Lewis Thompson Der beste Freund
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-089-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-95576-089-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Auf nach New York! denkt sich Tess. Sie will endlich die große weite Welt sehen. Aber vorher hat sie noch etwas Dringendes zu erledigen: ihren besten Freund Mac verführen ...
Eine Karriere als Liebesroman - Autorin hat Vicki Lewis Thompson viele wunderbare Dinge eingebracht: den New York Times Bestsellerstatus, einen Fernsehauftritt, den Nora - Roberts - Lifetime - Achievement Award, Tausende Leser und viele gute Freunde. Ihre Karriere hat ihr ebenso Arbeit eingebracht, die sie liebt. Sie hat mehr als 100 Bücher geschrieben und ist immer noch fasziniert davon, wie viele unterschiedliche Wege es gibt, sich zu verlieben. Und das mit jedem Buch immer wieder neu zu erleben, macht sie zu einer sehr glücklichen Person.
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2. KAPITEL
“Hör zu, Mac”, begann Tess wieder. “Du hast mir den ersten Zahn gezogen, nicht?”
“Unpassendes Beispiel.”
“Du hast mir Autofahren beigebracht.” Tess lächelte. “Du hast mir meinen ersten Whisky verabreicht.”
“Weil du mich angefleht hast, und anschließend hast du dich übergeben.”
“Und du hast dabei meinen Kopf gehalten. Ich meine, in allen diesen wichtigen Momenten meines Lebens hast du mir beigestanden.”
“Dies ist wahrhaftig etwas anderes.”
“Nicht wenn du weniger prüde wärst.”
“Prüde, ich …?”
“Wie wäre es mit Donny?”
“Donny Beauford?” Mac schnaubte verächtlich. “Das kann nicht dein Ernst sein.”
“Wieso? Was ist verkehrt an Donny?”
Mac wusste es selbst nicht, aber bei der Vorstellung von Donny und Tess im Bett bekam er Gänsehaut. Er strich sich übers Gesicht, blickte hinauf in die Krone der Platane und dann zu Tess.
“Er würde … nicht richtig auf dich eingehen.”
“Ah.” Sie wurde rot, sah ihm jedoch tapfer in die Augen. “Du meinst, auf sexuellem Gebiet?”
“Auf jedem Gebiet.”
“Siehst du, so etwas möchte ich wissen. Was ist mit Stu?”
“Der ist noch schlimmer.”
“Und Buck?”
“Niemals.”
“Aber Jerry.”
“Auf keinen Fall! Jerry ist ein Weichei, wahrscheinlich würde er …” Mac dachte an ein paar saftige Geschichten, in die Jerry ihn eingeweiht hatte. “Egal. Der nicht.”
“Okay, dann mach du einen Vorschlag.”
Schweigend betrachtete er Tess. Nur das Rauschen des Flusses und das Scharren der Pferdehufe waren zu hören. Die Tiere wurden in der steigenden Hitze unruhig. Schweiß lief Mac über den Rücken, aber das lag nicht nur an den Temperaturen. “Mir fällt niemand ein.” Er wollte sich in dieser Richtung auch gar nichts einfallen lassen.
“Vielleicht brauchst du nur Zeit. Wollen wir heute Abend zusammen essen gehen?”
“Heute ist Pokerabend.”
“Stimmt. Ich kann auch nicht, ich spiele bei Joan Rommé. Dann also morgen Abend.”
Mac fand, dass ein Aufschub alles war, was er momentan erwirken konnte. Und vielleicht würde bis morgen ein Wunder geschehen. “Wir treffen uns im Nugget Café.” Er lächelte. “Hackbraten-Tag.” Hackbratentag im Nugget war schon immer ihre Wonne gewesen.
“Gut. Um sechs?”
“Ja.” Er blickte zur Sonne. “Es wird Zeit. Ich habe heute eine Menge zu tun.”
“Ich auch.”
“Zum Beispiel?”
“Lernen. Ich habe mir in Phoenix ein paar Bücher gekauft.”
Mac wusste, er sollte lieber nicht nachfragen, doch er tat es trotzdem. “Was für welche?”
“Über Sexualpraktiken. Wenn es so weit ist, will ich Bescheid wissen.”
