E-Book, Deutsch, 669 Seiten
Krampen Psychologie der Kreativität
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8409-2982-3
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Divergentes Denken und Handeln in Forschung und Praxis
E-Book, Deutsch, 669 Seiten
ISBN: 978-3-8409-2982-3
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Das Buch widmet sich umfassend dem Thema Kreativität. Alle Personen, die sich für Kreativität sowie divergentes Denken und Handeln in Forschung und Praxis interessieren, erhalten mit diesem Band neue Impulse zu den Themen Kreativitätsforschung, Kreativitätsdiagnostik und Kreativitätsförderung.
Der Band liefert eine kritische Bestandsaufnahme des aktuellen Wissensstandes zu den persönlichkeits-, entwicklungs-, sozial- und bio-/neuropsychologischen Grundlagen der Kreativität. Er informiert über Ansätze und Theorien der Kreativität und Kreativitätsentwicklung sowie über Erhebungsmethoden und die Diagnostik von Kreativität. Zudem gibt er Anregungen für eine konstruktive Weiterentwicklung der klassischen und auch der neueren Modelle zum divergenten Denken und Handeln. Einen weiteren Schwerpunkt des Bandes bildet die Angewandte Psychologie der Kreativität. Ausführlich thematisiert werden die Kreativitätsdiagnostik und verschiedene Formen der Kreativitätsförderung in der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Pädagogischen Psychologie und Bildungswissenschaft sowie der Klinischen Psychologie und Gesundheitspsychologie.
Zielgruppe
Personen, die mit Kreativitätsdiagnostik, -förderung und -forschung beschäftigt sind sowie Studierende und Lehrende der Psychologie.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie
- Sozialwissenschaften Pädagogik Pädagogik Pädagogische Psychologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie Entwicklungspsychologie Pädagogische Psychologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie Entwicklungspsychologie Kinder- und Jugendpsychologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie Psychologische Diagnostik, Testpsychologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologische Disziplinen Wirtschafts-, Arbeits- und Organisationspsychologie
Weitere Infos & Material
1;Psychologieder Kreativität;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;9
1.2;Vorwort;13
1.3;1Relevanz, Terminologie und Entwicklung der Kreativitätsforschung;17
1.3.1;1.1Relevanz und Realität der Kreativitätsforschung;17
1.3.2;1.2Terminologie der Kreativitätsforschung;21
1.3.2.1;1.2.1Divergentes und konvergentes Denken und Handeln;22
1.3.2.2;1.2.2Aspekte divergenten Denkens und Handelns;26
1.3.2.3;1.2.3Normative Implikationen des Konstrukts der Kreativität;31
1.3.3;1.3Schwierigkeiten der Kreativitätsforschung;34
1.3.4;1.4Aufschwung und Schwerpunkte der Kreativitätsforschung;35
1.4;2Strategien und Zugänge der Kreativitätsforschung: Methodologie;47
1.4.1;2.1Forschungszugänge;48
1.4.1.1;2.1.1Der idiographische Forschungszugang;51
1.4.1.2;2.1.2Der nomothetische Forschungszugang;54
1.4.1.3;2.1.3Kriteriumsorientierter und idiothetischer Forschungszugang;57
1.4.2;2.2Forschungsstrategien;60
1.4.2.1;2.2.1Feldstudien, quasi-experimentelle und experimentelle Forschungsstrategien;61
1.4.2.2;2.2.2Querschnittliche, longitudinale und sequenzanalytische Forschungsstrategien;73
1.4.2.3;2.2.3Kulturvergleichende Forschungsstrategien;79
1.4.2.4;2.2.4Strategien der angewandten Kreativitätsforschung;88
1.5;3Erhebungsmethoden und Diagnostik von Kreativität: Datenarten und -quellen;93
1.5.1;3.1Biografische Methoden;96
1.5.2;3.2Selbstbeurteilungsmethoden;100
1.5.3;3.3Fremdbeurteilungsmethoden;112
1.5.4;3.4Psychometrische Methoden: Tests zum divergenten Denken und Handeln;119
1.5.5;3.5Semi-Projektive Techniken;140
1.5.6;3.6Fragen und Probleme der Kreativitätsdiagnostik und -forschung;145
1.6;4Klassische Ansätze der Kreativitätsforschung;151
1.6.1;4.1Klassische Psychiatrie und psychopathologische Ansätze;156
1.6.2;4.2Tiefenpsychologie;163
1.6.3;4.3Der psychedelische Ansatz;168
1.6.4;4.4Der typologische Ansatz;172
1.6.5;4.5Gestalt-, assoziations- und denkpsychologische Ansätze;182
1.6.6;4.6Lern- und transfertheoretische Ansätze;200
1.6.7;4.7Bio- und neuropsychologische Ansätze;202
1.7;5Taxonomisch-systematisierende Ansätze zur Kreativität;226
