E-Book, Deutsch, Band 3, 464 Seiten
Reihe: Martin Abel
Löffler Der Blutnäher
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-4174-3
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 464 Seiten
Reihe: Martin Abel
ISBN: 978-3-7517-4174-3
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Thriller wie ein Stich ins Herz!
In der Nähe von Köln verschwinden zwei schwangere Frauen. Martin Abel, Fallanalytiker des Stuttgarter LKA, übernimmt die Ermittlungen. Kurz darauf werden die Leichen einer Mutter und ihres Kindes entdeckt. Es handelt sich um eine Frau, die vor Jahren verschwunden ist. Dann taucht eine der beiden vermissten Frauen wieder auf und gibt erste Hinweise auf den Täter. Martin Abel muss sich in eine Welt zerstörerischer Fantasien hineindenken. Denn der Mörder tötet nicht nur, sondern platziert etwas im Körper der Toten ...
Der dritte Band aus Rainer Löfflers fesselnder Thriller-Reihe um den Fallanalytiker Martin Abel. Dieser Thriller ist bereits unter dem Titel DER NÄHER erschienen.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
'Grandioser Teil 3 um Martin Abel. Ein rasanter, spannender und schockierender Thriller.' (LESEJURY, MONIQUEO_76)
Rainer Löffler, Jahrgang 1961, interessiert sich seit jeher für die Abgründe der menschlichen Seele. Mit dem Schreiben begann er beim deutschen Mad-Magazin unter Herbert Feuerstein. Nach einigen erfolgreichen Science-Fiction-Romanen veröffentlichte er mit Blutsommer seinen ersten Thriller und landete gleich auf der Spiegel-Bestsellerliste. Rainer Löffler lebt mit seiner Familie in der Nähe von Stuttgart.
Autoren/Hrsg.
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Erster Tag
Zwei einatmen, zwei ausatmen! Zwei einatmen, zwei ausatmen!
Mit federnden Schritten und nur mäßig beschleunigtem Atem lief Saskia Mayen den geschotterten Weg entlang und auf das weitläufige Waldgebiet zu, der letzten Etappe ihres heutigen Trainingslaufs. Sie wollte unbedingt einen neuen Rekord auf dieser Strecke schaffen, da hieß es Kräfte einteilen und ein möglichst gleichmäßiges Tempo wählen. Vor allem bei dem eisigen Wind, der ihr heute um die Ohren pfiff.
Als sie vor zehn Jahren als Teenager mit dem Laufen begonnen hatte, war sie in der zweiten Streckenhälfte regelmäßig eingebrochen, weil sie auf den ersten Kilometern zu viel Energie verbrannt hatte. Typischer Anfängerfehler. Aber auch ihren letzten Marathon in Berlin war sie wieder zu schnell angegangen, sodass sie die Ziellinie quasi mit heraushängender Zunge und fast fünfzehn Minuten über ihrer Bestzeit überquert hatte. So trat man das Training eines ganzen Jahres durch puren Übereifer in den Gully!
Das sollte ihr beim nächsten Mal nicht mehr passieren, hatte sie sich geschworen. Bei den langen Läufen der vergangenen Wochen hatte sie sich besser im Griff gehabt und auf den letzten Kilometern tatsächlich einen ordentlichen Zahn zulegen können. Wenn sie sich also weiter an die Basics hielt, konnte aus ihr also vielleicht doch noch etwas werden.
Zwei einatmen, zwei ausatmen! Zwei einatmen, zwei ausatmen!
Achtzehn Kilometer standen heute auf dem Programm, eine mittlere Strecke, für die sie maximal neunzig Minuten benötigen wollte. Wie immer lief sie mit MP3-Player, den sie in ihrem Oberarmgurt trug. Früher hatte sie Leute mit diesen Geräten bedauert. Wie konnte man die erholsame Stille der Natur nur so brutal übertönen? Inzwischen verzichtete sie nur noch in Wettkämpfen darauf, sich den Knopf ins Ohr zu stecken. Mit der richtigen Musik lief sie eindeutig schneller.
Als würde sie einen Haken schlagen, bog sie kurz darauf in das Waldstück ein. Die letzten Kilometer zurück zum Parkplatz, wo ihr Auto stand, wollte sie nun Vollgas geben. Sie erhöhte das Tempo und brachte sich innerhalb weniger Sekunden in Wettkampfmodus.