Ihm war, als hätte ihn jemand in den Magen getreten. “ ist dein Vorhaben für diesen Sommer?”
“Allerdings.”
Mac stöhnte. Das war weit übler, als er gedacht hatte. Wenn Tess sich etwas für den Sommer vornahm, würde selbst eine Wagenladung Dynamit sie nicht von ihrem Weg abbringen. Und wie er sie kannte, würde sie im Herbst nicht mehr Jungfrau sein.
Tess mochte die Ehefrauen ihrer Brüder, und umgekehrt. Wenn die Männer am Mittwochabend Poker spielten, trafen sich die Frauen zum Rommé, Tess eingeschlossen. In New York würde sie die lustigen, ausgelassenen Abende vermissen, aber man musste eben gewisse Opfer bringen.
Heute traf man sich bei Rhino und Joan. Rhino hieß eigentlich Ryan, sein Spitzname erinnerte an Rhinozeros und damit an seine Position. Er war Tess’ ältester Bruder, damit Wortführer unter den Geschwistern, und hatte als Erster eine Familie gegründet.
Als die kleine Sarah geboren war, fand Tess es unheimlich cool, Tante zu sein, obwohl sie sich damit ein wenig als alte Jungfer zu fühlen begann. Heute war sie extra früher gekommen, um die achtjährige Sarah und den sechsjährigen Joe ins Bett zu bringen. Dann ging sie zu ihrer Schwägerin in die Küche.
“Die Kinder werden dich vermissen”, sagte Joan.
“Ich sie auch.” Tess füllte Tortilla-Chips in eine Schale und nahm den Dip aus dem Kühlschrank.
“Na, ich weiß nicht. Dein Leben wird so aufregend sein, dass du kaum mehr an uns denken wirst. Ich beneide dich.”
“Ehrlich?” Tess sah ihre dunkelhaarige Schwägerin an. “Ich habe dich immer für eine Art Urmutter gehalten.”
“Versteh mich nicht falsch, ich bin durchaus glücklich. Nach der Hochzeit war alles neu und aufregend – Sex, Kinderkriegen, der Hauskauf. Aber allmählich wird es bequeme Routine.” Joan lachte. “Ich möchte auch noch einmal aufbrechen.”
“Das verstehe ich gut. New York ist mein persönlicher Mount Everest.” Tess zögerte. “Hast du je an eine Ausbildung gedacht?”
“Ich habe mir Prospekte kommen lassen. Ich überlege mir – lach nicht –, Eheberaterin zu werden.”
“Echt? Joan, das wäre großartig. Du verstehst eine Menge vom Eheleben.”
Joan warf ihr einen unsicheren Blick zu. “Ich bin keine Expertin, aber ich weiß, wie es ist, wenn eine Beziehung langweilig wird.”
Tess war wie vom Donner gerührt. “Du meinst …”
“Ich meine, im Bett spielt sich nicht mehr viel ab. Ich wollte mir schon in Phoenix ein paar schlaue Bücher besorgen. In Copperville kann ich das nicht wagen, ohne dass die ganze Stadt denkt, ich wäre zur Nymphomanin geworden.”
“Da hast du recht. Ich selbst …” Um ein Haar hätte Tess Joan ihre eigene kleine Bibliothek angeboten, doch das ginge wohl etwas zu weit. “Ich halte das für eine gute Idee”, sagte sie.
“Das dachte ich mir. Weißt du, ich werfe deinem Bruder nichts vor, er ist wunderbar, aber er könnte vielleicht ein paar Anregungen gebrauchen.”
“Verstehe.” Tess kam sich wie eine Hochstaplerin vor, unerfahren, wie sie war.
Joan umarmte sie herzlich. “Schön, dass du mir zugehört hast. Ich denke oft, du bist klüger als ich, weil du auf dem College warst, obwohl du viel jünger bist.”
“Bücherwissen ist nicht alles”, erwiderte Tess. Aber Mac würde ihr helfen, es in die Praxis umzusetzen.
Der Pokerabend fand bei Klein Tim statt, dem jüngsten und stattlichsten der Blakely-Brüder. Tim war frisch verheiratet, und er zeigte stolz sein junges Glück vor.
