Kramp | Noch ein Mord, Mylord | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 472, 350 Seiten

Reihe: KBV-Krimi

Kramp Noch ein Mord, Mylord

Lord Merridew ermittelt wieder
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95441-574-8
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Lord Merridew ermittelt wieder

E-Book, Deutsch, Band 472, 350 Seiten

Reihe: KBV-Krimi

ISBN: 978-3-95441-574-8
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Neue Fälle für seine Lordschaft

Wer entführte Marilyn Monroe?

Wer überfuhr Eleanor Rigby auf dem Zebrastreifen der Abbey Road?

Wer stahl am Weihnachtsabend den Bombay Saphir auf Dorincourt Castle?

Diese und andere geheimnisvolle Rätsel kann nur einer lösen: Reginald Lord Merridew, der versnobte Privatdetektiv mit dem fatalen Hang zu üppigem Essen und rabenschwarzen Witzen. Ein Bauch wie ein Portweinfass, ein Adelsstammbaum wie eine tausendjährige Eiche und ein Gehirn wie ein Hochleistungscomputer – kein Kriminalfall der Nifty Fifties, der Swinging Sixties oder der Super Seventies, den er nicht lösen kann. Gemeinsam mit seinem Freund Nigel Bates reist seine Lordschaft in dessen feuerroten Nash-Healey kreuz und quer durch Good Old England und bringt die Verbrecher zur Strecke.