Dies war der schönste Teil des Laufs. Der Moment, in dem man von Sauerstoff durchflutet wurde, weil die Belastung durch das abnehmende Gefälle für kurze Zeit nachließ. Die gleichzeitig ausgeschütteten Endorphine gaben ihr das Gefühl, plötzlich zehn Kilogramm weniger zu wiegen und quasi über den Asphalt zu fliegen. Wenn sie nur immer so schnell sein könnte …
Im nächsten Moment ließ sie ein lautes Knacken hinter ihrem Rücken zusammenzucken. Erschrocken drehte sie sich um und erblickte einen Mountainbiker, der etwa dreißig Meter hinter ihr fuhr. Ohne Lenny Kravitz auf den Ohren hätte sie ihn sicher schon früher bemerkt. Durch den Helm und ein über den Mund gezogenes Halstuch konnte sie das Gesicht des Fahrers nicht erkennen, aber sie war sich sicher, dass es sich um einen Mann handelte.
Saskia Mayen sah nach vorn und lief am Rand des Weges weiter, um den Radfahrer vorbeiziehen zu lassen. Sie hasste das Gefühl, jemanden im Nacken zu haben – und sie hasste es erst recht, wenn ihr jemand ungefragt auf den Hintern starrte, zumal in diesen engen Laufhosen.
Da der Weg jetzt bergab führte, musste der Biker gleich an ihr vorbeikommen. Die Ohrstöpsel hatte sie herausgenommen und lauschte auf das zu erwartende Abrollgeräusch der Stollenreifen. Doch außer ihren eigenen Laufschritten blieb es still. Hatte der Biker angehalten, oder war er abgebogen? Unsicher drehte sie sich noch einmal um.
Der Kerl fuhr immer noch im gleichen Abstand hinter ihr her – und er sah eindeutig in ihre Richtung!
Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Was wollte der Typ? So vermummt sah er richtig unheimlich aus. Sie überlegte nicht lange und holte ihr Handy aus der Tasche am Bauchgurt hervor. Ihr Freund Chris war zwar bei der Arbeit in der Bäckerei, konnte zur Not aber sicher in fünf Minuten bei ihr sein.
Hastig aktivierte sie den Bildschirm – Mist, kein Empfang! Eines der vielen Funklöcher in dieser Einöde!
Saskia Mayen spürte, dass dieser Biker kein harmloser Sportler war. Er schien sie zu beobachten und auf eine günstige Gelegenheit zu warten … Nun wurde ihr doch mulmig zumute. Einer Eingebung folgend öffnete sie in vollem Lauf einen weiteren Reißverschluss an ihrem Bauchgurt. Dabei wählte sie bewusst eine der seitlichen Taschen, damit der Kerl sah, was sie tat. Sie steckte ihr Handy hinein und kramte stattdessen einen Müsliriegel hervor. Sie umfasste ihn mit ihrer Hand und hoffte, dass ihr Verfolger ihn für eine Reizgas-Sprühdose hielt. Dann lief sie weiter, um dem Typen eine Chance zu geben, doch noch vorbeizufahren und so zu tun, als ob alles nur ein Missverständnis sei.
Doch er kam nicht. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er sich weder zurückfallen ließ noch den Abstand verkürzte. Wollte er sich einfach nur an der Figur einer Frau in Laufklamotten aufgeilen?
Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Noch vier Kilometer bis zu ihrem Auto. Sie beschleunigte und bog in einen Weg ab, der sie aus dem Wald hinausführte. Über die Felder würde sie den Parkplatz schneller erreichen, jede Sekunde, die sie früher bei ihrem Wagen war, brachte Sicherheit. Sie legte alle Kraft in ihre Schritte. Doch wie lange würde sie dieses Tempo durchhalten können? Und was, wenn der Biker ebenfalls Gas gab?
Saskia Mayen legte einen Sprint ein, der sie zum Japsen brachte. Dann lag der Wald endlich hinter ihr, und sie blickte über ihre Schulter zurück.
Der Unbekannte war verschwunden!
Erleichtert blieb sie stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Tatsächlich, ihr Verfolger war nicht mehr hinter ihr. Offenbar hatte er genug gesehen, oder die Kälte hatte ihm die Lust am Stalken ausgetrieben.
