Kröner | Detektiv Ameisis. Ein fast unlösbarer Fall | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Kröner Detektiv Ameisis. Ein fast unlösbarer Fall

Mit Bildern von Lena Winkel
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-407-75969-6
Verlag: Julius Beltz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mit Bildern von Lena Winkel

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-407-75969-6
Verlag: Julius Beltz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bisher war Ameisenbär Afri Ameisis als Privatschnüffler nicht besonders erfolgreich. Doch als sich sein erster Auftrag, die Entführung von Naomi Nasoni, als Komplott herausstellt und dann seine Kinder in größte Gefahr geraten, weiß Afri: Es ist an der Zeit, den Irrsinn in dieser Stadt zu stoppen. Eine abenteuerliche, actionreiche und wortwitzige Fabel aus einer Welt, in der Arm und Reich schon lange nicht mehr friedlich zusammenleben, die jedoch klarmacht, dass es sich immer lohnt, für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Matthias Kröner, geboren 1977 in Nürnberg, lebt und arbeitet seit 2007 als Autor und Herausgeber der Nähe von Lübeck. Er schreibt u.a. für den Ohrenbär - Hörgeschichten für Kinder von rbb und NDR. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Sein kinderliterarisches Debüt »Der Billabongkönig« wurde gleich zweifach für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Zuletzt erschien das Bilderbuch »Omas Pakete« (mit Bildern von Taltal Levi).
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Das Haus, in dem ich die Detektei gemietet hatte, lag im Dritten Ring, weit entfernt vom Zweiten.

Ich stieg in den 47. Stock. Der Aufzug war längst hinüber, und wenn ich total außer Puste in meinem Detektivbüro mit dem kaputten Ventilator ankam, war ich so erledigt, dass ich beinahe glaubte, ich hätte etwas Großes vollbracht.

Es war wahnsinnig heiß, und ich goss mir erst einmal einen Drink ein. In den Straßenschluchten wirkten die anderen Tiere wie Spielzeugfiguren. Alle wollten irgendwohin, und auch ich wollte mein Privatschnüfflerdasein hinter mir lassen und endlich ein Kommissar werden. Doch das ging ja nicht!

Ich hielt meinen Ameisendrink in der Hand – und verzweifelte. Wieso, überlegte ich, ist die Welt so ungerecht? Wieso leben manche ihre Träume und andere nicht? Wieso hängt alles mit diesem verdammten Nashornzaster zusammen? Und warum um alles in der Welt kriege ich keine Kunden?

Ich hab sogar überlegt, ob ich den Aufzug repariert bekomme. Denn natürlich schleppte sich niemand hinauf zu mir. Auch dann nicht, wenn man – wie ich – einen verflucht guten Ruf als Gürteltiergürtelfinder hat und daran glaubt, dass man was bewegen kann, als es wirklich an der Türe … klopfte.

Echt jetzt?

Ich spitzte die Ohren. Das Klopfen wiederholte sich.

Ich ging betont langsam in den kleinen Flur. Ich wollte nicht, dass man mir sofort anmerkt, wie sehr ich auf Kundschaft warte.

»Oh, hallo!«

Vor mir stand eine Nashornfrau.

»Darf ich …?« Sie sprach leise und vorsichtig. Als wüsste sie nicht, wie man mit Tieren im Dritten Ring redet.

»Bitte … folgen Sie mir!«

Ich war mindestens genauso aufgeregt wie sie, doch machte einen auf cool und wies ihr den Weg zum Schreibtisch. Meine unverhoffte Besucherin riss kurz die Augen auf, weil sie diesen Ausblick nicht erwartet hatte, und was ich ihr echt hoch anrechne: Sie verkniff sich jeden Kommentar zur Hitze.

»Bitte … setzen Sie sich!«

Die Nashornfrau nahm auf einem der zerschlissenen Sessel mir gegenüber Platz. Sie rutschte leicht nervös hin und her, und ich fächelte uns beiden mit meinem Schweif etwas Luft zu.

»Darf ich Ihnen … was anbieten? Einen Ameisendrink?«

Ich pokerte hoch. Es wäre peinlich gewesen, ihr abgestandenes Wasser hinzustellen. Doch es wäre noch unhöflicher gewesen, sie nicht zu fragen. Nicht einmal einen Teebeutel mit gestoßenen Termiten hatte ich. Und selbst wenn ich einen gehabt hätte – der Strom war seit Monaten abgeschaltet …

»Nein … danke.«

Sie rückte immer noch nicht mit der Sprache raus, und ich dachte noch, dass sie gut aussieht. Sofern ich das als Ameisenbär beurteilen kann! Eine junge Nashornfrau. Doch etwas in ihrem Gesicht stimmte nicht. Man sah sofort, dass sie Sorgen hatte. Davon lenkten auch nicht die Klunker ab, die stilvoll um ihren Hals hingen. Nicht zu groß und zu aufdringlich. Es waren mehrfach geschliffene Diamanten, die in eine Kette aus Platin, würde ich sagen, hineingewebt waren.

Sie blickte mich wieder nur an, und ich räusperte mich und sagte: »Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen.«

»Mein Name ist«, sie schluckte, »Nita Nasoni.«

Die Nashornfrau bat mit einer zitternden Stimme um Feuer und blies einen Rauchring ins Zimmer. Wir verfolgten das Ding, wie es durch den Raum schwebte.

»Ich bin hier …«, sagte sie plötzlich. Dann hustete sie und sah wie abwesend durch die schon lange nicht mehr geputzten Fenster, die an guten Tagen einen Blick in den Ersten Ring möglich machten. »Ich bin hier, weil meine Tochter entführt wurde. Naomi, sie ist neun.«

Ich wusste nicht, wie ich das einordnen sollte. Mein erster Fall. Dann gleich ein so harter. Ich habe mich gefreut, und ich war entsetzt. Beides gleichzeitig.

