E-Book, Deutsch, Band 3, 363 Seiten
Krimi-Cops Umgelegt
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95441-074-3
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kriminalroman aus Düsseldorf
E-Book, Deutsch, Band 3, 363 Seiten
Reihe: Kommissar Pit "Struller" Struhlmann
ISBN: 978-3-95441-074-3
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kriminalhauptkommissar "Struller" Struhlmann ist ratlos. Niemand scheint die unbekannte, hübsche Frau zu vermissen, die in einem Container am Düsseldorfer Rheinufer ermordet aufgefunden wurde. Sein Ex-Praktikant Jensen, derzeit eigentlich im Urlaub, hat ebenfalls alle Hände voll zu tun. Er soll den Schwiegersohn in spe eines tschechischen Kollegen suchen, der nach einem ausgedehnten Altstadtbummel nicht wieder zu seiner Verlobten zurückgekehrt ist. Als die beiden Ermittler bei ihren Nachforschungen in einem Tabledance-Laden übereinander stolpern, zeichnet sich ab, dass beide Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten. Gemeinsam führt sie nun eine rasante, temporeiche Mörderjagd ins Düsseldorfer Rotlichtmilieu, in vornehme Tennisclubs und auf wilde Stripteasepartys, zu Oma Jensen nach Herongen und bis ins ferne Prag. Als die beiden Ermittler schließlich erfahren, wem sie diesmal auf der Spur sind, macht das die Sache weder einfacher noch ungefährlicher ... ganz im Gegenteil!
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2. Tag
Noch einen Kaffee, Krake!«, orderte Kriminalhauptkommissar Struhlmann, genannt Struller, übel gelaunt seinen dritten Becher, ohne eigentlich sagen zu können, was ihm heute Vormittag derart auf den Magen geschlagen war. Aber man musste ja auch nicht alles erklären können. Krake, Strullers einarmiger Lieblingswirt, hob die Augenbrauen. »Pit, das ist schon dein dritter. Starkes Zeug. Du musst an dein Herz denken.« »Du musst an deine Vorderzähne denken! Bist du Wirt oder Arzt?« »Wenn es um dich geht, geht das ja fließend ineinander über. Es passt ja sonst keiner auf dich auf. Was zerbröselt dir denn so die Stimmung?« »Heute ist Dienstag. Es ist Vormittag. Ich muss arbeiten.« »Ach so. Da kommt natürlich einiges zusammen. Das erklärt alles.« »Hier soll sich nichts klären. Mach hin!«, trieb Struller nicht nur seinen Wirt, sondern auch seinen besten Freund zur Eile an. Unnötigerweise, denn Krake hatte schon Strullers Becher vom Tresen gefischt und goss geschwärztes Wasser in weiße Keramik. Strullers Blick fiel an ihm vorbei in den altmodischen Spiegel, der in die hölzerne Thekenanrichte eingelassen war. 47 Jahre, schlank, volles, dunkles Haar, stechende, blaue Augen und ein immer etwas dunkel schimmerndes, breites Kinn. Ein prima Bursche im allerbesten Mannesalter, auf den bestimmt keiner aufpassen musste! »Hast du schon deine Weihnachtsgeschenke zusammen?«, wechselte Krake das Thema. »Ich mache keine Weihnachtsgeschenke.« »Also, ich wünsche mir von dir mal was Besonderes.« »Nuschele ich? Von mir gibt’s nichts. Hab ich dir jemals ein Weihnachtsgeschenk gemacht?« »Deshalb wünsch ich mir von dir ja was Besonderes. Die Toten Hosen kommen in den ISS Dome, da würde ich gerne hingehen.« »Geht ja wohl nicht. Du machst die Stimmung kaputt! Du kannst bei den Liedern nicht mitklatschen«, kommentierte Struller rotzig. Beleidigt schob Krake Struller den dampfenden Becher unter die große Nase. »Blödmann!« Über der großen Nase verdrehte Struller beide Augen. Dann fiel sein wieder neu justierter Blick durch ein Kneipenfenster nach draußen. Schmuddelwetter. Deprimierender Schneeregen fiel vom grauen Himmel. Richtig hell wurde es schon seit Tagen nicht mehr. Sein Blick flüchtete hastig wieder nach drinnen auf den Abrisskalender eines örtlichen Abschleppunternehmers, der an der Wand hing. »10. Dezember. Da hab ich ja noch jede Menge Zeit«, murmelte Struller, als sich in seiner grauen Jacke plötzlich das Diensthandy meldete und die Titelmelodie von Spiel mir das Lied vom Tod bimmelte. »Digitalkameras sind schon ausverkauft«, mahnte Krake. »Wenn, dann hatte ich sowieso eher an ein kleines Ruderboot für den Unterbacher See gedacht.« »Witzig«, knurrte Krake. Struller friemelte sein Handy aus der Tasche. »Hallo?« »Kriminalhauptkommissar Struhlmann?« »Nein, sein Assistent«, antwortete Struller. »Assistent?« »Struhlmann ist dran. Sogar persönlich«, meldete sich Struller nochmals mit energischer Stimme. »Äh … Ja. Hallo, hier ist, äh, der, also mein Name ist, äh, von der Leitstelle. Ich bin gerade verwirrt. Wieso kann ich deine Telefonnummer nicht im Display erkennen?