Linden | Et jit net jerannt 3 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Linden Et jit net jerannt 3

Gesammelte Eifel-Einsichten
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95441-347-8
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Gesammelte Eifel-Einsichten

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-95441-347-8
Verlag: KBV
Format: EPUB
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Dritte Lieferung – lang erwartet:

Seit sechs Jahren ist die Kolumne "Eifel-Einsichten" von Fritz-Peter Linden fester Bestandteil im Eifeler Lokalteil des Trierischen Volksfreunds. Der mahnende Schlusssatz "Et jit net jerannt!" ist seitdem ein geflügeltes Wort bei den Fans der Kolumne. Hier kommt nun der nächste Schub mit Eifel-Einsichten – mehr als 120 der beliebten Samstagskolumnen. Dieser Band versammelt alle "Einsichten" von November 2013 bis September 2016, ergänzt durch ein paar vollkommen unnötige Extras.

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Voll auf die Nüsse!
Du muss dein Leben ändern. Dachte ich, wie schon hundertmal, letztens wieder. Da kam mir Conchita Wurst gerade recht, die Gewinnerin dieses Wettbewerbs, bei dem es angeblich um Musik geht (aber dann hätten ja die Holländer gewinnen müssen). Und die übrigens nicht nur eine offenbar grundsympathische Person ist, sondern überhaupt meine, äh, uneingeschränkte Solidarität genösse, wenn sie davon wüsste. Also, Leben ändern. Da dachte ich: Hm … Signal setzen. Nochmal hm: Bart stehen lassen? Wie Conchita? Ich entschied mich dann aber dagegen. Ich brauch keinen Bart, um meine Weiblichkeit zu unterstreichen. Jedenfalls … Conchita … wieso komm ich denn jetzt eigentlich ausgerechnet auf, hmhm, Nüsse? Ach, ja: Wir hatten es doch beim letzten Mal mit den Herkelter- und Herselterness. Die ich dann alle zusammen als Haselnüsse bezeichnete. Schwerer Ausnahmefehler! Ist alles ganz anders! Darauf hat mich nämlich prompt Walter Ferner aus Bitburg hingewiesen. Er bietet eine noch viel bessere und schönere Erklärung an: Herkelterness seien »in unserem Dialekt keine Haselnüsse, die wir auch Härselterness nennen, sondern ein ganz besonderes Produkt. In Nattenheim, von dort stamme ich, wird der Begriff Hierkelterness gebraucht. Und die findet man meist in einer Rekultivierung eines Brachlandes beim Pflügen und Eggen in der Erde. Das sind echte Trüffel.« Und sein Vater habe die Trüffel den Kindern, wie er so schön schreibt, immer »vom Flur« mitgebracht. »Ob es heute noch diese Schätze so gibt, ist mir nicht bekannt«, schreibt Walter Ferner. »Auf jeden Fall wären sie sehr kostbar.« Ach, danke, Herr Ferner, für diese kostbare Post. Ich war wieder mal zu voreilig mit meinem Gelaber. Wenn mir sowas passiert, geht mir das voll auf die Nüsse. Weil: Et jit net jerannt. Drei Nüsse für Aschentrottel
Hm, hm, hm. Ich fürchte, zumindest in meinem Fall, Scheitern ist das neue Gelingen. Ich Tünnes. Es geht um die Sache mit den Nüssen: Weil nämlich jetzt Monika Kauth nochmal schrieb, dass das mit der Theorie, dass Herkelterness Trüffel … oder heißt das Trüffeln? … egal, also dass das Trüffel/n seien, vielleicht doch nicht so stimme. Sie habe nämlich schon öfter »von alten Leuten etwas von den ERD-Nüssen gehört« … (so geschrieben, weil man die eben, wie Trüffel, aus der Erde buddelt – weiter mit Frau Kauth:), und »bisher nicht herausfinden können, was damit gemeint war. Vielleicht sind es Erdmandeln, Erdkastanien oder Knollenkerbel.« Was auch immer: Es sei jedenfalls schwierig, »etwas zu suchen, von dem man nur durch Hörensagen weiß«. Frau Kauth: Sie beschreiben gerade das, was wir hier täglich machen! Ständig die Seiten vollhauen mit Sachen, von denen wir keine Ahnung haben … Zurück zur Nuss: Echte Trüffel, glaubt sie, seien die Herkelterness wohl eher nicht. Obwohl in der Eifel welche wachsen, wie sie sagt, nämlich »der Burgundertrüffel oder der verwandte Sommertrüffel.« Hmhm. Ich wunder mich ja wieder mal, was in der Eifel alles wächst. Und gebe die Herkelterness-Frage zurück an alle. Vielleicht kommen wir der Nuss ja doch noch auf die Spur. Oder Walter Ferner aus Bitburg, von dem die Trüffeltheorie stammt, tritt den Gegenbeweis an. Herr Ferner? Übernehmen Sie! Jetzt aber noch schnell was fürs Herz, Leute: In Niederprüm haben gestern Marlies Lenz und Roland Hunz geheiratet. Und ich glaube, über der Hunz-Lenz-Allianz waltet ein guter Segen. Meinen jedenfalls (zählt leider nix) – und die allerbesten Wünsche – haben sie. Denn untendrunter auf ihrer Einladung, wie schön, zitieren sie einen gewissen Zeitungsheini, die doofe Nuss, mit dem Satz, der sowieso und immer gilt: Et jit net jerannt. Ährnoess und Treckerbabies
