Lehmkuhl | Böhnke und die Nächstenliebe | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 226 Seiten

Lehmkuhl Böhnke und die Nächstenliebe

Kriminalroman
2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-9825-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 226 Seiten

ISBN: 978-3-7562-9825-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Diakon wird nach einer Tagung in Aachen Opfer eines Mordes. Deswegen verurteilt wird eine Frau, die die Tat zwar bestreitet, aber aufgrund der erdrückenden Beweislage als überführt gilt. Ein Fall für den ehemaligen Kriminalhauptkommissar Rudolf-Günther Böhnke, der im Auftrag von Rechtsanwalt Tobias Grundler und mit Hilfe des pensionierten Staatsanwaltes Joachim Herbst die Geschichte hinter der Geschichte enthüllt und der zugleich in einem Verfahren gegen Grundler recherchiert, dem eine sexuelle Belästigung einer Referendarin vor mehr als zehn Jahren angelastet wird. Als Böhnke und Grundler endlich glauben, das Geschehen zu durchblicken, taucht Herbst ab und lässt sie bei den Ermittlungen allein.

Kurt Lehmkuhl wurde 1952 in der Nähe von Aachen geboren. Nach dem Abitur und dem Studium der Rechtswissenschaften war er über 30 Jahre lang für den Zeitungsverlag Aachen tätig, zunächst als freier Mitarbeiter, danach als Redakteur und als Lokalchef in Erkelenz. Nach seinem Ausscheiden aus dem Zeitungsverlag Aachen arbeitet er als freier Journalist für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland. Neben der journalistischen Tätigkeit ist Kurt Lehm-kuhl schriftstellerisch aktiv. Seit 1996 werden seine Romane veröffentlicht, beginnend mit Tödliche Recherche. Häufig stehen aktuelle Themen oder regionale Besonderheiten im Mittelpunkt seiner Krimis, etwa der Aachener Karlspreis oder die Braunkohleförderung im Rheinland. Außerdem verfasst Kurt Lehmkuhl Reisereportagen und Kurzgeschichten, ist als Dozent für Kreatives Schreiben sowie als Moderator und Organisator von literari-schen Veranstaltungen und als Herausgeber von Anthologien tätig.

