E-Book, Deutsch, Band 5102, 174 Seiten
Lange Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 02: Geheiligte Spiele
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-055-0
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5102, 174 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Sternenabenteuer
ISBN: 978-3-95719-055-0
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Katai-Sektor entdeckt die Besatzung der Promet IV auf einem Mond die Heimatbasis der Mystery. Dort orten sie neben unzähligen bestialischen Tierarten auch eine ungewöhnliche Lebenssignatur. Shalyn Shan betritt die Arena des Todes. Um den Mörder von Peet Orells Vater zu finden, wagen sich Vivien Raid, Arn Borul und Doktor Wong auf eine ungewöhnliche und gefahrvolle Reise. Sie ahnen nicht, wer ihnen dabei nach dem Leben trachtet.
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Katai-Sektor, an Bord der Promet IV, 17.04.2107
Ich erwachte mit einem Schlag, praktisch ohne Übergangsphase. Mein Kopf schmerzte nicht, auch mein Körper schien keine Folgeschäden davongetragen zu haben. Als ich den Kopf zur Seite drehte, sah ich Vanessa, die dabei war, den Rest der Crew medizinisch zu versorgen. Takagawa und der Professor lagen auf den Liegen neben mir und hatten bereits wieder eine gesunde Gesichtsfarbe, auch wenn sie noch nicht bei Bewusstsein waren. Gerade kam Sir Klakkarakk herein und trug den Major auf seinen Armen. „Wie ich sehe, bist du erwacht, edle Shalyn“, sagte der Quogore. Ich nickte fahrig. Rasch setzte ich mich auf und schwang die Beine von der Liege. „Wie ist die Lage?“, fragte ich Vanessa. Sie drehte sich um und wischte sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn. „Ich bin noch etwas wackelig, weil der Robodoc die schnellste Möglichkeit gewählt hat, mich aufzuwecken. Das war nicht so sanft, wie bei dir und den anderen.“ „Das Schicksal einer Bordärztin“, sagte ich und rutschte von der Liege. Für einen Moment fürchtete ich, dass meine Beine mich nicht tragen könnten und stützte mich ab, aber nach einem kurzen Schwindelanfall ging es. „In einer halben Stunde hast du deine Mannschaft vollständig zurück an ihren Plätzen“, kündigte Vanessa an. „Und dann werde ich mich erstmal hinlegen und meinem Biorhythmus einen Neustart verordnen.“ „Einverstanden, aber erst, wenn wirklich alle wieder in Ordnung sind. Wo ist Cy?“ „Ihn hat es schlimmer erwischt“, sagte Vanessa. „Schuld daran sind seine Cyborg-Gehirnimplantate, die die Parakon-Schocks wie eine Antenne aufgefangen haben.“ Ich sah mich nach ihm um und entdeckte ihn in einem anderen Raum der Medo-Station. „Was ist mit ihm?“ „Sein Gehirn wurde überlastet, sowohl die natürlichen als auch die technischen Teile. Er ist ins Koma gefallen. Seine übrigen Körperfunktionen sind normal und stabil.“ „Kannst du nichts für ihn tun?“, fragte ich voller Sorge. „Er hat so etwas wie einen Kurzschluss erlitten. Ich bin Medizinerin, keine Elektronikerin. Der Robodoc ist wesentlich geeigneter dazu, aber er muss zuerst Cys System analysieren, bevor er es reparieren kann. Das wird ein paar Stunden dauern.“ Diese Aussichten gefielen mir überhaupt nicht. Hätte Cy die Reise durch das Wurmloch ebenso wie wir überstanden, würde er sich schon wieder im Maschinenraum befinden, um das Schiff flott zu machen. „Versuch bitte, diesen Prozess irgendwie zu beschleunigen“, bat ich Vanessa, aber sie verdrehte nur die Augen. „Kip, wie sieht es mit der Promet aus?