1.7.1;5.1Faktorenanalytisch orientierte Zugänge;227
1.7.2;5.2Komponentenmodelle der Kreativität;237
1.8;6Sozial-kognitive Theorien der Kreativität und zur Kreativitätsentwicklung;258
1.8.1;6.1Der Beitrag und die Impulse von Jean Piaget;261
1.8.2;6.2Phänomenologische und (neo-)humanistische Theorien;272
1.8.2.1;6.2.1Theorien zu Spielverhalten und Kreativität: Erlebnisorientierte Ansätze;272
1.8.2.2;6.2.2(Neo-)Humanistisch-psychologische Theorien;296
1.8.3;6.3Tätigkeitspsychologische Ansätze zu Kreativität und schöpferischem Tun;338
1.8.4;6.4Handlungs- und kontrolltheoretische Ansätze zur Kreativitätsentwicklung;354
1.9;7Befunde und Hypothesen zur Kreativitätsentwicklung;376
1.9.1;7.1Kreativitätsentwicklung in Allgemeiner Entwicklungspsychologie und Anthropogenese;377
1.9.1.1;7.1.1Kreativität in der Allgemeinen Entwicklungspsychologie;377
1.9.1.2;7.1.2Anthropogenese und Evolutionspsychologie der Kreativität;380
1.9.2;7.2Deskriptive Befunde zur Kreativitätsentwicklung in der Lebensspanne;385
1.9.2.1;7.2.1Positionale Stabilität versus Plastizität der Kreativität;386
1.9.2.2;7.2.2Entwicklungsverläufe von Kreativität;389
1.9.3;7.3Korrelate und Determinanten der Kreativität;399
1.9.3.1;7.3.1Zur Genetik von Kreativität;399
1.9.3.2;7.3.2Soziodemografische Korrelate von Kreativität;402
1.9.3.3;7.3.3Differenzialpsychologische Korrelate der Kreativität;404
1.9.3.3.1;7.3.3.1Kreativität und Persönlichkeit;404
1.9.3.3.2;7.3.3.2Kreativität und Intelligenz;409
1.9.3.3.3;7.3.3.3Kreativität und Schulleistungen;412
1.9.3.4;7.3.4Kontextbedingungen der Kreativität;418
1.9.3.4.1;7.3.4.1Kultur und Akkulturation;418
1.9.3.4.2;7.3.4.2Familiäre (primäre) Erziehung und Sozialisation;427
1.9.3.4.3;7.3.4.3Schulische (sekundäre) Erziehung und Sozialisation;433
1.9.3.4.4;7.3.4.4Berufliche (tertiäre) Sozialisation und Bedingungen in Organisationen;437
1.10;8Angewandte Psychologie der Kreativität;444
1.10.1;8.1Die Voraussetzungen: Kreativitätsfördernde und innovationsfreundliche Umweltbedingungen;444
1.10.2;8.2Kreativitätstechniken, -trainings und -programme: Interventionsansätze und Erträge;451
1.10.2.1;8.2.1Kreativitätstechniken;453
1.10.2.2;8.2.2Kreativitätstrainings;474
1.10.2.3;8.2.3Unterrichts- und Organisationsprogrammezur Kreativität;485
1.10.3;8.3Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie:Kreativität in Beruf, Personalauswahl und -entwicklung;491
1.10.3.1;Exkurs: Produktivität und Kreativität in den Wissenschaften als Beispiel;492
1.10.3.2;8.3.1Kontextbedingungen von Kreativität im Beruf;504
1.10.3.3;8.3.2Personalauswahl: Diagnostik von (berufsbezogener) Kreativität;516
1.10.3.4;8.3.3Personal- und Organisationsentwicklung: Kreativitätsförderung;530
1.10.4;8.4Pädagogische Psychologie und Bildungsforschung: Begabungsdiagnostik sowie Trainings- und Unterrichtsprogramme zur Kreativitätsförderung;541
1.10.4.1;8.4.1Begabungs-, Interessen- und Aktivitätsdiagnostik der Kreativität;542
1.10.4.2;8.4.2Trainings- und Unterrichtsprogramme zur Kreativitätsförderung;550
1.10.5;8.5Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie: Kreativität als Interventionsziel und Methode von Prävention und Psychotherapie;568
1.10.5.1;8.5.1Kreativität als Interventionsziel: Salutogenese und Pathologie;574
1.10.5.2;8.5.2Kreativität in klinisch-psychologischen Interventionen: Klinisch-psychologische Beratung, Prävention und Psychotherapie;580
1.11;Literatur;595
1.12;Sachregister;658
2 Strategien und Zugänge der Kreativitätsforschung: Methodologie
Überblick
In Kapitel 2 wird ein Überblick zu den Forschungszugängen und -strategien der psychologischen Kreativitätsforschung gegeben, wobei auf allgemeine methodische und methodologische Grundlagen der Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie, der kulturvergleichenden und angewandten Psychologie sowie der Untersuchungsplanung zurückgegriffen wird. Im Vordergrund stehen die in der bisherigen Kreativitätsforschung dominierenden Ansätze. Auf andere, bislang in der Kreativitätsforschung nicht oder kaum realisierte Zugänge (wie etwa den idiothetischen Forschungszugang) und Strategien (wie etwa sequenzanalytische und kulturvergleichende Forschungsstrategien) wird ergänzend eingegangen, da in ihnen wesentliche Entwicklungspotenziale für die künftige Kreativitätsforschung liegen.
