E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Lovelace Der Ritter und die Lady
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6032-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6032-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kaum hat die zarte Lady Mellisynt zum ersten Mal im Leben die Wonnen der Liebe genossen, scheint ihr junges Glück auch schon wieder vorbei: Ihr frisch angetrauter Ehemann Richard d'Edgemoor muss in den Krieg ziehen und lässt sie allein am Hof zurück ...
Als Tochter eines Luftwaffenoffiziers wuchs Merline auf verschiedenen Militärbasen in aller Welt auf. Unter anderem lebte sie in Neufundland, in Frankreich und in der Hälfte der fünfzig US-Bundesstaaten. So wurde schon als Kind die Lust zu reisen in ihr geweckt und hält bis heute noch an. Während ihrer eigenen Militärkarriere diente sie in Vietnam, Taiwan und im Pentagon. Als sie nach 23 Jahren ihre Uniform an den Nagel hängte, entschied sie sich dazu, ihre Leidenschaft für Abenteuer und ihren Hang zum Geschichtenerzählen zu kombinieren und ihre Erfahrungen bei der Luftwaffe in viele ihrer Romane einfließen zu lassen. Seitdem hat sie jede Menge aktionsreicher, spannender Romane geschrieben. Inzwischen sind es über 70, und einige davon schafften sogar den Sprung auf die Bestsellerlisten. Über zehn Millionen Exemplare wurden in dreißig Ländern verkauft. Ihre Bücher heimsten zahlreiche Preise ein, unter anderem den begehrten RITA Award, den Oscar der Verlagsbranche. Außerdem ist sie stolz darauf, sich Oklahomas Schriftstellerein des Jahres nennen zu können. Seit mehr als 35 Jahren ist sie mit ihrem Mann verheiratet, den sie bereits an ihrem zweiten Tag bei der Air Force kennenlernte. Sie genießt es zu golfen, zu reisen und lädt gern Familie und Freunde zu ausgedehnten Abendessen ein, bei denen es lebhaft zugeht.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL Im Hornung des Jahres Unseres Herrn 1184 Mellisynt holte tief Luft und schaute den vor ihr stehenden Fremden aus weit geöffneten Augen an. „Ja, ich werde mich mit Euch vermählen, Monsieur d’Edgemoor.“ „Ihr wisst, dass Ihr noch wählen könnt, Madame de Trémont“, erwiderte er ruhig. „Ihr könnt Euch dank Eures Brautschatzes in einem Stift einkaufen und dort ein friedliches Dasein führen.“ „Dessen bin ich mir gewahr.“ Mellisynt sah die blauen Augen des Ritters mit eindringlichem Ausdruck auf sich gerichtet. Richard d’Edgemoor hatte ein markantes, sonnengebräuntes Gesicht, dunkle Brauen und schwarzes, an den Schläfen mit hellgrauen Fäden durchzogenes Haar. Um Augen und Mund hatte er tiefe Falten, und die Nase war offenbar mehr denn einmal gebrochen worden. Sein Äußeres entsprach ganz seinem Ruf als kampferprobter Haudegen. Er presste die Lippen zusammen und schien zu einem Entschluss zu gelangen, der ihm Unbehagen einflößte. „So mag es denn sein“, erwiderte er. „Ruft Euren Kapellan und veranlasst, dass der Verspruch innerhalb der nächsten Stunde vollzogen werden kann. Morgen bei Anbruch des Tages reisen wir gen Nantes. Ich möchte, dass Ihr innerhalb der Stadtmauern in Sicherheit seid, bevor ich mich wieder dem Duc de Bretagne anschließe.“ Klopfenden Herzens nickte Mellisynt. Sie wusste genau, dass die Worte des Chevaliers eine andere Bedeutung hatten. Er hatte vor, sie, die wohlhabende Witwe, in die befestigte Stadt zu verbringen, weil er sie nicht in Trémont zu lassen wagte. Er befürchtete wohl, sie könne in seiner Abwesenheit die Verlobung lösen und sich in der Veste verschanzen. Natürlich konnte er nicht ahnen, dass es ihr inständigster Wunsch war, die Burg zu verlassen. „Wünscht Ihr, Euch in der Kammer meines früheren Gemahls zu erfrischen, Seigneur?