E-Book, Deutsch, 222 Seiten
Lauenroth DELTER
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-95765-697-1
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Science-Fiction-Storys
E-Book, Deutsch, 222 Seiten
ISBN: 978-3-95765-697-1
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Autor gibt sich geheimnisvoll. Seine nicht kopierbare Biografie: https://www.franklauenroth.de/fl/bio/menu.htm Seine Vita: https://www.franklauenroth.de/fl/vita/menu.htm
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Höchster Einsatz auf Robina 8
»Valent, es ist nicht notwendig, dass Sie nachts Überstunden schieben. Sie sind ja gerade einmal drei Tage hier.«
»Keine Überstunden mehr. Sehr wohl, Protektor.«
»Sehen Sie mir zu und lernen Sie. Das genügt vollauf.«
Er nickte eifrig.
»Ich gewähre nicht jedem diese Chance. Das sollten Sie wissen«, sagte Zevron, der Protektor von Robina 8, einer der zwölf verbliebenen Casino-Raumstationen in den Außenquadranten.
»Sie sind neu im Geschäft, Valent. Sie dürfen mir Fragen stellen.« Zevron schob seine hünenhafte Gestalt vor die Überwachungshologramme.
»Ich habe eine Frage, Protektor.«
»Nur zu!«
»Wie hoch war der höchste jemals hier erzielte Gewinn?«
Zevron überlegte. »Hier … zwei Millionen. Auf Robina 2 soll mal einer acht Komma vier Millionen gewonnen haben.«
»Mehr geht nicht?«
»Mehr geht schon. Es ist nur, wie so häufig bei Glücksspielen, extrem unwahrscheinlich.«
»Wie viele Credits könnte man theoretisch gewinnen?«
»Hundertzehn Millionen wären die Obergrenze. Die Glücksspielgilde hat verfügt, dass dieser Maximalbetrag immer im Auszahlungsautomaten vorrätig sein muss.«
»Der Automat am Casino-Ausgang?«, fragte Valent, während er unbewusst an sein Armband griff.
»Eben jener. Der ist übrigens nicht zu knacken. Ein Derengit-Tresor mit Wänden doppelter Dichte. Dreifach gesicherte Software. Nur die fälschungssicheren Jetons werden in Credits getauscht. Nicht einmal ich kenne den Zugangscode.«
»Robina hat wohl an alles gedacht?«
»Ich denke schon«, antwortete Zevron und grinste.
Sie befanden sich im Herzen der Station, im Überwachungszentrum.
Natürlich gab es auf dieser Raumstation eine Brücke. So wie auf jedem im All befindlichen flugfähigen Objekt ausreichender Größe. Doch diese Station existierte nicht, um durch den Kosmos zu gondeln, sondern um den Casino-Gästen möglichst viele Credits aus der Tasche zu ziehen.
Robina 8 schwebte in einer Umlaufbahn um den Stern NCY-IX 4352, unterhalb der habitablen Zone. Hier sah man die nahe Sonne in einer faszinierenden Größe. Die Nähe zum Stern sorgte außerdem dafür, dass die Stromversorgung der Station gesichert war … für die nächsten hundertfünfzig Millionen Jahre.
Alle Robina-Stationen befanden sich in Sonnennähe. Auf einer Sternenkarte hätte man von Station 1 über 2 und 3 und alle anderen einen Zickzackkurs einzeichnen können. Im Überlichtflug war jede aktive Station in weniger als zwei Wochen erreichbar. Einzig zwischen Robina 9 und 11 klaffte ein Loch von vier Wochen Überlichtflug.
Die Fenster im Casinobereich von Station 8 zeigten den Feuerball zwar helligkeitsreduziert, doch das Schauspiel der Protuberanzen ließen sich die wenigsten Gäste entgehen. Zumindest anfänglich. Manche Spieler hatten sich hier auf Jahre eingemietet und verloren irgendwann die Lust an den allgegenwärtigen Sonnenströmen.