Dabei geht es gleichermaßen um die Methodologie (als die Theorie von den Methoden) wie auch das Methodenrepertoire (die Methodik oder Methodenlehre) der psychologischen Kreativitätsforschung. Kapitel 2.1 wendet sich mit den unterschiedlichen differenzialpsychologischen Forschungszugängen zur Thematik der Kreativität einer methodologischen Grundfrage zu, von deren Beantwortung weitreichende Konsequenzen für die Auswahl der konkreten Erhebungs-, Interventions- und Forschungsmethoden sowie die ihrer methodologischen Beurteilungskriterien (wie Objektivität, Reliabilität und Validität) abhängen.
In Kapitel 2.2 stehen dann die konkreten Forschungsstrategien im Vordergrund, wobei sowohl auf solche, die vor allem in der Grundlagenforschung, als auch auf solche, die vor allem in der angewandten Forschung eingesetzt werden, eingegangen wird. Beide Aspekte, der Zugang und die Strategie, sind in der Planungsphase der psychologischen Forschungspraxis frühzeitig zu reflektieren, da sie sich auf „Grundsatzentscheidungen“ (Selg, Klapprott & Kamenz, 1992, S. 40) beziehen. Das gleiche gilt – wenngleich mit einigen Abstrichen im Bereich der Strategien – auch für die psychologische Anwendungspraxis (etwa in der Psychodiagnostik und Intervention), auf jeden Fall aber – und ohne jeden Abstrich – für die angewandte psychologische Forschung.
2.1 Forschungszugänge In Kapitel 1.1 wurde bereits ausgeführt, dass in der vorliegenden Arbeit die Position vertreten wird, dass Kreativität nicht alleine unter dem Aspekt kultureller (künstlerischer und wissenschaftlicher) Höchstleistungen, sondern auch im Sinne einer kontinuierlichen differenzialpsychologischen Variable zu analysieren ist, die als Merkmal prinzipiell bei allen Individuen vorhanden ist und in ihrer jeweiligen Ausprägung unter Beachtung ihrer situativen Randbedingungen psychometrisch erfasst werden kann. Damit sind die für die bisherige Kreativitätsforschung zentralen Forschungszugänge bereits implizit benannt: Kreativität in Form kultureller Höchstleistungen lässt sich letztlich nur idiographisch (d. h., das Einmalige, das Singuläre beschreibend) über die Betrachtung spezifischer Biografien oder Werke erfassen, nicht aber über psychometrische Verfahren zum divergenten Denken und Handeln, die lediglich eine der Voraussetzungen für derartige Höchstleistungen sind (vgl. Kap. 3.1).
Nach dem nomothetischen Forschungszugang wird dagegen zunächst – im ersten Schritt – vom Einmaligen zugunsten der Suche nach allgemein gültigen Gesetzmäßigkeiten (oder Beschreibungsdimensionen bzw. Konstrukten) abgesehen. Im zweiten Schritt (d. h., nach der Identifikation allgemein gültiger Gesetze oder Konstrukte) wird im nomothetischen Zugang dann das Einmalige (d. h. das einzelne Individuum) anhand seiner spezifischen Merkmalsausprägungen in die größere Gruppe der Individuen (die „Mengen einzelner Persönlichkeiten“; Herrmann, 1972, S. 47) eingeordnet. Beide Forschungszugänge sind von allgemeinerer, über die Kreativitätsforschung hinausgehender persönlichkeitspsychologischer Bedeutung, da sie sich auf alle differenzialpsychologischen Konstrukte beziehen lassen (auf das der Kreativität aber im Sinne eines prototypischen Anwendungsbeispiels besonders gut).
Der idiographische und der nomothetische Forschungszugang müssen sich nun nicht a priori ausschließen. Dies wird in Teilen der Fachliteratur zwar suggeriert und häufig mit dem inzwischen in der (zwar kurzen) Psychologiegeschichte wirklich uralten, aber anscheinend nicht veralteten „Methodenstreit“ (K. Bühler, 1927; Wellek, 1959; Preiser, 1982) um die Frage nach der Angemessenheit qualitativer versus quantitativer Methoden in der Psychologie verbrämt. Sinnvoller ist eine ergänzende Verwendung idiographischer und (nicht versus!) nomothetischer Forschungszugänge sowie qualitativer und (nicht versus!) quantitativer Forschungsmethoden. Dadurch können die jeweiligen Vorzüge genutzt sowie die jeweiligen Nachteile der Forschungszugänge und -methoden am ehesten kompensiert werden, um zu möglichst guten (objektiven, reliablen und validen) Realitätsrekonstruktionen zu gelangen. Fallweise ist dann zu entscheiden, wo und wie man ansetzt (vgl. Kasten).