Lehmkuhl | Ein Sarg für Lennet Kann | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 208 Seiten

Reihe: E-Only Kommissar Böhnke und Rechtsanwalt Grundler

Lehmkuhl Ein Sarg für Lennet Kann

Kriminalroman
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7349-9358-9
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 2, 208 Seiten

Reihe: E-Only Kommissar Böhnke und Rechtsanwalt Grundler

ISBN: 978-3-7349-9358-9
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Schock bei den Aachener Karnevalisten: Nach seinem Auftritt bei einer Karnevalssitzung wird das Aachener Original Lennet Kann entführt. Die Entführer verlangen Lösegeld, das der angehende Rechtsanwalt Tobias Grundler übergeben soll. Seine Mission droht zu scheitern: Niemand, will das Lösegeld zahlen. Im Gegenteil, Grundlers Bemühungen werden sogar wiederholt von der Presse unterlaufen. Die Zeit wird knapp, wenn Grundler nicht das Lösegeld übergibt, muss Lennet Kann sterben, am Aschermittwoch ...

Kurt Lehmkuhl, 1952 in der Nähe von Aachen an einem Sonntag geboren, war 30 Jahre als Redakteur im Zeitungsverlag Aachen tätig. Durch die Beschäftigung mit dem Strafrecht im Rahmen des Jurastudiums in Bonn hat er schon früh damit angefangen, Kriminalromane zu schreiben, zunächst nur gedacht als Geschenke für Freunde. Zur ersten Veröffentlichung kam es eher zufällig 1996, als er von einem Verlag darauf angesprochen wurde. Seit 2008 erscheinen die Krimis im Gmeiner-Verlag: Neben der Tätigkeit als Journalist und Schriftsteller ist der Autor auch als VHS-Dozent im Kreis Heinsberg für kreatives Schreiben tätig.
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Lennet Kann


Ich muss nicht ganz bei Verstand gewesen sein, als ich die scheinheilige Frage meines Chefs ohne Ausbedingen einer Bedenkzeit bejahte. Andererseits war er halt auch mein Chef und Brötchengeber und konnte quasi kraft Amt bestimmen, was ich zu tun und zu lassen hatte.

»Kommst du mit zur Karnevalssitzung am morgigen Samstag?«, hatte mich Dr. Dieter Schulz, seines Zeichens Rechtsanwalt für Familienangelegenheiten aller Art in Aachen, an jenem Freitagabend Anfang Januar beinahe beiläufig gefragt, kurz vor unserem späten Feierabend, als schon alle anderen Kollegen die Kanzlei verlassen hatten. Schulz war unbemerkt und obendrein noch unangemeldet in mein Büro gekommen und hatte mir von hinten die Hand auf die Schulter gelegt. »Ich habe vier Karten für Do und Sabine, für mich und für dich.«

Damit war sämtlicher Widerstand, der sich zwischenzeitlich langsam in mir hätte aufbauen können, endgültig zerstört. Die beiden Frauen hätte ich nie alleine mit diesem Chaoten in der abendlichen Dunkelheit durch Aachen gehen lassen dürfen.

Also willigte ich notgedrungen in den Vorschlag ein, gegen meine Überzeugung und voller Vorurteile über den Sinn und den Unsinn im Karneval. Und über die Narretei lässt sich gerade in Aachen, wie ich in den letzten Jahren erfahren hatte, trefflich streiten; in der Kaiserstadt, in der der Orden Wider den tierischen Ernst bisweilen einen höheren Stellenwert zu genießen scheint als der internationale Karlspreis.

»Okay«, sagte ich meinem Freund und Arbeitgeber, während ich mich im Schreibtischsessel zu ihm drehte. »Ich freue mich riesig. Was wird denn gespielt?«

Das irritierte Blinzeln in seinen Augen verriet mir, dass Dieter mit meiner Bemerkung nicht viel anfangen konnte. »Bist du so blöd oder tust du nur so, Tobias?«

Eigentlich hätte sich Schulz diese dumme Gegenfrage sparen können. Er war kein Deut besser oder schlechter als ich. Es gab sogar nicht wenige Menschen, die uns bisweilen verwechselten, zumal wir beide nicht nur ziemlich gleich alt, ziemlich gleich blond, ziemlich gleich groß und ziemlich blauäugig, sondern auch noch mit Zwillingsschwestern liiert sind.

Dieter fest und mit amtlicher Beglaubigung mit Do und ich weniger amtlich und eher heimlich mit Sabine, die noch einen lästigen Ehegatten mit sich herumschleppte, der sich bislang allen juristischen Trennungsversuchen durch Dieter widersetzen konnte.

