Longworth | Tod am Cours Mirabeau | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 6, 284 Seiten, E-Book Epub

Reihe: Verlaque & Bonnet ermitteln

Longworth Tod am Cours Mirabeau

Ein Provence-Krimi
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-8412-1311-2
Verlag: Aufbau Digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Provence-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 6, 284 Seiten, E-Book Epub

Reihe: Verlaque & Bonnet ermitteln

ISBN: 978-3-8412-1311-2
Verlag: Aufbau Digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mörderische Provence.

Marine Bonnet und Antoine Verlaque lieben das neue, angesagte Restaurant 'La Fontaine' unweit vom Cours Mirabeau, der berühmten Hauptstraße von Aix-en-Provence. Sie haben vor kurzem geheiratet und sind dort häufig zu Gast. Als der Besitzer noch ein paar Freisitze einrichten möchte, bekommt er Ärger mit einigen Nachbarn. Kurz darauf entdeckt sein Tellerwäscher unweit des Brunnens im Garten eine Leiche und plötzlich sind die Hälfte der Einwohner des noblen Innenstadtviertels Mazarin des Mordes verdächtig. Sogar der Pater der nahe gelegenen Kirche Saint-Jean-de-Malte verhält sich seltsam ...

'Genau die richtige Sommerlektüre.' Berliner Morgenpost.



Mary L. Longworth lebt seit 1997 in Aix-en-Provence. Sie hat für die »Washington Post«, die britische »Times«, den »Independent« und das Magazin »Bon Appétit« über die Region geschrieben. Außerdem ist sie die Verfasserin des zweisprachigen Essay-Bandes »Une Américaine en Provence«. Sie teilt ihre Zeit zwischen Aix, wo sie schreibt, und Paris, wo sie an der New York University das Schreiben lehrt.

Alle lieferbaren Titel der Autorin sehen Sie unter aufbau-verlage.de.

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Prolog
Dei Corallini


Dei Corallini gefiel Antoine Verlaque ausnehmend gut. Fast tat es ihm leid, dass seine Hochzeit so klein ausfallen sollte. Dieses Kleinod barocker Baukunst war im 17. Jahrhundert mit Geld errichtet worden, das man mit Korallen aus dem Mittelmeer verdient hatte. Die Fischer der Gegend, die Gott für ihren Wohlstand danken wollten, finanzierten den Bau der Kirche. Die Handwerker, die sie damit beauftragten, waren darüber so stolz, dass sie jeden Stein mit größter Hingabe bearbeiteten. Das Ergebnis wirkte dennoch nicht überladen oder gar kitschig. Die Farbe des Natursteins war ein zartes Elfenbein, dessen Eleganz mit dem blassen Gelb, Rosa und Grün, in dem die verputzten Fassadenteile gestrichen waren, perfekt harmonierte.

Marines Eltern wäre eine große Hochzeit in ihrer Gemeindekirche Saint-Jean de Malte in Aix sicher lieber gewesen. Aber für eine solche traditionelle Zeremonie fühlte sich Verlaque zu alt. Er hatte auf Italien bestanden, weil er es ebenso liebte wie Marine. Tief in seinem Inneren wusste er jedoch, dass er nur dem Aufsehen in Aix-en-Provence entgehen wollte. Aix war der Ort, wo er lebte und arbeitete. Eine atemberaubende Stadt, aber für diese Gelegenheit schien sie ihm nicht geeignet. Er wünschte sich eine Hochzeit in aller Stille in einem ligurischen Dorf, ungestört von den neugierigen Blicken der Leute, die wie er in Aix wohnten. Es war, als könnte er sein Glück gar nicht fassen, als wollte er nicht das Risiko herausfordern, dass jemand in der Kirche hervortrat und mit lauter Stimme Einwände gegen ihren Lebensbund erhob. Bis er Marine kennenlernte – das geschah bei einem Abendessen, arrangiert von einem Anwaltskollegen, der später nach Paris zog –, hatte er sich nie vorstellen können, einmal Ehemann zu werden. Heiraten und glücklich sein war etwas für andere, nicht für ihn.

Die pastellfarbene Kirche mit der leicht geschwungenen Fassade, die über dem Kopfsteinpflaster des Platzes aufragte, war dem Meer zugewandt, als wollte sie es beschützen. Auf dem Hügel musste Dei Corallini für die Seeleute schon von weit draußen zu erkennen sein. Verlaque legte den Kopf in den Nacken und versuchte sich auf die Figuren in den Mauernischen zu konzentrieren. Er wollte sich ein wenig davon ablenken, was an diesem Vormittag in der Kirche geschehen sollte. Autos und Motorroller huschten tief unten die Straße entlang, die alle Küstenorte bis nach Imperia miteinander verband. Jemand im Dorf rief »Dario! Dario!« Eine Tür schlug zu. Verlaque ging durch den Sinn, dass dieser Tag, der für ihn so bedeutungsvoll werden sollte, für die Dorfbewohner ein ganz gewöhnlicher Samstag war.

