Lange | Die Ankunft des Drachen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 452 Seiten

Lange Die Ankunft des Drachen

Erster Teil des Drachenreiter Epos, spannende Fantasy
2. Auflage 2023
ISBN: 978-3-347-99657-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erster Teil des Drachenreiter Epos, spannende Fantasy

E-Book, Deutsch, 452 Seiten

ISBN: 978-3-347-99657-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zwei Leben. Zwei Schicksale. Ein Ziel. Jiana ist Mitglied einer Gemeinschaft von Drachenreitern. Sie haben sich auf die Aufzucht und das Training von sogenannten Lindwürmern spezialisiert. Als lebende Kriegsmaschinen dienen sie den anliegenden Herrschern im Krieg und zur Verteidigung. Als Jiana alt genug ist, will sie sich den Traditionen gemäß auf die Suche nach einem Drachenei begeben. Ihre Reise endet, eh sie begonnen hat. Sie wird verraten und verschleppt. Als sie sich befreien kann, hat sie einen weiten und gefährlichen Weg vor sich. Dabei trifft sie auf einen ungewöhnlichen Gefährten, dessen Schicksal enger mit dem ihren verbunden ist, als sie beide ahnen. Kann sie ihre Gemeinschaft vor dem Untergang retten und die Verräter zur Rechenschaft ziehen? Teil 1 der Fantasy Reihe 'Chroniken der Drachenreiterin'. - Überarbeitete Neuauflage -

Matthias Lange wurde 1983 geboren. Er lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Schleswig-Holstein. Hauptberuflich ist er im sozialen Bereich tätig und unterstützt Menschen mit Behinderung in ihren Lebenslagen. Schon in seiner Jugend liebte er Fantasy, Horror und Science-Fiction. Seit geraumer Zeit widmet er sich dem Schreiben. Nach seinem ersten Roman "Die Ankunft des Drachen" folgen jetzt weitere, mit denen er die Leserinnen und Leser dazu einladen möchte, ihm in andere Welten zu begleiten.
Lange Die Ankunft des Drachen jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2

Als die Sonne über den Bergen aufging und die Spitzen der schneebedeckten Gipfel in gleißend helles Weiß tauchte, war Jiana schon aufgestanden. Sie hatte ihr Tipi lange vor den anderen verlassen und ging den schmalen Pfad zum Bach, an dem ihre kleine Siedlung stand. Der Weg war ausgetreten von den vielen Frauen und Männern, die Wasser holten oder dort die Wäsche wuschen. Baren Fußes schritt sie über die knorrigen Wurzeln der Bäume und entging geschickt und scheinbar mühelos den dornigen Rankgeflechten auf dem Boden. Über ihre Schulter hatte sie eine lederne Tasche, in der ihre Ausrüstung verstaut war. Am Wasser angekommen, legte sie ihre Tasche auf einen Stein und schaute sich sorgsam um. Die ersten Sonnenstrahlen brachen über die Bergkämme in das kleine Tal ein und tauchten die Bäume und Gräser in verrückte Muster von Schatten und Glanz. Man konnte noch nicht alle Details der Umgebung erkennen und als Jiana sichergestellt hatte, dass niemand sonst ans Wasser gekommen war, legte sie ihre Kleidung ab. Das weiße Leinenhemd und ihre dünne hellbraune Leinenhose waren grob verarbeitet. Kleidung von bescheidener Qualität, die ihr lediglich zum Schlafen diente. Auch wenn es zu dieser Jahreszeit auch in der Nacht noch recht warm war, empfand sie es als unangenehm, nur mit einem Lendenwickel zu schlafen. Andere Frauen und Männer waren hierbei freizügiger. Sie hatte jedoch ihre eigene Geschichte mit den Mitgliedern ihrer Gemeinschaft, aufgrund derer sie sich offensichtlich verschloss.

Sie war jetzt 20 Jahre alt. Und so wie es die Tradition verlangte, zogen die Kinder im Alter von 18 Jahren aus dem sicheren Umfeld der Familie aus. Die erste Aufgabe in ihrem Leben bestand darin, ihr eigenes Zelt zu bauen und es zu beziehen. Auch wenn es für sie eine Erleichterung war, endlich ihr eigenes Reich zu haben, fühlte sie sich des Nachts allein. Nicht, dass sie das enge Zusammenleben mit ihren Eltern oder vielmehr ihren zwei Brüdern vermissen würde. Als einziges Mädchen war das Leben in so einem engen Umfeld ohne einen eigenen Rückzugsort schwierig. Besonders dann, wenn man das älteste von drei Kindern war und zwangsläufig irgendwann auch körperlich erwachsen wurde.

