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Kruse | Der Regional-Krimi 15: Der Tote an der Tuchfabrik | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 15, 168 Seiten

Reihe: Regional Krimi

Kruse Der Regional-Krimi 15: Der Tote an der Tuchfabrik


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-68984-341-0
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 15, 168 Seiten

Reihe: Regional Krimi

ISBN: 978-3-68984-341-0
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Im beschaulichen Stadtteil Essen-Kettwig, unterhalb der historischen Tuchfabrik, wird eine grausam verstümmelte Leiche gefunden. Ein Mord nach einem Ehemaligentreffen anlässlich des vierzig Jahre zurückliegenden Abiturs. War Mobbing zu Schulzeiten das Motiv für den Mord? Die Kommissare Melanie Krammer und Karl-Heinz Fietjen ermitteln in Essens schönstem Stadtteil.

Nach dem Abitur in Essen und dem Wehrdienst absolvierte Kruse eine Ausbildung zum Steuerfachgehilfen sowie eine Fortbildung zum Bilanzbuchhalter und arbeitet heute als selbständiger Steuerberater in Mülheim an der Ruhr. Axel Kruse veröffentlicht regelmäßig Science-Fiction-Geschichten im Science-Fiction-Magazin Exodus und der Science-Fiction-Heftreihe ad astra. Seine Kurzgeschichte Seitwärts in die Zeit wurde 2014 mit dem Deutschen Science Fiction Preis ausgezeichnet. Kruse ist verheiratet und hat vier Kinder.
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Essen-Kettwig, 03.07.2022, 6.17 Uhr

Mein Handy weckte mich aus dem tiefen Schlaf, in den ich dann doch noch gefunden hatte. Noch etwas desorientiert tastete ich nach dem Gerät auf dem Nachttisch und ging ran.

„Fietjen“, brummte ich.

„Krammer“, hörte ich am anderen Ende. „Tut mir leid, wenn ich Sie störe, aber ich brauche Sie.“

„Es ist Sonntag“, wagte ich zu entgegnen.

„Ich weiß“, gab meine Chefin zurück, „ich weiß auch, dass Sie wissen, weshalb Sie in Essen so schnell den Job bekommen haben. Wir sind personell absolut unterbesetzt, was zur Folge hat, dass wir etwas anders als andere Dienststellen arbeiten. Leichen warten nicht, Kollege.“

„Wir haben eine Leiche?“

„Jep. In Kettwig, ich hole Sie ab. In einer Viertelstunde, ok?“

Ich war bereits aus dem Bett heraus und auf dem Weg zur Dusche. Auch wenn ich noch nicht lange dem Kommissariat in Essen angehörte, wusste ich, dass eine solche Ansage der Chefin keine Frage, sondern eben eine Ansage war.

„Ich stehe fast schon unten vor der Tür“, beeilte ich mich zu sagen.

Katzenwäsche unter der Dusche, das war nicht das, was ich mir für einen Sonntagmorgen gewünscht hatte. An einen gepflegten Tee war überhaupt nicht zu denken.

Ich stand kaum unten vor der Tür, als der Wagen anhielt.

„Kettwig“, murmelte ich, während ich einstieg. „Ich war gestern noch da.“

„Schön da“, gab sie zurück und gab Gas. Nicht ganz den Vorschriften entsprechend jagte sie den Wagen durch die Nebenstraßen auf die Rüttenscheider. Die kurze Strecke bis zur Martinstraße wurden sämtliche Verkehrsregeln ignoriert. Die Radfahrer, die eigentlich die Hoheit über dieses Stück Straße genießen sollten, hatten insoweit Glück, als dass sie um diese Uhrzeit nicht vorhanden waren.

Fahrradstraße, wollte ich murmeln, überlegte es mir dann doch anders. Die Laune der Chefin schien nicht die allerbeste zu sein.

„Ich bin da aufgewachsen“, antwortete ich auf ihre letzte Bemerkung und hoffte, damit auf ein unverfängliches Thema überwechseln zu können.

