Kühling | Der Tote vom Schwarzwald | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: Carl Christopher Modersk

Kühling Der Tote vom Schwarzwald

Kriminalroman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96041-540-4
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: Carl Christopher Modersk

ISBN: 978-3-96041-540-4
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein rasanter Action-Krimi um einen unkonventionellen Ermittler mit Kultpotenzial.

Hauptkommissar Carl Christopher Moderski ist nach einem gefährlichen Undercovereinsatz am Ende seiner Kräfte. Um kürzerzutreten, wechselt er zu einer kleinen Dienststelle im Nordschwarzwald. Doch schon an seinem ersten Tag wird ein erfrorener Landstreicher im Wald gefunden. Seine Kollegen wollen den scheinbar klaren Fall schnell abschließen, aber für Moderski ist es Mord. Er verfolgt die Spur und stößt auf ein viel größeres Verbrechen – denn seine neue Heimat ist nicht so ruhig, wie er dachte.

Kühling Der Tote vom Schwarzwald jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


ZWEI
Wir waren noch mal eingeschlafen und mussten uns beeilen, um wenigstens zur Morgenbesprechung pünktlich zu sein. Im Auto fragte ich: »Was hältst du eigentlich von dem Toten im Wald?« »Ich habe die Akte gelesen, so im Wesentlichen«, antwortete Nadija und überlegte dann eine Weile, um die richtigen Worte zu finden. »Es scheint alles klar, aber mir ist es irgendwie zu«, sie machte eine Pause, »glatt. Alles, was da drinsteht, untermauert die Vermutung, dass ein Obdachloser im Wald erfroren ist, aber nichts stellt diese Vermutung in Frage. Das gibt es doch sonst nicht. Wieso überhaupt obdachlos? Wir wissen ja nicht mal, wer er ist. Außerdem sind seine Hände zu sauber, kein alter Dreck unter den Fingernägeln, seine Haut ist zu glatt, nicht wettergegerbt, keine Schrunden oder alte Verletzungen.« Mir ging es genauso, außerdem hatte bis jetzt auch niemand nach den Exkrementen des Obdachlosen gesucht. In diesem Moment konnten wir das allerdings nicht weiter erörtern, denn wir waren angekommen und knapp dran. »Kannst du bitte erst in fünf Minuten nachkommen«, bat mich Nadija überraschend, kurz bevor sie ins Präsidium eilte. Äh, ich war auch spät dran, da sind fünf Minuten ganz schön lang, deshalb folgte ich ihr schon nach zwei. Zehn Uhr zweiunddreißig, allmorgendliche Besprechung. Die anderen saßen schon beim Kaffee, als ich mich kurz nach Nadija – erfolglos unauffällig – hereinschlich. »Guten Morgen, Kollege Moderski«, tönte Gerl, der gerade das Wort hatte. »Frau Hammerschmitt, wir freuen uns, dass Sie auch schon da sind.« Nadija lief rot an. Ich wusste nicht, ob aus Wut oder Verlegenheit. Ich verbuchte Gerl unter der Kategorie »Arsch«. Ein paar Kollegen steckten tuschelnd die Köpfe zusammen, bis Winfried Großhans sich vernehmlich räusperte. Gerl beendete seine inhaltsarmen Ausführungen, während ich mir ein Wasser einschenkte. Großhans übernahm. »Wir haben das Opfer einer Prügelei im Krankenhaus liegen. Körperverletzung, vielleicht Mordversuch. Moderski, kümmern Sie sich bitte um die Hintergründe. Das Übliche: wer, wen, wo, wann, warum. Die Akte dazu können Sie gleich in meinem Büro abholen.« Er verteilte noch zwei, drei andere Aufgaben, dann war die Besprechung beendet. Nadija war gleich als Erste raus. Ich trank mein Wasser und wartete, dass alle den Raum verließen. Als Gerl an mir vorbeikam, frage er: »Na, wie war’s? Gut geschlafen?