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2.
»Commissario, warum tust du dir das überhaupt an? Kannst du mir das gefälligst verraten?« Der Gefragte schaute seinen Begleiter an, blieb stehen und zuckte mit den Schultern. »Weil ich nicht anders kann.« Er grinste. »Und weil ich weiß, dass ich nicht allein sein werde. Du machst mit und Tobias ohnehin. Schließlich ist er unser Auftraggeber.« »Tobias Grundler ist dein Auftraggeber«, korrigierte ihn der andere, »nicht unserer.« Er setzte sich in Bewegung und ließ seinen Begleiter stehen. »Dann erzähl mal, Commissario. Bisher weiß ich nur, dass du für deinen Freund tätig werden sollst«, sagte er beiläufig beim Davonschreiten. Das Grinsen des pensionierten Kommissars wurde breiter, während er dem hageren Mann nachstiefelte, der ungelenk auf dem Weg zwischen den abgegrasten Weiden auf den herbstlichen Wald zulief. »Lennet, nicht so schnell«, rief er, »ich bin ein alter Mann.« »Ich bin auch nicht viel jünger als wie du«, schallte es fröhlich zurück. »Aber du bist gesünder als ich, mein Freund.« Das äußere Erscheinungsbild der beiden Männer knapp über 60 stand im krassen Widerspruch zu dieser Bemerkung. Der hagere, schwarz gekleidete Mann mit den schulterlangen, dünnen grauen Haaren, der bei jedem seiner ungelenken Schritte den Eindruck vermittelte, er würde im nächsten Moment umknicken und zu Boden fallen, war kerngesund. Niemand würde in ihm einen ehemaligen Staatsanwalt erkennen, der in seine Heimatstadt Aachen zurückgekehrt war, wo ihm wegen seiner frappierenden Ähnlichkeit zu einem beliebt-berühmten Karnevalsidol der Kaiserstadt zwangsläufig der Spitzname Lennet Kann verpasst worden war und wo er sofort wieder in das für Öcher typische »als wie« verfallen war. Aus vermeintlich gesundheitlichen Gründen hatte Oberstaatsanwalt Joachim Herbst seinen Dienst in Koblenz quittieren müssen; tatsächlich war er im Zuge seiner letzten Ermittlungen aus politischen Gründen unbequem geworden. Er hatte der vorzeitigen, von seinen Vorgesetzten forcierten Versetzung in den Ruhestand zuerst zaudernd gegenübergestanden, dieses aufgedrängte Angebot dann aber doch gerne angenommen; und kaum war er zurück ins belgisch-niederländisch-deutsche Dreiländereck gezogen, waren sämtliche Magenschmerzen und Krämpfe, die ihn in den vergangenen Monaten zunehmend geplagt hatten, verschwunden. Herbst wusste, dass er viel besser dran war als sein Freund Rudolf-Günther Böhnke, den er bei seinem letzten Fall als Staatsanwalt, einem gewaltigen Klinikskandal, kennengelernt hatte. Der pensionierte Erste Kriminalhauptkommissar hatte damals schon gemeinsam mit Grundler daran gearbeitet, die dubiose Geschichte um den Arzt Dr. Gottfried Weiß aufzuklären. Böhnke, langjähriger Leiter der Abteilung für Tötungsdelikte im Polizeipräsidium Aachen, sah zwar aus wie das strahlende Leben, groß, schlank, kurzes, graues Haar, aber er war von einer merkwürdigen Erkrankung befallen, die jederzeit seinen Tod bedeuten konnte. Böhnke sprach nicht darüber, und auch Herbst akzeptierte diese distanzierte Haltung von Böhnke zur Endlichkeit. Er genieße jeden Tag, als sei es sein letzter, hatte Böhnke bei einer ihrer Wanderungen durch den Buchenwald gesagt. Er war mit sich und seinem Leben im Reinen. Der Pensionär hatte sich in der Eifel ein Umfeld geschaffen, in dem sich auch Herbst wohlfühlte, weshalb Herbst lieber nach Huppenbroich kam, als dass Böhnke ihn in Aachen besuchte. Ein nach dem Zweiten Weltkrieg als Hühnerstall genutztes Gebäude hatte Böhnke gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin zu einem Wohnhaus umgebaut. Gedacht war die Bleibe ursprünglich als Ferienwohnung, nach Böhnkes Pensionierung war sie zu seinem dauerhaften Domizil geworden. Herbst freute sich jedes Mal darauf, seinen neuen Freund in der Abgeschiedenheit des kleinen Orts am Nordrand der Eifel zu besuchen. Nicht einmal 20 Kilometer lagen zwischen der hektischen Großstadt im Norden und der natürlichen Idylle zwischen Monschau und dem Rursee; für Herbst mit seinem Auto ein Katzensprung, für Böhnke als Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs ein ständiges Abenteuer. Herbst ging auf die letzte Bemerkung seines Begleiters nicht ein. »Also, erzähl!« Er hatte gewartet, bis Böhnke wieder an seiner Seite war. »Was will Grundler? Was sollst du? Wie kann ich dir helfen?