“, fragte ich unseren Bordcomputer. „Leider befindet sich das Schiff in einem desolaten Zustand“, diagnostizierte Kip. Kein Wunder, immerhin waren wir durch ein künstliches Wurmloch gestürzt, dabei untrennbar mit der Mystery verbunden. Die Parakon-Schocks hatten sich angefühlt wie äußerst intensive Transitionsfolgen. Vor meiner Bewusstlosigkeit hatte ich gesehen, wie sich die Zentrale und alle Besatzungsmitglieder in die Länge zogen, als seien sie aus Plastik. Aber das konnte auch nur Einbildung gewesen sein. Ich lauschte Kips Bericht, und meine Hoffnung auf eine baldige Weiterreise schwand mit jedem einzelnen Punkt, den er aufzählte. Die Parakon-Schocks hatten nicht nur die Crew außer Gefecht gesetzt, sondern auch viele Teile der Schiffssysteme schwer beschädigt. Nacheinander waren die Holodisplays, die Außensensoren und alle Ortungssysteme ausgefallen. Manövrierfähig war die Promet schon vorher nicht mehr gewesen, aber momentan waren wir auch noch blind. Wir hatten keine Ahnung, wo wir uns befanden, und wie es um uns herum aussah. Cys Ausfall war aus diesem Grund ein harter Schlag für uns, denn ohne ihn brauchten die Autoreparatursysteme des Schiffes bestimmt mehr als zwei Tage, um die Schäden zu reparieren. Bis dahin blieb die Promet IV manövrier- und transitionsunfähig. Zusammen mit Sir Klakkarakk ging ich in die Zentrale zurück. Zuerst mussten wir unseren Standort ermitteln. Doch kaum hatten wir die Medo-Station verlassen, sprach Kip über einen anderen Lautsprecher weiter. „Es gibt noch eine weitere schlechte Nachricht.“ „Bitte berichte.“ „Während unseres Aufenthaltes im Hope-System hat ein Mitglied der Crew mit dem Hypercomsender der Promet einen Funkspruch abgestrahlt und anschließend alle Aufzeichnungen darüber in meinen Speichern gelöscht.“ Ich blieb stehen. „Ich nehme an, du weißt weder, wer das getan hat, noch welchen Inhalt der Funkspruch hatte, oder wer ihn empfing.“ „So ist es. Allerdings wurde durch die Parakon-Schocks die Löschung teilweise wieder aufgehoben. Ansonsten hätte ich die Manipulation nicht einmal bemerkt.“ „Wenn du den Zeitpunkt herausfindest, können wir es eingrenzen. Geschah es vielleicht zu der Zeit, als Anake und ich auf Hope II und Vanessa mit Cy auf der Mystery waren? Das würde den Kreis der Verdächtigen eingrenzen.“ „Der Zeitpunkt ist nicht mehr zu ermitteln“, antwortete Kip. „Das war ja klar.“ Ich ging weiter, Sir Klakkarakk folgte mir. „Vielleicht handelt es sich um etwas völlig Harmloses. Ein privater Funkspruch, der nicht in den Protokollen auftauchen soll?“, schlug ich vor. „Unwahrscheinlich. Dafür hätte niemand einen solchen Aufwand betrieben. Eine einfache Löschung aus dem Tagesprotokoll hätte ausgereicht. Aber dieser Funkspruch sollte restlos verschwinden.“ „Willst du mir damit sagen, dass sich in meiner Crew ein Spion befindet?“ „Es ist die offensichtliche Schlussfolgerung. Meiner Einschätzung nach handelt es sich um einen Spion der Space Police. Wahrscheinlich jener, der bereits einmal versucht hat, die Mission der Promet IV zu verhindern.