E-Book, Deutsch, 556 Seiten
Lane Wild Heart - Wo der Himmel den Ozean berührt
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96797-208-5
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 556 Seiten
ISBN: 978-3-96797-208-5
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
It started with a kiss. How did it end up like this?
Der begehrte Extremsportler Jacob hält Ellie bei ihrem ersten Treffen fälschlicherweise für eine Journalistin, die ihn interviewen will. Ellie, abgelenkt durch Jacobs unnatürlich blaue Augen, verpasst den Moment, ihm die Wahrheit zu sagen. So flunkert sie weiter und findet sich kurze Zeit später in einem Flugzeug wieder. Um nicht als Lügnerin entlarvt zu werden, begleitet sie Jacob und ein Filmteam auf seiner Reise durch Vietnam. Dabei kommen sich Ellie und Jacob immer näher - doch ist sie wirklich bereit für eine neue Liebe? Und was wird geschehen, wenn Jacob erfährt, wer sie wirklich ist?
Melanie Lane stammt aus der schönen Stadt Hamburg, in der sie lebt und in ihrem eigenen Design Studio 'schockverliebt' arbeitet. Sie ist begeisterungsfähig, laut, trinkt gerne Vino und verabscheut Schubladendenken. Als bekennende Feministin lebt sie Themen wie Gleichberechtigung und Diversität, was sich auch stets in ihren Titel wiederfindet. Sie liebt Sarkasmus, ist eine große Tierliebhaberin und Schreiben ist ihre absolute Leidenschaft. Neben ihren Romance Titeln, die im Aufbau Verlag erscheinen, veröffentlicht sie 2020 auch ihr Fantasy Debüt 'Von Blut und Magie' im Isegrim Verlag.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1
Verdammt. Diese Augen.
Viele Menschen haben ein Hobby. Basteln, Lesen, Bungeejumping. Was auch immer sie nach einem beschissenen Tag aufheitert. Ich hatte auch solch ein Hobby: Ich beobachtete Menschen am Flughafen. Nach einem langen, stressigen Tag oder auch, wenn ich nicht schlafen konnte, kam ich gern an den Flughafen, setzte mich in die Ankunftshalle und studierte die Leute um mich herum. Für mich gab es nichts Schöneres, als die lachenden und weinenden Gesichter jener Menschen, die sich nach langer oder kurzer Zeit wiedersahen und sich glücklich in die Arme fielen. Die Freude und die Liebe, die sie ausstrahlten, waren einfach wunderschön. Sie fühlten all das, was ich seit Jahren nicht mehr empfunden hatte. Ich dachte darüber nach, wo sie gewesen sein mochten und welche Geschichten sie zu Hause erzählen würden. So vergaß ich wenigstens für eine kurze Zeit, dass ich selbst nichts zu erzählen hatte. Nicht mehr. Tja, also das war mein kleines, trauriges Hobby. Aber hey, als ob Töpfern oder Stricken so viel besser wäre!
Seufzend stand ich auf und schulterte meine kleine schwarze Handtasche. Ich war direkt nach der Arbeit hierhergefahren, um auf andere Gedanken zu kommen und mich zu beruhigen. Chad – Schleimbeutel – Danes, mein Boss, hatte mich geschlagene dreißig Minuten angeschrien, weil ich es nicht geschafft hatte, unserem neuen Investor eines unserer Prestige-Objekte zu verkaufen. Dabei hätte ich es sehr wohl geschafft, wenn ich es gewollt hätte. Aber wie hätte ich dem netten, alten Herrn mit den tadellosen Manieren diese Ruine andrehen können? Sir Mortimer Wentworth war der Inbegriff von altem Londoner Geld, aber er war auch ein Gentleman, und ich weigerte mich, ihm ein Objekt zu verkaufen, welches es nicht durch unsere interne Qualitätsprüfung geschafft hatte. Eine von Chads zahlreichen schlechten Angewohnheiten war, jedes Mal geldgeil zu werden, wenn es um die Londoner High Society ging. Nur wegen seiner Geldgier würde ich einem Mann wie Mortimer jedoch keine zweitklassige Immobilie andrehen. Also hatte ich Mortimer bei seinem Nachmittags-Tee im The Montcalm London Gesellschaft geleistet und Klartext mit ihm geredet. In dem Wissen, dass dies mich meinen Job kosten könnte. Als ich schließlich ins Büro zurückgefahren war, um zu beichten, war Chad fuchsteufelswild gewesen. Rausgeworfen hatte er mich jedoch nicht. Leider hörte ich die kleine, fiese Stimme in meinem Kopf, die sich manchmal einschaltete, wenn ich mich vor schweren Entscheidungen drücken wollte. In den letzten Jahren war ich gut darin geworden, die Stimme zu ignorieren. Sehr gut. Ich hatte bereits die ersten Schritte Richtung Subway getan, als ein paar Reisemagazine in einem der Schaufenster meine Aufmerksamkeit erregten. Spontan betrat ich den Buchladen. Dank dieses kleinen Abstechers würde ich morgen früh sowieso total erledigt sein, und ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich einen Buchladen zuletzt von innen gesehen hatte.