« »Drei Fragen zu einem Thema.« Böhnke orientierte sich kurz, als sie am Waldrand angelangt waren. Dann schlug er den Weg ein, der ihn schnell wieder in das 400-Seelen-Dorf Huppenbroich zurückbringen würde. »Im Prinzip geht es um eine banale Scheidungsangelegenheit. Tobias vertritt eine gewisse Elisabeth Zeigler, sein Freund und früherer Partner Dieter den Ehemann Hermann Zeigler. Dr. Schulz hat Tobias das Mandat der Gegenpartei quasi aufs Auge gedrückt.« »Warum?« »Kann ich dir sagen. Schulz will einen guten Kontrahenten. Er meint, dass Zeigler seine Frau abzocken will, und das passt ihm nicht. Der ist ihm zu geldgierig. Deshalb hat er Tobias gebeten, die Gegenseite zu vertreten.« »Ja, und nun? Ein Rosenkrieg ist nicht gerade eine Sache, bei der ein ehemaliger Staatsanwalt und ein ehemaliger Kriminalbeamter mitmischen müssen.« »Das nicht«, bestätigte Böhnke, »interessant sind die Voraussetzungen des ungleichen Gefechts. Zeigler erfreut sich seines Lebens, seine Frau sitzt als frisch verurteilte Mörderin hinter Gittern.« »Wir sollen jetzt rauskriegen, dass sie unschuldig ist und in Wirklichkeit Zeigler der Mörder war?«, fragte Herbst erstaunt. »Jetzt, wo alle Messen gesungen sind und das Urteil vollstreckt wird.« »Zwei Dinge hast du angesprochen«, meinte Böhnke lehrerhaft. »Ob Zeigler ein Mörder ist, brauchen wir nicht zu klären. Nach den Ermittlungen meiner Kollegen und den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hat er nichts mit dem Mord zu tun, der seiner Frau angelastet wird. Der hat ein lupenreines Alibi, wie es lupenreiner nicht sein kann.« »Gerade das macht ihn doch verdächtig«, warf Herbst ein. »Nein, in diesem Falle garantiert nicht«, widersprach Böhnke schnell. »Ich beziehungsweise wir sollen herausfinden, ob es irgendwo in der Angelegenheit eine Schwachstelle gibt, welcher Art auch immer, die Grundler dabei helfen könnte, die Position der Frau im Scheidungsverfahren zu stärken.« »Warum?«, fragte Herbst ein zweites Mal. »Weil nach dem jetzigen Stand der Dinge Elisabeth Zeigler nichts behält und Hermann Zeigler alles einkassiert. Unter anderem geht es um einige wertvolle Geschenke, die er ihr gemacht hat oder gemacht haben soll. Die will er zurück.« »Noch ein Grund mehr, sich intensiv mit dem Gatten mit dem lupenreinen Alibi zu beschäftigen.« Erneut widersprach Böhnke. »War alles einvernehmlich zwischen den Eheleuten geklärt. Der Ehemann braucht keinen Finger krumm zu machen, um irgendwann einmal das alleinige Vermögen zu besitzen.« »Na ja«, meinte Herbst lakonisch. »Eigentlich braucht die Gute im Knast überhaupt nichts. Bei freier Kost und Logis darf sie Tüten kleben und braucht sich um ihren Job und ihren Lebensunterhalt keine Gedanken zu machen. Die sind krisensicher.« Er musste sich beeilen, um Anschluss an Böhnke zu halten, der unvermittelt in einen versteckten Pfad zwischen den Gärten hinter der Wohnbebauung abgebogen war. »Siehst du denn überhaupt einen Ansatz für eine erfolgreiche Arbeit?« Es sei schon merkwürdig oder gar bizarr, dass sie sich für eine Mörderin ins Zeug legen sollten, bloß weil der Anwalt des scheidungswilligen Gatten seinem Mandanten nicht das ganze Hab und Gut, sondern nur einen Teil davon gönnte. »Ich weiß nicht, was wir tun können, Lennet. Aber ich habe einen großen Berg von Akten im Hühnerstall, über die wir uns gleich hermachen werden.« Böhnke nestelte umständlich in seiner Jackentasche nach dem Haustürschlüssel. »Es wird langsam frisch draußen. Rein mit dir in die gute Stube!« Der Wechsel von der guten Stube im Hühnerstall zur guten Stube von Huppenbroich war nicht nur dem aufkommenden Hungergefühl geschuldet. Böhnke und Herbst hatten in konzentriertem Schweigen die von Grundler zur Verfügung gestellten Unterlagen durchforstet, und hatten sich danach zur Dorfgaststätte »Zur alten Post« aufgemacht, um dort zu Abend zu essen und dabei ihre Erkenntnisse auszutauschen und zu diskutieren. Passend zu seinen Klamotten müsste Böhnke ein Holzfällersteak bestellen, feixte Herbst in Anbetracht des grob karierten Flanellhemds und der ausgebleichten Jeans, die Böhnke wie immer trug und in der eh mehr einem Landwirt als einem Kriminalbeamten entsprach. Böhnke nahm die kleine Lästerei kommentarlos hin. Er musste schmunzeln, als die Bedienung Herbst...



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