Löffler / Schönecker / Strobach | Einführung in die Religionsphilosophie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Einführung Philosophie

Löffler / Schönecker / Strobach Einführung in die Religionsphilosophie


3. überarbeitete und erweiterte Auflage 2019
ISBN: 978-3-534-74494-7
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

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Reihe: Einführung Philosophie

ISBN: 978-3-534-74494-7
Verlag: wbg Academic in Herder
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Was ist das überhaupt, eine Religion? Sind religiöse Überzeugungen eine rein subjektive Geschmackssache oder gibt es rationale Argumente pro und contra? Wie unterscheiden sich religiöse von wissenschaftlichen Erklärungen - und worin ähneln sie sich? Solchen und anderen Fragen geht der Autor Winfried Löffler in didaktisch ansprechender Weise nach. Eine besondere Rolle spielen dabei: a) Begriffserklärungen und Unterscheidungen, b) Argumente für und gegen die Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen (sowie ihre kritische Sichtung), c) Untersuchungen der rationalen Strukturen innerhalb einer Religion.

Winfried Löffler, geb. 1965, ist Professor am Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck.

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3 Argumente für die Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen
Überblick Nachdem in Kapitel 2 als Zentralaufgabe der Religionsphilosophie die Frage nach der (Un-)Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen herausgearbeitet wurde, werden in diesem Kapitel zunächst zehn sehr unterschiedliche Argumentformen vorgestellt, die für die theoretische bzw. praktische Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen vorgeschlagen wurden. (Es ist allerdings nicht so, dass religiöse Menschen all diese Argumente vertreten würden oder gar vertreten sollten.) Die Argumente werden analysiert und in ihrem Pro & Contra abgewogen; als Ergebnis zeichnet sich ab, dass einige dieser Argumente zwar sehr beachtenswert sind, aber keines einen zwingenden Beweis für die Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen darstellt. 3.1 Argumente für / gegen die Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen: Eine systematische Typologie
Was ist eine „religiöse Überzeugung“? Kommen wir nach diesen Vorverständigungen jetzt auf die in 2.4 formulierte Kernfrage nach der (Un-)Vernünftigkeit des religiösen Glaubens zurück. Da wir dort gesehen haben, dass es dabei um Argumente geht, und da das Schlussstück von Argumenten immer so etwas wie eine Überzeugung ist, die sich in die Gestalt einer Aussage bringen lässt, geht es uns genauer gesagt um die (Un-)Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen. Mit „religiöser Überzeugung“ sei dabei nicht das Überzeugtsein, d.h. der psychologische Zustand oder das Gefühl des Dafürhaltens (oder gar Sich-Sicherseins) bezeichnet, sondern der satzartige Inhalt dieses Überzeugtseins, also das, worauf es sich bezieht. Dies sind jene kognitiven, theorieähnlichen, in Form von Aussagesätzen formulierbaren Gehalte der Religion, die in 2.1 und 2.4 bereits angesprochen wurden. Beispiele für religiöse Überzeugungen in diesem Sinne wären etwa „Gott existiert und ist ewig“, „Gott hat sich den Menschen in der Geschichte geoffenbart“, „Es ist angemessen, Gott durch bestimmte Verhaltensweisen zu ehren“, „Menschliche Personen überleben den biologischen Tod ihres Körpers“, „Handlungen vom Typ X sind deshalb zu unterlassen, weil ihre Durchführung Gottes Willen widerspricht“, etc. Beginnen wir mit einer der beiden Fragerichtungen: Welche Argumente gibt es für die Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen? Man würde von Leuten, die sich auf ernsthafte Antwortversuche auf diese Frage einlassen, wohl recht unterschiedliche Rechtfertigungen zu hören bekommen, warum sie ihren Glauben als etwas Vernünftiges (oder zumindest nicht Unvernünftiges) ansehen. Vermutlich finden sich die meisten davon aber irgendwo in dem folgenden Schema wieder. Der allgemeinste Einteilungsgesichtspunkt darin ist die oben in 2.4 erwähnte Unterscheidung von theoretischer und praktischer Vernünftigkeit: Argumente für die Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen – ein Überblick A Argumente für die theoretische Vernünftigkeit a Verweis auf Tradition und Autorität b Behauptung des gar nicht bestehenden Rechtfertigungsbedarfes („Fideismus“) c Philosophische Argumente für die Existenz Gottes d Erkenntnistheoretische Argumente aus „religiöser Erfahrung“ im weitesten Sinne 1 aus außergewöhnlichen religiösen Erfahrungen 2 aus gewöhnlichen, aber religiös gedeuteten Erfahrungen 3 religiöse Überzeugungen als beste Erklärung der Gesamterfahrung 4 aus „Transzendenzerfahrung“ B Argumente für die praktische Vernünftigkeit a Theistische Postulate als Verstehbarkeitsbedingung von Sittlichkeit und Pflicht b Verweis auf die „jenseitige“ Nützlichkeit der Religion (z.B. Pascals Wettargument) c Verweis auf die „diesseitige “Nützlichkeit der Religion Kurze Erläuterungen