Mac hatte den ganzen Tag über Tess’ Problem gebrütet und musste ihr zu seinem Leidwesen in allem recht geben.
“Hey, Big Mac, bist du dabei?”, rief Rhino über den Tisch.
Macs Kopf fuhr hoch. Er merkte, dass es um sein Blatt ging und nicht um Tess’ Sommerprojekt. Diesen Pokerabend hatte sie ihm mit Sicherheit vermiest. Er liebte die allwöchentlichen Treffen, weil sie so unkompliziert waren. Aber jetzt war nichts mehr unkompliziert. Jede Bemerkung bekam eine Nebenbedeutung.
Er warf die Karten verdeckt auf den Tisch. “Ich bin draußen.”
“Lass sehen, Rhino”, sagte Döser, dessen ursprünglicher Name Dough war. Niemand nannte die Blakely-Brüder mehr bei ihren wahren Namen, auch aus Hamilton war “Hammer” geworden.
Die Brüder waren Macs engste Freunde, wenn man Tess nicht einrechnete. In der Highschool hatten die Blakely-Brüder Mac beim Football den Rücken gedeckt, wenn er einen Angriff startete. Doch heute sah Mac sie mit anderen Augen. Er stellte sich ihre Reaktion vor, falls sie von dem bewussten Gespräch mit Tess erführen, und dass er ihr Ansinnen nicht strikt von sich gewiesen hatte.
“Geh in die Ecke und schäm dich, Döser”, sagte Rhino und zeigte zwei Könige und drei Siebenen. Im schönen Alter von dreißig verlor Rhino bereits das Haar, daher trug er ständig eine Baseballkappe, heute eine schwarze vom Nugget Café.
Rhino entging so gut wie nichts, und nicht nur beim Poker. Er würde es vermutlich als Erster herausbekommen, sollte Mac einen Kerl für Tess auftreiben, und er würde einen Rachefeldzug gegen Mac und den bedauernswerten Lover starten.
“Verflixt”, murmelte Döser, der hitzköpfige Rotschopf. Er pflegte erst zu handeln und dann zu denken. Er hatte schon Männer niedergestreckt, weil sie Tess zu lange angeschaut hatten. “Wie machst du das?”
“Pures Glück”, meinte Klein Tim und schob seinen Stuhl zurück. “Wer braucht Bier?” Tim war gutmütig wie ein Bernhardiner, er brachte es zum Beispiel nicht über sich, auf die Jagd zu gehen. Er war hilfsbereit und wurde nie ungemütlich – außer, jemand hatte es auf seine kleine Schwester abgesehen. Dann wurde er zum wilden Stier. Mac hatte es erlebt.
“Her damit”, sagte Rhino. “Aber nicht dein Dünnbier.”
“Ja, er will etwas, das sein Haar sprießen lässt.”
“Sehr witzig”, bemerkte Rhino.
“Ich kann nichts dafür”, rechtfertigte sich Tim. “Suzie hat es gekauft. Sie findet, ich sollte auf meine Linie achten.”
“Das höre ich von Deena auch dauernd”, erklärte Hammer, der jüngste und kleinste der Brüder, obwohl er mit seinen 1,92 Metern nicht gerade ein Zwerg war. Er war so alt wie Mac und sein Klassenkamerad gewesen. Mac hatte oft den Verdacht, Hammer sei ein wenig eifersüchtig auf die Beziehung zu Tess. Diese neue Entwicklung könnte ihn zum Explodieren bringen.
Hammer meinte in Macs Richtung: “Du weißt gar nicht, wie gut du es hast ohne eine diätwütige Frau.”
“Wie wahr”, bestätigte Döser. “Cindy nimmt mir sogar die Tüte Chips beim Fernsehfootball weg.”
“Und das lässt du dir gefallen?”, erkundigte sich Rhino. “Bei uns bin ich der Herr im Haus.”
Brüllendes Gelächter war die Antwort.
“Joan wickelt dich doch um den Finger”, stellte Mac fest.
Rhino grinste verlegen.
“Ihr seid die geborenen Ehemänner, alle vier”, fuhr Mac...