Das orangefarbene Licht flutete die der Sonne zugewandten Säle.
Es war Nachsaison. Auf der Galerie saßen die üblichen Zocker. Beobachter, die lieber die Spiele aus der Ferne verfolgten, als selber an einem der Tische Platz zu nehmen. Sie setzten auf die Spieler, nicht auf das Blatt. Manche setzten gar nicht. Immerhin bestellten sie Getränke.
Die großen Spieleevents der mittleren Sonnenphase waren vorüber, die Gewinne eingefahren, der Schnitt längst gemacht. Das Robina-Konsortium schrieb schwarze Zahlen. Genug, um den Angestellten zum Ende der Saison einen Bonus in Aussicht zu stellen.
Damit es so blieb, brauchte es wache Köpfe. Meist waren es Menschen, die das Geschäft verstanden – und im Zweifelsfall keine Skrupel kannten, den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Die Eignung anderer Spezies hielt sich in eng definierten Grenzen.
»Als Sie sich bewarben, habe ich in Ihnen etwas gesehen, das man unbedingt für diesen Job braucht«, sagte Zevron.
Valent schmunzelte. »Sie meinen Unnachgiebigkeit? Durchsetzungsvermögen? Biss?«
»Sie schmeicheln sich, Valent. Ich sah Ausdauer.«
»Sie sagten, ich solle fragen.«
Zevron brauchte einen Moment, um diese Scharfzüngigkeit zu verdauen. Für solcherlei Frechheiten hatte er bereits Menschen an ihren Zehen aufhängen lassen. Oder im Fall einer nicht humanoiden Spezies an etwas Vergleichbarem.
Valent war jedoch der Einzige, der ihm geeignet erschien, ihn einmal als Protektor zu beerben. Bei rund achtzig Bewerbern glich der Mann damit einem Juwel in einer riesigen Schale von Glaskugeln.
Valent grinste. »Vergeben Sie mir, Protektor. Ich bin mit der Zunge manchmal ein wenig zu schnell. Vielleicht liegt es an meiner Ausbildung, damals, auf Clarion Fünf, als ich …«
Zevron hörte ihm bereits nicht mehr zu. Eines der Überwachungshologramme nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Er ging um das Hologramm herum, beäugte jede noch so kleine Bewegung und vergrößerte Details durch eine knappe Geste.
Valent verstummte und blickte ebenfalls auf das dreidimensionale Abbild des Geschehens im unteren Spielsaal.
Das Hologramm zeigte ein Yakuzz-Spiel.
Am Tisch, auf einem der kostenlos verfügbaren Grav-Pads, schwebte ein kleines Mädchen. Es mochte vielleicht zwölf Standardjahre alt sein. Hinter ihm stand ein Betreuer. Das war üblich. Bis zum vierzehnten Jahr benötigte man für das Glücksspiel einen Beistand.
Die Altersgrenze fürs Glücksspiel war nach der Durchsetzung der Genreform rasch dem neuen Erwachsenenstatus angepasst worden. Demnach waren Menschen mit vierzehn volljährig. Forzianische Schleimgrabbler sogar mit sieben. Letztere sprachen besonders auf die Genonifizierung an. Allerdings besuchten Schleimgrabbler Robina 8 selten. Ihr Kodex erlaubte Glücksspiel erst im hohen Alter, welches sie selten erreichten, da sie als Kopfgeldjäger arbeiteten.
Dem Mädchen gegenüber schwebte der Croupier. In dem Saal gab es sieben Tische. An diesem bediente Orloff, der dienstälteste und erfahrenste.
Das Robina-Konsortium hatte vor ein paar Sonnenumläufen versucht, die Croupiers durch Maschinen zu ersetzen. Als daraufhin die Besucherzahlen einbrachen, wurde die Entscheidung zurückgenommen. Das Vorhaben, die guten alten Jetons durch aufladbare Jet-Cards zu ersetzen, wurde daraufhin bereits im Vorfeld verworfen.