Mein Gott, wenn ich das Chris erzähle, dann verbietet er mir das Laufen endgültig! Ihr Freund war schon immer dagegen gewesen, dass sie in dieser einsamen Gegend ohne Begleitung trainierte. Am besten erzählte sie ihm nichts von dem Vorfall.
Saskia Mayen holte erneut ihr Smartphone heraus. Mist, sie hatte durch ihren Stopp bereits eine ganze Minute verloren. Andererseits war sie davor mit Sicherheit so schnell gewesen wie noch nie. Wenn sie sofort weiterlaufen und alles geben würde, war vielleicht trotzdem eine neue Bestzeit drin.
Ja, dachte sie. Dieser Lauf hat ein besonderes Finale verdient!
Sie warf einen letzten Blick in die Richtung, aus der sie gekommen war. Dann drehte sie sich um, um den Schlussspurt ihres Lebens hinzulegen – und erblickte nur wenige Schritte vor sich ihren Verfolger!
Ihr Herz setzte für eine Sekunde aus, als sie ihn mitten auf dem Weg stehen sah. Er hatte sein Fahrrad quer gestellt, sodass sie nicht daran vorbeikam, ohne in seine Reichweite zu geraten. Er saß lässig auf dem Sattel und sah ihr mit verschränkten Armen entgegen.
Saskia Mayen konnte aufgrund des über den Mund gezogenen Halstuchs und der getönten Biker-Brille nichts von der Mimik des Mannes erkennen. Dafür entdeckte sie einen schmalen Pfad, der direkt neben dem Unbekannten auf ihren Feldweg führte. Der Kerl hatte sie also auf dem Nebenweg umfahren und unbemerkt überholt.
Sie nahm allen Mut zusammen. »Was soll der Mist? Verfolgen Sie mich etwa? Ich habe meinen Freund angerufen, er wird gleich hier sein und Ihnen eine aufs Maul geben, wenn es nötig ist.«
Der Mann bewegte sich zunächst keinen Millimeter. Dann nahm er jedoch die Hände herunter und hakte sie lässig am Bund seiner Radshorts ein. »Ach ja?« Seine Stimme war vollkommen ruhig und kontrolliert. »Dann musst du ein Satellitentelefon haben, denn alle anderen Funknetze sind hier tot. Ich habe das komplett durchprobiert.«
Saskia Mayen schluckte. Durchprobiert? Sie machte einen Schritt zurück. »Was wollen Sie von mir? Lassen Sie mich durch, und wir vergessen das Ganze. Ansonsten bekommen Sie mächtig Ärger mit der Polizei. Klar?«
Der Mann lachte auf. »Vergessen? Ich soll das Ganze vergessen?« Er nahm seine Brille ab, sodass sie seine dunklen, funkelnden Augen sehen konnte. »Ich beobachte dich schon eine Weile, weißt du. Du hoppelst durch die Gegend wie ein unschuldiges Häschen. Dabei trägst du immer diese engen Laufhosen mit den pinken Einsätzen. Deren Stoff schmiegt sich so an deinen Körper, dass ich jedes Fältchen darunter sehen kann. Willst du mir etwa sagen, dass du nicht weißt, wie geil das aussieht? Dass du es letztendlich nicht gerade für Männer wie mich machst?«
»So ein Quatsch …«, presste Saskia Mayen hervor.
Der Unbekannte stieg vom Rad und klappte den Ständer herunter. Dann setzte er seine Brille so sorgfältig wieder auf, als ob es sich um eine wichtige Zeremonie handelte. »Ich glaube, wir sollten uns jetzt darüber unterhalten, wie es mit uns weitergeht«, sagte er bedächtig.
Und kam langsam auf sie zu.
Saskia Mayens gespieltes Selbstvertrauen zerstob in tausend Stücke. Hilfesuchend sah sie sich um, außer Wald, Büschen und Feldern war jedoch nichts um sie herum. Und jetzt beschleunigte der Mann seine Schritte auch noch. In wenigen Sekunden würde er sie erreicht haben und dann …
Sie schoss runter vom geteerten Weg direkt in die Felder hinein. Der Kerl mochte auf seinem Rad gut unterwegs sein, aber zu Fuß hängte sie fast alle Männer ab!
Sie sprang über einen schmalen Wassergraben und sah sich im vollen Lauf um. Der Biker hastete zu seinem Rad, warf es in den Graben – dann sprintete er in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit hinter ihr her!
Saskia Mayen geriet in Panik und kam auf der holprigen Wiese ins Stolpern....