Jiana tastete sich vorsichtig über die glitschigen Steine ins Bachbett vor. Ihr Atem begann sich in kurze Stöße zu verwandeln, bevor sie mit etwas Schwung in die Knie ging und bis zur Brust ins eiskalte Wasser abtauchte.

Für einen kurzen Moment hatte sie das Gefühl, ihr Herz würde aufhören zu schlagen. Dann breitete sich auf einmal ein wärmendes Gefühl in ihrem Körper aus, welches immer weiter zu einem nicht mehr so angenehmen Brennen heranwuchs. Sie schauderte und ihr Körper schüttelte sich heftig. Schnell wusch sie sich. Ein Knacken hinter ihr ließ sie aufhorchen. Sie drehte sich um und starrte mit zusammengekniffenen Augen in das Zwielicht des Dickichts. Erkennen konnte sie nichts.

»Wer ist da?«, rief sie.

Eine Gestalt trat aus dem Gebüsch. Jiana erkannte nur einen schwarzen Schatten, der sich in Richtung des Platzes bewegte, an dem sie ihre Sachen abgelegt hatte.

»Wie ich sehe, ist unsere hübsche Rebellin schon wach. Du gehörst doch sonst nicht zu den Frühaufstehern«, erwiderte die Person.

Jiana unterdrückte den Impuls, ihre Scham mit den Händen zu bedecken. Sie wusste genau, wer dort am Ufer stand, und sie wollte ihm den Triumph nicht gönnen, sie in Verlegenheit gebracht zu haben. Nein, das konnte er schon lange nicht mehr. Stattdessen schritt sie selbstbewusst in Richtung Ufer und blieb ein stückweit von der Person entfernt stehen. Ihre Haltung aufrecht, den Kopf ein wenig nach oben gerichtet, schien den Voyeur zu beeindrucken, denn er senkte seinen Blick und wandte sich zumindest halb von ihrem Anblick ab.

»Hast du genug gesehen, Kabil? Glaubst du wirklich, dass du mich mit deinem Verhalten noch einschüchtern könntest?«, funkelte sie ihn an.

Kabil war ein hochgewachsener Mann ihres Alters. Ihr Verhältnis zu ihm, nein, vielmehr zu fast allen in ihrer Kohorte, war mehr als nur angespannt. Sie konnte Kabil jedoch nicht so recht einschätzen. Jiana widersprach seiner Vorstellung von einer Frau. Für ihn war sie der Inbegriff der Respektlosigkeit gegenüber den etablierten Regeln im Dorf, so schätzte sie. Ihre Art, sich zu kleiden. Ihre kurzen dunklen Haare. Und das Training mit den Jungen und Männern im Dorf. Ein Privileg, das sie seiner Meinung nach nur aufgrund der Stellung ihrer Mutter hatte. Vielleicht war sie gerade deshalb für ihn so interessant.

»Ich will dich nicht einschüchtern, Jiana. Selbst ein wilder Lindwurm könnte das nicht.«

»Soll ich das als Kompliment verstehen?«, erwiderte sie und versuchte einen verwunderten Gesichtsausdruck aufzusetzen.

Kabil begann seine Kleidung abzulegen und Jiana schaute demonstrativ über ihn hinweg in den orange werdenden Himmel der Morgensonne. Kabil verzog das Gesicht zu einem schmalzigen Grinsen.

»Kein Kompliment, Jiana. Es ist eine Feststellung. Eine Tatsache. Eine, die, wie wir alle wissen, zu unser aller Verderben führen kann.« Sein letzter Satz klang ein wenig zynisch, so empfand es Jiana.

