E-Book, Deutsch, 255 Seiten
Lange / Prolibris Verlag Der letzte Sprung
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95475-112-9
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Harz Krimi
E-Book, Deutsch, 255 Seiten
ISBN: 978-3-95475-112-9
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nur noch wenige Tage bis zum Burgturnier in Nörten-Hardenberg. Da explodieren auf dem Gelände Molotowcocktails. Verbergen sich hinter dem Brandanschlag radikale Tierschützer, die mit gewaltsamen Mitteln auf ihr Anliegen aufmerksam machen wollen? Oder steckt noch mehr dahinter? Ist vielleicht sogar das Leben von Menschen in Gefahr? Die Veranstalter sind alarmiert. Der Star des Turniers hingegen, der international gefeierte Springreiter Clément, zieht sich in sein Ferienhaus im Südharz zurück. Denn gerade erst ist seine Freundin in den Serpentinen hinunter nach Osterode tödlich verunglückt. Und es gibt immer mehr Hinweise, dass sich hinter dem Unfall ein Mord verbergen könnte. Was ist los in der Reitsportszene? Kommissar Behrends von der Northeimer Kripo wird eingeschaltet. Es trifft sich gut, dass seine Frau VIP-Tickets für das Burgturnier gewonnen hat. So hat er Gelegenheit, unbemerkt zu ermitteln. Mit Entsetzen begreift er, in welcher Gefahr Reiter und Publikum schweben. Wird er mit seinem Team die Katastrophe verhindern können?
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2.
Zehn Jahre später Kriminalhauptkommissar Ingo Behrends zuckte heftig zusammen, als die Tür zu seinem Büro mit einem Ruck aufgerissen wurde. »Mein Gott, Tim, musst du denn hier so reinplatzen?«, rief er seinem Kollegen entgegen, der ihm aufgeregt mit einer Aktenmappe zuwedelte. »Du glaubst es nicht!«, krächzte Kommissar Tim Seidel, ohne auf Behrends’ Vorwurf einzugehen, und stürzte auf dessen Schreibtisch zu. »Was? Was glaube ich nicht?« »Der Unfall in Lerbach!« Behrends zog die Stirn kraus, überlegte einen Moment: »Die Frau, die mit ihrem Wagen ungebremst über die Leitplanke geschossen ist?« »Richtig. Wie du ja weißt, habe ich …« Seidel riss mitten im Satz seine freie Hand vor den Mund und wurde im selben Augenblick von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. »Du solltest langsam mal was dagegen tun«, mahnte Behrends, als das Husten abebbte. »Ich könnte Katrin fragen …« Seidel schüttelte seinen hochroten Kopf: »Lass mal«, entgegnete er heiser, »ist schon viel besser geworden in den letzten Tagen.« »Wirklich? Das ist mir gar nicht aufgefallen. Aber wenn du meinst.« Behrends seufzte. Er verstand seinen Kollegen nicht. »Also, was ist jetzt mit dem Unfall? Was haben wir damit zu tun?« »Ungebremst, hast du eben gesagt.« Seidel strahlte, als habe er im Lotto gewonnen. »Ja, ich weiß«, Behrends begann, ein wenig ungeduldig zu werden, »bitte, komm zur Sache.« »Ich hatte ja von Anfang an so meine Zweifel an der Unfalltheorie.« Seidel zog lässig einen der beiden Besucherstühle zu sich heran und warf sich siegessicher darauf. »Womit du dir nicht überall Freunde gemacht hast«, erinnerte ihn Behrends. »Du hast deine Nase ziemlich tief in die Angelegenheiten der Kollegen gesteckt, was die gar nicht gut fanden.« Er hatte immer noch die aufgebrachte Stimme am anderen Ende des Telefons im Ohr, die ihn als Seidels Vorgesetzten aufforderte, sich seinen Mitarbeiter vorzuknöpfen und zurechtzuweisen. »Die hatten verschiedene Annahmen, warum die Frau ins Tal gestürzt ist, ohne dass sie versucht hat, den Wagen vorher abzubremsen. Fremdeinwirkung gehörte nicht dazu. Es gab keine entsprechenden Anhaltspunkte. Weder am Auto, noch sonst. Dein Gequengel ist denen jedenfalls ganz schön auf den Wecker gegangen.« »Tja, aber wie es aussieht, hatte ich Recht.« Seidel räusperte sich und tippte auf die Mappe. »Möglicherweise geht uns die Geschichte doch etwas an.« »Wieso das jetzt?« Behrends zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Mordanschlag.« »Mordanschlag? Wie willst du diese Behauptung belegen?« »Dann lies das hier mal.« Seidel stand auf und legte die Mappe geöffnet vor Behrends auf die Schreibtischplatte. »Die Kollegen von der Spurensicherung haben jetzt doch Hinweise gefunden, dass an dem Auto manipuliert wurde.« »Ich denke, sie haben den Unfallwagen absolut gründlich daraufhin untersucht und nichts gefunden. Woraufhin du sie mit allerlei wüsten Behauptungen genervt hast. Unter anderem auch mit deiner Mordtheorie.« Seidel nickte. »Stimmt. Aber ich war anscheinend nicht der Einzige, dem die Sache keine Ruhe gelassen hat. Die haben da einen Neuen in ihren Reihen. Ein absoluter Computer-Freak.