E-Book, Deutsch, Band 310, 64 Seiten
Reihe: Das Berghotel
Kufsteiner Das Berghotel 310
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7517-5690-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zwei freche Kupplerinnen
E-Book, Deutsch, Band 310, 64 Seiten
Reihe: Das Berghotel
ISBN: 978-3-7517-5690-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
An einem herrlichen Augusttag erhalten die Kastlers einen seltsamen Brief. Er stammt von der neunjährigen Lilly. Sie wünscht sich so sehr, ihren Geburtstag, der in zwei Wochen ansteht, mit ihrem Vater im schönen Berghotel zu verbringen. Ihr Brieffreundin Samantha will dann mit ihrer Mutter ebenfalls dort einchecken. Die beiden Mädchen haben sich nämlich im Geheimen einen Plan ausgedacht: Sie wollen Lillys Vater und Samanthas Mutter zusammenbringen. Doch als alle Beteiligten im Berghotel eingetroffen sind, wird schnell klar: So einfach ist die Sache nicht. Die frechen kleinen Kupplerinnen sind sehr verschieden - und eigentlich mögen sie sich nicht besonders. Außerdem ist da noch die schöne Schriftstellerin Beate. Sie zieht sich gern an einen stillen Ort im Hotelgarten zurück, denn seit einem Reitunfall hinkt sie. Finden am Ende alle das Glück, das sie sich wünschen?
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Zwei freche Kupplerinnen
Wie sie ihre Eltern ins Berghotel lockten
Von Verena Kufsteiner
An einem herrlichen Augusttag erhalten die Kastlers einen seltsamen Brief. Er stammt von der neunjährigen Lilly. Sie wünscht sich so sehr, ihren Geburtstag, der in zwei Wochen ansteht, mit ihrem Vater im schönen Berghotel zu verbringen. Ihre Brieffreundin Samantha will dann mit ihrer Mutter ebenfalls dort einchecken. Die beiden Mädchen haben sich nämlich im Geheimen einen Plan ausgedacht: Sie wollen Lillys Vater und Samanthas Mutter zusammenbringen. Doch als alle Beteiligten im Berghotel eingetroffen sind, wird schnell klar: So einfach ist die Sache nicht. Die frechen kleinen Kupplerinnen sind sehr verschieden – und eigentlich mögen sie sich nicht besonders. Außerdem ist da noch die schöne Schriftstellerin Beate. Sie zieht sich gern an einen stillen Ort im Hotelgarten zurück, denn seit einem Reitunfall hinkt sie. Finden am Ende alle das Glück, das sie sich wünschen?
Der Chefkoch des Sporthotel Am Sonnenhang im Tiroler Zillertal trat ins Freie und schaute auf den wolkenlosen Himmel. Was die Gäste des Hotels freute – heute war wieder einmal ein herrlicher Augusttag, die Sonne strahlte nur so vom blitzblauen Himmel –, ließ Leo Hofbacher aufstöhnen. Er hatte den ganzen Vormittag knusprige Schnitzeln herausgebacken, ihm stand der Schweiß auf der Stirn, und er hätte sich sehr über ein kühles Lüfterl gefreut.
Natürlich waren die »Hundstage« hier in den Bergen besser zu ertragen als sonst wo. Es war warm genug zum Baden und Faulenzen, aber auch nicht zu heiß. Gerade kehrten die ersten Wanderer wieder von ihren Touren zurück. Eine ältere Dame grüßte den Koch mit freundlichem Winken.
»Danke für den guten Tipp, Herr Chefkoch! Mein Mann und ich haben den Ausflug zum Hexenstein sehr genossen. Da hat sich das frühe Aufstehen allemal ausgezahlt. Jetzt haben wir uns Ihr köstliches Menü aber mehr als verdient!«
Leo, der wusste, dass die Dame jede Art von deftigen Suppen mochte, während ihr Mann ein richtiger »Mehlspeistiger« war, lachte.