zu diesen Argumentformen: (A-a) Verweis auf Tradition und Autorität Viele dieser Argumentformen werden uns später noch ausführlich in eigenen Kapiteln beschäftigen; zunächst wollen wir uns nur eine erste Orientierung verschaffen. Von den Rechtfertigungen, die eher die theoretische Vernünftigkeit religiöser Überzeugungen verteidigen, ist der Verweis auf die Tradition und deren Autorität gerade im Bereich der Religion weit verbreitet und auch naheliegend. Religiöse Lebensformen existieren und funktionieren in Familien, Kirchengemeinden, Sekten, Dörfern und anderen Menschengruppen, und sie werden dort auch weitergegeben. Dies betrifft sowohl das religiöse Tun und Miterleben selbst als auch die Ansätze der Reflexion darüber (Letzteres geschieht nicht nur etwa im Religionsunterricht und anderen Formen der religiösen Einführung und Unterweisung, sondern auch im formlosen Besprechen religiöser Fragen im weiteren Sinne). Und viele Gläubige würden ihre Religiosität – zumindest als ersten Rechtfertigungsansatz – durch Verweis auf die Tradition rechtfertigen, in die man hineingeboren und in der man sozialisiert wurde. Eine Lebensform, die sich über längere Zeit hinweg bewährt hat, so könnte die Rechtfertigung weiter lauten, hat den Anschein der Vernünftigkeit für sich, oder ist zumindest nicht unvernünftig. Auch in anderen Lebensbereichen lassen wir ja Argumente aus der Tradition („das war schon immer so“, „das haben wir immer so gemacht“, „so handeln wir eben“, „das ist immer so gesagt worden“) in vielen Fällen gelten, denn wir handeln auch auf anderen Gebieten sehr häufig aufgrund von Voraussetzungen, die wir von anderen übernehmen und nicht näher hinterfragen können oder wollen. (A-b) Behauptung des nicht bestehenden Rechtfertigungsbedarfes („Fideismus“) Man kann in Bezug auf religiöse Überzeugungen aber auch einer radikaleren Argumentationsweise begegnen. Zuweilen wird nämlich argumentiert, religiöse Überzeugungen gehörten zu jener Klasse von Überzeugungen, für die eine weitere Rechtfertigung weder notwendig noch möglich wäre. Religiöse Überzeugungen hätten damit eine Ähnlichkeit mit reinen Geschmacksfragen, oder ihre Annahme käme einem blinden Vertrauen gleich. Mitunter wird auch behauptet, der Versuch der Begründung wäre echter Religiosität sogar abträglich. In einer etwas unscharfen Redeweise werden solche Positionen oft als „Fideismus“ (von lat. fides, Glaube, Vertrauen) bezeichnet. (Unscharf ist diese Bezeichnung u.a. deshalb, weil damit mitunter auch jene Position angesprochen wird, der zufolge Religionen gar keinen kognitiven, theoretischen Kern hätten, womit es also gar keine „religiösen Überzeugungen“ im hier von uns verstandenen Sinne gäbe.) Der Fideismus ist allerdings empirisch äußerst unplausibel. Wie oben in 2.4 kurz erwähnt, haben Menschen üblicherweise Begründungen für oder gegen religiöse Überzeugungen, und überhaupt ist kaum jemand fähig, irgendeinen Satz als wahr zu akzeptieren, für den er keinerlei Begründung hat bzw. für den es keine Begründung geben kann (nicht einmal eine Begründung in dem schwachen Sinne z.B. von A-a) ((1), besonders Kap. 42). Davon bleibt freilich die Möglichkeit unberührt, dass jemand religiöse Überzeugungen hegt oder ablehnt, sich aber noch niemals nähere Gedanken darüber gemacht hat, warum. Diese Möglichkeit ist aber nicht bereichstypisch für die Religion, sondern sie gilt für beliebige andere Überzeugungen ebenso. (A-c) Philosophische Argumente für die Existenz Gottes Eine prominente Form der Rechtfertigung religiöser Überzeugungen beruft sich darauf, dass es eine Reihe von (altbekannten und auch neuen) philosophischen Argumenten für die Existenz eines ersten Grundes aller Wirklichkeit gibt. Man fasst diese häufig unter der irreführenden Bezeichnung „Gottesbeweise“ zusammen (zur deren Fragwürdigkeit siehe die Abschnitte 2.6 und 5.5). Wenn manche dieser Argumente stichhaltig sind, dann erfährt die Vernünftigkeit eines religiösen Glaubens, der sich auf einen solchen ersten Grund der Wirklichkeit bezieht, eine gewisse Sicherung. Der Stellenwert solcher Argumente ist umstritten. Dennoch sind sie für einige Gläubige von gewisser Bedeutung, und noch mehr Gläubige würden in ihrem Antwortversuch auf die Frage nach der Vernünftigkeit des Glaubens Überlegungen entfalten, die Ähnlichkeiten mit diesen Gottesbeweisen zeigen (etwa: „Warum gibt es uns...


Schönecker, Dieter
Dieter Schönecker, Dr. phil., ist Professor für Philosophie an der Universität Siegen.

Strobach, Niko
Niko Strobach, Dr. phil., ist Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Logik und Sprachphilosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er ist zusammen mit Prof. Dr. Dieter Schönecker (Siegen) auch Herausgeber der Reihe "Einführungen Philosophie" bei der WBG.

Löffler, Winfried
Winfried Löffler, geb. 1965, ist Professor am Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck.

Winfried Löffler, geb. 1965, ist Professor am Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck.



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