E-Book, Deutsch, 108 Seiten
Laue / Sacher Durch Island abseits und auf dem Laugarvegur
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-9004-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bericht über eine abenteuerliche Wanderung
E-Book, Deutsch, 108 Seiten
ISBN: 978-3-7504-9004-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Island auf die harte Tour Das isländische Hochland um den Laugarvegur ist beeindruckend schön und schon lange kein Geheimtipp mehr. Bei einer ausgedehnten Wanderung wollten wir diese Landschaft kennenlernen. Dass sich die Wanderung schließlich zu einem Abenteuer entwickeln würde, hatten wir bei der Planung nicht geahnt. Die Flüsse, die wir durchfurten mussten, waren tiefer, das Wasser war kälter, die Schneefelder waren größer und steiler und der Wind war ein heftiger Sturm. Aber es war ein tief beeindruckendes Erlebnis, das es wert ist, dass darüber berichtet wird.
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Tag 2: Auf geht es ins Hochland
Morgens vor dem Frühstück gehen wir noch unter die Dusche, es wird die letzte Gelegenheit für sechs Tage sein. Doch bei dieser Dusche ist es kein richtiger Genuss, denn es ist unglaublich eng, so dass man sich schon Beulen beim Abseifen holt. Das Duschen wird auch dadurch gefährlich, dass der Duschkopf fest montiert ist. Man steht unter der Dusche und hofft es wird nicht zu heiß oder kalt, weg kommt man aus der Enge jedenfalls nicht so schnell. Nachdem Heike geduscht hat, ist ihr Kommentar: Katrin könnte die Duschtür nicht einmal schließen, geschweige denn sich abseifen. Ich hatte ja schon Probleme an meine Füße zu kommen, in dem winzigen Ding." Das Frühstück passt sich genau dem Niveau an, wie wir es bisher von diesem Hotel kennen, in jeder deutschen Pension ist das Frühstück besser. Wir sind froh den Rucksack fertig packen zu können und in Richtung City-Hall loszugehen. Glücklicherweise können wir einen kleinen Rucksack mit etwas Kleidung für den zweiten Teil unseres Urlaubs im Hotel lassen. Wir werden noch zweimal in dieses traurige Hotel zurückkehren müssen, denn wir haben die Übernachtungen schon bezahlt. Auf dem Weg in die Stadt ist der große, schwere Rucksack deutlich zu spüren. Wie soll das die nächsten Tage werden, wenn wir ihn den ganzen Tag schleppen müssen? Wir haben das Gewicht schon gnadenlos optimiert, aber mit nur einem Liter Wasser sind es bei mir 19 kg, die merkt man schon ganz ordentlich auf dem Rücken. Der Bus fährt erst um 12:30 und wir brauchen keine Besorgungen mehr machen, so bleibt Zeit für eine Sightseeing-Tour, die das Rucksackgewicht sehr kurz ausfallen lässt. Also gehen wir frühzeitig zur City Hall, wo der Bus abfährt und man gut die Zeit überbrücken kann. In der City Hall gibt es viele Informationen über Island, eine Touristeninformation und einen Schalter, an dem man diverse Aktivitäten zu schockierenden Preisen buchen kann. Es gibt Toiletten, was nicht uninteressant vor einer langen Busfahrt ist und es gibt im Untergeschoss ein riesiges 3D-Modell von Island. So können wir die geplante Route schon einmal abgehen, mit dem Finger auf der 3D-Landkarte. Hier sieht man direkt die Höhenunterschiede (etwas überzeichnet), wie steil ist es, wie einfach oder schwer wirkt es, sich in der Landschaft zu bewegen. Ich werde müde vom Nichtstun", sagt Heike, Meinst du ich bekomme hier in der Nähe einen Cappuccino? Wir haben doch noch viel Zeit." „Auf dem Weg zu dem Geschäft, in dem wir gestern Abend den Trockenfisch gekauft haben, war eine Cafe-Bar. Versuche es doch dort einmal", empfehle ich Heike. Heike ist rechtzeitig mit ihrem Cappuccino zurück, bevor sich das Islandwetter meldet. Es fängt an zu regnen, aber wir sind im Trocknen und können nach draußen sehen, können sehen, wie Touristengruppen durch den Regen der City Hall zustreben, um Schlangen vor den Toiletten zu bilden. Der Bus ist pünktlich, wir haben schon via Internet gebucht. Ein junger Mann kontrolliert auf seinem Tablet die Namen, er ist nur Begleitperson, einen Fahrer gibt es auch noch. Das ausgedruckte Ticket ist unwichtig, er hat eine Liste der Personen, die er mitnehmen soll, das reicht. Ich spreche den jungen Mann an, ob es möglich ist, in Landmannhellir auszusteigen, was kein Problem zu sein scheint. Um solche Angelegenheiten zu klären reicht mein Englisch aus, hoffe ich. Der Bus, ein großer geländetauglicher Reisebus ist mit acht Personen nur sehr schwach besetzt. Ist es doch nicht so schlimm mit der Touristenflut in Island? Als ich vor acht Jahren die Strecke gefahren bin, waren es sogar zwei recht volle Reisebusse. Jetzt gibt es aber verschiedene Abfahrtszeiten und Anbieter. An den nächsten Haltestellen auf dem Weg ins Hochland steigen noch einige Fahrgäste hinzu, letztlich ist der Bus doch gut gefüllt. Überraschend oft sehen wir Leute die versuchen zu trampen, dabei handelt es sich üblicherweise um Pärchen, die mit großen Rucksäcken unterwegs sind. In ihrer Reisekasse war wohl das Geld für eine Busfahrt