»Für Sie gibt es heute eine Leberknödelsuppe, Frau Wannstein, danach haben wir ein gutes Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat oder wahlweise Gemüselaibchen, zu denen wir die Zutaten gerade erst frisch in unserem Bauerngartl geerntet haben. Einen saftigen Schweinsbraten mit Kraut haben wir auch vorbereitet. Und als Nachspeise«, er nickte zu Herrn Wannstein, der sich schon die Lippen leckte, »da gibt's Topfenstrudel mit Vanillesauce. Oder Pfirsichknödel.«
»Oder beides«, stellte Herr Wannstein fest und rieb sich den wohlgenährten Bauch.
Seine Frau schaute zuerst streng, dann lachte sie auch.
»Nach unserer sportlichen Betätigung können wir uns jetzt wirklich getrost die Mägen vollschlagen.«
Die beiden betraten das Hotel, um sich auf ihrem Zimmer schnell noch frisch zu machen.
Leo sah ihnen lächelnd nach und wandte sich dann an seinen Chef, Andreas Kastler, der gerade beim Eingang ein paar Worte mit der Postbotin gewechselt hatte und nun mit ein paar Briefen in der Hand zur Terrasse schlenderte.
Andi deutete nach oben. »Bestes Sommerwetter«, sagte er zu Leo. Dann sah er dessen schweißglänzendes Gesicht. »Bist du fürs Erste fertig, Leo? Dann leg dich doch noch ein Stunderl in den Schatten. Hedi hat unseren Azubi, den Stefan, gerade nach hinten geschickt, frische Limonade zu machen. Er soll der Frau Briefträgerin ein Glas davon bringen, denn die hat heute noch eine weite Tour vor sich und soll uns ja net wegschmelzen.«
»Das ist eine gute Idee, Andi. Wenn man die ganzen Weiler und verstreuten Bauernhäuser dazurechnet, ist unser St. Christoph ganz schön weitläufig. Ich schau wieder in die Küche und erledige die letzten Vormittagsarbeiten fürs Mittagessen, dann werde ich vielleicht wirklich unter einem Baum ein kleines Schläfchen machen.«
Andi nickte ihm zu, war aber mit seinen Gedanken schon ganz woanders. Nachdenklich wog er einen der Briefe in der Hand und schaute immer wieder auf die mit krakeligen Buchstaben geschriebene Adresse. Er beschloss, den Brief gemeinsam mit seiner Frau Hedi zu öffnen, die liebte nämlich alles Außergewöhnliche.
Hedi saß im Büro und studierte die Abrechnungen des vergangenen Monats. Ihre blonde Haarpracht saß dabei wie eine Krone oben auf dem Kopf. Andi fand es entzückend, wie seine Hedi ihre Nase krauszog, wenn sie sich so konzentrierte. Aber das hätte er freilich nie ausgesprochen, denn Hedi war eine eitle Person. Unter allem Umständen wollte sie diverse Gesichtsfalten so lange wie möglich vermeiden. Hätte sie von ihrem Nasenkräuseln gewusst, dann würde sie sich diese Marotte schleunigst abgewöhnen. Und das wäre in Andis Augen äußerst schade gewesen.
»Schau einmal, Spatzl, die Post ist gekommen«, sagte er und legte den seltsamen Brief obenauf.
Sofort griff Hedi danach.
»Was ist denn das für eine komische Handschrift?«, murmelte sie und kräuselte schon wieder ihre Nase.
Andi musste schmunzeln. Seine Frau war eine stattliche Person, eine dralle Mittvierzigerin mit einem wohlgeformten, üppigen Körper. In ihren prächtigen Dirndlkleidern und mit der rustikal-eleganten Kranzlfrisur sah sie nicht wie ein junges Madl aus, sondern wie das, was sie war: eine herzliche, kluge, manchmal ein wenig resche Geschäftsfrau. Genau das gefiel Andi so an ihr. Aber wenn sie beim Lesen grimassierte, war noch das junge Ding von damals zu erkennen, in das sich Andi seinerzeit verliebt hatte. Schnell drückte er ihr ein Busserl ins Haar.