« »Weiß ich nicht. Ich sitz im Büro. Wahrscheinlich spinnt die Telefonanlage«, schwindelte Struller, der dem Anrufer nicht unter die Nase reiben wollte, dass er die Rufumleitung aktiviert hatte, um den Arbeitstag am späten Vormittag in einem angemessenen Tempo in seiner Stammkneipe angehen zu können. Waffe und Dienstfahrzeug hatte er dabei, alles klar! Krake hob überrascht die Augenbrauen. »Ja. Gut. Äh, dass du da bist, Kollege. Da ist etwas am Fluss … äh, am Rhein, äh …« »Was ist am Rhein? Ein Schiff?« »Schiff? Ich weiß nicht. Auf jeden Fall ist dort eine Brücke. Die … Südbrücke. Und direkt unter der Brücke steht ein Streifenwagen von uns bei einer … äh … weiblichen Wasserleiche. Die bräuchten dich da mal.« »Wasserleiche? Eklig. Ist nicht so mein Ding.« Pause. »Äh …«, stutzte der Kollege am anderen Ende. »Schon gut«, unterbrach ihn Struller. »Ich fahre gleich los. Die Leitung ist übrigens ganz schlecht. Es knarzt ständig.« »Äh …« »Da ist es wieder!« »Das ist nicht die Leitung. Ich hab Kratzen im Hals. Und ich muss … « Obwohl Struller den Eindruck hatte, dass sein flotter Kollege noch etwas hatte sagen wollen, drückte er den roten AusKnopf. Er hatte schließlich nicht bis zum dritten Advent Zeit. Wasserleiche. Soso. Nicht gut. 11.25 Uhr sagte seine Armbanduhr. »Du sitzt also in deinem Büro? Aha. Du darfst nicht lügen«, zankte Krake grinsend. »Ich bin Polizist, ich darf alles.« »Dann darfst du jetzt auch zahlen. Vier-fünfzig.« Struller kramte seine Geldbörse aus der Hose und faltete das alte, braune Lederstück auseinander. Krake verließ derweil den Thekenbereich, ging durch eine Tür nach hinten und schepperte kurz darauf eine alterschwache Alutreppenleiter hinter sich in die Kneipe. »Vier-fünfzig habe ich passend«, zählte Struller Kleingeld auf dem Tresen ab. »Das hab ich mir gedacht«, brummelte Krake und balancierte die Leiter klappernd um die Theke herum. Struller vergrub sein Portemonnaie wieder in der Hose und leerte den Becher. »Was soll das denn werden?« »Ich klebe Fußballbilder ins Panini-Album.« »Aha. Deshalb die Leiter.« »Genau. Es ist Weihnachten, Pit. Ich werde die Kneipe schön vorweihnachtlich schmücken und allerlei Besinnliches aufhängen.« »Aha«, knurrte Struller. »Dich selbst?« »Bitte! Du kannst mir natürlich auch kurz zur Hand gehen.« »Du hast doch selbst eine! Sorry, ich habe ein Date am Rheinufer.« »Ach? Eine Frau?«, fragte Krake neugierig. »Ja«, antwortete Struller. Irgendwie fast wahrheitsgemäß. »Hängst du auch diese bunten Papiergirlanden auf?« »Natürlich.« »Die so schnell brennen? Gut zu wissen«, erklärte Struller. »Wenn mir der ganze Weihnachtsscheiß zu sehr auf den Sack geht, werde ich kommen und dir den Laden anzünden. Fall nicht von der Leiter!« Draußen schlug Struller den Kragen hoch, zog den Kopf ein und schwang sich in den Wagen. Das Dienstwagenroulette hatte ihm diesmal einen älteren Peugeot beschert. Einen Kombi, dessen schlüpfriger Grip auf der Fahrt zum Aquarium hatte vermuten lassen, er sei mit Sommerreifen ausgestattet. Struller hatte das nicht kontrolliert. Er war kein leidenschaftlicher und begnadeter Autofahrer. Struller startete den Motor. Die Heizung bedröhnte auf höchster Stufe fönartig die graue Windschutzscheibe. Und es piepte. »Ach so, anschnallen«, knurrte Struller und hedderte sich den verdrehten Gurt um den Körper. Dann setzte er den Wagen langsam zurück. Was hatte da gescheppert? Ein Fahrradfahrer? Struller richtete den Rückspiegel, aber durch die mit Eis versiegelten Scheiben war nichts zu erkennen. Auch kein gestürzter Radfahrer. »Okay.« Struller fuhr zügig los. Mittels bullernder Heizung den Wagen vom eisigen Wintermantel zu befreien, dauerte quer durch die Stadt bis zum Stadtteil Hamm. Nörgelnde Spießer und unflexible Anfänger honorierten einige seiner spontanen, fahrbahnübergreifenden Manöver begeistert mit Hupen. Schwer zufrieden friemelte Struller sich eine Ernte 23 zwischen die Lippen. »Verdammt«, murmelte er schließlich, als er feststellte, dass er sich beim Umfahren der wie immer hoffnungslos mit Fahrzeugen überfüllten Völklinger Straße in den engen, verwinkelten Gässchen Hamms verfahren hatte. »Irgendwo hier muss doch die verfluchte Brücke sein, so ein Scheiß.« Eigentlich brauchte man in Düsseldorf immer nur lange genug geradeaus und Richtung Westen zu fahren, um irgendwann an den Rhein zu kommen. Da waren dann auch die Brücken. In der Nähe einer kleinen Kirche entdeckte...