Mir machte der vorübergehende familiäre Zustand von Sabine nicht allzu sehr zu schaffen, ich konnte derzeit gut damit leben, zumal unsere Beziehung ohnehin mehr platonisch und beruflich war. Wir sahen uns während der Bürozeiten in der Anwaltskanzlei von Dieter an der Theaterstraße, ab und zu bei Dieter und Do in ihrem Reihenhaus an der Gulpener Straße, dort auch häufig beim Beaufsichtigen meines Patenkindes Tobias junior, oder halt in meiner kleinen Wohnung am Templergraben, die ich nach meiner mehrjährigen, unfreiwilligen Stippvisite in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach nun schon seit geraumer Zeit besaß. Äußerst selten hatten wir uns auch bei ihr getroffen. Wenn Sabines Macker es wieder einmal zu bunt trieb und sie sogar in ihrem Appartement am Adalbertsteinweg belästigen wollte, dann zog die Geplagte die idyllische Zweisamkeit mit mir allemal der nervigen Einsamkeit vor.

»Ein Mann wie du, Mitte Dreißig, wird doch wohl wissen, wie eine Karnevalssitzung abläuft«, polterte Dieter los und verunsicherte mich damit. Meinte er es ernst oder wollte er mich jetzt hochnehmen? Vorsorglich schaute ich ihn mit großen Augen fragend an. »Und so etwas ist bei mir Bürovorsteher«, schimpfte der Uraachener Schulz weiter. »Doof wie Bohnenstroh und keine Ahnung vom Öcher Fastelovend.«

Ich sei ja nun auch nicht dafür eingestellt, ihn und seine Mitarbeiter über den Karneval in Aachen aufzuklären, entgegnete ich umgehend. Ich sähe meine Aufgabe darin, ihn und seine Mitarbeiter mit Arbeit zu versorgen und unseren Mandanten die Rechnungen zu servieren. Und die waren durchaus nicht unbeachtlich. Bei Erbschaftsstreitigkeiten oder Scheidungen fiel so manche Mark für unsere Kanzlei ab. Davon ließ es sich gut leben und ich musste Dieter insgeheim dankbar sein, dass er mich an diesem Leben teilhaben ließ. Ohne ihn und Do hätte ich wahrscheinlich nicht den Sprung zurück in den Alltag geschafft und hätte nicht wieder mein Jurastudium aufgenommen. Unseren Traum, einmal gemeinsam eine Anwaltskanzlei zu betreiben, den träumten Dieter und ich immer noch, und er würde in einigen Jahren auch einmal wahr werden.

Dieter winkte ab. Er wollte sich nicht von mir belehren lassen. »Mit dir ernsthaft zu reden, hat doch gar keinen Zweck. Wir treffen uns morgen um achtzehn Uhr bei mir.«

Da blieb mir nur noch eines zu sagen.

Doch Dieter kam mir zuvor. »Sabine holt dich um halb sechs ab.« Er verabschiedete sich mit dem dezenten Hinweis: »Übrigens: Der Letzte macht das Licht aus und schließt die Tür ab!«

Ich konnte ihm gerade noch ein höfliches »Viele Grüße an meine Liebste und an mein Patenkind!« hinterherrufen, da war mein Freund auch schon in Richtung Familie verschwunden.

Brav und gehorsam kam ich dem Befehl meines Chefs nach. Ich hatte gerade die Bürotür ins Schloss geworfen und den Schlüssel gezückt, als das Telefon klingelte. ›Warum lässt du es nicht einfach klingeln?‹, schimpfte ich mit mir, als ich die Tür wieder öffnete und an der Rezeption nach dem Hörer langte.

In aller Regel verhießen Anrufe in der Kanzlei am Abend und speziell am Freitagabend nichts Gutes. Meistens war der Mann durchgebrannt oder die Frau hatte Prügel bezogen oder es war wegen einer Erbschaft der Familienkrieg ausgebrochen.

Ich hatte mich schon auf ein menschliches Drama eingestellt, als ich mich mit einem mürrischen »Grundler« meldete.

»Hallo, Tobias, schön, dass ich dich noch erreiche«, hörte ich die immer fröhliche Stimme meiner Sekretärin Sabine. »Hast du Lust auf einen Abend mit mir? Dann brauche ich dich nicht morgen abzuholen.«

Der Vorschlag gefiel mir ausgesprochen gut. Ich willigte spontan ein und lehnte zugleich ihr Angebot ab, mich mit dem Wagen abzuholen. Ich wollte zu Fuß zu Sabine kommen, einige Minuten die Beine vertreten nach dem langen Bürotag.