Über dem Yakuzz-Tisch hing eine Anzeige, die den Wert des im Spiel befindlichen Potts anzeigte. Zevron musste zweimal hinsehen, um es zu glauben. Vierundachtzig Millionen Credits!
Das Mädchen spielte allein gegen die Bank.
Zugleich erkannte er ein Detail, dass ihn ein wenig beruhigte.
»Sehen Sie das Kind dort am Yakuzz-Tisch?«, fragte Zevron.
Valent nickte.
»Das Spiel liegt bereits weit über dem Durchschnitt. Doch offensichtlich ist das Mädchen blank.«
»Blank, Sir?«
»Sie hat keine Jetons mehr. Alle Credits verbraucht. Der Croupier hat bereits den Countdown gestartet. Das Kind hat fünf Minuten, um den Einsatz von zwei Millionen zu bringen.«
»Es sieht nicht so aus, als würde es sich deswegen große Sorgen machen, Sir.«
Zevron zoomte in das Hologramm hinein. Das Mädchen saß ruhig da. Der Betreuer bewegte sich ebenfalls nicht.
»Sie haben recht, Valent. Eigenartig.«
Der Countdown zeigte noch vier Minuten und zwanzig Sekunden.
Zevron sah im Zoom, wie das Mädchen die Hände gegeneinanderdrückte. »Betet das Mädchen?«
Eine ältere Dame ging am Tisch vorbei. Zevron erinnerte sich an sie. Sie saß meist am Fenster, blickte hinaus auf die Sonne und spielte in Gedanken versunken mit ihrem Armband, trank selten und spielte kaum.
Die Dame hatte den Hologrammbereich inzwischen verlassen. Das Mädchen wartete. Noch drei Minuten fünfzig.
»Sie wissen, wie Yakuzz funktioniert?«, fragte der Protektor.
»Nicht im Detail«, erwiderte Valent.
»Yakuzz wird mit sieben elektronischen Karten gespielt. Diese wechseln ihr Blatt jedes Mal, wenn man die Karte in die Hand nimmt. Dabei verschieben sich auch Kartenwerte von einem Spieler zum anderen. Wer eben viel besaß, kann im nächsten Moment einen Haufen Dreck in den Fingern halten. Oder umgekehrt. Das macht das Spiel unberechenbar und damit für Zocker attraktiv. Nur die Robina-Stationen besitzen eine Yakuzz-Lizenz. Die Tische sind durch mehrere Systeme gesichert, die zweimal im Standardjahr überprüft werden. Man kann Yakuzz nicht manipulieren.«
Zwei Minuten zehn.
Die alte Dame kam zurück und sprach mit dem Mädchen.
Zevron schaute wie gebannt auf das Hologramm.
»Was tut die Alte da?«, fragte Valent.
Der Protektor vergrößerte den Holo-Ausschnitt ein weiteres Mal. »Sie gibt der Kleinen Jetons!«
Der Croupier stoppte den Countdown.
Zevron fasste sich an den Kopf. »Das kann nicht wahr sein! Seit wann verschenken Spieler Jetons an Spieler?«
»Vielleicht hat das Mädchen der Lady einen Anteil am Gewinn versprochen?«, mutmaßte Valent. »Bevor es nichts gewinnt, tritt es lieber einen Teil des Geldes ab.«
Zevron nickte. »Ja, wahrscheinlich.«
In dem Moment ging die alte Dame.
»Was ist jetzt?«, fragte Zevron. »Ich würde an ihrer Stelle abwarten, wie das Spiel ausgeht.«
»Ich auch«, stimmte Valent zu. Er versuchte, der Dame auf den Überwachungshologrammen zu folgen.
Zevrons Blick klebte am Yakuzz-Tisch.
»Sie hat die zwei Millionen gebracht. Die letzte Runde. Wenn das Mädchen das bessere Blatt hat, gewinnt es hundertzwei Millionen.«
Dem Protektor trat der Schweiß auf die Stirn.
Zevron ließ sich die Blätter von Bank...