Kufsteiner | Der Bergdoktor 1994 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1994, 64 Seiten

Reihe: Der Bergdoktor

Kufsteiner Der Bergdoktor 1994

Beschütz mich, Fremder!
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8663-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Beschütz mich, Fremder!

E-Book, Deutsch, Band 1994, 64 Seiten

Reihe: Der Bergdoktor

ISBN: 978-3-7325-8663-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Beschütz mich, Fremder!
Dramatischer Roman um heiße Tränen und eine ungewöhnliche Bitte
Von Andreas Kufsteiner

Zum Saisonausklang haben sich Dr. Martin Burger und sein Freund Dominikus Salt noch einmal zum Bergsteigen verabredet. Die Männer wählen eine anspruchsvolle Route bis zur Feldkopfhütte hinauf, wo sie übernachten wollen, um am Sonntag über den Gletscher abzusteigen.
Erschöpft, aber zufrieden erreichen Martin und Dominikus die Hütte und sind gerade dabei, sich ein deftiges Nachtmahl zuzubereiten, als sie von draußen Hilferufe hören. Zunächst glauben sie, es handle sich um einen verirrten Wanderer. Dann aber taucht eine völlig aufgelöste, verzweifelte Frau mit zwei kleinen Kindern an der Hand auf. Sie trägt Hausschuhe, die Kinder Nachthemden. Atemlos bittet sie um Hilfe ...

Kufsteiner Der Bergdoktor 1994 jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Beschütz mich, Fremder!

Dramatischer Roman um heiße Tränen und eine ungewöhnliche Bitte

Von Andreas Kufsteiner

Zum Saisonausklang haben sich Dr. Martin Burger und sein Freund Dominikus Salt noch einmal zum Bergsteigen verabredet. Die Männer wählen eine anspruchsvolle Route bis zur Feldkopfhütte hinauf, wo sie übernachten wollen, um am Sonntag über den Gletscher abzusteigen.

Erschöpft, aber zufrieden erreichen sie die Hütte und sind gerade dabei, sich ein deftiges Nachtmahl zuzubereiten, als sie von draußen Hilferufe hören. Dominikus sieht nach und findet eine völlig aufgelöste, verzweifelte Frau.

„Beschütz mich, Fremder!“, fleht sie ihn an und sucht panisch Schutz hinter seinem Rücken. Im nächsten Moment steht Dominikus einem bulligen Hünen gegenüber. Und ehe er sich’s versieht, zieht der wütende Mann einen Hirschfänger und sticht wie von Sinnen auf Dominikus ein, bis dieser röchelnd zusammenbricht …

Es war ein klarer, schon recht frischer Herbstmorgen Anfang Oktober. Über dem Krähenwald ging eben die Sonne auf und vertrieb die Nebelschleier zwischen den mächtigen Stämmen der Föhren und Bergkiefern.

In den Senken des Tals rund um St. Christoph hielt der Dunst sich länger. Da lösten die Strahlen der tiefer stehenden Herbstsonne manchmal erst am späten Vormittag den letzten Nebel auf, um den Blick freizugeben auf die herrliche Umgebung des Dorfes, das ganz am Ende des Tiroler Zillertals zu finden war.

Und was man dann zu sehen bekam, das verglich so mancher, egal ob Einheimischer oder Urlauber, im Stillen mit einem Stückerl vom Paradies.

Sechs Berggipfel erhoben sich rund um St. Christoph in stiller Majestät. Ihnen verdankte man das milde, geschützte Klima, das Spätfröste selten machte und im Sommer für genügend Regen sorgte, um das Korn sprießen zu lassen. So hatte das freie Tiroler Bauerntum hier eine lange Tradition. Die Menschen waren stolz auf ihre Heimat und bemüht, diese so zu erhalten, wie sie war, in ihrer ganzen beeindruckenden Schönheit.

Folgte man der schmalen Bergstraße von Mayrhofen kommend, so erblickte man als Erstes den höchsten der sechs Berge. Das war der Feldkopf. Eine Kabinenbahn führt zu seinem Gipfel, wo man in der Feldkopfhütte eine regionale Gastronomie vom Feinsten sowie Übernachtungsmöglichkeiten vorfand.

