E-Book, Deutsch, 52 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 297 mm
Reihe: Polizei & Wissenschaft
Lorei Zeitschrift Polizei & Wissenschaft
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-86676-886-4
Verlag: Verlag für Polizeiwissenschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Ausgabe 3/2024
E-Book, Deutsch, 52 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 297 mm
Reihe: Polizei & Wissenschaft
ISBN: 978-3-86676-886-4
Verlag: Verlag für Polizeiwissenschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Kompetentes Handeln basiert allgemein auf der Kombination
praktischer Erfahrung und wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Grundlage hierfür ist die Kommunikation und Diskussion
zwischen Wissenschaftlern und Praktikern. Dies gilt ganz
besonders für eine moderne Polizei.
Die Zeitschrift Polizei & Wissenschaft bietet die Möglichkeit
zur wissenschaftlichen Kommunikation polizeirelevanter
Themenbereiche. Sie versteht sich als Schnittstelle zwischen
Wissenschaft und Polizei. Durch ihre interdisziplinäre
Ausrichtung werden unterschiedlichste wissenschaftliche
und praktische Perspektiven miteinander vernetzt. Dazu
zählen insbesondere die Bereiche Psychologie, Rechtswissenschaft,
Soziologie, Politikwissenschaft, Medizin,
Arbeitswissenschaft und Sportwissenschaft. Aber natürlich
wird auch polizeirelevantes Wissen der Disziplinen genutzt,
die nicht klassisch mit dem Begriff Polizei verknüpft sind,
wie z.B. Wirtschaftswissenschaften, Sprachwissenschaften,
Informatik, Elektrotechnik und ähnliche.
Polizei & Wissenschaft regt als breit angelegtes Informationsmedium
zur Diskussion an und verknüpft Themenbereiche.
Sie erscheint vierteljährlich und geht mit ihrer interdisziplinären
Interaktivität über einen einseitigen und fachlich
eingeschränkten Informationsfluss hinaus. Dazu nutzt sie
die Möglichkeiten des Internets und fördert durch die
Organisation von Veranstaltungen auch eine direkte
Kommunikation.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Ulrich Wagner, Alaa Altrad, Zoë Anna Delschen, Janine Meuret & Patrick F. Kotzur
Positive und negative Kontakterfahrungen von und mit Polizei – Ergebnisse qualitativer Interviewstudien mit Polizist*innen und mit Menschen mit und ohne Migrationshintergrund
Johannes Holz
Ruheräume im Polizeidienst: Zwei Studien zum Einfluss auf Schlaf und Leistungsfähigkeit im Schichtbetrieb
Thomas Waldvogel
Welche politischen Faktoren erklären die Einführung von Waffen- und Messerverbotszonen?
Thomas Feltes & Wolfgang Mallach
Der lagebedingte Erstickungstod. Ein bekanntes, aber unterschätztes Problem
Ruheräume im Polizeidienst:
Zwei Studien zum Einfluss auf Schlaf und Leistungsfähigkeit im Schichtbetrieb Johannes Holz 1 Einleitung
Die lebenswichtige Bedeutung von gesundem Schlaf für uns Menschen ist weithin bekannt und konnte in zahlreichen Studien gezeigt werden. Dabei ist Schlaf mehr als nur eine passive Erholungsphase des gesamten Organismus, vielmehr handelt es sich um einen aktiven Zustand, in dem gesundheitsfördernde Prozesse stattfinden. Diese sind unter anderem die Stärkung des Immunsystems, der Stoffwechsel, die Regeneration der Gehirnneuronen und die Gedächtnisbildung (Hao et al., 2021). Gestörter Schlaf hingegen kann zu einer Reihe physischer und psychischer Beeinträchtigungen führen (Riemann et al., 2011). Die Schlafqualität ist insbesondere bei Berufen mit Schichtarbeit von Bedeutung, da hier das Risiko für Schlafstörungen und damit einhergehende Konsequenzen deutlich erhöht ist (Angerer & Petru, 2010). Bei der Polizei ist das Arbeiten im Schichtdienst in vielen Bereichen unabdingbar. Die notwendigen polizeilichen Aufgaben müssen jederzeit zuverlässig, sicher und sorgfältig gewährleistet werden können. Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss von Ruheräumen auf die Schlafqualität und Leistungsfähigkeit von Polizeibeamtinnen und -beamten im Schichtdienst. Basierend auf zwei Studien bei der Polizei Baden-Württemberg wird die Nutzung von Ruheräumen auf einem Polizeirevier und in einem Führungs- und Lagezentrum evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Nutzung der Ruheräume, insbesondere während der Nachtschicht, zu einer Verbesserung der Wachheit, Konzentration und subjektiven Leistungsfähigkeit führte. Auch wurde eine Verbesserung der allgemeinen Schlafqualität in einer Nutzergruppe festgestellt. Negative Auswirkungen auf das Einsatzgeschehen oder Anzeichen von Schlaftrunkenheit wurden nicht beobachtet. Trotz einer kleinen Stichprobe liefern die Studien erste Hinweise darauf, dass Ruheräume im Polizeidienst eine praktikable und gesundheitsfördernde Maßnahme darstellen könnten. Weitere Forschung zur allgemeinen Akzeptanz und zu potenziellen Einflussfaktoren wie Ernährung ist für weitere Erkenntnisse notwendig Schlaf, Schlafqualität, Schichtarbeit, Ruheraum, Polizei. Abstract This study examines the impact of nap rooms on sleep quality and performance of police officers working shifts. Based on two studies conducted with the Baden-Württemberg police in Germany, the use of nap rooms at a police station and a control center was evaluated. The findings indicate that the use of nap rooms, particularly during night shifts, led to improved alertness, concentration, and subjective performance. A positive effect on overall sleep quality was also observed in one user group. No negative effects on operational performance or signs of sleep inertia were reported. Despite a small sample size, the studies provide initial evidence that nap rooms could be a practical and health-promoting measure in policing. Further research into broader acceptance and factors such as nutrition is needed for further insights. Sleep, sleep quality shift-work, nap room, police. Obwohl die Effekte gestörten Schlafes auf verschiedene Lebensbereiche gut untersucht sind, gibt es kaum Studien, die spezifisch den Polizeibereich betreffen. Noch weniger bekannt ist, welche Faktoren einen günstigen Einfluss auf die Schlafqualität bei der Polizei trotz Schichtarbeit haben könnten. In anderen Berufen mit der Notwendigkeit einer ständigen Einsatzbereitschaft, wie der Feuerwehr oder im Rettungsdienst, sind Maßnahmen zur Förderung der Schlafqualität trotz des Schichtdienstes an vielen Stellen schon umgesetzt worden. Beispielsweise besteht vielerorts die Möglichkeit, in ruhigen Phasen während der Nachtschicht einen Ruheraum zu nutzen, an dem sich die Einsatzkräfte ausruhen können. Bei der Polizei Baden-Württemberg stehen solche Überlegungen noch am Anfang. Obwohl es bundesweit vereinzelt Dienststellen gibt, welche Ruheräume für Ruhezeiten (bspw. zwischen Früh- und Nachtschicht) anbieten, sind diese für Ruhepausen während des Dienstes bisher nicht vorgesehen. Vielmehr sind die Räume für die Ruhezeiten für Pendlerinnen und Pendler mit weiten Anfahrtswegen vorgesehen und dienen weniger zur Verbesserung der Schlafqualität für die Beamtinnen und Beamten im Schichtdienst (Carolin Hartung, 2018). Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, erste Hinweise zu geben, welche Faktoren im polizeilichen Schichtdienst günstig beeinflusst werden könnten, um die Schlafqualität, die Leistungsfähigkeit und letztlich die Gesundheit der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten zu erhöhen. Dazu werden neben einem kurzen Überblick über den Forschungsstand aktuelle Daten aus zwei praxisnahen Studien bei der Polizei Baden-Württemberg vorgestellt, die den Effekt von Ruheräumen auf Schlaf, Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit in einem Polizeirevier und einem Führungs- und Lagezentrum untersuchen. 2 Fachlicher Hintergrund