Wenn Chad mich nicht bald feuerte, dann musste ich ernsthaft darüber nachdenken, selbst zu kündigen. Als freiberufliche Maklerin konnte ich tun und lassen, was ich wollte, bis jetzt hatte ich aber einfach noch nicht die Kraft gefunden, genau das zu tun. Ob mein Job mich nun erfüllte oder nicht – was er definitiv nicht tat –, er bezahlte meine Rechnungen. Was sollte ich auch sonst tun? Ich ließ meine Finger über die zahlreichen Buchrücken in dem Regal vor mir gleiten. Vor Jahren noch hatte ich davon geträumt, meinen eigenen Namen in solch einem Regal zu finden. Meine Geschichte. Mein Buch. Aber dann hatte mein Leben sich drastisch verändert, und ich fühlte es einfach nicht mehr. Da waren keine Geschichten mehr in mir. Keine Kreativität. Ich wanderte weiter und blieb vor den Reisemagazinen stehen. Thailand. Bali. Peru. Die Coverabbildungen waren wunderschön. Ich entdeckte einen Reiseführer über Südafrika, und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Was Helen jetzt wohl tat? Meine beste Freundin würde mir die Hölle heiß machen, wüsste sie, was ich hier gerade tat. Alleine. Am Flughafen.
Seufzend griff ich nach einem der Magazine. »Jacob Harrison« stand in großer, fetter Typo auf dem Cover. Ein unglaublich attraktiver blonder Mann strahlte in die Kamera, lediglich mit einer neonfarbenen Badehose bekleidet und mit Tauchausrüstung auf dem Rücken. Seine nassen Haare standen wild in alle Richtungen ab, und Wassertropfen glitzerten auf seiner perfekt gebräunten Haut. Das Faszinierendste an ihm waren jedoch seine Augen. Strahlend blau starrten sie mich von dem Magazin in meinen Händen beinahe herausfordernd an. »Ein Tag am Meer mit Extremsportler Jacob Harrison.« Ich sah mich um, und zu meiner Überraschung, entdeckte ich sein Gesicht auf zwei weiteren Magazinen. Offensichtlich war dieser Jacob im Trend. Und definitiv hatte jemand bei der Bildbearbeitung in Photoshop ein wenig übertrieben. Niemand konnte solch azurblaue Augen haben.
»Jacob Harrison«, murmelte ich und versuchte, mich daran zu erinnern, woher ich den Namen kannte. Hatte ich nicht irgendeinen Bericht über ihn und eine bekannte Rockband gelesen? Was war das doch gleich gewesen?
»Wollen Sie die Magazine kaufen oder sie einfach nur anstarren, Lady?«
»Wie bitte?« Erschrocken wirbelte ich herum und starrte den übel gelaunten Teenager mit den schlecht gefärbten Haaren vor mir irritiert an.