Wir bogen nach rechts auf die Martinstraße ab und nach wenigen hundert Metern wieder nach links. Jetzt, wo wir uns auf einer der Hauptverkehrsstraßen Essens befanden, schaltete sie das Blaulicht ein, das bei unserem Wagen direkt hinter der Windschutzscheibe verbaut war und gab noch einmal richtig Gas.

Hätte sie das auch getan, wenn die Straße nicht völlig leer gewesen wäre? Zumindest verzichtete sie auf das Martinshorn, das wäre zu viel des Guten gewesen.

„Ein Besuch in der alten Heimat? Dem Heimweh frönen?“

„Kann man so sagen. Aber nein, es gab einen konkreteren Anlass. Gestern Abend war das Altschülertreffen. Vierzig Jahre Abitur. Wir haben uns am Gymnasium getroffen. War ein schöner Abend.“ Mit einem unerwarteten Ausklang, fügte ich in Gedanken hinzu.

„Kaum hier und direkt so was. Ich bin da ja nie hingegangen.“

„Sie waren auch auf dem THG?“, fragte ich ein wenig perplex.

Sie lachte. „Nein, nein. Ich bin nicht in Essen zur Schule gegangen. Ich meinte meine Schule. Ich war froh, als ich das Kapitel hinter mich gebracht hatte. Eine solche Sehnsucht, die alten Mitschüler zu sehen, habe ich nie verspürt. Eher im Gegenteil.“

„Ich gebe zu, es war auch schräg. Viel von: mein Haus, meine Kinder, mein Auto, mein Boot. – Letztendlich war es aber doch ganz nett.“

„Na dann. Wir sind bald da.“

„Wo befindet sich die Leiche denn?“

„An der Ruhr, in den Parkanlagen unterhalb der Altstadt. Malerische Kulisse. Gibt in Essen kaum einen schöneren Ort um zu sterben.“

Sterben ist nie schön, fuhr es mir durch den Kopf.

„Wir parken hier“, entschied meine Chefin und stellte den Wagen hinter diversen anderen Einsatzfahrzeugen der Kollegen ab, die die kleine Stichstraße, die von der Hauptverkehrsstraße in Richtung Kettwiger Altstadt ging, bereits fast vollständig zugeparkt hatten.

Weit mussten wir nicht laufen. Über die alte Sandsteinbrücke, die den Mühlengraben überspannte, dann nach rechts. Von hier aus konnten wir bereits die Kollegen erkennen, die mit Flatterband eine Region direkt am Mühlengraben abgesperrt hatten.

„Er gehört zu mir“, wies Kriminalhauptkommissarin Krammer die uniformierten Kollegen an, uns durchzulassen.

Ein Mann löste sich aus der Gruppe, die direkt am Ufer des alten Seitenarms der Ruhr stand und kam auf uns zu.

„Morgen Chefin“, grüßte er. Dann nickte er in meine Richtung. „Herr Fietjen.“

„Morgen, Fischer. Was haben wir?“ Geduld war nicht unbedingt ihre Stärke.

„Ein Toter, männlichen Geschlechts. Mit Schreibfehler im Ausweis.“

Der Kopf unserer Chefin ruckte herum. „Schreibfehler?“

„Der Versuch eines Scherzes“, wiegelte der Kollege ab. „Der Mann heißt Feemaarn, Lars Feemaarn. Mit Doktortitel.“

„Oh“, entfuhr es mir.

„Überrascht wegen eines Doktortitels?“

„Ich kenne den Mann. Oder besser gesagt, ich kannte ihn“, erläuterte ich. „Dr. Lars Feemaarn, Schönheitschirurg seines Zeichens.“

„Da muss schon ein wenig mehr kommen, Fietjen“, forderte mich meine Vorgesetzte. „Sie sehen nicht so aus, als ob Sie bei ihm in Behandlung gewesen wären.“

„Ich bin mit ihm zur Schule gegangen. Die letzten Jahre saßen wir zusammen in ein paar Kursen. Kein enger Kontakt. Ich kannte ihn halt. – Wollen Sie mich wegen Befangenheit vom Fall abziehen?“

„Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?“

„Gestern Abend“, gab ich zurück. „Um halb elf bin ich weg, da saß er noch mit anderen zusammen da.“

Kriminalhauptkommissarin Krammer rollte mit den Augen. „Ich meinte davor.“

„Vor etwa Vierzig Jahren, auf der Abschlussfeier.“

„Sie wollen nur ein freies Wochenende, Fietjen. Antrag abgelehnt. Wir reden später über den Ablauf des gestrigen Abends, klar?“ Mit einem süffisanten Grinsen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder unserem Kollegen zu. „Wer hat ihn gefunden?“

Fischer drehte sich etwas zur Seite und deutete in Richtung der Ruhr, die etwa fünfzig Meter entfernt von unserem Standort vorbeifloss.