Der Feldkopf war bei Kraxlern und Bergwanderern sehr beliebt, denn er bot für jeden etwas. Von einem leichten Aufstieg in kleinen Etappen bis hin zur Kraxeltour für Profis im Gletscher, der wegen seiner Spalten und Verwerfungen gefürchtet war.

Neben dem Feldkopf erhob sich der Hexenstein, um dessen Fuß sich der Krähenwald schmiegte. Dann gab es noch das Frauenhorn, den Achenkegel, den Rautenstein und die Beerenhalde. Letztere war ein flacher Tafelberg, auf dessen Hochweiden die Familie von Brauneck ihre Schafe im Sommer grasen ließ.

Die Braunecks lebten seit mehr als dreihundert Jahren in einem gelben Barockbau, von Einheimischen als „Schlössel“ bezeichnet. Die bodenständige Adelsfamilie besaß neben einem Haflinger-Gestüt land- und forstwirtschaftliche Flächen und war einer der größten Arbeitgeber im Tal.

Dem Schlössel gegenüber auf einem sanften Südhang stand das „Berghotel“, von Hedi und Andi Kastler als Familienbetrieb geführt. Bettenburgen, wie sie der Massentourismus nötig machte, suchte man in St. Christoph vergebens. Dafür sorgte schon der Gemeinderat unter der Federführung des ehrenamtlichen Bürgermeisters Toni Angerer.

In diesem schmalen Seitental des bekannten Zillertals ließ sich wunderbar Urlaub machen. Das bewiesen die vielen Stammgäste der Kastlers und die Tatsache, dass das „Berghotel“ rund ums Jahr fast ständig ausgebucht war. Doch es war ein sanfter Tourismus, der hier gepflegt wurde, etwas anderes kam für die bodenständigen und traditionsbewussten Bewohner von St. Christoph nicht infrage.

Am Ortsrand fand sich gleich als Erstes das Haus des Gendarmen Ludwig Sirch. Der etwas behäbige Gesetzeshüter kümmerte sich auf seine gravitätische Art um Recht und Ordnung im Tal und zählte so im traditionellen Wertesystem, das hier noch geachtet wurde, zu den Respektspersonen wie Bürgermeister, Hochwürden, dem Lehrer und freilich auch dem Landarzt.

St. Christoph hatte seinen eigenen Doktor. Dr. Martin Burger, der Bergdoktor, wie die Menschen im Tal ihn respektvoll nannten, lebte und praktizierte in der Kirchgasse von St. Christoph.

Mehr als fünfzig Jahre war es nun her, da war sein Vater Pankraz ins Tal gekommen, hatte das Haus in der Kirchgasse im schlichten Gebirgsstil bauen lassen und hier seine Praxis eingerichtet, um den Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es hatte nicht lange gedauert, bis Pankraz sich eingelebt hatte und als Landarzt akzeptiert worden war.

Mit Frau und Kind hatte er im schönen Zillertal eine Heimat gefunden, doch das familiäre Glück sollte nur wenige Jahre dauern, dann hatte das Schicksal dem Landarzt viel zu früh die geliebte Frau genommen. Pankraz hatte damals schwer zu tragen gehabt an dem Verlust. Sein elfjähriger Sohn Martin, der ihn brauchte, und die patente Hauserin Zenzi Bachhuber hatten verhindert, dass er vollends verzweifelt war.

Die drei waren im Laufe der Zeit von einer Notgemeinschaft zu einem harmonischen Ganzen geworden. Zenzi, die auch heute noch den Haushalt im Doktorhaus führte, wurde für Martin zur geliebten Ersatzmutter.

Der kluge Bub war ganz nach dem Vater geraten. Schon in jungen Jahren wusste er, dass auch er einmal Mediziner werden wollte. Das Helfen und Heilen lag ihm ebenso im Blut wie die Liebe und Faszination für diesen Beruf, der zugleich Wissenschaft und praktische Lebenshilfe war.

