Libera | Geschichte und Geschichten aus der Welt des Puppentheaters | Buch | 978-3-95935-558-2 | sack.de

Buch, Deutsch, 430 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 659 g

Libera

Geschichte und Geschichten aus der Welt des Puppentheaters

Buch, Deutsch, 430 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 659 g

ISBN: 978-3-95935-558-2
Verlag: disserta verlag


Auf den ersten Blick sehen die Puppentheater aus verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich, oder besser gesagt unvergleichlich aus. Und doch haben alle Theater etwas gemeinsam – ihren Ursprung. Sie alle haben ihre Wurzeln in Geschichte, Traditionen und Religionen der Völker. Ein Puppentheater stellt das Zusammenspiel von Sprachkunst, Musik, Malerei, Handwerk und Technik dar. Mit ihren Theaterstücken vermochten die Puppenspieler der Geschichte nicht nur das Volk zu unterhalten, sondern auch Kritik an den oberen Schichten der Gesellschaft zu üben. Auf Grund der Kritik und Verspottung der Machthaber oder Invasoren wurden die Puppenspieler sehr oft verfolgt und ihre Aufführungen verboten. Diese und weitere Aspekte berücksichtigend, gibt das vorliegende Buch einen fundierten Überblick über die Inhalte, Stile und Darstellungsformen im Puppentheater weltweit.
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Textprobe:Kapitel 5. Die Puppenstimme im traditionellen Puppentheater:Eine Puppe kann nicht selbst mit menschlicher Stimme sprechen. Die ästhetischen Gesetze des Theaters, das Gesetz der Übereinstimmung des Lauts mit der Darstellung und den plastischen Bewegungen verlangt danach, dass die Puppenstimme ganz anders klingt als die Stimme des menschlichen Schauspielers. Die Mehrheit der traditionellen Puppentheater in der Welt verwendet in der Regel Puppen, die kleiner als ein Mensch sind. Und je kleiner eine Puppe ist, desto höher die Frequenz der Tonschwingungen ihrer Stimme. Die größeren Objekte dagegen sprechen mit einer Bassstimme. Im traditionellen Puppentheater wurden spezielle Methoden der Wiedergabe und Verbalisierung der Puppenstimme verwendet. Unter der "Sprache" einer Puppe versteht man nicht nur verbale, sondern auch jedes beliebige rhythmisch- musikalische oder sonstiges Intonationssignal. In den Puppentheatern der Welt werden für die Schaffung der spezifischen Puppenstimme drei Methoden verwendet: die Veränderung der eigenen Schauspielstimme, das Textsprechen einer Puppe von einem Narrator (Erzähler), und die Verwendung eines Instruments für das Entstellen der menschlichen Stimme-eines Sprachmodifikators. (z. B. "Pischtik"-russ., oder "Swazzle"-engl.) Jeder, der einmal die Stimme von Petruschka, Pulcinella, Punch oder Polichinelle gehört hat, wird sie nie vergessen. Diese besondere Stimme wird mit Hilfe eines besonderen Instruments- "Pischtik"-erzeugt. Es gibt zwei Typen dieser Stimmmodulatoren. Zu dem ersten Typ gehört das Zungenaerophon. Dabei wird der Laut des Sprachmodifikatoren durch den Sprachapparats des Menschen moduliert. Zu dem zweiten Typ gehören die "Mirlitonen". Im Puppentheater war das Zungenaerophon des ersten Typs weit verbreitet. Dabei wird das Zäpfchen als eine elastische dünne Membrane in einem Spalt zwischen zwei gebogenen Lamellen aufgespannt. Das Zungenaerophon wird zwischen den Zähnen zusammengepresst, oder es wird im Hals neben der Zungenwurzel platziert, sodass die Fläche der Membrane sich parallel zur Richtung der ausgeblasenen Luft befindet. Dieses Instrument erlaubt dem Schauspieler ziemlich deutlich, eine gewisse Menge wahrnehmbarer Sprachtöne ziemlich deutlich zu erzeugen, ohne Stimmbänder dabei zu involvieren. Ein trainierter Schauspieler ist im Stande, den Sprachmodifikator von der Zunge zu entfernen und ihn wieder dort zu plazieren. So lösen sich die modifizierten Laute sehr schnell mit den "normalen" menschlichen Stimmlauten ab. Dieser Prozess ist nur bei der speziellen Stimmaufstellung möglich. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass ein Schauspieler, der mit den Puppen von unten arbeitet, seine Hände über den Kopf hebt, den er zurückwirft. In einer solchen Position droht dieses Instrument in den Magen oder in den Atemweg des Puppenspielers zu geraten. Trotzdem ist dieses Instrument in europäischen, nahöstlichen und zentralasiatischen Theatern weit verbreitet. Ein anderes Instrument für die Lautmodifizierung ist "Mirliton". Nach dem Prinzip des "Mirlitons" sind auch die Blasinstrumente "Kazoo" oder "Zobo" aufgebaut. Dieser Sprachmodulator wird häufig in afrikanischen, süd-ostasiatischen und im tamilischen Schattentheater verwendet. Die Materialien für die Herstellung des Lautmodulators sind unterschiedlich. Russische Puppenschauspieler, zum Beispiel, schlugen eine Münze platt. Bei der Herstellung wird auch die Anatomie des Kehlkopfes des Schauspielers berücksichtigt. Die Silbermünze wird hauptsächlich von europäischen Puppenschauspielern verwendet. Prinzipiell kann jedes nicht rostende Metall dafür benutzt werden. Ein berühmter Londoner Punch-Spieler, Konrad Frederiks, schreibt: "Ich verwende Aluminium. Früher habe ich auch Silber und Gold benutzt, danach habe ich verstanden, dass diese Metalle für mich zu schwer sind, da ich sehr schnell zwischen Lautmodulator und meiner eigenen Stimme wechsle. Wenn ich mit der Stimme von Punch spreche, schiebe ich den Swazzle auf den hinteren


Svetlana Libera, Jahrgang 1963, schloss ihr Studium der Sinologie an der Universität Bonn im Jahre 2015 mit dem akademischen Grad Doktor Phil. erfolgreich ab. Um Ihre Qualifikationen auch praktisch weiter auszubauen, unterrichtete die Autorin chinesische Sprache und Kultur an der VHS und indonesische Kunst an der Universität Bonn. Bereits während des Studiums entwickelte sie ein besonderes Interesse an Theaterkunst, das sie zum Verfassen dieses Buches motivierte.


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