„Eine Gruppe Wanderer, die haben hier Pause machen wollen. Auf den Bänken der Parkanlage.“

„Wanderer? Um die Uhrzeit?“

Fischer zuckte mit den Achseln. „Die laufen den Ruhrtalradweg ab, von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein. Sind früh heute los, weil sie den letzten Rest noch heute hinter sich bringen wollten. Müssen morgen wohl wieder arbeiten.“

„Erstmal die Leiche“, entschied die Chefin und setzte sich in Richtung der Kollegen in Bewegung, die die Spuren direkt am Mühlengraben sicherten.

„Da ist noch etwas“, rief Fischer ihr hinterher.

„Ich liebe es, mit dir zusammenzuarbeiten. Kannst du nicht einmal direkt zu Beginn alles rapportieren, was wir wissen?“

Die Kritik perlte an meinem Kollegen ab. Er schien das bereits gewohnt zu sein. Er schien es sogar zu genießen. Vielleicht war das ja auch nur so eine Art Ritual, das ich noch nicht durchschaute, weil ich erst seit Freitag hier war.

„Der Mann ist nackt!“

„Nackt? Ein Sexualverbrechen?“

„Nun ja, möglich ist alles, aber ungewöhnlich ist auch die Verstümmelung. Aber sieh es dir selbst an.“ Fischer führte uns vom Weg über die Rasenfläche zu einem kleinen Gebüsch, hinter dem sich direkt das Areal der ehemaligen Tuchfabrik anschloss. Kurz dachte ich einen Schatten hinter einem der Fenster gesehen zu haben.

„Sündhaft teure Lofts, die in die alte Ruine eingebaut worden sind.“ Krammer war meinem Blick gefolgt. „Die Bewohner dort müssen wir befragen, ob sie was mitbekommen haben.“ Sie drehte sich zu Fischer um. „Dein Job, Kollege.“

Fischer stand doch tatsächlich stramm und salutierte. „Jawohl, Mam“, antwortete er.

Krammer grinste. Das war ein Ritual, was hier ablief. So steif, wie ich die beiden ursprünglich eingeschätzt hatte, waren sie doch nicht.

Wenige Schritte weiter lag der Körper des Mannes, den ich erst gestern Abend zuletzt gesehen hatte. Nackt, völlig nackt. Sein Schädel hatte an der rechten vorderen Stirnseite eine Fraktur, die stark geblutet hatte.

„Das war nicht die Todesursache.“ Einer der Forensiker war zu uns hinzugetreten und fuhr nach einer kurzen Begrüßung fort. „Die diesbezügliche Tatwaffe liegt dort.“ Er wies etwas undifferenziert nach rechts. Unter den Zweigen des Gebüschs gewahrte ich einen Stein, der dort sicherlich nicht hingehörte. „Damit wurde zugeschlagen, mehr als einmal. Der Mann muss dadurch das Bewusstsein verloren haben. Danach hat der Täter ihm die Genitalien abgeschnitten, sie ihm in den Mund gesteckt und zwei Tischtennisbälle im nunmehr leeren Hodensack platziert. Selbiger wurde dann mit ein paar Stichen grob wieder zugenäht. Nadel und Faden liegen dort. Die Tatwaffe dazu fehlt.“ Er wies links neben die Leiche. „Gestorben ist er am Blutverlust ob der Wunden zwischen seinen Beinen.“

„Er war nackt, als er den Schlag erhielt?“, fragte Krammer.

Der Forensiker bejahte. „Seine Kleidung liegt dort hinten auf der Parkbank. Fein säuberlich gefaltet und gestapelt. Er muss sich zuerst ausgezogen...



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