“, erkundigte sie sich. „Ich würde mich sogleich, nachdem ich mit Bruder Anselm gesprochen habe, mit Euren Bedürfnissen befassen.“ Richard blickte auf den verschmutzten Waffenrock und die bespritzte Rüstung und schüttelte den Kopf. „Ich danke Euch, Madame, doch das ist nicht nötig. Ich muss mich um die Wehrhaftigkeit der Fron kümmern. Mein Knappe Barthélemy wird mich versorgen.“ Schweigend neigte Mellisynt den Kopf und schaute dem Ritter hinterher, während er durch den Baugensaal stapfte. Einen Moment zeichnete sich seine kräftige Gestalt, die durch den Harnisch noch breiter wirkte, gegen das einfallende trübe Winterlicht ab. Jäh wurde Mellisynt von Zweifeln überkommen. Fröstelnd zog sie den pelzgefütterten Schultermantel vor der Brust zusammen und fragte sich beklommen, was sie getan habe. Der Chevalier strotzte vor Kraft und hatte ein so strenges, abweisend erscheinendes Gesicht. Betroffen überlegte Mellisynt, wie sie hatte einwilligen können, sich an ihn zu binden. Die um sie herum herrschende Betriebsamkeit lenkte sie vor ihrer aufsteigenden Angst ab. Sie straffte sich, da sie nicht wollte, dass ihre Bediensteten merkten, wie unwohl ihr innerlich war. Sie waren ohnehin schon durch das Eintreffen eines schwer bewaffneten Trosses verstört worden, dessen Anführer im Namen des Herzogs der Bretagne Einlass in die Festung verlangt hatte. Nachdem der Vorreiter verkündet hatte, der Sieur d’Edgemoor begehre, dass man ihm das Haupttor öffne, war die Aufregung der Burgbewohner in nacktes Entsetzen umgeschlagen. Seit es im Sommer zu kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen war, hatte der Chevalier d’Edgemoor eine schaurige Spur verbrannter Weiler und zerstörter Vesten hinter sich gelassen. Schon von der Ringmauer her hatte Mellisynt erkannt, wie eindrucksvoll er gewachsen war. Sobald der Hofmeister ihr berichtet hatte, was der Ritter begehrte, war sie bereit gewesen, ihm den Zutritt in die Burg und damit auch in ihr Leben zu gewähren. Ein Mann wie er war gewiss imstande, ihr das Kind zu schenken, nach dem sie sich sehnte, und ihr das Verlassen des Kastells zu ermöglichen. Allein aus diesen beiden Gründen würde sie sich vor Gott mit ihm zusammengeben lassen. Sie schlang die Arme um den Oberkörper und sagte sich, sie müsse nun den Priester aufsuchen, konnte sich indes nicht dazu überwinden. Sie ließ den Blick durch den von flackernden Fackeln schwach erhellten Saal schweifen und war sicher, dass sie der Veste, in der sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte, bald den Rücken kehren werde. Diese Aussicht erfüllte sie mit Freude und verdrängte das Gefühl der Beklommenheit. Beschwingten Schritts begab sie sich zum Bethaus. Sie betrat die Kapelle, sah Pater Anselm vor dem Altar auf und ab schreiten, sichtlich verärgert darüber, dass er vom Gespräch mit dem Sire d’Edgemoor ausgeschlossen gewesen war, und blieb stehen. Tief durchatmend, setzte sie einen Herzschlag später den Weg fort, ging zum Kapellan und verkündete: „Der soeben eingetroffene Chevalier ist tatsächlich Richard d’Edgemoor, Ehrwürdiger Vater.“ Anselm verengte die Augen und erwiderte abfällig: „Der englische Bastard! Der Herzog will Euch mit dem Spross einer gemeinen Hudel vermählen!“ „Ja, Monsieur d’Anjou legt stets großen Wert auf das Wohlbefinden seiner Gefolgsleute“, äußerte Mellisynt süffisant. Nach dieser boshaften Bemerkung spürte Anselm vor Wut die Hitze ins Gesicht steigen, wie immer, wenn er mit der Burgherrin zu tun hatte. „Hütet Eure Zunge, Madame“, entgegnete er warnend. „Schließlich ist der Duc de Bretagne Euer Lehnsherr und hat somit das Recht, mit Euch zu verfahren, wie es ihm gutdünkt.“ „Gewiss. Das hat er schon einmal getan, als er mich Frodewin de Trémont zum Weib gab.