Die Nüsse haben es in sich«, schreibt Gertrud Maus aus Üttfeld. Oh ja: Wir sind noch nicht durch mit der Hier- oder Herkelternuss, die vielleicht gar keine Nuss ist. So kam ein handgeschriebener Brief von … ach, ich darf nicht sagen, von wem. Dabei ist die Person, die uns aus … sagen wir: dem Hillesheimer Land schrieb, schon großartige 95 Jahre alt. Und sie kennt die Nüsse noch als »Ährnoess« – wieder ein neuer Begriff, über den man schön spekulieren kann: Ähr, also Ähre? Oder doch eher, meine Vermutung, Erde? Denn da steckten sie drin, die Dinger, schreibt die Leserin, deren Vater noch »hinter dem pflügenden Kuhgespann« hergegangen war und dabei die »Ährnoess« einsammelte. Um sie daheim, »zur großen Freude für uns Kinder«, aus der Jackentasche zu ziehen. Lange schon habe sie den Namen nicht mehr gehört, seine Bedeutung »ging wahrscheinlich mit der Traktorzeit zu Ende«. Zur Nuss bald mehr. Wir verweilen noch ein Momentchen in der frühen Traktorzeit: Denn dazu hat Peter Königs aus Niederkyll, dem Weiler bei Stadtkyll, noch was rübergereicht. Ah, da fällt mir der fiese Stadtkyller Abzählreim ein: »Niederkyll, die große Stadt, die nur sieben Häuser hat, ringsherum mit Hecken – Niederkyll muss frecken!« Peter Königs erzählt, wie sein Vater Hein in den Fuffzigern den ersten Trecker erwarb, »en 17er Lanz«. Und wie man damit Nachbar Knörrs Sau zum »Bier«, also zum Eber, nach Birgel brachte. Wo der Eberbesitzer sich den Trecker genau anschaute, während die Schweinchen Schweinerei machten, und sich dabei auch unter das Gefährt legte, um dessen Untenrumtechnik zu betrachten. Woraufhin Peter Knörr rief: »Du kaans kecke, dat ös en Mooderdier. Dat iescht Jonge, dat krejen esch!« Klasse. Und ich weiß endlich, wo die kleinen Trecker herkommen. Et jit net jerannt. Die Eifeler und die Moderne
Vorurteile, verdammt: Was sagt man uns nicht alles nach. Von wegen Sibirien, Holzköppe, alles Dorfdeppen, die jedem Fremd-Auto noch stundenlang hinterhergucken und sich fragen, wer das denn wohl war und was der hier zu suchen hat (obwohl … das mit dem Autoshinterhergucken, das hab ich selbst letztens noch … äh … egal) und so weiter. Lästert nur, ihr Luschen! Niemand von euch Ahnungslosen wird je verstehen, mit welcher Lässigkeit der Eifeler auf Neuerungen reagiert. Nämlich in der Regel: gar nicht. Nimmt sie einfach mal hin, bevor er darüber urteilt. Und geht ganz pragmatisch damit um. Das war schon immer so. Wie Huppertsjuppes aus Niederprüm mir mal wieder steckte. Es geht um den früheren Eifeler Tierarzt Dr. (»Ich weiß gar nicht, ob der überhaupt einen Vornamen hatte«, sagt Josef) Daub. Der wurde von den Leuten nur »den Daub« genannt. Wie auch von der Bäurin, die einmal, zwecks Verrichtung einer Dringlichkeit, zu der man sich schon mal im Stall hinhockt, vom Veterinär dabei überrascht wurde. Ihre Reaktion (während sie sich hektisch auf- und dabei die Röcke richtete): »Leckmichamoasch, den Daub!« Dieser Dr. Daub hatte nun einen Termin auf einem Hof, um dort erstmals die künstliche Befruchtung eines Rindviehs vorzunehmen. Wie gesagt: Das war ja damals alles noch fuschneu und total modern. So tauchte er im Stall auf und wurde von der Landwirtin empfangen, die schon alles für den großen Akt vorbereitet und paratgestellthatte. Und die eben, wie oben beschrieben, ganz locker mit dieser Besamungssache umging. Nämlich, und das ist doch unheimlich charmant, so: »He steht en Bänkelche, do konnt ihr öch drop stelle. Un elo an der Wand, do ös en Noohl (Nagel), do konnt er de Botz dran ophänke…« Et jit net jerannt. Schnell wieder ans Werck
Doof: Das kann in der Eifel zweierlei bedeuten. Erstens, dass jemand nix hört (doof = taub) oder hören will. Darauf weist Anita Adams aus Kirchweiler hin. Und auf die gelegentlich entnervt gestellte elterliche Frage: »Boss dou doof op den Uhre?!« Wird jemand allerdings als »en doof Nuss« qualifiziert, vermischen sich die Bedeutungen: Denn eine hohle Nuss ist eben eine, in der nichts drin ist. Also ein Depp. Sie schickt aber noch mehr zu den hier schon seit Wochen diskutierten Her- und Hierkelterness und der Frage, ob das nun Nüsse, Kastanien oder Trüffel seien. Zum Beispiel die Traktate...