“ „Danke, Kip. Diese Information bleibt vorläufig vertraulich“, wies ich ihn an. Automatisch fiel mein Verdacht auf den Ex-Space-Police-Angehörigen Patrick O’Healy, da er nach meiner Kenntnis die einzige direkte Verbindung dorthin besaß. Konnte es sein, dass der Major seinem alten Arbeitgeber noch zu Diensten war? Obwohl sie ihn so schlecht behandelt hatten? Oder war das alles inszeniert gewesen? Der Rauswurf und die Provokation im Solar Casino auf der Erdorbitalstation EOS Prime, alles nur Theater? Am Ende gab es auch keinen Space-Police-Spitzel bei der HTO. Hatte stattdessen der Major selbst den Robot-Agenten mit an Bord gebracht? Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Wie hatten sie ihn dazu gebracht, durch Erpressung oder Bestechung? Geld allein konnte nicht ausreichen, denn er verdiente mit dieser Mission genug für den Rest seines Lebens. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie ihn erpressten. Wahrscheinlich hatten sie schon während seiner Dienstzeit Material gegen ihn gesammelt. Seine Abneigung gegen die Space Police klang bisher sehr überzeugend, aber genauso gut konnte er mich dadurch manipuliert haben. Vielleicht winkte ihm zur Belohnung eine Wiedereinstellung bei der Space Police, verbunden mit einer Beförderung, die er nicht ablehnen konnte. Aber wenn der Major ein Spion war, hätte ich es doch mit meinen empathischen Fähigkeiten spüren müssen. War ich zu sorglos gewesen, zu vertrauensvoll ihm gegenüber? Andererseits war auch Vanessa eine Kandidatin, wenn es um das Hintergehen anderer ging. In ihrem Fall hielt ich Geld immer für ein Motiv, egal wie viel sie bei dieser Mission verdiente, es würde niemals genug sein. Wenn sie sicher sein konnte, nicht erwischt zu werden, würde sie sogar doppelt abkassieren, denn sie bekam die Prämie von Peet, selbst wenn die Space Police unsere Mission vereitelte. Sir Klakkarakk hatte mitgehört, äußerte sich aber nicht dazu. Da er zum Zeitpunkt des Funkspruchs noch nicht an Bord gewesen war, konnte ich ihn als einzigen an Bord ausschließen. Ich entschloss mich, meinen Verdacht zunächst für mich zu behalten, aber ich musste in Zukunft vorsichtiger sein. Ein Spitzel an Bord war ein weiteres Problem für unsere Mission, dabei gab es momentan schon genug andere, sodass kein Bedarf herrschte. Zusammen mit Sir Klakkarakk kehrte ich in die Zentrale zurück. Zuerst mussten die Ortungssysteme repariert werden. Solange wir praktisch blind waren, blieb die Frage offen, ob wir durch das Wurmloch ins Innere der Staubwolke gelangt waren oder uns möglicherweise an einem völlig anderen Ort befanden. Vielleicht entfernten wir uns gerade wieder vom Katai-Sektor. Ein weiterer Rückschlag. Nach und nach erschienen alle Besatzungsmitglieder in der Zentrale. „Fühlt sich an wie ein Kater durch billigen Sake“, klagte Takagawa und ließ sich in seinen Sitz fallen. „Auf dem Rückweg nehmen wir eine andere Strecke“, sagte der Major, der ebenfalls auf mich den Eindruck machte, als habe er ein komplettes Wochenende durchgezecht. Überraschend gut gelaunt und in bester Verfassung erschien der Professor. Es fehlte nur noch, dass er ein fröhliches Liedchen pfiff, während er durch die Zentrale schritt. Erstaunt sahen wir ihm nach, doch er bemerkte unsere Blicke erst, als er wieder auf seinem Sitz saß. „Stimmt etwas nicht?“, erkundigte er sich. „Sag du es uns“, erwiderte Takagawa. „Ach so, das meint ihr. Vanessa hatte mir ein Mittel gegeben, damit ich die Transitionsfolgen besser verkrafte. Davon muss ich wohl eine gehörige Dosis genommen haben, bevor wir durch das Wurmloch...