Lächelnd ging er in Richtung Restaurant und ließ in Gedanken die Sitzordnung noch einmal Revue passieren. Eingeladen waren Marines Eltern – Anatole Bonnet, ein praktischer Arzt, und Florence Bonnet, eine emeritierte Theologieprofessorin –, Marines beste Freundin Sylvie mit ihrer elfjährigen Tochter Charlotte, Jean-Marc Sauvat, mit dem Marine und er befreundet waren, Bruno Paulik, der Kriminalkommissar von Aix, dessen Frau Hélène und deren ebenfalls elfjährige Tochter Léa, dazu Verlaques Vater Gabriel mit Freundin Rebecca Schultz und Verlaques Bruder Sébastien. Marine hatte Sylvie als Trauzeugin gewählt und er Sébastien. Warum, wusste er selber nicht, denn die beiden Brüder sahen sich selten. Sébastien fand den Immobilienhandel in Paris so aufregend, wie er Verlaque öde vorkam. Nach der obligatorischen standesamtlichen Trauung im Rathaus von Aix vor zwei Wochen hatten Marine und Verlaque gemeinsam mit dem Chef ihres Lieblingscafés am Cours Mirabeau für Freunde und Kollegen aus der Stadt einen Cocktailempfang gegeben. Man stieß mit Champagner an und reichte Platten mit kalten Häppchen herum. Anwohner und Touristen, die vorüberkamen, lächelten den Gästen zu, die sich anscheinend zu einer spontanen Party zusammengefunden hatten.

Marine und Verlaque hielten beide nichts davon, sich an einem berühmten Ort das Jawort zu geben. Das ligurische Dorf war kaum drei Stunden von Aix entfernt, woher die meisten Gäste kamen. Und schließlich verfrachteten sie ihre Hochzeitsgesellschaft ja nicht auf eine Insel in der Karibik. Einer von Marines Kollegen hatte von der Hochzeit eines Cousins in einem Urlaubshotel auf Barbados berichtet. Die Gäste, darunter zwei Großmütter, waren gezwungen, einen Flug von vierzehn Stunden zu einem Ort auf sich zu nehmen, der für Braut und Bräutigam keinerlei Bedeutung hatte. Doch in Paradiso – so nannte Marine das ligurische Dorf von klein auf – hatte sie mit ihren Eltern in einer winzigen Wohnung unten im Dorf unweit des Strands oft die Ferien verbracht. Antoine hatte sie es zum ersten Mal gezeigt, als sie sicher war, dass sie ihn liebte. Allerdings hatten sie weiter oben im älteren Teil des Dorfes Quartier genommen. Jeden Morgen waren sie mehrere hundert Stufen hinabgestiegen, wo sie das klare Wasser an den flachen Klippen jenseits des Sandstrands genossen.

Für Anfang April war das Wetter schon warm. Ein stiller Frühlingsmorgen. Im Dorf war es stets etwas feucht, und Verlaque hoffte, der Tag würde nicht zu heiß werden. Beinahe wäre er barfuß in seinen schwarzen Weston-Slippers aus dem Haus gelaufen. Marine hatte lachen müssen, als er in einem kobaltblauen Anzug, aber ohne Socken aus dem Badezimmer trat. »Meinst du nicht, du solltest Socken anziehen?«, hatte sie ihn gefragt. »Dieser italienische Macho-Stil passt doch nicht zu dir.«

Er schaute auf seine nackten Knöchel. »Wahrscheinlich hast du recht. Und du ziehst dich noch nicht an?«, fragte er dann und maß ihren Bademantel mit einem Blick.

»Das mache ich im Zimmer von Sylvie und Charlotte«, antwortete Marine. »Frühstücke du bitte mit meinen Eltern. Mein Kleid soll eine Überraschung sein.«

Verlaque rieb sich die Hände. »Kommst du mit großem Dekolleté? Oder mit nacktem Rücken?«

Lächelnd erhob sich Marine und hielt ihm die Tür auf. »Bis später.« Sie gab ihm einen Kuss und sagte: »Du siehst toll aus. Die Farbe steht dir.«

»Bist du aufgeregt?«

»Ja. Aufgeregt und glücklich, aber dann auch wieder merkwürdig ruhig, als ob ich schwebe. Und du?«

»Ich muss immer an die Pasta heute Abend denken«, gab Verlaque zurück. »Ich hoffe, die machen die Nudeln dick genug, damit sie richtig viel Soße aufnehmen.«

Marine starrte ihren gesetzlich Angetrauten einen Augenblick verdutzt an, dann musste sie lachen. »Zu denken, dass ich in einigen Stunden ganz und gar mit dir verheiratet bin …«

