Buch, Deutsch, 172 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 215 mm, Gewicht: 350 g
Reihe: Edition Scientifique
Buch, Deutsch, 172 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 215 mm, Gewicht: 350 g
Reihe: Edition Scientifique
ISBN: 978-3-8359-7192-9
Verlag: VVB Laufersweiler Verlag
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Anwendbarkeit verschiedener Kaufunktionstests als klinisches Assessmentinstrument für pflegebedürftige Personen unterschiedlichen Alters unter Berücksichtigung der Zahnersatzart sowie der subjektiven Beurteilung durch die Probanden zu untersuchen, um eine primäre Einschätzung der Mundgesundheit zu erhalten.
Vor Beginn der klinischen Hauptuntersuchungen wurde zunächst im Rahmen von Voruntersuchungen eine Relevanzprüfung an 40 Senioren- und Pflegeheimbewohnern durchgeführt und um eine subjektive Einschätzung ihrer Mundgesundheit gebeten.
Insgesamt umfasste die Studie 70 Probanden im Alter zwischen 18 und 99 Jahren aus verschiedenen pflegerischen sowie klinischen Institutionen. Neben der Durchführung des Kaufunktionstests mit Karotten (MDA-App) sowie mit Fruchtgummis, die einer primären Einschätzung eines zahnmedizinischen Behandlungsbedarfes dienten, wurden die Probanden zahnärztlich untersucht und abschließend um eine subjektive Bewertung der Kaufunktionstests gebeten. Als Referenzmethode diente der zahnärztliche Befund.
Die Ergebnisse der Kaufunktionstests ergaben in beiden Fällen eine gute Übereinstimmung mit dem klinischen Befund (AUC-Wert des MDA: 0,72; AUC-Wert des Fruchtgummitests: 0,78). Beide Kaufunktionstests erzielten hohe Sensitivitätswerte, wobei der Fruchtgummitest mit 100 % etwas besser war als das MDA mit 83,3 %. In der Spezifitätsanalyse zeigte hingegen das MDA mit 59,6 % geringfügig bessere Ergebnisse als der Fruchtgummitest mit 55,8 %. Sowohl das MDA als auch der Frucht-gummitest wies ein statistisch signifikant niedrigeres Durchschnittsalter der korrekt als gesund identifizierten Probanden gegenüber den falsch und richtig als zahnmedizinisch behandlungsbedürftig eingestuften Probanden auf (p < 0,05). Dabei wurde deutlich, dass alle jüngeren Probanden im Alter unter rund 70 Jahren tatsächlich keinen Behandlungsbedarf hatten. Es konnte gezeigt werden, dass die Aussagefähigkeit beider Kaufunktionstests statistisch signifikant von der Zahnersatzart abhängig war (p < 0,05). Unter den Probanden, bei denen die Einschätzung einer Behandlungsbedürftigkeit anhand der Kaufunktionstests nicht mit dem zahnärztlichen Referenzbefund übereinstimmte, waren insbesondere Totalprothesenträger. In der Gesamtheit favorisierte die Mehrheit der Studienteilnehmer die MDA-App. Es fiel jedoch auf, dass die älteren Probanden ab 66 Jahren – unabhängig von der Zerkleinerungsfähigkeit – vor allem aus geschmacklichen Gründen den Fruchtgummitest bevorzugten, während die jüngeren Probanden im Alter unter rund 62 Jahren alle den Kaufunktionstest mit einem Karottenstück im Rahmen des MDA favorisierten.
Die vorliegende Untersuchung konnte sowohl das Potential der MDA-App als auch das Potential des Kaufunktionstests mit Fruchtgummis als klinische Assessmentkomponente für eine Ersteinschätzung der zahnmedizinischen Behandlungsbedürftigkeit bei Pflegebedürftigen unabhängig vom Alter darlegen. In Hinblick auf eine zukünftige Entlastung der Pflegebedürftigen sowie des Pflegepersonals und der pflegenden Angehörigen im privaten Umfeld bedarf es weiterer Untersuchungen mit Integration aller Beteiligten.
Die Fokussierung auf die pflegebedürftigen Personen mit akutem zahnmedizinischen Behandlungsbedarf wird eine Erleichterung im Rahmen der Therapieplanung bewir-ken und gleichzeitig zu einer allgemeinen Verbesserung der Mundgesundheit führen.