Kabil hatte seine Kleidung abgelegt und bewegte sich auf Jiana zu. Ihre Blicke trafen sich. Er hatte bis auf einen Kamm in der Mitte seines Kopfes alle Haare kurz rasiert. Seine Augen waren dunkel und funkelten sie an. Unter seiner Hakennase, Jiana hatte schon als Kind Fantasien, sie ihm einfach abzuschneiden, prangte ein sorgfältig gestutzter Bart. Er blieb vor ihr stehen und musterte sie mit einem Blick, der ihr nicht gefiel. Sie fühlte sich immer unwohler und musste alle ihre Kräfte anzapfen, um sich jetzt nicht einfach umzudrehen. Das überraschte sie selbst, aber Jiana blieb standhaft und konnte dem Blick von Kabil trotzen.

»Ich habe genau wie du und jeder andere Mann das Recht, diese Prüfung abzulegen. Es steht nirgendwo geschrieben, dass Frauen ausgeschlossen sind«, trotze sie seinen Ausführungen.

»Na und? Es steht nirgendwo geschrieben, ja. Aber es ist Tradition und die muss nicht aufgeschrieben werden, die existiert einfach und hat Bedeutung. Du trittst das Erbe unserer Vorfahren mit Füßen. Dich interessiert nur dein eigener Erfolg. Andere sind dir doch völlig egal. Ich kenne so etwas bei Menschen. Deine Mutter mag dein Verhalten unterstützen, aber niemand sonst tut das. Du glaubst doch nicht wirklich, der Herausforderung gewachsen zu sein.«

»Mach dich auf einen harten Kampf gefasst, Kabil. Ich werde mir von dir und deinen Mitläufern nicht das Recht auf Selbstbestimmung meines Schicksals nehmen lassen. Und wenn du mir weiterhin im Weg stehen solltest, dann wirst du wünschen, mir nie begegnet zu sein!«

Kabil lachte und setzte zu einer Entgegnung an, aber Jiana reagierte blitzschnell und stieß ihn mit beiden Händen von sich. Er ruderte noch wild mit beiden Armen und versuchte sein Gleichgewicht wiederzufinden. Dann kippte er wie ein gefällter Baum nach hinten und klatschte in das eiskalte Wasser des Bachs. Jiana watete in Richtung Ufer und erwartete jeden Moment eine Revanche. Doch die blieb aus. Als sie nach einigen Schritten über ihre Schulter sah, trieb Kabul auf dem Rücken und schaute ihr hinterher. Sie verdrehte die Augen und setzte ihren Weg unbescholten fort: »Genieß die Aussicht, Idiot!«

Frisch und angezogen, kehrte Jiana ins Dorf zurück. Es bestand zum Großteil aus kleineren und größeren Tipis, wie auch Zelten. Im Außenbereich, den Jiana durchquerte, um zum zentralen Platz zu gelangen, befanden sich die Stallungen. Es gab offene Gehege, in denen Schafe und Ziegen lebten. Sie schauten Jiana mit ihren großen glasigen Augen an und fraßen Gras aus einem Unterstand, der auch Wasser bereitstellte. Sie machte einen kleinen Abstecher und verließ den Weg, der sie direkt ins Zentrum des Dorfes geführt hätte. Ein Stück weit von den Gehegen der Schafe und Ziegen entfernt sah sie einzelne große Gitterboxen. Sie waren aus Metall geschmiedet und doppelt so hoch wie sie. In die Fläche des Metallkäfigs hätte man gut zweimal das Zelt ihrer Eltern hineinstellen können und immer noch Platz gehabt, um es zu umrunden. Es gab insgesamt fünf solcher Käfige, die jeweils an zwei nebeneinanderliegenden Seiten mit Holz abgedichtet waren und den Blick vom Inneren eines Käfigs zu einem anderen verwehrten. Bis auf einen Käfig waren alle leer.

Jiana umrundete die Anlage und blieb vor einem der Käfige stehen. Kaum nahm sie der Insasse wahr, gab er ein tiefes Schnauben von sich. Der Kopf des Wesens hob sich ein Stück und es öffnete seine Augen. Im Zwielicht der aufgehenden Sonne leuchteten sie Jiana entgegen. Orange-Gelbe Facetten funkelten sie an und das sonderbare Farbspiel wurde davon abgelöst, dass sich die Augen ein zweites Mal öffneten. Die orangefarbene Nickhaut zog sich zur Seite und offenbarte einen dunklen Spalt, der schnell größer und kleiner wurde, als er Jiana versuchte zu fokussieren.

»Hey mein Großer, wie hast du...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.