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E-Book, Deutsch, 200 Seiten
Länger Team Care
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-593-46124-3
Verlag: Campus Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Know-how für Führungskräfte
E-Book, Deutsch, 200 Seiten
ISBN: 978-3-593-46124-3
Verlag: Campus Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Andrea Länger (M. A.) ist Diplom-Sozialpädagogin und seit über 20 Jahren als Trainerin und Coachin tätig. Sie ist Expertin für Gesundheit im Job, Resilienz, Achtsamkeit, Gesunde Führung und Kommunikation. Eines ihrer Spezialgebiete ist die Selbst- und Teamfürsorge. Sie hat Lehraufträge an den Hochschulen München und Augsburg für die soziale Team- und Gruppenarbeit, systemisches Coaching, Resilienz und Achtsamkeit sowie Gesundheitskompetenzen und Stressmanagement inne. Andrea Länger ist außerdem Inhaberin der Lebenslustagentur in Augsburg und hält jährlich über 200 Seminare, Workshops und Vorträge.
Autoren/Hrsg.
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BEREICH 1: TEAMKLIMA
Ein gesundes Teamklima bedeutet nicht, dass alle Mitglieder eines Teams permanent gesund und leistungsfähig sind. Wir sind alle mal krank. Ein gesundes Teamklima erkennen Sie daran, dass Ihre Leute auch in herausfordernden Phasen, wie beispielsweise bei Personalmangel, in Krankheitsphasen von Kolleginnen und Kollegen, bei Zeit- und Termindruck oder bei Fehlern, zusammenhalten, sich einbringen und gemeinsam Lösungen finden wollen.
Nehmen Sie sich die Zeit, sich mit dem Arbeits- und Teamklima zu beschäftigen. Überlassen Sie das nicht dem Zufall, nach dem Motto: »Wenn ich es nicht anspreche, existiert das Problem auch nicht.« In der Führungspraxis ist dies eine gar nicht so seltene Haltung, um Konflikten oder auch der eigenen Führungsverantwortung aus dem Weg zu gehen. Doch ein schlechtes Arbeitsklima wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden aller Personen im Team aus. Oft führen schon kleine Irritationen in der Kommunikation dazu, dass Mitarbeitende sich krankmelden. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen psychischen Belastungen und körperlichen Symptomen.
Beispiel
Beispiel: Schlechtes Arbeitsklima
Wenn es Ärger oder Konflikte im Team gibt, sitzen Mitarbeitende und Führungskräfte mit hochgezogenen Schultern in einer passiven Schonhaltung am Arbeitsplatz. Sie bewegen sich weniger. Muskelschmerzen, Durchblutungsstörungen und Sauerstoffmangel sind die Folge. Es entstehen dauerhafte Verspannungen, die sich wiederum psychisch manifestieren (vgl. Matyssek 2011). Konflikte mit Kolleginnen und Kollegen sind nicht selten auch ein Kündigungsgrund.
Schlechtes Teamklima
Solchen Negativspiralen können Sie präventiv begegnen. Sie sitzen im gleichen Boot wie Ihr Team. Ein gutes Miteinander bereitet Ihnen allen mehr Freude und stärkt die Resilienz aller. In einer vertrauensvollen, verlässlichen, entspannten und auch humorvollen Umgebung bringen sich die Teammitglieder nachweislich über das normale Maß hinaus ein, die ganze Gruppe bleibt auch während so mancher Durststrecke motiviert und der Erfolg ist auf Ihrer Seite. Daran erkennen Sie ein gutes Teamklima.
Im Folgenden erhalten Sie einfach anwendbare Strategien sowie konkrete Tipps und Übungen, mit denen Sie die individuelle Gesundheitskompetenz fördern können. Diese sollten Sie zunächst bei sich selbst anwenden und später einzelnen Personen und Ihrem Team empfehlen.
Sie erfahren, wie Arbeitsmythen und Einstellungen das Teamklima beeinflussen. Sie lernen gesundheitliche Warnsignale wahrzunehmen, vielleicht auch Ihre eigenen, und die Symptome als gesunde Reaktion auf die Belastungen zu begreifen. Denn nicht jede Belastung hat eine negative gesundheitliche Auswirkung.
Ich vermittle Ihnen zahlreiche Tipps zum Abschalten und Abgrenzen sowie mentale Techniken und Achtsamkeitsübungen für die Gedanken- und Psychohygiene. Mit der Checkliste zur gesunden Führung bekommen Sie von mir praktisch erprobte Tools für eine gesunde Arbeits- und Führungshaltung.
Doch zunächst schauen wir auf die Gesundheitskultur in Ihrem Team. Wie geht es dem Team? Welche Arbeitsmythen wirken in Ihrem Team? Was sind die Ursachen für ungesunde Einstellungen und Haltungen? Wie können Sie anders oder neu justiert werden?