»Lady«, wiederholte er genervt, »wir schließen in fünf Minuten. Wollen Sie die Dinger kaufen oder nicht?«
Sein Blick fiel auf die Magazine in meiner Hand. Was zur Hölle sollte ich mit drei Reisemagazinen? Auf keinen Fall jedoch würde ich mir vor diesem Achtzehnjährigen die Blöße geben und sie zurücklegen. Also gab ich ein kleines Vermögen für drei völlig überflüssige Magazine aus und verließ schnellen Schrittes den Laden. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits kurz vor zehn war. Ich sollte wirklich langsam nach Hause fahren, mir ein Glas Wein einschenken und den heutigen Tag vergessen. Immerhin hatte ich jetzt genug Lesestoff. Mit den Magazinen im Arm durchquerte ich die Ankunftshalle und dann, plötzlich, sah ich ihn. Jacob Harrison. Extremsportler-Cover-Model-Jacob-Harrison. Das konnte doch bloß ein schlechter Scherz sein. Ich blickte auf die Cover in meiner Hand. Nein, mit Sicherheit kein Scherz und definitiv Jacob Harrison.
Live und in Farbe. Himmel, die Magazine wurden ihm in keinster Weise gerecht. In Jeans, weißem Shirt und abgeranzter Lederjacke stand er da, eine Dufflebag im Military Look lässig über die Schulter geschwungen. Er war größer, als ich angenommen hatte. Die Magazine mit seinem Gesicht darauf fest an meine Brust gepresst, stand ich einfach nur da und starrte ihn an. Blonde zerzauste Haare, ein wenig zu lang, so dass sie sich an den Ohren bereits zu kringeln begannen. Ein kräftiges Kinn mit rötlich-blondem Drei- oder vielleicht auch Vier- oder Fünftagebart. Eine athletische, muskulöse Statur. Ich hatte es nicht darauf abgesehen, aber mein Blick glitt wie von selbst über das kantige Kinn, die breiten Schultern und blieb an dem dünnen Shirt unter der Lederjacke hängen. Ein Shirt, das so eng war, dass einem die wohlproportionierten Muskeln darunter gar nicht entgehen konnten.
Der Mann ist Sportler, Ellie, es ist sein Job, so auszusehen, es …
Mit einem Mal verflüchtigte sich jeglicher Gedanke aus meinem Kopf, denn Jacob Harrison hatte seinen Kopf gedreht und sah mich nun direkt an.
Seine Augen sind nicht gephotoshopt.
Sogar auf die vier, fünf Meter Entfernung konnte ich das erkennen. So blaue Augen hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Sofort dachte ich an Saphire, den blauen Himmel über London – wenn man ihn denn mal sah –, das Meer… Ich hätte ewig so weitermachen können. Jacob Harrisons Anblick löste völlig unerwartet viele verschiedene Gefühle und Gedanken in mir aus, aber der wahrscheinlich lauteste Gedanke in meinem Kopf war: Wow. Für einen Moment starrten wir uns einfach nur an. Ob mir bewusst war, dass ich wie der größte Stalker aussah? Definitiv, ja. Aber ich hätte nicht einmal wegsehen können, wenn mir jemand eine Million Pfund dafür angeboten hätte. Sein Blick war hypnotisierend.
Als der Blickkontakt begann, mir unangenehm zu werden, löste er seinen Blick von meinem Gesicht und entdeckte die Magazine in meiner Hand. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass der Erdboden sich auftun und mich verschlingen möge. Jacobs Mundwinkel zuckten. Anstatt sich abzuwenden und diesen Moment das sein zu lassen, was er war – lediglich ein Moment –, setze er sich in Bewegung und kam auf mich zu.
Ach du heilige Scheiße …
Je näher er kam, desto mehr Details fielen mir an ihm auf. Seine tief gebräunte Haut, der leichte Rotstich seiner blonden Haare, der nicht nur in seinem Bart präsent war, und ein Haufen extrem attraktiver Lachfältchen.
Mein Herz machte einen Satz.
Was sollte ich tun? Wegrennen? Ihn ebenfalls anlächeln? Wieso lächelte er mich überhaupt an?
Die Dufflebag landete mit einem dumpfen Aufprall vor mir auf dem Boden.
»Hi.«
Äh …
Jacob grinste, und für einen Moment vergaß ich das Atmen.
»Hi«, wiederholte er, als ich stumm blieb.
In den Tiefen dieser unglaublichen Augen blitzte etwas auf. Er musterte erst mich, dann die Magazine in meiner Hand. »Ich bin Jacob.«
Wie gelähmt starrte ich ihn an. Sag etwas, Ellie. Irgendetwas.
»Äh, hi.« Nicht unbedingt meine Sternenstunde, aber immerhin hatte ich eine Art Begrüßung zustande...