»Wir sind so glücklich«, sagte er und küsste sie. »Ich gehe jetzt hinunter zum Frühstück mit deinem hinreißenden Vater und deiner griesgrämigen Mutter. Dann springe ich noch schnell zum Restaurant hinüber, um aufzupassen, dass sie auch die richtigen Weingläser nehmen.«

Sie wusste, dass er das ernst meinte. »Na dann, viel Glück.«

»Wir sehen uns in der Kirche.«

Marine schloss die Tür hinter ihm und trat zu der Kommode, in deren unterster Schublade, sorgfältig in Seidenpapier gehüllt, ihr Kleid lag. Sie nahm es heraus, legte es auf das Bett und ging duschen. Sylvie hatte versprochen, ihr das Haar zu richten. Und da Charlotte dabei sein würde, hatte Marine auch Lea eingeladen, denn die zweite Elfjährige auszuschließen wäre ungerecht, wenn nicht gar grausam gewesen. Aus demselben Grund hatte sie auch kein Blumenmädchen vorgesehen.

Der Priester Piero, ein lockerer Fünfzigjähriger, mochte sein Amt offenbar sehr, denn er strahlte über das ganze runde Gesicht. Sie kannten ihn seit zwei Jahren. An einem Sommerabend, als ihr Lieblingsrestaurant überfüllt war, hatte man sie zu ihm an den Tisch gesetzt. Er sprach ausgezeichnet Französisch und war von Marines Italienisch beeindruckt. Jetzt hatten sie ihn in einem handschriftlichen Brief gebeten, Ihre Trauung vorzunehmen, wenn möglich, auf Französisch. Sie hatten ein Foto beigelegt, falls er sich nicht mehr an sie erinnerte. Aber er hatte seine Tischgenossen nicht vergessen und war stolz, einen so charmanten Giudice mit einer so schönen Professoressa vermählen zu dürfen. Er stellte nur eine Bedingung: Die Zeremonie sollte am Vormittag stattfinden, denn die Samstagnachmittage waren bereits für eineinhalb Jahre ausgebucht. Sie stimmten sofort zu, denn ihnen schwebte keine große Feier vor. Einen Tanzabend mit DJ brauchten sie nicht, eine Trauung am Morgen, gefolgt von einem Mittagessen, genügte vollauf. Piero hatte taktvoll angeboten, die Vermählung in diesem kleinen Kreis in einer Kapelle der Kirche vorzunehmen.

Verlaque schlenderte durch die mittelalterlichen Straßen, die kaum zwei Meter breit und mit runden glatten Flusssteinen gepflastert waren. Die Straßenmitte war mit roten Ziegeln ausgelegt. Zwar liebten sie Paradiso, aber besonders freundlich fanden sie die Dorfbewohner nicht, von Piero und dem Restaurantpersonal einmal abgesehen. An diesem Morgen kamen Verlaque vorwiegend alte Frauen entgegen, die ihn mit zusammengekniffenen Augen ohne ein Lächeln musterten und dann wegschauten. Diese unfreundliche Haltung ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen, obwohl es bereits warm wurde. Zum ersten Mal seit Monaten bereitete ihm die Hochzeit Unbehagen. War es die Heirat oder die Ehe? Marine Bonnet war perfekt, das wusste er. Von sich selber konnte er das nicht behaupten. Er konnte arrogant und rechthaberisch sein. Wenn er es recht bedachte, war er es gewesen, der darauf bestanden hatte, nicht in Aix, sondern in Ligurien zu heiraten. Marine ging sofort darauf ein, aber hatte er ihr überhaupt eine Wahl gelassen? Alle ihre Freunde und die Familie...


Ettinger, Helmut
Dr. Helmut Ettinger, Dolmetscher und Übersetzer für Russisch, Englisch und Chinesisch. Er übersetzte Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, Polina Daschkowa, Darja Donzowa und Sinaida Hippius, Michail Gorbatschow, Henry Kissinger, Roy Medwedew, Valentin Falin, Antony Beevor, Lew Besymenski, Gusel Jachina und viele andere ins Deutsche.

Longworth, Mary L.
Mary L. Longworth lebt seit 1997 in Aix-en-Provence. Sie hat für die "Washington Post", die britische "Times", den "Independent" und das Magazin "Bon Appétit" über die Region geschrieben. Außerdem ist sie die Verfasserin des zweisprachigen Essay-Bandes "Une Américaine en Provence". Sie teilt ihre Zeit zwischen Aix, wo sie schreibt, und Paris, wo sie an der New York University das Schreiben lehrt.

Im Aufbau Taschenbuch erschienen bisher „Tod auf Schloss Bremont“ (2012), „Mord in der Rue Dumas“ (2013), „Tod auf dem Weingut Beauclaire“ (2014) und „Mord auf der Insel Sordou“ (2015).



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