Doch vor allem war ich überrascht, weil sie zu mir gekommen war. Es lag mir auf der Zunge, sie einfach danach zu fragen. Weshalb gehen Sie nicht zur Kripo? Zu den Nashörnern? Oder zumindest zu einem Detektiv im Ersten Ring?

»Wir leben in der Riesengrasallee 7. Mein Mann, Nolan, ist ein hoher Beamter der Finanzkasse …«

»Ein Stadtkämmerer«, unterbrach ich sie. Ich wollte, dass sie gleich weiß, dass ich mitdenke.

Sie sah mich wirklich überrascht an und erhob sich. »Kommen Sie mit!«

Ich schnappte mir meinen Stadtplan und folgte ihr. Vor lauter Aufregung hatte ich ganz vergessen, mit Frau Nasoni über mein Honorar zu reden. Das bereute ich jetzt, während wir die vielen Stockwerke nach unten gingen. Sie vor mir. Es muss ihr schwergefallen sein, zu laufen. Als Nashorn steigst du nicht gerne Treppen und noch weniger gern gehst du sie wieder runter. Doch kein einziger Laut kam über ihre Lippen.

Vor dem Haus stand ihr Wagen. Eine richtige Limousine, ellenlang, mit Chauffeur! Der Fahrer stieg aus und öffnete uns die Türen. Sie ließ eine durchsichtige Scheibe zwischen dem Chauffeur und dem hinteren Bereich heraufgleiten, und wir saßen uns gegenüber, als sich der Luxusschlitten in Bewegung setzte.

»Wenn Sie sich jetzt fragen«, flüsterte sie, »weshalb wir Sie und, äh, niemand Standesgemäßeren mit diesem Auftrag betraut haben, kann ich Ihnen nur sagen, dass die Kriminalpolizei bestechlich ist. Besonders im Ersten Ring. – Mein Mann und ich, wir, wir können niemandem mehr vertrauen.«

Wir saßen auf Lederpolstern. Mit eingelassener Minibar. Mit Ventilatoren, die uns Luft zufächelten. Mit einem Eiswürfelspender neben den Fensterhebern.

Zugegeben, so einen Auftrag hatte ich mir immer gewünscht. Doch wenn es wirklich passiert, kommt es einem fast komisch vor. Ich hatte ja keine Ahnung, was auf mich zukam! Keinerlei Erfahrung als Privatschnüffler, der immer nur Gürtel findet. In dieser Stadt verloren die Gürteltiere alle naselang ihre Bauchgurte, und ich war der, der sie stets zurückbrachte. Doch dieser Fall hier war anders, ganz, ganz anders …

Wir haben dann sehr schnell die erste Grenzkontrolle erreicht. Es gab sie an jedem Übergang der drei Ringe. Hohe Mauern trennten die Stadtteile voneinander. Ein gelangweilter Pavian winkte uns durch, nachdem der Fahrer eine Art Ausweis gegen die Scheibe gedrückt hatte. Es war angenehm kühl im Wagen, und Frau Nasoni sagte nichts mehr. Das beunruhigte mich, weshalb ich aufgeregt vor mich hin plapperte.

»Ich war schon ewig nicht mehr im Zweiten Ring. Kunststück! Man kommt ja nicht rein – als Bewohner des Dritten.«

»Ich finde, dass jedes Tier seinen Platz hat«, antwortete Frau Nasoni verwundert. »Der Platz, der ihm im Leben zusteht.«

Ich fand das nicht, aber schwieg. Endlich hatte ich eine Kundin. Das wollte ich mir nicht kaputtmachen.

Kurz dachte ich an meine Frau Alina. Häufig läuft sie mit einem Schild durch die Gegend. »Nieder mit den Mauern!« steht darauf. Und auf der Rückseite: »Ich streike!« Doch was nützt es? Ich glaube sogar, dass es den Stadtoberen hilft, weil wir demonstrieren dürfen. So stellen sie sich als weltoffene Politiker dar. Als hohe Tiere, die nichts verbieten – aber trotzdem das Sagen haben.

Ich konzentrierte mich auf die Gegenwart. Ganz pragmatisch dachte ich darüber nach, wie ich zu meinem Honorar komme. Da überreichte mir Nita Nasoni einen Briefumschlag.

»Jetzt bin ich mir sicher«, hauchte sie, »dass Sie nicht mehr aussteigen.«

Wir hatten gerade die letzte Grenzkontrolle passiert und sahen, wie die Stahltore aufgingen und sich langsam hinter uns schlossen. Im Rückspiegel verfolgte ich dieses kleine Schauspiel und wieder staunte ich: Wieso gefällt es den Nashörnern und den Giraffen, sich derart abzuschotten? Was haben die Tiger und Jaguare davon? Die Lemuren und all diejenigen, die im inneren Ring dieser Riesenstadt leben?

Das Kuvert war dick. Da brauchte ich nicht erst reinzuschauen. Der Umschlag ging gar nicht richtig zu. Was ich erkennen konnte, waren grüne Bündel. Nashornzaster ohne Ende! Zweihunderter. Fünfhunderter …

»Ich muss auf Ihre Verschwiegenheit zählen«, sagte sie. »Sie sind jetzt mein Vertrauter. Damit meine ich, dass Sie zur Familie gehören. Ihre Probleme sind meine Probleme und meine Ihre.«

Ich nickte. So klar hatte ich das nie gesehen. Es galt, ihre Tochter...



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