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Mit einem Schlag erlosch das Licht! Einzig die Senderanzeige des Radios schimmerte gelblich-matt durch die Finsternis, und das elektrische Kaminfeuer sandte einen schwachen rötlichen Schimmer durch den Raum. Eine beruhigende Melodie drang durch den Äther, begleitet vom leisen atmosphärischen Knistern der Radioübertragung. Unsere Augen gewöhnten sich nur zögernd an die Finsternis, und nach und nach hoben sich ein paar Konturen aus der Schwärze heraus. Ich strengte mich an, um etwas erkennen zu können und rief mir das Bild in Erinnerung, das sich uns noch bis vor wenigen Minuten geboten hatten: Der Salon von Monkswell Manor, der eingeschneiten kleinen Pension auf dem Land, das Sofa, der große Sessel, der Kaminsims, der kleine Sekretär mit dem Telefon, die Holzvertäfelung … Hinter dem großen Bleiglasfenster mit der gotischen Steineinfassung konnte man ein paar herumwirbelnde Schneeflocken erahnen. Und dann mischte sich mit einem Mal ein melodisches Pfeifen unter das Radioprogramm. Jemand intonierte irgendwo in der Dunkelheit ein Kinderlied. Jemand, dessen Gestalt wir erst bemerkten, als er plötzlich mitten im Raum stand. Schwarz, finster, eine Schattengestalt, die auf den Sessel zuschlich. All das ahnten wir mehr, als wir es sahen. Dann schossen zwei Hände nach vorne, und ein unterdrücktes Röcheln kam aus dem Sessel. Um uns herum gingen unterdrückte Schreie und gepeinigtes Aufstöhnen durch die Reihen der Anwesenden. Der Spuk war so rasch vorbei, wie er begonnen hatte. Die Gestalt verschwand, das Licht flammte wieder auf, und Mollie Ralston kam herein. Und als sie zum Sessel blickte und realisierte, wer dort lag, stieß sie einen schrillen Schrei aus. Merridew saß zu meiner Rechten und stieß ein schwer zu deutendes Schnaufen aus. Als sich unter lautem Applaus der Vorhang schloss und das warme Saallicht des Ambassador Theaters anging, erhob er sich schwerfällig aus seinem Sessel. »Pause«, grunzte er. »Wurde auch langsam Zeit.« Gemeinsam mit dem restlichen Publikum strebten wir auf einen der Ausgänge zu, um uns draußen mit einem Drink zu erfrischen. »Und? Gefällt Ihnen das Stück?«, fragte ich im Hinausgehen. Merridew wandte sich zu mir um und sah mich mit großen Augen an, als habe er die Frage nicht richtig verstanden. »Hm? Ach so, ja, ganz hübsch, ganz hübsch.« Es war der 25. November, der Abend der London-Premiere des neuen Theaterstücks aus der Feder von Agatha Christie. Die Mausefalle war in den zurückliegenden beiden Monaten mit achtbarem Erfolg auf einigen Bühnen im ganzen Land aufgeführt worden, bevor das Ensemble jetzt in London angelangt war. »Wir bleiben hier unten in der Stalls Bar«, entschied Merridew. »In der oberen Bar ist es eng, und ich habe keine Lust, mich diese langen Treppen dort hinaufzuquälen. Bis man erst mal da oben ist, ist die Pause ja fast schon vorbei.« Die knapp fünfhundert Gäste hatten den ersten Teil des Zweiakters offenbar sehr genossen. Es herrschte blendende Stimmung. An der Bar dauerte es eine Weile, bevor ich uns zwei Gläser Champagner organisieren konnte. Als ich zu Merridew zurückkehrte, hatte dieser inzwischen einen gemütlich aussehenden Sessel okkupiert und deutete auf einen kleinen Hocker, den er für mich auserkoren hatte. Mein Freund war ein großer Mann von enormer Körperfülle. Viele sagten im Spaß, sein Bauch habe Maß und Form eines alten Portweinfasses. Seine Stirn war hoch, sein Haar, obwohl er erst Anfang fünfzig war, ebenso ergraut wie sein Bart. Reginald Lord Merridew konnte mithilfe seiner Augen regelrecht sprechen. Unter Zuhilfenahme seiner buschigen Brauen vermochte er mit einer großen Fülle unterschiedlicher Blicke sämtliche menschlichen Gefühlsregungen bis in die feinsten Nuancen auszudrücken, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Das heißt nicht, dass er kein Mann vieler Worte war – ganz im Gegenteil. Er sprach gerne und laut, er rezitierte mit Vorliebe Shakespeare und war sich auch für beklagenswert alberne Wortspielchen nicht zu schade. Darüber hinaus war er schon damals ganz ohne Zweifel einer der größten Detektive, die je auf unserer Insel gewirkt hatten. Und dieser Nimbus schien ihn in Verbindung mit einer Radiomeldung von heute Morgen enorm zu beschäftigen. »Man muss sich das nur mal vorstellen: Ein amerikanischer Millionär namens Lionel Twain hat angeblich die berühmtesten Detektive der Welt auf seinen Landsitz eingeladen, um einen Mord aufklären zu lassen.« Er stieß fast beiläufig mit dem Champagner an und trank so uninspiriert, als sei es Sodawasser. »Soll ich Ihnen die Gästeliste verraten, Nigel?« Meine Antwort wartete er nicht ab. »Milo Perrier, Sidney Wang, Jessica Marbles, Sam Diamond und Dick und Dora Charleston! Ha! Ich frage mich, womit dieser Komiker seine Millionen gemacht hat! Mit Scherzartikeln? Das sollen die größten Detektive der Welt sein? Da muss ich aber eine ganze Menge von dieser Brause in mich hineinkippen, bevor ich darüber lachen kann!« Mit dem nächsten Schluck war sein Glas auch schon leer. »Ich hatte gehofft, das Stück würde Sie ein bisschen von Ihrem Ärger ablenken«, sagte ich. »Es schien mir so, als seien Sie genau deswegen mit mir hierher gegangen.« Er rümpfte die große Adlernase. Ein wenig schief gewachsen war sie, was angeblich das Resultat einer Begegnung mit einem Cricketschläger oder einem Pferdehuf in seiner Jugend war. Es gab mehrere Varianten dieser Geschichte. »Kennen Sie Archibald Benjamin Carruthers?«, fragte er. Ich dachte einen Augenblick nach. Seit ein paar Jahren arbeitete ich als Anwalt in der Kanzlei Harringfield, Harringfield und Partner. Wobei ich die Hoffnung hegte, dass irgendwann einmal statt der anonymen Formulierung »Partner« mein Familienname Bates auf dem Schild stehen würde und dass der eine, sehr alte Harringfield und der andere, noch wesentlich ältere Harringfield beide nicht mehr unendlich alt werden würden. Möglich, dass mir in einem unserer Gerichtsverfahren mal ein Carruthers begegnet war, aber ich konnte mich nicht erinnern. Ich zuckte mit den Schultern. »Carruthers ist Professor für Englische Literatur am Merton College in Oxford.« »Kenne ich nicht, bedaure. Was hat er mit dem Stück zu tun?« »Seinetwegen sind wir hier.« Um uns herum plauderten die Leute über belanglose Dinge. Sie scherzten und lachten, und sie spekulierten darüber, wie es mit dem Kriminalstück wohl weitergehen würde. Ich hatte in dieser Hinsicht keine Vermutung. Es schien mir sehr trickreich ausgetüftelt worden zu sein. Irgendwo in einer Ecke saß Agatha Christie, die Autorin, zusammen mit ihrem Mann, der angeblich extra von irgendeiner Ausgrabung im Vorderen Orient zurückgekehrt war und dem Produzenten Peter Saunders und sah sich von tausend neugierigen Fragen bestürmt. »Wir sind nicht wegen des Kriminalstücks hier?«, hakte ich bei Merridew nach. Ein verächtliches Lächeln umspielte seine Lippen. Er reckte das bärtige Kinn vor. »Sie kennen mich jetzt schon etwas über ein Jahr, und wir konnten bereits ein paar vergnügliche Kriminalfälle miteinander lösen. Glauben Sie, eine von vorne bis hinten ausgedachte Mördergeschichte würde für mich eine adäquate Abendunterhaltung darstellen? Nein, im Ernst, mein alter Knabe, ich brauche keine Ablenkung. Meine Laune ist bestens, auch wenn es nicht so scheint. Die Tatsache, dass man mich nicht zu dieser Mörderhatz in Amerika eingeladen hat, sagt mir im Grunde genommen nur eines: nämlich, dass man meinen messerscharfen Verstand und mein überragendes Deduktionsvermögen so sehr fürchtet, dass man Angst hat, ich könnte den anderen allzu schnell den Spaß verderben, weil ich ihnen haushoch überlegen bin. Wenn man die zweite Riege einbestellt, wäre es doch wirklich mehr als töricht, den Besten der Besten dazu zu nehmen.« »Das wird es sein«, sagte ich ein wenig peinlich berührt. Ich kannte sein übergroßes Ego nur zu gut. »Und weshalb sind wir nun hier, wenn nicht wegen des Stücks?« »Aufgepasst, Nigel, alter Freund: ich werde heute Abend einen Mordfall aufklären! Und weil ich so gut in Schwung bin, sofort noch einen zweiten dazu! Und um diesen Elendswürmern jenseits des großen Teichs einen ordentlichen Schuss vor den Bug zu verpassen, werde ich sogar noch einen dritten Mord verhindern!« »Drei Morde? Und das alles heute Abend?« Er warf sich in die Brust und grinste selbstzufrieden. »Sogar noch vor dem zweiten Akt, mein lieber Nigel. Los, noch rasch ein Glas Champagner, bevor die Pause zu Ende ist.« Beim zweiten Mal ging es schneller. Als ich von der Bar zurückkehrte, hatte...