Fritz-Peter Linden, geboren 1962 in Prüm und aufgewachsen in Stadtkyll, hätte vielleicht etwas Vernünftigeres studieren können als Lehramt – Englisch und Kunsterziehung für die gymnasiale Oberstufe – oder zumindest dann bei diesem Beruf bleiben, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Aber er musste sich ja unbedingt in den Journalismus treiben lassen. Und dann auch noch 1962 geboren werden, dabei wäre ihm das doch viel lieber erst 1982 passiert. Wobei … nein, dann hätte er wiederum total viele gute Sachen verpasst, auch doof.
So fristet er nun, allmählich verrottend, sein Dasein als Lohnschreiber, -zeichner und -fotograf für den Trierischen Volksfreund, der ihn immerhin irgendwann und dankenswerterweise zum Redakteur machte. Das hat er nun davon, der Trierische Volksfreund. Im Frühjahr 2011 ließ sich der Autor (der sich nicht gerne Autor nennt, weil das jeder Tünnes tut, und überhaupt: "Autor ist man ja schon, wenn man ›Kartoffeln, Aufschnitt, Rasierklingen, Fischstäbchen‹ auf einen Zettel schreibt") dazu hinreißen, ein Buch über den Krimischriftsteller Jacques Berndorf zu verfassen, im Herbst des gleichen Jahres erschien der erste Band mit Eifel-Einsichten, 2013 folgte die Fortsetzung. Niemand weiß, wie das alles weitergehen soll, am wenigsten der Aut... der, Dings, selbst.



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