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Lorei | Zeitschrift Polizei & Wissenschaft | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 54 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 297 mm

Reihe: Polizei & Wissenschaft

Lorei Zeitschrift Polizei & Wissenschaft

Ausgabe 4/2024
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-86676-891-8
Verlag: Verlag für Polizeiwissenschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ausgabe 4/2024

E-Book, Deutsch, 54 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 297 mm

Reihe: Polizei & Wissenschaft

ISBN: 978-3-86676-891-8
Verlag: Verlag für Polizeiwissenschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kompetentes Handeln basiert allgemein auf der Kombination praktischer Erfahrung und wissenschaftlicher Erkenntnisse. Grundlage hierfür ist die Kommunikation und Diskussion zwischen Wissenschaftlern und Praktikern. Dies gilt ganz besonders für eine moderne Polizei. Die Zeitschrift Polizei & Wissenschaft bietet die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Kommunikation polizeirelevanter Themenbereiche. Sie versteht sich als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Polizei. Durch ihre interdisziplinäre Ausrichtung werden unterschiedlichste wissenschaftliche und praktische Perspektiven miteinander vernetzt. Dazu zählen insbesondere die Bereiche Psychologie, Rechtswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Medizin, Arbeitswissenschaft und Sportwissenschaft. Aber natürlich wird auch polizeirelevantes Wissen der Disziplinen genutzt, die nicht klassisch mit dem Begriff Polizei verknüpft sind, wie z.B. Wirtschaftswissenschaften, Sprachwissenschaften, Informatik, Elektrotechnik und ähnliche. Polizei & Wissenschaft regt als breit angelegtes Informationsmedium zur Diskussion an und verknüpft Themenbereiche. Sie erscheint vierteljährlich und geht mit ihrer interdisziplinären Interaktivität über einen einseitigen und fachlich eingeschränkten Informationsfluss hinaus. Dazu nutzt sie die Möglichkeiten des Internets und fördert durch die Organisation von Veranstaltungen auch eine direkte Kommunikation.

Herausgegeben durch Prof. Dr. Clemens Lorei
Lorei Zeitschrift Polizei & Wissenschaft jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Johannes Holz
Der Einfluss von Schlafmangel auf die Schießleistung der Polizei

Marie Jostock & Frank Hallenberger
Aktives Zuhören im polizeilichen Einzeldienst Seite

Clemens Lorei & Kerstin Kocab
Polizei macht sich auf den Weg!
Überlegungen zur Pädagogik und Didaktik der polizeilichen Deeskalation


Der Einfluss von Schlafmangel auf die Schießleistung der Polizei


Johannes Holz

1 Einleitung


Die Polizeiarbeit ist eine anspruchsvolle und herausfordernde Tätigkeit, die schnelle Entscheidungen und körperliche Agilität erfordert. Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte arbeiten oft lange Stunden im Schichtdienst, was zu Schlafentzug und Müdigkeit führen kann. Frühere Studien haben gezeigt, dass Schlafmangel sich negativ auf die kognitive und körperliche Leistungsfähigkeit auswirken kann, was potenziell auch Auswirkungen auf die Schießleistung von Polizistinnen und Polizisten haben könnte.

Das Ziel dieser Arbeit ist es daher zu untersuchen, inwieweit sich Schlafmangel durch Schichtarbeit auf die Schießleistung bei Polizeibeamtinnen und -beamten auswirkt. In zwei experimentellen Studien wurde dazu die Schießleistung von Polizeibeamtinnen und -beamten nach einer durchwachten Nacht verglichen mit der Schießleistung nach einer Nacht, in der sie ganz normal geschlafen hatten. In einer der beiden Studien wurde zudem das Stresserleben als möglicher Einflussfaktor auf die Schießleistung mituntersucht.