nicht mehr enthalten. Island scheint in jeder Hinsicht extrem teuer. Wir fahren auch an einzelnen Trampern vorbei, die entlang der Straße ins Hochland gehen und ihr Glück versuchen. Hier fahren nur wenige Autos und die Entfernungen sind groß für ein so kleines Land. Wenn man keine Mitfahrgelegenheit findet, muss man einige Tage gehen. Im Nieselregen erreichen wir Landmannahellir, außer uns steigt niemand aus. Da wir die Ersten waren, die eingestiegen sind, liegen unsere Rucksäcke ganz unten. Dummerweise sind wir auch die Ersten, die austeigen, folglich müssen wir unser Gepäck unter einem Berg anderer Gepäckstücke herausgraben. Wir blicken dem Geländebus hinterher und Heike sagt: „Da fährt er hin, unser T-Rex." Der Spitzname, den sie aus Firmenname und Fahrzeugart für das Gefährt gefunden hat. T-Rex lässt uns an einem kleinen Campingplatz im Nieselregen in einer kargen aber beeindruckenden Landschaft stehen. Bei Sonnenschein wären die Farben viel intensiver, doch die niedrigen Wolken scheinen an den Bergen zu hängen, wirken etwas erdrückend. Auffällig sind die vielen Schneefelder, die hätte ich eigentlich nur auf den Gipfeln erwartet, doch die Gipfel können wir nicht sehen, da sie in den Wolken hängen. „Beim Teutates, dass uns mal nicht der Himmel auf den Kopf fällt!" zitiert Heike aus den Asterixheften beim Anblick der Wolken. „Wollen wir unser Regenzeug anziehen oder gehen wir gleich los?" fragt Heike. „Es ist nicht schlimm, die Regenjacken müssten reichen", antworte ich. Hier beginnt nun unsere große Wanderung im Nieselregen. Rucksäcke auf den Rücken und los. Es ist schon 16:30, aber für heute haben wir auch nur ca. zehn km geplant und es wird nachts nicht dunkel, wir könnten also auch die Nacht durchgehen. Zum Warmwerden geht es die ersten 5 Kilometer durch eine Ebene, dann kommt ein ordentlicher Anstieg, den man in der Ferne schon erahnen kann. Das wird richtig anstrengend mit dem Gepäck, aber danach geht es ins Tal, wo wir uns am Rande eines Baches ein Nachtlager suchen werden. Der anfangs nur leichte Nieselregen wird immer intensiver und wir müssen neben den Regenjacken auch noch die Regenhosen anziehen. Da wir den Anfang des Wanderweges, so wie er in der Wanderkarte eingetragen ist, nicht finden können, folgen wir zunächst der Piste, die auch der T-Rex genommen hat und gelangen nach einem Kilometer zu der ersten Furt. Kein Problem, wir brauchen nur die Hosen bis über die Knie hochkrempeln und Crocs anziehen und schon geht es durch das eiskalte Wasser. Auf der anderen Seite folgt die immer gleiche Prozedur: Füße abtrocknen und Strümpfe und Schuhe wieder anziehen. Bei Sonnenschein würde das mehr Spaß machen, so im leichten Regen geht das mit dem Abtrocknen einfach nicht gut und entsprechend schlecht geht es die Wanderstrümpfe über die nassen Füße zu ziehen. Jetzt am Anfang der Wanderung haben wir auch noch nicht die richtige Technik, später werfen wir den Rucksack einfach an eine Stelle, wo er nicht zu schmutzig wird auf die Erde und setzen uns darauf. Wenige Meter hinter der Furt ist ein Wanderweg durch Pflöcke gekennzeichnet. Er ist leicht ausgetreten und wir beschließen ihm zu folgen, auch wenn er nicht genau unsere Richtung einschlägt. Nach einer Viertelstunde hat der Weg noch immer nicht unsere Richtung eingeschlagen und wir beschließen querfeldein zu der Piste zurückzukehren, die wir vor kurzem erst verlassen haben. Da es hier keine störende Vegetation gibt, können wir über mehrere Kilometer sehen, wo wir hingehen müssen. Also über Stock und Stein zur Piste und ihr dann weiter folgen. Ein paar Autos begegnen uns, was lästig ist, aber dafür kommen wir auf der Piste gut voran und der Nieselregen hört auf. Wir ziehen die Regenkleidung aus, sie ist nicht mehr erforderlich. Ohne Regensachen ist es viel angenehmer, weil der Körper besser atmen kann und man beim Wandern nicht so schwitzt. „Schau da hinten die Pferde, das sind bestimmt 20 Stück", weist mich Heike auf Reiter hin, die auf weiter Fläche Richtung Landmannahellir reiten. „Es sind 20 Pferde, aber nur acht Reiter, die anderen Pferde laufen einfach so mit", antworte ich. „Für einen Reiter muss das doch toll sein, in dieser Landschaft Teil einer kleinen Herde Islandponys zu sein", stellt Heike fest, die deutlich mehr mit Pferden anfangen kann als ich. Ich bin mehr für die sachlichen Bemerkungen zuständig: „Da hinten wird der Wanderweg sein, den wir nicht gefunden haben. Ist aber auch egal, gleich geht es auf die Berge, da finden wir den Weg bestimmt". Nach 5 Kilometern verlassen wir endlich die Piste und steigen in einen Canyon ab, also geht es erst hinunter, damit es sich noch mehr lohnt, wenn es gleich auf die Berge geht. Der Weg ist hier mit Holzpflöcken gut gekennzeichnet und auch ausgetreten. Gerade bei den ganz steilen Passagen leisten die Wanderstöcke ganze Arbeit. Beim Hinabgehen fühlt man sich sicherer, hat nicht eine so große Angst auszurutschen und man schont die alten Knie. Beim Hinaufgehen kann man mit...