« Er grinste süffisant und klopfte Oppermann, der vor ihm ging, auf die Schulter. Nein, wir würden keine Freunde werden. In seinem Büro drückte Winfried Großhans mir einen dünnen Aktenordner in die Hand. »Setzen Sie sich, Moderski.« Er holte tief Luft. »Sie sind jetzt drei Tage da, und schon ist Dampf im Kessel. Sie kommen zu spät, kann ja mal vorkommen, aber das auch noch mit Frau Hammerschmitt. Das ging schnell.« »Was geht Sie das an?« »Ich hatte Sie einfach für klüger gehalten, sonst hätte ich Sie vielleicht von Anfang an gewarnt. Ich habe hier für ein produktives Arbeitsklima zu sorgen. Frau Hammerschmitt hat ein Problem mit Männern. Ich will nicht sagen, dass sie schon mit der halben Belegschaft hier Kontakt hatte, aber sie ist dafür bekannt, dass sie keinen festen Partner hat. Im Interesse aller wäre es empfehlenswert, wenn Sie Ihre Beziehung auf einer rein beruflichen Ebene fortsetzen könnten. Und wenn ich sage im Interesse aller, schließe ich Sie mit ein. Und Frau Hammerschmitt übrigens auch.« Ich wusste, dass Großhans ein guter Chef war und dass er glaubte, was er sagte, und dass es das Beste sei. Deshalb war ich auch nur ein bisschen wütend. »Herr Großhans, mit Verlaub, was ich in meiner Freizeit mache, geht Sie nichts an. Und Frau Hammerschmitt hat kein Problem mit Männern, sondern mit dieser männlichen Gesellschaft und vor allem damit, wie diese mit alleinerziehenden Müttern von Kindern mit Behinderung umgeht. Außerdem hat sie mehr auf dem Kasten als das ganze restliche K11 zusammen. Vor allem dieser Gerl ist echt ’ne Pfeife. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich mir gern den Toten im Wald genauer vornehmen.« »Das lassen Sie mal!« Großhans wurde richtig vehement. »Gerl ist ein kompetenter Kollege, dem ich voll vertraue. Wenn Sie sich auch noch in seinen Fall einmischen, gibt das nur böses Blut.« Er sah mich streng an. »Haben wir uns verstanden?« Damit war ich entlassen. Okay, war ja nicht mein Ding, aber irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl. Als ich in unser Büro kam, zeigte Nadija mir die kalte Schulter. Ich ging zu ihr. »Was ist los?« Sie wandte sich ab. »Nichts, lass mich.« Sie hatte geweint. »Wart ihr das?« Ich schaute Richtung Gerl und Oppermann. Gerl fragte provozierend: »Was meinst du?« »Ich meine nur«, antwortete ich betont ruhig, »dass ihr, wenn ihr mies zu ihr seid, Ärger mit mir kriegt.« Nadija sagte scharf: »Lass das!« Aber Gerl lachte nur. »Oh, jetzt hab ich aber –« Oppermann ging dazwischen. »Jetzt kommt mal wieder runter, wir sind doch alle erwachsen. Wir machen hier unseren Job und fertig!« »Genau«, presste ich durch die Zähne. »Ich mach jetzt meinen Job.« Dann schnappte ich mir meinen Laptop und verließ das Büro. Ich brauchte jetzt Luft und Platz und meine Ruhe. Der Tag hatte so schön angefangen. Im Dönerladen in der Hagenstraße nahm ich einen Tee und setzte mich an einen der Tische mit Glasplatte über der Plastiktischdecke. Als Erstes schrieb ich Nadija eine Mail: »Mittagessen in der Kantine?« Dann rief ich den Bericht »Der Tote im Wald« auf, den ich auf meinen Laptop gezogen hatte. Wie Nadija war auch mir alles zu glatt. Im Prinzip war alles richtig, aber irgendwas fehlte. Etwas stimmte nicht. Wer war dieser Tote? Wo kam er her, was war er für ein Mensch gewesen? Ich rief mir den Tatort in Erinnerung. Habt ihr Scheißhaufen gefunden? Davon stand nichts im Bericht – nicht gesucht, nicht gefunden, keine Hunde? Ein leises Pling kündigte eine E-Mail an. Von Nadija. »Nein!« E-Mail zurück: »Beim Italiener?