Zusammenfassung

Diese Studie untersucht den Einfluss von Schlafmangel auf die Schießleistung von Polizeibeamtinnen und -beamten in Baden-Württemberg. Zwei experimentelle Studien wurden durchgeführt, um die Schießleistung nach einer Nacht ohne Schlaf im Vergleich zu einer normalen Schlafnacht zu analysieren. In der ersten Studie nahmen 28 Polizeistudierende an einer standardisierten Schießübung teil, während die zweite Studie 37 Teilnehmer einbezog und zusätzlich den Einfluss von Stress auf die Schießleistung untersuchte. Die Ergebnisse zeigen, dass Schlafmangel keinen signifikanten Einfluss auf die Schießleistung hatte. Auch wenn der Schlafmangel die Müdigkeit signifikant erhöhte, schien dies keinen Einfluss auf die Schießleistung zu haben. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Polizeibeamtinnen und -beamte in stressreichen Situationen möglicherweise in der Lage sind, ihre Leistung trotz Schlafmangels aufrechtzuerhalten. Zukünftige Forschung sollte die Auswirkungen von chronischem Schlafmangel und die Relevanz des Stressniveaus in realen Einsatzsituationen weiter untersuchen.

Schlaf, Schlafqualität, Schlafentzug, Schichtarbeit, Schießen, Schießleistung, Polizei.

Abstract

This study investigates the influence of sleep deprivation on the shooting performance of police officers in Baden-Württemberg. Two experimental studies were conducted to analyze shooting performance after a night without sleep compared to a normal sleep night. The first study involved 28 police students participating in a standardized shooting exercise, while the second study included 37 participants and also examined the impact of stress on shooting performance. The results indicate that sleep deprivation did not have a significant effect on shooting performance. While sleep deprivation significantly increased fatigue, this appeared to have no impact on shooting performance. These findings suggest that police officers may be able to maintain their performance in high-stress situations despite sleep deprivation. Future research should further investigate the effects of chronic sleep deprivation and the relevance of stress levels in real operational situations.

Sleep, sleep quality, sleep deprivation, shift work, shooting, markmanship, police.

2 Fachlicher Hintergrund


2.1 Schlafmangel durch Schichtarbeit und dessen Folgen


Aktuelle Studien haben gezeigt, dass ausreichend Schlaf sich nicht nur positiv auf die Lebensqualität auswirkt (Kudrnácová & Kudrnác, 2023), sondern auch für den Erhalt des Immunsystems (Dimitrov et al., 2019) sowie die Regeneration und Entwicklung des Gehirns (Tononi & Cirelli, 2020) elementar ist.

Gesunder Schlaf kann durch verschiedene Einflüsse wie beispielsweise Lärm, ungünstige Lichtverhältnisse, Schichtarbeit und Stress gestört werden. Die polizeiliche Arbeit, welche in großen Teilen im Schichtdienst vollbracht wird, stellt also in erheblichem Ausmaß einen Risikofaktor für die Entwicklung von Schlafstörungen dar. Schlafmangel und daraus resultierende Schlafstörungen haben Konsequenzen für die Leistungsfähigkeit, das allgemeine Wohlbefinden und erhöhen in erheblichem Maße das Risiko für die Entwicklung von physischen und psychischen Erkrankungen (Riemann et al., 2011). Schlafstörungen sind in Deutschland weit verbreitet, je nach Studie leiden 10 - 30 % aller Erwachsenen an einer diagnostizierbaren Schlafstörung, wobei Frauen stärker betroffen zu sein scheinen als Männer (Schlack et al., 2013). Als eine häufige Folge von Schichtarbeit können Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen auftreten, bei der die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, einen regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus einzuhalten (Kervezee et al., 2018).

In einer großangelegten Studie aus Detroit konnte gezeigt werden, dass ca. 26 bis 32 % aller Schichtarbeiter unter einer Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung leiden, je nachdem ob die Schichtarbeit als Nacht- oder Wechselschichtmodell organisiert ist. Dies bedeutet, dass die Rate von Schlafstörungen bei Schichtarbeitern um etwa 10 % erhöht ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung, in welcher nur ca. 18 % unter einer Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung leiden (Drake et al., 2004).