»Dann bin ich wieder frisch«, sagte ich.

»Und zu allen Schandtaten bereit?«, fragte sie lockend.

Da wollte ich Sabine wirklich nicht widersprechen, zumal unsere gemeinsamen Schandtaten vergleichsweise harmlos waren. Wir gingen zusammen essen, tanzen, ins Kino und verbrachten die Nächte in getrennten Betten, selbst, wenn wir einmal in einer Wohnung waren. Schließlich wollten wir ihrem Noch-Macker ja nicht auch noch Argumentationshilfe leisten.

Mir war dennoch bisher unerklärlich geblieben, warum Sabine trotz allen Ärgers mit ihrem Gemahl immer noch fröhlich war.

»Das liegt an meinem optimistischen Naturell«, hatte sie mir lachend erklärt.

»Und daran, dass du ihr das Gefühl gibst, geachtet und als gleichberechtigte Partnerin gesehen zu werden«, hatte ihre Schwester Do mir einmal im vertraulichen Gespräch zugeflüstert.

Ein Kinobesuch im Elysée stand heute auf dem Programm von Sabine und mir. Den Filmtitel hatte ich vergessen, kaum dass der Streifen begonnen hatte. Mir gefiel der Film nicht besonders, mir gefiel es hingegen, dass Sabine meine Hand in ihre genommen hatte und mich festhielt.

In der Nacht in ihrem Appartement hätten wir glatt als Bruder und Schwester durchgehen können. Unsere gemeinsamen Stunden bis zum Samstagmorgen vergingen viel zu schnell.

Der große Augenblick, meine erste Karnevalssitzung in Aachen, kam immer näher. Schlichtweg von den Socken war ich, als Sabine kurz vor fünf in großer Abendgarderobe aus ihrem Schlafzimmer auf mich zutrat.

»So willst du dahin?«, fragte ich sie entgeistert.

»Aber sicher doch«, antwortete sie unbekümmert. »Immerhin ist die Sitzung ein Großereignis in einem festlichen Rahmen.« Da wären Anzug, Schlips und Hemd mit Sicherheit nicht die schlechtesten Kleidungsstücke, meinte sie mit einem spöttischen Blick auf mein Äußeres.

Im Gegensatz zu meiner Umgebung habe ich nichts daran auszusetzen, wenn ich mit Jeans und Sweatshirt bekleidet durch das Leben laufe und allenfalls noch meine schöne, abgewetzte Lederjacke trage.

»Du meinst doch nicht etwa, …?, wollte ich Sabine mit einem zweifelnden Blick fragen.

Sie nickte nur. »Das wäre dem Anlass entsprechend schon angebracht«, unterbrach sie mich. Sie lachte: »Aber lass’ es gut sein. Wenn du dich in deinen Klamotten wohlfühlst, dann ist das schon in Ordnung.« Nur ihr Schwager und mein Chef, der würde sich wahrscheinlich wie immer über mein unpassendes Erscheinungsbild mokieren und eine Bekanntschaft mit mir weit von sich weisen, vermutete Sabine. »Aber das ist dein Problem, das ist dein Problem, und das ist sein Problem.«

Sie behielt recht mit ihrer Vermutung. Schulz wollte sich zuerst weigern, mich überhaupt in seinem Daimler mit zur Karnevalssitzung zu nehmen. Erst die massive Intervention von Sabine und Do brachte ihn zur Vernunft. Auch das Argument von Do, man könne meine saloppe Kleidung durchaus als postmodernes Karnevalskostüm deuten, stimmte ihn versöhnlich.

»Dann brauche ich wenigstens keine Narrenkappe oder Pappnase mehr«, frohlockte ich.

Auf der Fahrt nach Eilendorf klärte mich mein Freund endlich über die vermeintlich unübertroffene Sitzung auf. Wie so viele Veranstaltungen fand auch die närrische...


Lehmkuhl, Kurt
Kurt Lehmkuhl, 1952 in der Nähe von Aachen an einem Sonntag geboren, war 30 Jahre als Redakteur im Zeitungsverlag Aachen tätig. Durch die Beschäftigung mit dem Strafrecht im Rahmen des Jurastudiums in Bonn hat er schon früh damit angefangen, Kriminalromane zu schreiben, zunächst nur gedacht als Geschenke für Freunde. Zur ersten Veröffentlichung kam es eher zufällig 1996, als er von einem Verlag darauf angesprochen wurde. Seit 2008 erscheinen die Krimis im Gmeiner-Verlag: Neben der Tätigkeit als Journalist und Schriftsteller ist der Autor auch als VHS-Dozent im Kreis Heinsberg für kreatives Schreiben tätig.



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