm noch einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse dann auf dem Beistelltisch neben der Schaukel ab, da das Mobiltelefon in seiner Brusttasche zu läuten begann.

„Moin Thomas“, grüßte ihn die Stimme von Polizeihauptmeister Jürgen Wacker.

„Moin Jürgen“, antwortete er und war gespannt, was der Kollege der Schutzpolizei wohl an einem Samstagvormittag von ihm wollen könnte.

Nur so zum Spaß oder aus Langeweile rief der sicherlich nicht an.

„Sag mal, Kübler, bist du zu Hause?“, erkundigte er sich.

„Ja, bin ich. Was gibt es denn?“

„Wir hatten gerade einen Anruf auf der Leitstelle. Von einem Herrn Friedrichs. Dem Mann gehört ein altes Bienenhaus im Naturschutzgebiet Seifer Wald zwischen Kausen und Molzhain. Kennst du das?“, erkundigte sich Wacker.

Kübler erhob sich von der Hollywoodschaukel und trat an das Geländer der Veranda.

„Ja, kenne ich. Ist Luftlinie keine eintausend Meter von mir. Aber Bienen gibt es da schon lange nicht mehr. Das ist mehr ein Trümmerhaufen als ein Bienenhaus. Was soll denn damit sein?“, hakte er nach.

An der verfallenen Hütte im Wald kam er gelegentlich auf seinen Spaziergängen mit den Hunden vorbei. Menschen war er dort noch nie begegnet. Wem die Ruine und das Waldstück drum herum gehörten, wusste er nicht.

„Dieser Herr Friedrichs hat das Gelände gemeinsam mit einem Freund gekauft und glaubt, er habe dort sterbliche Überreste eines Menschen gefunden“, berichtete Wacker.

„Eine Leiche? Hier? Direkt bei mir hinter dem Haus im Wald?“, war er erstaunt.

„Ja … Nein … da sind wohl nur Knochen … glaub ich“, stammelte Wacker.

„Dann würde ich sagen, ihr fahrt mal hin und schaut euch das an“, fand Thomas.

„Würden wir ja … wir sind ja bereits auf dem Weg. Dummerweise wissen wir nicht genau, wo wir lang müssen.“

Thomas kniff die Augen zusammen und blickte über das Waldstück hinweg in Richtung Molzhain. Was hatte er von hier doch für einen sensationellen Ausblick über das Tal und die dahinterliegenden Berghänge, kam ihm seit Langem noch einmal dieser Gedanke. Je länger er hier wohnte, umso selbstverständlicher wurde der Anblick dieses wunderbaren grünen Flecks Erde. Ob es den Menschen, die am Meer lebten, wohl ähnlich ging? Konnte man sich am Anblick der tosenden Wellen sattsehen?

„Ihr seid zu weit unten. Ihr müsst zurück ins Dorf und dann weiter oben über den Feldweg rein. So quasi hinter dem Bürgerhaus“, erklärte er den Kollegen, nachdem er den Streifenwagen hinter dem Wald erspäht hatte. Zumindest hoffte er, dass es sich bei dem Wagen tatsächlich um den der Kollegen handelte. Genau konnte er es auf diese Entfernung und ohne ein Fernglas nicht sehen. Er würde schätzen, dass es gut und gerne zwei Kilometer Luftlinie zwischen ihm und den Kollegen waren.

Der Wagen setzte nun zurück.

„Wenn der Anrufer sich nicht irrt und es sich tatsächlich um die Knochen eines Menschen handelt, wäre das ja eigentlich ein Fall für euch“, meinte Wacker nun.

„Wenn, mein Lieber, wenn“, fand Thomas und beobachtete, wie das Auto nun wendete und im Dorf verschwand.

Eine Berührung an seinem Bein ließ Thomas zum Boden blicken. Oscar. Der kleine schwarze, wuschelige Mischling war anhänglicher als eine Klette und brachte Thomas auf eine Idee.

„Weißt du was, Jürgen? Ich schnappe mir den Hund und komme euch ein Stück entgegen. Bis gleich“, beschloss er spontan und legte auf.

„Nimmst du Alba auch mit?“, erkundigte sich Alexandra.

„Klar, wenn sie will.“

Alba wollte nicht. Der Herdenschutzhund reagierte noch nicht einmal, als Thomas ihn rief und mit der Leine winkte.

Wobei … doch. Die Hündin drehte sich demonstrativ von ihm weg, erhob sich, sprang zu Alex auf die Hollywoodschaukel und legte ihren Kopf auf Frauchens Schoß. Dieser Hund wurde wahrlich mit jedem Tag fauler.

„Bis gleich, ihr beiden“, lachte Alex und kraulte dabei die Hündin hinter den Ohren.

Thomas und Oscar benötigten keine zehn Minuten bis zu der verfallenen Hütte im Wald. Er staunte nicht schlecht, als er die Lichtung zwischen den hohen Buchen und Eichen betrat. Vor etwa zwei Wochen war an dieser Stelle nämlich noch gar keine Lichtung gewesen. Irgendwer war der zugewucherten Bude gehörig mit Motorsäge und Freischneider zu Leibe gerückt. Der Weg von Molzhain kommend, war ebenfalls vom Gestrüpp befreit. Dort parkten ein VW Sharan und der Einsatzwagen der Schutzpolizei.

„Moin Kübler“, begrüßte ihn der Mann in Arbeitskleidung, der mit einem weiteren Herrn und den beiden Uniformierten vor der Ruine stand.

„Friedrichs, was machst du hier?“, erkannte er den ehemaligen Wirt des Stadthallenrestaurants sofort. Mit dem hätte er hier nun so gar nicht gerechnet. Das Letzte, was er gehört hatte, war, dass der als Restaurantleiter bei einem Kölner Rotlichtgangster gearbeitet hatte.

„Der Christian und ich renovieren hier unser Bienenhaus“, antwortete er und deutete auf den zweiten Mann in Arbeitskluft, der freundlich grüßte.

„Euer Bienenhaus?“, war Thomas erstaunt und überlegte krampfhaft, woher er diesen Christian kannte. Der war ihm doch auch schon einmal irgendwo über die Füße gelaufen.

„Ja, unser Bienenhaus. Wir haben die Bude vor sechs Wochen ersteigert“, klärte der Gastronom ihn auf.

„Ähm, wofür? Was wollt ihr mit der Bruchbude?“

„Mensch, Kübler, wozu braucht man ein Bienenhaus? Bestimmt nicht, um hier Waschbären zu züchten“, antwortete...


Krämer, Micha
„Mit Micha Krämer hat ein neues Talent die Szene betreten. Ich mag seine Schreibe. Er kann etwas, das langsam aus der Mode kommt: eine Geschichte erzählen und uns fesseln“, schrieb Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf einst über Micha Krämer. Dieses Talent demonstriert der Kultautor und Musiker aus dem Westerwald nicht nur in seinen zahlreichen Romanen und Jugendbüchern, sondern auch bei seinen Lesungen, die mittlerweile ganze Hallen füllen. Wer einmal mit dem Mythos Nina Moretti angefixt ist, den lassen die Geschichten rund um die junge Kommissarin nicht mehr los.



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