Neben dem gesteigerten Risiko für Schlafstörungen hat die Arbeit im Schichtdienst über viele Jahre auch negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit. So steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Hermansson et al., 2015), Stoffwechselerkrankungen (Karlsson et al., 2003) und Krebs (Haus & Smolensky, 2013). In einer aktuellen Studie gibt es erste Hinweise darauf, dass die Fähigkeit der DNA-Methylierung bei Menschen in Schichtarbeit reduziert ist (Lahtinen et al., 2021). Dabei handelt es sich um einen Prozess, der eine wichtige Schutzfunktion für die Zellen bietet und unter anderem für die synaptische Plastizität und damit für die Gedächtnisbildung und -erhaltung erforderlich ist (Duke et al., 2017). Negative Folgen der Schichtarbeit für die Gesundheit können jedoch auch schon nach wenigen Tagen eintreten. So konnte in einer streng kontrollierten Laborstudie gezeigt werden, dass die Zelltranskription der inneren Uhr bereits nach vier Tagen simulierter Nachtschichtarbeit reduziert war (Kervezee et al., 2018). Dieser Prozess wird direkt mit negativen Effekten für die Gesundheit assoziiert (Kervezee et al., 2018), dazu gehören unter anderem Typ-2-Diabetes, Gewichtszunahme, Krebserkrankungen und koronare Herzkrankheiten (Kecklund & Axelsson, 2016).

Neben den gesundheitlichen Problemen und akuter Müdigkeit während der Arbeit geht das Arbeiten im Schichtdienst auch mit negativen Folgen für Reaktionsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Belastbarkeit und Konzentration einher (Angerer & Petru, 2010). Weiterhin steigt das Risiko für Arbeitsunfälle während der Nachtschicht signifikant an (L. Smith et al., 1994). Diese Bereiche sind bekanntermaßen auch für das Schießen mit einer Schusswaffe von allergrößter Relevanz. Große Teile der polizeilichen Aufgaben werden durch Polizeibeamtinnen und -beamten im Wechselschichtdienst wahrgenommen. Ein Schusswaffengebrauch kann daher für Polizeibeamtinnen und -beamten zu jeder Tages- und Nachtzeit erforderlich sein. Aus diesem Grunde ist es naheliegend zu untersuchen, inwieweit sich Schlafmangel auf die Schießleistung auswirkt.

2.2 Schlafmangel und Schießleistung


In einem Review aus dem Jahr 2022 wurden Studien zu Schießleistungen unter unterschiedlichen Bedingungen ausgewertet. Dabei wurden physische und psychische Faktoren untersucht, die eine Auswirkung auf die Schießleistung haben könnten (Simas et al., 2022). Demnach haben körperliche Anstrengung und das Mitführen von Einsatzmitteln keine nennenswerte Auswirkung auf die Treffsicherheit. Ängste, welche in den Studien beispielsweise durch Stressszenarien vermittelt wurden, können sich sowohl negativ als auch positiv auf die Schießergebnisse auswirken (Simas et al., 2022). Die in der oben genannten Arbeit enthaltenen Studien berücksichtigen zwar unterschiedliche Bedingungen, unter welchen die Schießübungen absolviert wurden, allerdings bleibt der Faktor Schlaf unbeachtet und kann somit nur mittelbar als Ursache für die genannten Einflussfaktoren herangezogen werden.

In einer Studie von Tharion et al. aus dem Jahr 1997 wurde der Einfluss von Schlafmangel und Koffein auf die Schießleistung untersucht. Die Teilnehmenden der Studie unterlagen einem 73- bis 74-stündigen Schlafentzug und absolvierten anschließend neben unterschiedlichen Wachsamkeitsübungen auch eine Schießübung. Es konnte gezeigt werden, dass Koffein die Leistung in verschiedenen Bereichen, wie beispielsweise in Aufgaben zur Entscheidungsfähigkeit, verbesserte. Dies galt...



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