GESUNDHEIT LÄSST SICH NICHT VON OBEN MANAGEN
Jede und jeder sollte sich selbst um die eigene Gesundheit kümmern. Sie haben nur bedingt Einfluss auf die individuelle Gesundheit der einzelnen Personen in Ihrem Team. Gesundheit und Wohlbefinden sind jedoch zentrale Voraussetzungen für die Leistungsfähigkeit im Job, neben der beruflichen Bildung, den fachlichen Qualifikationen und den sozialen Kompetenzen. Denken und Handeln werden maßgeblich vom Wohlbefinden und der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beeinflusst (vgl. Badura et al. 2010).
Auch die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit hängen von der Motivation und der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten ab. Sie können die Gesundheitskultur in Ihrem Team aktiv gestalten: nicht von oben vorgeben, sondern als Vorbild und mit einer gesunden Führungshaltung.
Immer wieder höre ich von Führungskräften, dass sie krank zur Arbeit kommen oder bis spät in die Nacht E-Mails schreiben. Sie sagen ihren Teammitgliedern zwar, sie sollen es ihnen nicht nachmachen. Sie sollen stattdessen zu Hause bleiben, wenn sie krank sind, keine Überstunden und pünktlich Feierabend machen. Das ist ein klassischer Doublebind. Das sind paradoxe Kommunikationsmuster, bei denen verbal etwas anderes ausgesagt wird, als die Handlung vermittelt. Das funktioniert nicht.
Alles, was Sie tun oder nicht tun, wird von Ihrem Team genauestens beobachtet und registriert. Es ist wie in einer Familie, die Kinder schauen sich alles von den Eltern ab. So funktioniert es auch in Teams und Gruppen, in denen Menschen zusammenarbeiten. Das Verhalten von Führungskräften prägt die Gesundheitskultur der gesamten Organisation und die der einzelnen Teams darin wesentlich mit. Sie sind der Kompass für ein gesundes Teamklima, mit dem, wie Sie selbst mit Ihrer Gesundheit umgehen und was Sie vorleben. Versuchen Sie, so authentisch wie möglich zu sein. Behalten Sie Ihre eigene Gesundheit, Ihr Wohlbefinden und Ihre Grenzen stets im Blick. Leben Sie Ihrem Team eine gesunde Arbeitshaltung und gute Selbstfürsorge vor.
Sollten Sie ab und zu ein »ungesundes Verhalten« an den Tag gelegt haben, machen Sie die Gründe dafür möglichst rasch transparent. Eine offene Kommunikation auch über Fehler, Unzulänglichkeiten sowie Schwächen gehört unbedingt zu einem gesunden Teamklima und macht Sie authentisch.
TEAMKULTUR: ARBEITSMYTHEN UND UNGESUNDE HALTUNGEN ÜBERPRÜFEN
Haben Sie schon einmal etwas von Arbeitsglück gehört? Für Arbeitsglück braucht es Sinnempfinden, Selbstverwirklichung und Gemeinschaftsgefühl, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (Wochenbericht 16/2024). Die Teamkultur kann Arbeitsglück vermehren oder eben behindern.
Teamkultur beschreibt die gemeinsam geteilten und miteinander im Alltag gelebten Werte und Normen sowie Verhaltensregeln und -annahmen innerhalb eines Teams. Wir sanktionieren einander durch Handlungen, Rituale und Kommentare. Wir belohnen Verhaltensweisen durch Anerkennung und Wertschätzung oder bestrafen sie durch Missachtung und Ignoranz. Ab und an wundern wir uns über das ein oder andere Verhalten und fragen uns, in welcher Kultur wir eigentlich in diesem Team arbeiten. Immer dann, wenn jemand Ansprüche oder vermeintliche Annahmen auf die Spitze treibt. Dies geschieht oftmals völlig unbewusst. Wir alle leben in Team- und Gruppenkulturen, meist ohne auf der Metaebene darüber zu reden. Sich in einem Team in regelmäßigen Abständen gezielt über Normen, Regeln und Werte auszutauschen, ist wie gesagt sehr sinnvoll. Sprechen Sie dabei unbedingt auch über Gesundheit, Wohlbefinden und Resilienz.
Arbeitsmythen sind weit verbreitete, aber oft unbegründete Überzeugungen oder Annahmen über die Arbeitswelt. Sie steuern und beeinflussen das Verhalten und die Einstellungen von Mitarbeitenden und Führungskräften, sowohl das individuelle Verhalten wie auch das soziale Gefüge im Team. Alle halten sich daran oder denken, sie müssten sich danach richten. Sie sind selten bewusst und werden mitunter nie hinterfragt.
Viele Beschäftigte beispielsweise glauben, dass alleinige Anstrengung automatisch zu einem Karrierefortschritt führt und hartes Arbeiten der Schlüssel zum Erfolg ist. Deshalb sind viele Teamkulturen von einer Härte zu sich selbst und zu anderen geprägt. Wenn Kolleginnen und Kollegen nicht da sind, Schwäche zeigen, krank sind oder sonst ein Lebensereignis dazwischenkommt, fällt schnell mal eine Bemerkung über die abwesende Person. »Sie soll sich halt zusammenreißen« oder »Der soll sich nicht so anstellen«. Solche Aussagen entstehen aus inneren Prägungen. Sie werden unreflektiert weitertransportiert und...