Ralf Kramp, geboren 1963 in Euskirchen, lebt in einem alten Bauernhaus in der Eifel.

Für seinen Debütroman "Tief unterm Laub" erhielt er 1996 den Förderpreis des Eifel-Literaturfestivals. Seither erschienen mehrere Kriminalromane und zahlreiche Kurzgeschichten.

Unter dem Titel "Blutspur" veranstaltet er mit großem Erfolg Krimiwochenenden, bei denen hartgesottene Krimifans ihr angelesenes "Fachwissen" bei einer Live-Mördersuche in die Tat umsetzen können.

Im Jahr 2002 erhielt er den Kulturpreis des Kreises Euskirchen.

In Hillesheim in der Eifel unterhält der Krimi-Fachmann zusammen mit seiner Frau Monika das "Kriminalhaus", eine touristische Attraktion mit dem "Deutschen Krimi-Archiv" (30.000 Bände), dem "Café Sherlock", einem Krimi-Antiquariat und der "Buchhandlung Lesezeichen".

Mit seinen schwarzhumorigen Kurzkrimis hat sich Ralf Kramp nicht nur ein großes Lesepublikum erobert, sondern er tourt auch mit höchst unterhaltsamen Leseabenden durch den gesamten deutschsprachigen Raum. Dabei können sich die Zuhörer über seine haarsträubenden Kriminalgeschichten amüsieren und sich dem prickelnden Wechsel zwischen Gänsehaut und Zwerchfellerschütterung hingeben.

Die Presse feiert ihn, wo auch immer er auftritt:
"Der Mann liest nicht vor, er verwandelt mit seiner Rezitation den schlichten Vorlesesessel zum bunten Tatort." (Peiner Allgemeine)
"Mit wechselnden Stimmen schlüpfte Kramp in die Rollen seiner Protagonisten und verlieh ihnen so einen unverwechselbaren Charakter." (Rheinische Post)
"Der Art, wie Ralf Kramp seine Geschichten vorträgt, kann sich kaum jemand entziehen." (Aachener Nachrichten)



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