Lessing | Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 172 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Lessing Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen

Textausgabe mit Anmerkungen/Worterklärungen - Lessing, Gotthold Ephraim - Deutsch-Lektüre - 3
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-15-960003-1
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Textausgabe mit Anmerkungen/Worterklärungen - Lessing, Gotthold Ephraim - Deutsch-Lektüre - 3

E-Book, Deutsch, 172 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-960003-1
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jerusalem während der Kreuzzüge: Drei Weltreligionen treffen hier direkt aufeinander, und es stellt sich die Frage: Welche ist die »wahre«? Lessings Antwort in der berühmten Ringparabel: Das erweist sich in ihrem Streben nach Menschlichkeit. Lessings Lehrstück der Toleranz von 1779 ist heute aktueller denn je.

Gotthold Ephraim Lessing (22. 1. 1729 Kamenz, Sachsen - 15. 2. 1781 Braunschweig) gehört zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Aufklärung und trat auch als Publizist hervor. Schwerpunkt seines Werkes sind Dramen, literaturkritische Schriften sowie Fabeln und Epigramme.
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Zweiter Aufzug


Erster Auftritt


Die Szene: des Sultans Palast.

SALADIN SITTAH .

SITTAH. Wo bist du, Saladin? Wie spielst du heut?

SALADIN. Nicht gut? Ich dächte doch.

SITTAH.                                                      Für mich; und kaum.

Nimm diesen Zug zurück.

SALADIN.                                     Warum?

790

SITTAH.                                                 Der Springer

Wird unbedeckt.

SALADIN.                  Ist wahr. Nun so!

SITTAH.                                                   So zieh

Ich in die Gabel.

SALADIN.                    Wieder wahr. – Schach dann!

SITTAH. Was hilft dir das? Ich setze vor: und du

Bist, wie du warst.

SALADIN.                      Aus dieser Klemme, seh

Ich wohl, ist ohne Buße nicht zu kommen.

Mag’s! nimm den Springer nur.

SITTAH.                                                 Ich will ihn nicht.

Ich geh vorbei.

SALADIN.                Du schenkst mir nichts. Dir liegt

An diesem Platze mehr, als an dem Springer.

SITTAH. Kann sein.

SALADIN.                   Mach deine Rechnung nur nicht ohne

800

Den Wirt. Denn sieh! Was gilt’s, das warst du nicht

Vermuten?

SITTAH.           Freilich nicht. Wie könnt ich auch

Vermuten, dass du deiner Königin

So müde wärst?

SALADIN.                   Ich meiner Königin?

SITTAH. Ich seh nun schon: ich soll heut meine tausend

Dinar’, kein Naserinchen mehr gewinnen.

SALADIN. Wieso?

SITTAH.               Frag noch! – Weil du mit Fleiß, mit aller

Gewalt verlieren willst. – Doch dabei find

Ich meine Rechnung nicht. Denn außer, dass

Ein solches Spiel das unterhaltendste

810

Nicht ist: gewann ich immer nicht am meisten

Mit dir, wenn ich verlor? Wenn hast du mir

Den Satz, mich des verlornen Spieles wegen

Zu trösten, doppelt nicht hernach geschenkt?

SALADIN. Ei sieh! so hättest du ja wohl, wenn du

Verlorst, mit Fleiß verloren, Schwesterchen?

SITTAH. Zum wenigsten kann gar wohl sein, dass deine

Freigebigkeit, mein liebes Brüderchen,

Schuld ist, dass ich nicht besser spielen lernen.

SALADIN. Wir kommen ab vom Spiele. Mach ein Ende!

SITTAH.

820

So bleibt es? Nun dann: Schach! und doppelt Schach!

SALADIN. Nun freilich; dieses Abschach hab ich nicht

Gesehn, das meine Königin zugleich

Mit niederwirft.

SITTAH.                    War dem noch abzuhelfen?

Lass sehn.

SALADIN. Nein, nein; nimm nur die Königin.

Ich war mit diesem Steine nie recht glücklich.

SITTAH. Bloß mit dem Steine?

SALADIN.                                    Fort damit! – Das tut

Mir nichts. Denn so ist alles wiederum

Geschützt.

SITTAH.         Wie höflich man mit Königinnen

Verfahren müsse: hat mein Bruder mich

Zu wohl gelehrt.

830

SALADIN.                   Nimm, oder nimm sie nicht!

Ich habe keine mehr.

SITTAH.                              Wozu sie nehmen?

Schach! – Schach!

SALADIN.         Nur weiter.

SITTAH.                       Schach! – und Schach! – und Schach! –

SALADIN. Und matt!

SITTAH.                    Nicht ganz; du ziehst den Springer noch

Dazwischen; oder was du machen willst.

Gleichviel!

SALADIN.         Ganz recht! – Du hast gewonnen: und

Al-Hafi zahlt. – Man lass’ ihn rufen! gleich! –

Du hattest, Sittah, nicht so Unrecht; ich

War nicht so ganz beim Spiele; war zerstreut.

Und dann: wer gibt uns denn die glatten Steine

840

Beständig? die an nichts erinnern, nichts

Bezeichnen. Hab ich mit dem Iman denn

Gespielt? – Doch was? Verlust will Vorwand. Nicht

Die ungeformten Steine, Sittah, sind’s

Die mich verlieren machten: deine Kunst,

Dein ruhiger und schneller Blick …

SITTAH.                                                         Auch so

Willst du den Stachel des Verlusts nur stumpfen.

Genug, du warst zerstreut; und mehr als ich.

SALADIN. Als du? Was hätte dich zerstreuet?

SITTAH.                                           Deine

Zerstreuung freilich nicht! – O Saladin,

850

Wenn werden wir so fleißig wieder spielen!

SALADIN. So spielen wir um so viel gieriger! –

Ah! weil es wieder losgeht, meinst du? – Mag’s! –

Nur zu! – Ich habe nicht zuerst gezogen;

Ich hätte gern den Stillestand aufs Neue

Verlängert; hätte meiner Sittah gern,

Gern einen guten Mann zugleich verschafft.

Und das muss Richards Bruder sein: er ist

Ja Richards Bruder.

SITTAH....



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