Für die Untersuchung eines möglichen Effekts von Ruheräumen auf Aspekte der Schlafqualität bedarf es zunächst eines genaueren Verständnisses der grundlegenden Funktion von Schlaf für die Menschen und welche Auswirkungen Schlafstörungen durch Schichtarbeit haben können. Nachfolgend werden die Effekte von Kurzschlafepisoden (Naps) vorgestellt und wie diese durch die Nutzung eines Ruheraums während des Schichtdienstes eingesetzt werden könnten. 2.1 Funktion des Schlafes
Die durchschnittliche Schlafdauer bei Menschen mit gesundem Schlaf liegt bei ca. sieben Stunden pro Nacht, wobei es individuell große Unterschiede geben kann (Riemann et al., 2011). Gesunder Schlaf hängt dabei nicht nur von der Dauer, sondern auch der Qualität des Schlafes ab, insbesondere in welchem Ausmaß der Schlaf auch zur Erholung beiträgt (Heitmann et al., 2011). Die Hauptfunktion des Schlafes ist neben der nächtlichen Regeneration des gesamten Organismus die Aktivierung einer Vielzahl lebenswichtiger, schlafspezifischer Prozesse. Insbesondere das Gehirn durchläuft während der Nacht Aktivierungsmuster, die dabei helfen, die Vielzahl an tagsüber erlebten Eindrücken zu verarbeiten und das Gedächtnis zu fördern (Diekelmann & Born, 2010). Dies geschieht einerseits durch ein allgemeines Abschwächen irrelevanter Informationen, in dem während des Schlafes überflüssige synaptische Verbindungen gelöscht werden (Tononi & Cirelli, 2006) und andererseits wichtige Inhalte des vorherigen Tages aktiv gestärkt werden (Diekelmann & Born, 2010). In einer aktuellen Studie konnte bspw. gezeigt werden, dass die Leistung der Probandinnen und Probanden in einer Mustererkennungsaufgabe besser war nach einer einstündigen Schlafphase im Vergleich zu einer einstündigen Ruhephase, in der die Probandinnen und Probanden unter gleichen Bedingungen in einem verdunkelten, reizabgeschirmten Raum lagen (Nissen et al., 2021). Dies ist ein direkter Hinweis dafür, dass Schlaf mehr ist als lediglich eine störungsfreie Ruhephase für das Gehirn, sondern spezifische Prozesse stattfinden, die sich positiv auf das Gehirn und den gesamten Organismus auswirken. Weiterhin ist mittlerweile gut belegt, dass Schlaf eine wichtige Funktion für die Stärkung des eigenen Immunsystems hat (Lange et al., 2010). Ausreichender und regelmäßiger Nachtschlaf spielt darüber hinaus auch eine entscheidende Rolle für einen ausgewogenen Stoffwechsel (Zhu et al., 2019). 2.2 Schlafstörungen durch Schichtarbeit
Gesunder Schlaf kann durch verschiedene Einflüsse wie bspw. Lärm, ungünstige Lichtverhältnisse, Stress und Schichtarbeit gestört werden. Die polizeiliche Arbeit im Schichtdienst stellt also einen erheblichen Risikofaktor für die Entwicklung von Schlafstörungen dar. Schlafmangel und daraus resultierende Schlafstörungen haben Konsequenzen für die Leistungsfähigkeit, das allgemeine Wohlbefinden und erhöhen das Risiko für die Entwicklung von psychischen und physischen Erkrankungen. Schlafstörungen sind in Deutschland weit verbreitet, je nach Studie leiden 10 % bis 30 % aller Erwachsenen an einer diagnostizierbaren Schlafstörung, wobei Frauen stärker betroffen zu sein scheinen als Männer (Schlack et al., 2013). In einer großen Studie konnte gezeigt werden, dass die Rate von Schlafstörungen bei Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeitern, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um etwa 30 % erhöht ist (Drake et al., 2004). Studien, die sich spezifisch mit den Effekten der Schichtarbeit bei der Polizei auseinandersetzen, gehen sogar davon aus, dass ungefähr 40 % der Beamtinnen und Beamten die Kriterien für eine Schlafstörung erfüllen (Garbarino et al.,...