« »Ach nee! Hätte nicht gedacht, dass es in unserem Verein außer dir noch so ’nen Verrückten gibt«, unterbrach ihn Behrends grinsend. Seidel zog die Mundwinkel ein wenig nach unten. »Mach dich ruhig lustig«, maulte er. »Du solltest mir lieber dankbar sein, dass ich ab und zu mal über den Tellerrand blicke, genau wie Stefan Haertel, der Neue bei den KTU’lern.« »Sollte ich?« Behrends beugte sich nach vorn und legte die Arme auf die Tischplatte. In einer väterlichen Geste faltete er seine Hände zusammen. »Na, dann los«, sagte er gemütlich, »erzähl schon. Bevor ich mich mühsam durch diesen Bericht hier quäle.« »Äußerlich ist nach wie vor gar nichts zu finden«, bestätigte Seidel die bekannten Fakten. »Aber die modernen Autos strotzen ja nur so vor Elektronik. Da gibt es nichts, was nicht automatisch gesteuert wird.« »Sag bloß?«, Behrends konnte sich eine ironische Bemerkung nicht verkneifen, »das ist jetzt aber sogar mir bekannt.« »Besonders die Luxusschlitten sind vollgepackt mit allen möglichen Errungenschaften des digitalen Zeitalters«, ließ Seidel sich nicht irritieren. Er kannte seinen Chef. »Die haben mehr und intelligentere Software unter der Haube, als du auf deinem Dienstcomputer da. Und natürlich kommst du mit diesen Bordcomputern auch ins Internet. Wireless-LAN, Mobilfunk, du weißt schon …« Behrends entgegnete nichts, sondern zog die Augenbrauen zusammen. Sollte das jetzt ein Vortrag werden? »Also, um es kurz zu machen«, reagierte Seidel sofort auf den Missmut, den er in Behrends’ Gesicht erkannt hatte, »die Nobel-karosse der verunglückten Dame hatte sich einen Virus eingefangen.« »Wie bitte?« Seidel grinste triumphierend. »Das haut dich jetzt um, was?« »Einen Computervirus? Meinst du so was in der Art?« Behrends schüttelte verständnislos den Kopf. »Aber wie soll das denn gehen. Ich verstehe nicht …« »Ist auch schwer zu verstehen. Aber Haertel von der KTU ist sich jetzt fast sicher, dass bei dem Wagen Lenkung und Bremsen lahmgelegt waren. Zwei elektronisch gesteuerte Funktionen.« »Das heißt doch nur, dass die Bordelektronik gesponnen hat«, folgerte Behrends, »zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Das soll vorkommen. Ein technisches Versagen mit Unfallfolge. Wem willst du dafür die Schuld geben? Da jemandem Absicht zu unterstellen, finde ich absurd.« Behrends weigerte sich, Seidels Anschlagtheorie zu akzeptieren. Ein Computervirus im Auto! Wo gab es denn so was? »Vordergründig hast du Recht«, gab Seidel zu, »die Elektronik gibt den Geist auf und es kommt zum Crash. Aber warum spinnt der Bordcomputer? Das ist hier die Frage. Der ist Haertel nachgegangen.« »Und dabei auf diesen ominösen Virus gestoßen?« Behrends schaute ungläubig. »Richtig.« Seidel nickte. »Er selbst hat zwar nicht entdeckt, dass etwas an der Systemsoftware faul ist, aber er hat diverse Kontakte. Zum einen kennt er ein paar Leute in der Autobranche, Studienkollegen von früher, und zum anderen pflegt er intensive Beziehungen zur Hackerszene.« »Scheint ja ein ganz reizendes Früchtchen zu sein, dein Haertel«, bemerkte Behrends skeptisch. »So ganz sauber kommt mir das alles nicht vor.« »Wenn’s uns hilft«, antwortete Seidel ungerührt. »Jedenfalls scheint es so, dass die Software des Wagens mit schädlichem Code infiziert war.« »Aber so ein Virus oder Schadcode muss da auch irgendwie reinkommen. Das weiß sogar so ein blutiger Laie wie ich.« Behrends kratzte sich am Hinterkopf. »Das funktioniert doch nicht wie beim Computer, indem du dir ein verseuchtes Programm aus dem Internet lädst und installierst. Oder kann die Frau das selbst gemacht haben?« »Nee, sicher nicht«, entgegnete Seidel. »So einfach kommst du da nicht ran. Theoretisch kannst du zwar per Mobilfunk aus der Ferne irgendeinen Dreck in das bordeigene Mediacenter einschleusen, das sich dann im System einnistet, aber es besteht doch ein großes Fragezeichen, ob das in der Praxis so funktioniert. Das geht eigentlich nur über die Kfz-Fachwerkstatt, beziehungsweise mit dem entsprechenden Diagnose- und Wartungsstecker für die Elektronik. Dafür musst du dann natürlich auf das Auto selbst Zugriff haben. Aber wenn du es geschafft hast, den Virus in den Bordcomputer einzuspeisen, hast du alle Möglichkeiten. Dann kannst du zum Beispiel per Smartphone ein Auto, das mit zweihundert Sachen über die Autobahn rast, zu einer Vollbremsung zwingen, ohne dass der Fahrer auch nur ahnt, was da gleich passiert, geschweige denn, dass er Einfluss darauf hat.« Behrends blickte Seidel einige Augenblicke zweifelnd an. »Willst du mir damit sagen, jemand hat über sein Handy die Bremsen und das Lenkrad am Wagen der Frau blockiert, als die durch die Serpentinen nach Lerbach runtergefahren ist?« »Das würde zu dem passen, was die Kollegen am Unfallort festgestellt haben, beziehungsweise nicht festgestellt haben. Fehlende Bremsspuren und so weiter.« »Meine Güte, das ist ja der reinste...