“ Es war ihr nicht gelungen, den Zorn zu verhehlen, auch wenn sie sich darum bemüht hatte. „Es ist an Euch, Madame, Euch einen anderen Gemahl zu erküren“, sagte Anselm schroff. „Wärt Ihr indes eine fügsame Witwe, würdet Ihr Euch dem letzten Wunsch Eures hingeschiedenen Gatten fügen und Euch in den Euch von ihm bestimmten Konvent zurückziehen. Es wurde bereits alles arrangiert.“ „Nein, ich bin es leid, hinter hohen Mauern eingesperrt zu sein“, entgegnete Mellisynt und schüttelte den Kopf. „Überlegt es Euch gut, Madame“, ermahnte Anselm sie. „Gehet noch einmal mit Euch zurate! Wie könnt Ihr Euch an diesen Unhold binden wollen?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte matt in Erwiderung des entrüsteten Blicks des Paters. „Die Erfahrungen, die ich mit meinem Herrn Gemahl gemacht habe, lassen mich nicht allzu viel Gutes erwarten“, sagte sie achselzuckend. „Monsieur d’Edgemoor ist mir so gut wie jeder andere Chevalier. Zumindest wird er imstande sein, mir Kinder zu schenken.“ Anselm näherte sich der Burgherrin und beugte sich zu ihr. „Das ist die göttliche Strafe für Eure Widerspenstigkeit, Madame“, erwiderte er vorwurfsvoll. „Wäret Ihr Eurem verblichenen Gemahl willfähriger gewesen, hättet Ihr sicher von ihm empfangen. Dann wäret Ihr nicht genötigt, Euch einen zweiten Gatten zu nehmen und ihm das Gold und die Ländereien des Verstorbenen, Gott sei seiner Seele gnädig, überlassen zu müssen.“ „Habt Ihr nicht nur Angst, Euer bequemes Dasein könne gefährdet werden, Pater Anselm?“ Sie sah ihn vor Wut die Lippen zusammenpressen und brüsk einen Schritt zurücktreten. Viele Sommer waren ins Land gezogen, seit er das Kloster zu Prémontré verlassen hatte und der Beichtiger des Seigneur de Trémont geworden war. Sie vermutete, dass er in all der Zeit weder sein Armutsgelübde noch den von Seiner Heiligkeit zu Rom erneut verfügten Zölibat gehalten hatte. Mehr denn ein Kind war mittlerweile von Mägden zur Welt gebracht worden, das die hellen blauen Augen des Gottesmannes hatte. Mellisynt genoss seine Empörung, dachte dann indes an die zahlreichen Stunden, die sie seinetwegen bußfertig auf den Knien vor dem Altar hatte verbringen müssen, und kam zu der Erkenntnis, er sei nicht einmal ihrer Verachtung wert. „Noch habt Ihr nichts zu befürchten, Ehrwürdiger Vater“, fuhr sie spöttisch fort. „Der Aufbruch erfolgt in der Frühe, und es werden gewiss viele Monde kreisen, ehe der Krieg ein Ende hat. Erst dann wird Monsieur d’Edgemoor seine Aufmerksamkeit auf die hier lebenden Menschen richten und ihnen Vorschriften machen.“ Anselms Züge entspannten sich. Er wirkte erleichtert. Mellisynt raffte die Röcke und sagte ruhig: „Er verlangt, dass der Verspruch innerhalb der nächsten Stunde feierlich vor Gott bekundet wird.“ „Das schickt sich nicht“, wandte Anselm ein. „Euer verstorbener Gemahl liegt noch nicht lange in geweihter Erde.“ „Alles geschieht nach des Allmächtigen Willen, Hochwürdiger Vater.“ Vor Überraschung verschlug es ihm die Sprache, als er sie die Worte, die er so oft im Munde geführt hatte, wiederholen hörte. Ehe er jedoch etwas erwidern konnte, hatte sie sich abgewandt. Geschwind verließ sie die Kapelle und begab sich wieder in den Wohntrakt. Dort angekommen, blieb sie im Gewölbe neben einer durch die Zeitläufte dunkler gewordenen Säule stehen und sagte sich, sie werde bald, sehr bald, der Veste entronnen sein. Sie verdrängte den Widerwillen, den der Kapellan ihr stets einflößte, ließ den Hofmeister zu sich rufen und trug ihm auf, vier Knechte in die unter dem Dach gelegene Kammer zu schicken und die Truhen, in denen ihre Aussteuer hergeschafft worden war, zu ihr in ihr Gemach zu bringen. Dann begab sie sich dorthin und harrte auf das Eintreffen der Kasten. Nachdem vier keuchende Männer die Koffer in die Kemenate gewuchtet und sich...