Hedi griff sich an den Kopf und richtete das verschobene, hellblonde Kranzl gerade. Aber sie schenkte ihm ein herzliches Lächeln. Dann widmete sie sich wieder ihrer Lektüre.
Beim Lesen hellte sich ihr Gesicht auf. »Jetzt verstehe ich, warum die Briefmarke so schief auf dem Kuvert klebt und die Buchstaben nur so herumtanzen«, sagte sie schmunzelnd. »Der Brief kommt von einem Kind. Einem ziemlich klugen Kind, würde ich sagen, denn die Kleine ist erst neun Jahre alt.«
Andi versuchte sich zu erinnern, ob er mit neun Jahren schon Briefe geschrieben hatte, und er war sich ziemlich sicher: Nein. Er hatte damals mehr Zeit auf dem Fußballplatz verbracht als mit Büchern, schließlich war sein Berufswunsch »Torschützenkönig bei der Fußballweltmeisterschaft« gewesen und nicht »Hoteldirektor«.
»Hör zu«, sagte Hedi und begann zu lesen, ein bisschen stockend manchmal, wenn sie erst Buchstaben zusammenordnen und Wörter erraten musste:
Liebes Hotel!
Ich heiße Lilly Schreiner und wohne mit Papa in Wien. Meine Brieffreundin Samantha hat vor langer Zeit bei euch ihre Ferien verbracht und sagt, es ist schön. Ich will Papa überreden, herzufahren, aber er denkt nicht daran. Samantha will dann auch kommen. Mein Papa ist immer so allein und Samanthas Mama braucht einen neuen Freund, denn der alte ist doof. Können Sie mir einen Klo..., Hedi stockte, lächelte und las das Wort dann, wie es geschrieben war: einen »Kloprept« schicken, den lasse ich dann am Küchentisch liegen. Dann sieht ihn mein Papa, und wir kommen nach Tirol. Ihre Lilly Schreiner! – Darunter steht noch eine Zeile: neun Jahre alt. Und darunter steht: In zwei Wochen habe ich Geburtstag! Und noch eine Zeile tiefer: Schmalzhofgasse. Und darunter steht noch ein Wort: Bitte und darunter steht noch eines: Danke! – Was hältst du davon, Andi?« Hedi hatte den Brief in den Schoß sinken lassen, und jetzt sah sie ihren Mann fragend an. »Hat sich da jemand einen Scherz mit uns erlaubt?«
Andi schüttelte den Kopf. »Nein, das glaub ich net. Das klingt genauso, wie ein aufgewecktes Mäderl reden würde. Was ist ein Kloprept?«, fragte er nachdenklich.
»Ich denke, sie meint einen Prospekt. Anscheinend hat sie da ein paar Buchstaben durcheinandergebracht. Die Kleine kommt mir vor wie ein Kind, das seine Abenteuer nur in Büchern erlebt.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Ich weiß auch net. Ist nur so eine Idee. Sie drückt sich ein bisschen altklug aus und verwendet Fremdwörter, die sie offenbar nur gelesen, nie verstanden hat. Egal. Ich schicke ihr natürlich einen ›Kloprept‹.« Hedi schmunzelte.
»Ich frage mich, welche Freundin vor langer Zeit einmal bei uns war. Hoffentlich ist das nicht zu kompliziert herauszufinden.«
»Aber geh! Das kann sich maximal um zwei bis drei Jahre handeln. Für Neunjährige ist das schon ein ganzes Erdzeitalter!«
»Du hast recht. Weißt du was, Spatzl, ich suche die Adresse dieser Samantha heraus, und wir schicken beiden frechen Kupplerinnen einen Klo..., einen Prospekt.«
»Allerdings ...«, murmelte Hedi und kräuselte schon wieder ihre Nase. »Das Kind hat weder Postleitzahl, noch Hausnummer dazugeschrieben ...«
»Lass mich nur machen«, sagte Andi und zog, noch während er sprach, den Schreibtischstuhl hinter dem zweiten Arbeitsplatz hervor. »Du weißt ja, dass an mir ein...