« Fingerabdrücke auf den Schnapsflaschen und den Hundefutterdosen nur vom Toten. Wie waren die Flaschen aus der Brennerei in den Supermarkt und dann in den Wald gekommen? Automatische Verpackung, Regaleinräumer mit Handschuhen, Kassierer … Kassiererinnen trugen keine Handschuhe! Auf irgendeiner der Flaschen oder Dosen hätten Fingerabdrücke vom Personal des Herstellers oder des Verkäufers sein müssen. Warum gab es nur die Abdrücke vom Toten? Konnte es sein, dass sie vorher abgewischt worden waren? Ich nahm mir vor, noch mal bei der KT nachzufragen. Warum nicht gleich? Im Bericht stand die Mailadresse des untersuchenden Beamten. Noch während ich schrieb, kam eine weitere Mail von Nadija: »Nein!« Mail zurück: »Was ist los? Ich bin nicht schuld.« An die Kriminaltechnik noch die Bitte um ein möglichst gutes Foto des Toten. Nadija: »Lass mich in Ruhe – das ist besser für alle!« »Wer sind denn alle? Doch nicht du und ich.« Anscheinend wusste jeder, was besser für »alle« war, außer mir. Ich dachte an den schönen Morgen mit Nadija, der beste seit zwei Jahren, und Ärger stieg in mir hoch. Wieso war Nadija sauer auf mich? Ich hatte doch nichts getan, ich mochte sie wirklich. Gut, ich war kein Traumprinz. War ich wieder nur einer aus der langen Reihe von Fehlversuchen? Das machte mich wütend. Nadija: »Natürlich du und besonders ich! Ohne dich hätte ich meine Ruhe! Warum konntest du nicht fünf Minuten warten? Dann würden mich hier nicht alle hinter meinem Rücken ›Schlampe‹ und ›die schnelle Nadija‹ nennen!« An arbeiten war jetzt nicht mehr zu denken. »Ich konnte doch nicht wissen, dass du schon mit der halben Belegschaft in der Kiste warst.« Schon als ich auf »Senden« drückte, wusste ich: Das war nicht gut. Die Antwort kam sofort: »Arschloch!!!« Scheiße. Ich klappte meinen Laptop zu und machte mich auf den Weg ins Krankenhaus. Das Opfer der Prügelei sei noch nicht vernehmungsfähig, meinte die Stationsschwester. Der behandelnde Arzt war nur mühsam aufzutreiben. Als er endlich kam, wirkte er übernächtigt und gehetzt. Ich wies mich aus und fragte nach dem Opfer der Schlägerei. »Kann ich mit ihm sprechen?« »Klar, kein Problem.« Der Arzt lächelte müde, dann hellte sich seine Mimik auf. »Nächste Woche vielleicht.« »Ja, witzig. Was ist denn mit ihm?« »Den haben sie übel zusammengeschlagen, so etwas sieht man hier nicht so oft. Also bisher noch nie. Wir haben ihn versorgt und sediert, wegen der Schmerzen.« »Und was hat er?« »Steht in der Krankenakte.« Ich atmete tief durch. »Und kurz zusammengefasst? Geht das?« Der Arzt sah auf seine Uhr. »Innere Verletzungen an Nieren und Leber, Prellungen und Knochenbrüche an Rippen, Arm, Finger und im Gesicht.« »Kann ich ihn mir ansehen?« »Wieso, sind Sie Mediziner oder so was?« Wieder ein Witz, der nervte. »Nein, Boxer«, antwortete ich. »Oder so was.« Der Arzt antwortete im Gehen: »Ja, ja, okay, aber nur kurz«, und ließ mich von einer Schwester zu dem Opfer bringen. Der Mann, der vor mir lag, war übel zugerichtet worden, ich schätzte ihn auf Mitte dreißig. Die Verletzungen sahen nicht nach einem Kampf Mann gegen Mann aus. Ich tippte auf erfahrene Schläger, mindestens drei. Wer das getan hatte, der wollte nicht einfach gewinnen, der wollte zerstören. Oder bestrafen. Der Ort, an dem ihn der Notarzt aufgesammelt hatte, war in der Akte vermerkt. Keine Zeugen, nur die Adresse der Frau, die ihn...


Ralf Kühling, Jahrgang 1958, wuchs im Ruhrgebiet auf. Er ist Goldschmiedemeister und seit 1990 in Calw im Nordschwarzwald selbstständig. Für seine vier Kinder erzählte er jahrelang Gutenachtgeschichten, bevor er zum Schreiben kam.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.