Nach einer Einser-Matura hatte Martin sein Studium mit Leichtigkeit und Leidenschaft hinter sich gebracht. Bereits als junger Assistenzarzt im Spital von Schwaz war er bei Kollegen wie auch bei Patienten sehr beliebt gewesen. Man hatte seine Leistungen honoriert und seine offene, herzliche Art geschätzt.

Pankraz war glücklich gewesen, weil seine Praxis auch in der nächsten Generation Bestand haben sollte. Und als Martin seine Jugendliebe Christl geheiratet und sich Nachwuchs angekündigt hatte, da schien das Glück im Doktorhaus perfekt zu sein.

Leider ist solch ein Zustand im menschlichen Leben nur sehr selten von Dauer. Und auch Martin Burger hatte schon in jungen Jahren die volle Wucht eines ungnädigen Schicksals getroffen.

Nur ein Jahr nach der Eheschließung war seine junge Frau im Kindbett gestorben und hatte das Kleine mit sich zu den Engeln genommen.

Der junge Arzt hatte den Schock lange nicht verwinden können. Er hatte sich in die Arbeit gestürzt und darin Vergessen gesucht. Doch der Schmerz in seinem Herzen war kaum zu ertragen gewesen. Pankraz und Zenzi hatten sich große Sorgen um Martin gemacht. Schließlich hatte er beschlossen, sein Heimattal zu verlassen und woanders neu anzufangen. Ein scharfer Schnitt sollte ihm dabei helfen, mit dem bitteren Verlust fertig zu werden.

So hatte Pankraz seinen Sohn schweren Herzens ziehen lassen. Martin hatte eine Anstellung in einem großen Münchener Klinikum gefunden, wo er sich zum Unfallchirurgen ausbilden ließ und über Jahre nur noch für seinen Beruf gelebt hatte. Ein Privatleben hatte es nicht mehr für ihn gegeben.

Irgendwann hatte er gelernt, mit dem Verlust zu leben. Zugleich war das Heimweh nach seinem geliebten Zillertal immer stärker geworden. Und als sein Vater schließlich an den Ruhestand gedacht hatte, hatte Martin Burger beschlossen, endlich heimzukehren.

Nach einer gründlichen Renovierung hatte der junge Dr. Burger die Praxis im Anbau des Doktorhauses übernommen. Hier gab es seither neben Warte- und Sprechzimmer ein eigenes Labor, einen voll ausgestatteten OP, einen Röntgenraum sowie zwei Krankenzimmer für einen stationären Aufenthalt. Mit dieser außergewöhnlich guten Ausstattung hatte die Praxis in der Kirchgasse einen Sonderstatus. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie im Tal den Spitznamen „Miniklinik“ bekommen hatte.

Nach seiner Rückkehr hatte Martin Burger auch weiterhin nur für seinen Beruf gelebt, der für ihn stets auch Berufung war. Zenzi und Pankraz hatten schon befürchtet, dass dies für immer so bleiben würde.

Doch dann hatte Martin die zauberhafte Kollegin Dr. Sabine Rodenwald im Haus ihrer Tante in St. Christoph bei einem Hausbesuch kennengelernt. Es war für beide Liebe auf den ersten Blick gewesen, ein tiefes, wunderbares Gefühl, dass sie sich bis auf diesen Tag bewahrt hatten. Deshalb wirkten die Burgers auch oft noch wie ein frisch verliebtes Paar, obwohl sie schon eine ganze Reihe von Ehejahren hinter sich hatten.

Drei muntere Kinder krönten nun dieses besondere Glück. Da war Tessa, die Älteste, ein kluges und aufgewecktes Schuldmadel von acht Jahren. Ihr jüngerer Bruder Philipp, der Filli gerufen wurde und noch in den Kindergarten ging, war ein kleiner Philosoph und wollte alles immer ganz genau wissen. Und die süße kleine Laura war mit ihren zwei Jahren das Nesthäkchen der Familie.

So war das Leben im Doktorhaus oft überaus munter und manchmal auch turbulent. Doch die verschiedenen...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.